Guten Tag!
Kann mir jemand sagen was komparatistische Imagologie ist? Wie wird sie verwendet? Was für Ansätze gibt es?
Was denkt ihr über diesen Forschungszweig?
Guten Tag!
Kann mir jemand sagen was komparatistische Imagologie ist? Wie wird sie verwendet? Was für Ansätze gibt es?
Was denkt ihr über diesen Forschungszweig?
›Imagologie‹ ist die Wissenschaft vom Bild, genauer gesagt: von dem Bild, das wir uns von anderen Kulturen und Regionen machen – untersucht mit den Mitteln der Komparatistik, also der vergleichenden Literaturwissenschaft. Man schaut sich die Perspektive belletristischer Werke auf das ›Andere‹ an und versucht, herauszufinden, ob es als fremd wahrgenommen wird, inwieweit Abgrenzung stattfindet, welche Stereotype oder Überzeichnungen bei dessen Darstellung erkennbar werden und welche Schlüsse über das Verhältnis der beschreibenden und der beschriebenen Kultur sich ziehen lassen. Dieser Forschungszweig hat eine starke kulturwissenschaftliche Verwurzelung, die darauf zielt, den Dialog zwischen Kulturen zu ermöglichen, indem man seine Ausgangsbedingungen (Was denkt man in den Kulturen voneinander, was weiß man?) feststellt. Einen problematischen Aspekt sehe ich darin, dass man sich stets bewusst machen sollte, dass es sich bei literarischen Werken nicht um Texte handelt, die für bare Münze zu nehmen sind. Es bedarf sorgfältiger Analyse, um herauszuarbeiten, wie das Geschriebene aufzufassen ist; von einer, sagen wir, rassistischen Erzählerfigur auf rassistisches Gedankengut beim Autor oder in dessen Herkunftskultur zu schließen, wäre riskant. Du wirst indes Forschungsarbeiten finden, die so vorgehen, und ihnen hoffentlich mit Skepsis begegnen.
Hilft dir das weiter?
Gruß
Christopher
Vielen lieben Dank,
das hilft mir schon sehr weiter. Ich habe da aber noch eine Frage. Sie meinten, dass die Untersuchung mit Mitteln der Komparatistik stattfindet.Kann man die Imagologie auch im Rahmen der Interkulturellen Germanistik anwenden? Oder hat diese eine andere Methode um das „Andere“ in der Literatur zu untersuchen? (bzw. das Bild von dem „Anderen“.) In diesem Zusammenhang müsste doch auch „literarischen Stereotypen“ auf den Grund gegangen werden, oder? Gibt es eine genaue Methode, nach der man literarische Texte mit Hilfe der Imagologie untersuchen kann? Das meiste Material, dass man über dieses Thema findet ist irgendwie schon sehr alt…ist die Forschungsrichtung doch nicht mehr aktuell?
Oh…Entschuldigung, es sind doch so viele Fragen, aber ich bin leider erst Studienanfänger und weiss noch nicht so viel darüber…
Vielen Dank und beste Grüße,
Maria
Hallo Maria,
tut mir leid, dass ich erst jetzt wieder antworte, aber ich hatte vorher keine Zeit.
Besser als ›mit den Mitteln der Komparatistik‹ hätte ich wohl ›mit den Mitteln der Literaturwissenschaft‹ geschrieben. Imagologische Untersuchungen können freilich auch im Rahmen des Studienfachs ›Interkulturelle Germanistik‹ stattfinden. Es ging mir vor allem darum, darauf hinzuweisen, dass die betrachteten Texte aufgrund ihrer Fiktionalität idealerweise von Wissenschaftlern analysiert werden, die sich mit der Struktur solcher Werke auskennen – also nicht von reinen Kulturwissenschaftlern.
›Imagologie‹ ist in der Tat keine ganz neue Richtung, so wie auch die interkulturelle Germanistik schon ihre zwanzig bis dreißig Jahre auf dem Buckel hat. Das Entscheidende an der Imagologie ist nicht die literaturwissenschaftliche Technik, sondern die (seinerzeit innovative) Idee, dass einerseits Selbst- wie Fremdbilder häufig textuell konstruiert anstatt ›einfach da‹ sind und dass sich andererseits in der Wahrnehmung bzw. Beschreibung des Anderen zeigt, in welchen Kategorien man selbst denkt. Es geht also weniger um die Anwendung einer bestimmten Analysemethode als darum, bei der Untersuchung das Hauptaugenmerk darauf zu legen, inwieweit Autoren literarischer Texte Unterschiede bei der Schaffung sogenannter Auto-Images (Selbstbilder) und Hetero-Images (Fremdbilder) machen. Stereotype herauszuarbeiten, ist dabei häufig ein Ziel; gerade, aber nicht nur in der Trivialliteratur kann man sich kaum vor wenig differenzierten Darstellungen von Figuren(gruppen) retten. Die interkulturelle Germanistik bzw. die Imagologie interessiert sich darüber hinaus für die kulturelle Wirkung, die diese Images unbestritten haben.
Wenn du noch weitere Fragen hast, kannst du dich gerne melden.
Viele Grüße
Christopher