Hallo,
Dir ist aber klar, dass das nur eine Meinung wie die zum aktuellen Wetter sein kann? Denn es ist einfach so da, ganz ohne irgendwelche Absichten oder Hintergedanken.
Nein, ein Staat entscheided inwieweit er Aussenhandel betreiben will.
Du meinst also, dass es der Staat in der Hand hat, ob die Bürger Außenhandel betreiben? Das war vielleicht in der DDR so, wo der Staat auch das geregelt/geplant hat. Auf die BRD trifft das in diesem Maße nicht zu.
Es steht am Ende mehr zur Verfügung also ohne deren Nutzung.
Die Frage lautet aber wer etwas davon hat. Die Buerger eines Landes in den wenigsten Faellen.
Nein, das Modell beantwortet nur die Frage, ob es durch Außenhandel mehr wird. Die Verteilung beantwortet es nicht.
Dass die Gesamtproduktivitaet dadurch erhoeht wird bezweifle ich nicht. Aber was sind die Folgen davon?
Mehr Güter für alle.
Du willst hier also behaupten dass hoehere Exporteinnahmen eines Landes zu wachsenden Wohlstand der Bevoelkerung fuehren?
Es geht darum, dass bei komparativen Kostenvorteilen durch Außenhandel für beide Seiten mehr rauskommt. Nicht versuchen mit dem Modell erklären zu wollen, warum Lieschen Müller nur bei ihrem Lieblingsbäcker die Brötchen kauft.
Deshalb geht es also den Menschen im Oelexportland Nigeria so gut…
Das ist eine Frage der Verteilung innerhalb dieses Staates. Da kann das Modell der komparativen Kostenvorteile nicht für, wenn das nicht so verteilt wird, wie sich das die Mehrheit der Nigerianer wünscht.
Unmittelbare Folgen:
Option A: Bei gleichem Input wird mehr Output produziert. Die Folgen sind ein groesseres Angebot von Produkt X und sinkende Preise und somit geringere Einkuenfte daraus fuer die betreffende Volkswirtschaft.
Na und. Zu der Volkswirtschaft gehören doch auch die privaten Haushalte, die nun dafür geringere Preise bezahlen müssen.
Super! Der durchschnittliche Nigerianer kann sich also darueber freuen dass durch die Rohoelexporte seines Landes der Weltmarktpreis fuer Oel um ein paar Prozent niedriger ist und er sich (falls er ueberhaupt ein Auto hat) ein paar Cent spart.
Du machst wohl den Fehler mit dem Modell Probleme lösen bzw. Fragen beantworten zu wollen, die es nicht lösen bzw, beantworten kann. Außerdem versuchst Du ein hochaggregiertes Modell nun auf einzelne Personen anwenden zu wollen. Dafür sind solche Modelle nicht gedacht. Dieses Modell macht jur eine Aussage: Bei Vorliegen komparativer Kostenvorteile bringt Außenhandel Vorteile. Es beantwiortet nicht, wie diese Vorteile innerhalb der jeweiligen Volkswirtschaft verteilt werden.
Option B: Der gleiche Output wird mit geringerem Input produziert. Die Folgen sind weniger Beschaeftigung, d.h. es sind weniger Arbeitskraefte noetig - die Einnahmen werden auf weniger Personen verteilt, viele Menschen werden arbeitslos, die Loehne sinken…
Oder die Leute haben Zeit für etwas anderes.
Ja, Zeit zum betteln - oder werden von den Einnahmen z.B. aus Oelexporten Schulen gebaut? (Vielleicht gibt es ab und zu ein Vorzeigeprojekt, aber in den meisten Laendern (ausser in Venezuela) sieht es anders aus.)
Auch wenn ich mich wiederhole: Das ist nicht die Frage, die dieses Modell beantworten kann oder soll.
Außerdem bedeuten natürlich auch hier niedrigere Kosten niedrigere Ausgaben für die privaten Haushalte.
Wenn die Kosten fuer die Produktion sinken - wieso muss sich das zwangslaeufig auf niedrigere Preise durchschlagen?
Das ist eine der Modellannahmen. Das basiert ja auch Kostenvorteile auf Ebene der Volkswirtschaft. Wie diese in der Volkswirtschaft verteilt werden, beantwortet das Modell nicht
a (Auf die Monopolgefahr hab ich bereits hingewiesen).
ja, das wäre dann eine politische Entscheidung, inwieweit man dieses Risiko eingehen will. In einem anderen Brett regst Du Dich über eine solche Entscheidung übrigens auf. Da geht es darum, ob sich Deutschland noch stärker auch Energieimporte verlassen sollte. Da bist Du dafür.
Durch die hoehere Arbeitslosigkeit und die geringeren Entgelte sinkt die Binnennachfrage
Das ist ja nicht zwangsläufig so, sondern zunächst eine Unterstellung.
Arbeitslosigkeit ist eine logische Folge wenn weniger
Arbeitskraefte gebraucht werden…
Nicht, wenn mehr hergestellt wird. Die Unterstellung beginnt an der Stelle, dass weniger produziert wird und dass nur Arbeit eine Wert wäre.
(weil die Oberschicht dies durch die hoeheren Gewinne aufgrund ihrer niedrigeren Konsumquote meist nicht ausgleicht).
Das eine ist aber nicht der Grund für das andere. Da hinkt Deine Argumentation ganz gewaltig.
Was hinkt da? Wuerde die Oberschicht taeglich nicht nur ein sondern 100 Broetchen kaufen koennte man den verminderten Konsum der Masse teilweise ausgleichen.
Es geht darum. ob das Eine der Grund für das Andere ist. Du bist ständig bei der Verteilung von (gestiegenem) Wohlstand durch die Nutzung komparativer Kostenvorteile. Das Modell erklärt aber nur die Entstehung bzw. das Wachstum dieses Wohlstandes. Nicht dessen Verteilung innerhalb der Volkswirtschaft.
Die Wirtschaft des landes schrumpft. Die Arbeitslosigkeit wird noch hoeher, die Kriminalitaet steigt…
Oder sie steigt, weil man nun noch etwas anderes herstellen kann, wobei ja freiziet durchaus auch einen Nutzen darstellen kann.
Tolle Freizeit in der man hungern kann… Arbeitslosigkeit (und damit Freizeit) gibt es in den Slums uebrigens nicht, jeder muss etwas machen um zu ueberleben.
Wo haben wir den Slums und Hunger?
Aber wie hoch die Lebensqualitaet von jemanden ist der z.B. als Muellsammler oder Bettler arbeitet ist eine andere Frage.
Keine für dieses Modell.
Früher gingen die Leute an sechs Tagen die Woche mehr als 12 Stunden arbeiten. Den wenigsten ging es dabei besser als heute einem Erwerbsunfähigen oder Erwerbslosen.
Frag mal die Leute in Bangladesch ob es heutzutage so viel besser geworden ist…
Selbst wenn es denen im Durchschnitt nicht besser ginge, sondern nur uns, dann ist das insgesamt eine Verbesserung. Wie das verteilt wird, ist dann eine andere Baustelle. In Bangladesch werden wohl heute wesentlich mehr Leute ernährt als vor Hundert Jahren. irgendwo wird das herkommen.
Schau Dir mal den Arbeitsalltag eines Managers an, die Arbeitszeit ist nicht viel kuerzer geworden.
Wirklich?
Der Stress wurde wahrscheinlich eher noch groesser.
Mit solchen Einzelfällen brauchst Du bei diesem Modell nicht kommen. Die können zwar alle richtig sein, sind aber nicht Gegenstand dieses Modells.
Langfristige Risiken:
Wenn sich ein Land auf ein Exportprodukt spezialisiert kommt die Produktion anderer Gueter zu kurz, diese muessen importiert werden.
Genau das ist Sinn und Zweck der Übung.
Wow, Abhaengigkeit ist ja ganz toll!
Nein, Nutzung komparativer Vorteile.
Übrigens ist es wie bei vielen Modellen so, dass stark vereinfacht wird. Hier eben auf zwei Volkswirtschaften und zwei Güter. Dir ist klar, dass in einer realen Volkswirtschaft, das eine oder andere Gut mehr produziert wird?
Die Effekte bleiben aber gleich, egal wieviele Gueter und Laender man ins Modell wirft.
Ja, aber ind er Praxis werden aber auch noch ein paar mehr Dinge abgewogen. Etwa, ob mans ich vollständig von Importen abhängig machen will, oder ob man beispielsweise einen Teil seiner Energiebdarfs durch den Abbau eigener Vorräte decken will. Die Entscheidung in Deutschland zeigt, dass man sich dabei nicht allein nach den Kriterien des hier diskutierten Modells richtet. Eben weil man weiß, dass man es bei den Exporteuren auch nicht um streng rationale Leute handelt.
Dadurch macht sich das Land vom Ausland abhaengig denn es kann sein dass das eigene Exportprodukt weniger (bzw. nur zu einem geringeren Preis) nachgefragt wird und das Land somit nicht genug Devisen hat um die benoetigten Importprodukte zu kaufen.
Dann gibt es vielleicht keinen komparativen Kostenvorteil mehr. Die sind ja nicht in Stein gemeißelt. Das Leben steckt voller Veränderungen.
Und dann wird von einen Tag auf den anderen von Baumwollanbau auf Lebensmittelproduktion umgestellt, quasi ueber Nacht.
Nö, man darf schon die Entwicklung auf den Märkten beobachten und das Modell zwingt auch nicht, mich in eine solche Abhängigkeit zu begeben. ich muss eben auch die restliche Realität berücksichtigen und darf nicht glauben, dass die Modellannahmen die Realität wären.
Marktpreise koennen sich schnell aendern (durch Spekulation, politsche Entscheidungen…), ein abhaengiges Land kann sich nicht so schnell anpassen.
Dann istd as so. Wenn es schneit, dann schneit es, ganz egal, ob ich Winterreifen drauf habe oder nicht. Und auch ganz egal, ob ich den Wetterbericht gehört habe und ganz egal, ob die Vorhersage richtig war. Solche Unwägbarkeiten muss man berücksichtigen.
Die EU hat das verstanden und steckt einen grossteil des Budgets in die Erhaltung der Landwirtschaft weil sonst wohl die meisten Lebensmittel importiert wuerden und die EU abhaengig waere.
Die EU kann genug für sich selbst produzieren, auch ohne Förderung. Das ist eben eine große Umverteilungmaschine.
Ein starker Rueckgang des Hauptexportproduktes (Missernte) oder ein internationaler Preisverfall (durch Substitutionsprodukte, Wirtschaftskrise, Konkurrenz) bring das betreffende Land leicht in Not (Hungersnot, kein Geld fuer medizinische Versorgung…).
Dann ändert sich das Marktgleichgewicht eben.
Dann aendert sich aber auch das (evtl. nicht mehr lange andauernde) Leben der Menschen dort gewaltig (und evtl. sogar gewalttaetig).
Ja, und wenn es schneit, liegt Schnee auf der Straße und Autos fahren in den Graben oder blockieren die Straße für Tausende Andere.
Wenn ein Land ueber einen laengeren Zeitraum den Fokus auf ein Exportprodukt richtet (z.B. Baumwolle) werden zu wenig kompetente Arbeitskraefte in anderen Bereichen ausgebildet, evtl. entstehen Umweltschaeden, das Land wird durch die Monokulturen anfaellig fuer z.B. Schaedlinge, da viel von einem Wirtschaftszweig abhaengt entsteht leicht eine Akkumulation von Geld und Macht, neue Technologien (z.B. bessere Erntemaschinen) koennen schnell zu Massenarbeitslosigkeit fuehren, im Kriegsfall ist das Land sehr verwundbar (z.B. koennen leicht Schaedlinge auf Baumwollfelder abgeworfen werden, Infrastruktur fuer Oelfoerderung kann zerstoert werden…).
Jede Infrastruktur kann zerstört werden. Dieses Wirtschaftsmodell ist wohl kaum dazu geeignet, warum Kriege entstehen. Einfach mal bei den Modellannahmen bleiben. Eine ist bestimmt wieder der Homo oeconomicus. Der führt als rationaler Nutzenoptimierer keine Kriege.
Wenn sich ein Land aber nur z.B. durch Oelexporte finanziert ist es leichter die Infrastruktur dafuer zu zerstoeren und das Land damit hart zu treffen als bei einem Land dessen Wirtschaft auf mehreren Saeulen ruht und welches selbst die benoetigten Gueter herstellen kann.
Die stellt es dann aber die ganze Zeit zu deutlich höheren Kosten her. Da muss man eben immer abwägen. Das Modell sagt mir nur, wie hoch der Vorteil (oder Verlust) wäre. Dann muss ich mir ausrechnen, ob das das Risiko wert ist.
Hab nicht gesagt dass Kriege durch komparative Kostenvorteile entstehen, es ist aber durch den Fokus auf ein Exportprodukt leichter ein Land zu schaedigen.
Ist aber nicht Gegensatnd dieses Modells. Und niemand sagt, dass Entscheidung ausschließlich anhand dieses Modells getroffen werden sollen. Es gibt nur eine Entscheidungsgrundlage mit der ich eben die Kosten von Entscheidungen berechnen kann.
Jetzt bin ich aber gespannt ob jemand auch positive Seiten daran erkennt die mir evtl. entgangen sind. Damit meine ich keine theoretischen Vorteile (wie alle Kinder koennen zur Schule wenn die Produktivitaet erhoeht wird)
Ist ja auch kein tehoretischer, sondern ein praktischer.
Aha. Kuba hat eine der niedrigsten Analphabetenraten und betreibt kaum Aussenhandel.
Und die wollen auch alle unbedingt dableiben und beten jeden Morgen, dass der große Führer noch lange leben möge.
Könnte doch sein, dass der fehlende bzw. kaum vorhandene Außenhandel ein Teil der Probleme des Landes ausmacht.
In Nigeria sieht das trotz der grossen Oelexporte anders aus.
Eine Frage der innerstaatlichen Verteilung des Wohlstandes. Ohne den Export gäbe des nicht zu verteilen.
Klar, in Venezuela werden seit der sozialistischen Revolution die Einnahmen aus Oelexporten an die Bevoelkerung weitergegeben - aber das ist eben die Ausnahme, in den kapitalistischen Laendern sieht es fuer die Bevoelkerung duester aus.)
Und in Venezuela sieht es jetzt besser aus als beispielsweise in Deutschland??
Wie gesagt, man sollte den Aussenhandel nicht komplett
einstellen sondern auf ein vernuenftiges Mass reduzieren.
Das macht Norwegen und Deutschland auch.
Ansonsten wird es schwierig ein konkretes Beispiel zu finden, da es keine zwei Volkswirtschaften gibt, die ausschließlich miteinander ausschließlich zwei Güter ausstauschen.
Wieviele Volkswirtschaften und Gueter beteiligt sind ist egal.
Es wird etwas komplexer. Hinzu kommt, dass bei solchen Entscheidungen nicht allein dieses Modell die Grundlage ist, sondern auch andere Aspekte mit einbezogen werden müssen.
Für Deutschland macht es eben Sinn, den Großteil des Energiebedarfs zu importieren, sich aber auch nicht vollständig abhängig zu machen.
Außerdem müssen die Erkenntnisse des Modells auch nicht dazu führen, dass man sich auf etwas spezialisiert. Man kann auch versuchen selbst bei Dingen besser zu werden, die man bisher günstiger importiert. Bis dahin bleibt es aber unsinnig in Norwegen Orangenplantagen anzulegen oder in Deutschland aus der Kohle Benzin herzustellen.
Grüße