Komparative Kostenvorteile sind negativ fuer die Volkswirtschaft

Guten Abend,

angeregt durch eine Diskussion weiter unten im Brett moechte ich gerne Euere Meinung zu komparativen Kostenvorteilen erfahren.

Ich finde komparative Kostenvorteile nachteilig fuer die beteiligten Volkswirtschaften, aus folgenden Gruenden:

Dass die Gesamtproduktivitaet dadurch erhoeht wird bezweifle ich nicht. Aber was sind die Folgen davon?

Unmittelbare Folgen:

Option A: Bei gleichem Input wird mehr Output produziert. Die Folgen sind ein groesseres Angebot von Produkt X und sinkende Preise und somit geringere Einkuenfte daraus fuer die betreffende Volkswirtschaft.

Option B: Der gleiche Output wird mit geringerem Input produziert. Die Folgen sind weniger Beschaeftigung, d.h. es sind weniger Arbeitskraefte noetig - die Einnahmen werden auf weniger Personen verteilt, viele Menschen werden arbeitslos, die Loehne sinken…
Durch die hoehere Arbeitslosigkeit und die geringeren Entgelte sinkt die Binnennachfrage (weil die Oberschicht dies durch die hoeheren Gewinne aufgrund ihrer niedrigeren Konsumquote meist nicht ausgleicht). Die Wirtschaft des landes schrumpft. Die Arbeitslosigkeit wird noch hoeher, die Kriminalitaet steigt…

Langfristige Risiken:

Wenn sich ein Land auf ein Exportprodukt spezialisiert kommt die Produktion anderer Gueter zu kurz, diese muessen importiert werden. Dadurch macht sich das Land vom Ausland abhaengig denn es kann sein dass das eigene Exportprodukt weniger (bzw. nur zu einem geringeren Preis) nachgefragt wird und das Land somit nicht genug Devisen hat um die benoetigten Importprodukte zu kaufen.

Ein starker Rueckgang des Hauptexportproduktes (Missernte) oder ein internationaler Preisverfall (durch Substitutionsprodukte, Wirtschaftskrise, Konkurrenz) bring das betreffende Land leicht in Not (Hungersnot, kein Geld fuer medizinische Versorgung…).

Wenn ein Land ueber einen laengeren Zeitraum den Fokus auf ein Exportprodukt richtet (z.B. Baumwolle) werden zu wenig kompetente Arbeitskraefte in anderen Bereichen ausgebildet, evtl. entstehen Umweltschaeden, das Land wird durch die Monokulturen anfaellig fuer z.B. Schaedlinge, da viel von einem Wirtschaftszweig abhaengt entsteht leicht eine Akkumulation von Geld und Macht, neue Technologien (z.B. bessere Erntemaschinen) koennen schnell zu Massenarbeitslosigkeit fuehren, im Kriegsfall ist das Land sehr verwundbar (z.B. koennen leicht Schaedlinge auf Baumwollfelder abgeworfen werden, Infrastruktur fuer Oelfoerderung kann zerstoert werden…).

Es gibt noch mehr Argumente gegen die Nutzung komparativer Kostenvorteile.

Jetzt bin ich aber gespannt ob jemand auch positive Seiten daran erkennt die mir evtl. entgangen sind. Damit meine ich keine theoretischen Vorteile (wie alle Kinder koennen zur Schule wenn die Produktivitaet erhoeht wird) sondern ganz praktische Vorteile die sich in der Praxis gezeigt haben oder zumindest realistisch sind.

Gruss
Desperado

Servus,

ja, ich finde auch, dass auf Rügen unbedingt mehr Bananen angebaut werden sollten.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

angeregt durch eine Diskussion weiter unten im Brett moechte ich gerne Euere Meinung zu komparativen Kostenvorteilen erfahren.

Dir ist aber klar, dass das nur eine Meinung wie die zum aktuellen Wetter sein kann? Denn es ist einfach so da, ganz ohne irgendwelche Absichten oder Hintergedanken.

Ich finde komparative Kostenvorteile nachteilig fuer die beteiligten Volkswirtschaften, aus folgenden Gruenden:

Aber wenn sie nunmal einfach so da sind, wie der Schnee im Winter? Klar ist das für den einen oder anderen nachteilig. Aber wie soll man es denn abschaffen, das Wetter? Oder sollte ich bei Schnee auf die Nutzung meiner Winterreifen verzichten, nur weil mein Nachbar keine hat? Davon steigt der Nutzen in der Summe nicht. Und nur darum geht es bei den komparativen Vorteilen. Es steht am Ende mehr zur Verfügung also ohne deren Nutzung.

Dass die Gesamtproduktivitaet dadurch erhoeht wird bezweifle ich nicht. Aber was sind die Folgen davon?

Mehr Güter für alle. Ansonsten gilt hier naturgemäß das, was ich auch schon bei der Diskussion weiter unten gesagt habe. Ein Modell bzw. Theorie kann nicht alles erklären, sondern erklärt meist nur einen Aspekt in einer klar definierten Modellwelt.

Unmittelbare Folgen:
Option A: Bei gleichem Input wird mehr Output produziert. Die Folgen sind ein groesseres Angebot von Produkt X und sinkende Preise und somit geringere Einkuenfte daraus fuer die
betreffende Volkswirtschaft.

Na und. Zu der Volkswirtschaft gehören doch auch die privaten Haushalte, die nun dafür geringere Preise bezahlen müssen.

Option B: Der gleiche Output wird mit geringerem Input produziert. Die Folgen sind weniger Beschaeftigung, d.h. es sind weniger Arbeitskraefte noetig - die Einnahmen werden auf weniger Personen verteilt, viele Menschen werden arbeitslos, die Loehne sinken…

Oder die Leute haben Zeit für etwas anderes. Außerdem bedeuten natürlich auch hier niedrigere Kosten niedrigere Ausgaben für die privaten Haushalte.

Durch die hoehere Arbeitslosigkeit und die geringeren Entgelte sinkt die Binnennachfrage

Das ist ja nicht zwangsläufig so, sondern zunächst eine Unterstellung.

(weil die Oberschicht dies durch die hoeheren Gewinne aufgrund ihrer niedrigeren Konsumquote meist nicht ausgleicht).

Daseine ist aber nicht der Grund für das andere. Da hinkt Deine Argumentation ganz gewaltig.

Die Wirtschaft des landes schrumpft. Die Arbeitslosigkeit wird noch hoeher, die Kriminalitaet steigt…

Oder sie steigt, weil man nun noch etwas anderes herstellen kann, wobei ja freiziet durchaus auch einen Nutzen darstellen kann. Früher gingen die Leute an sechs Tagen die Woche mehr als 12 Stunden arbeiten. Den wenigsten ging es dabei besser als heute einem Erwerbsunfähigen oder Erwerbslosen.

Langfristige Risiken:
Wenn sich ein Land auf ein Exportprodukt spezialisiert kommt die Produktion anderer Gueter zu kurz, diese muessen importiert werden.

Genau das ist Sinn und Zweck der Übung.
Übrigens ist es wie bei vielen Modellen so, dass stark vereinfacht wird. Hier eben auf zwei Volkswirtschaften und zwei Güter. Dir ist klar, dass in einer realen Volkswirtschaft das eine oder andere Gut mehr produziert wird?

Dadurch macht sich das Land vom Ausland abhaengig denn es kann sein dass das eigene Exportprodukt weniger (bzw. nur zu einem geringeren Preis) nachgefragt wird und das Land somit nicht genug Devisen hat um die benoetigten Importprodukte zu kaufen.

Dann gibt es vielleicht keinen komparativen Kostenvorteil mehr. Die sind ja nicht in Stein gemeißelt. Das Leben steckt voller Veränderungen.

Ein starker Rueckgang des Hauptexportproduktes (Missernte) oder ein internationaler Preisverfall (durch Substitutionsprodukte, Wirtschaftskrise, Konkurrenz) bring das betreffende Land leicht in Not (Hungersnot, kein Geld fuer medizinische Versorgung…).

Dann ändert sich das Marktgleichgewicht eben.

Wenn ein Land ueber einen laengeren Zeitraum den Fokus auf ein Exportprodukt richtet (z.B. Baumwolle) werden zu wenig kompetente Arbeitskraefte in anderen Bereichen ausgebildet, evtl. entstehen Umweltschaeden, das Land wird durch die Monokulturen anfaellig fuer z.B. Schaedlinge, da viel von einem Wirtschaftszweig abhaengt entsteht leicht eine Akkumulation von Geld und Macht, neue Technologien (z.B. bessere Erntemaschinen) koennen schnell zu Massenarbeitslosigkeit fuehren, im Kriegsfall ist das Land sehr verwundbar (z.B. koennen leicht Schaedlinge auf Baumwollfelder abgeworfen werden, Infrastruktur fuer Oelfoerderung kann zerstoert werden…).

Jede Infrastruktur kann zerstört werden. Dieses Wirtschaftsmodell ist wohl kaum dazu geeignet, warum Kriege entstehen. Einfach mal bei den Modellannahmen bleiben. Eine ist bestimmt wieder der Homo oeconomicus. Der führt als rationaler Nutzenoptimierer keine Kriege.
Das alles kann natürlich im Rahmen anderer Modelle kalkuliert werden. hat aber nichts mit dem Vorliegen komparativer Kostenvorteile zu tun. Deutschland hat nunmal keinen Vorteil bei Produktion von Baumwolle. Es wäre derzeit geradezu unsinnig, die hierzulande anbauen zu wollen. Wenn sich das Klima wandelt oder wir bald Strom für lau herstellen können, dann kann sich das ändern.

Es gibt noch mehr Argumente gegen die Nutzung komparativer Kostenvorteile.

Diese Aussage ist ungefähr so sinnvoll wie die dass Du gegen Schnee wärst.

Jetzt bin ich aber gespannt ob jemand auch positive Seiten daran erkennt die mir evtl. entgangen sind. Damit meine ich keine theoretischen Vorteile (wie alle Kinder koennen zur Schule wenn die Produktivitaet erhoeht wird)

Ist ja auch kein tehoretischer, sondern ein praktischer.

sondern ganz praktische Vorteile die sich in der Praxis gezeigt haben oder zumindest realistisch sind.

Dann überlege mal, wie sinnvoll es wäre Orangen in Nordnorwegen anzubauen. Das ist realistischerweise nur unter einem enorm hohen Energieaufwand denkbar. Energie die in anderen Regionen ganz ohne Nutzung von Solarzellen, Windparks nebst Versorgungsinfrastruktur zur Verfügung steht. Diese Regionen haben dann einen komparativen Vorteil gegenüber Nordnorwegen. In diesem Fall ist es sogar ein absoluter, was jedoch keine notwendige für einen komparativen ist. Viele verwechseln aber bereits dies bei ihrer Argumentation bzw. dem was sie glauben zu verstehen.
Norwegen importiert also Südfrüchte (und vieles anderes). Das ist für die billiger als die selber zu produzieren.
Ansonsten wird es schwierig ein konkretes Beispiel zu finden, da es keine zwei Volkswirtschaften gibt, die ausschließlich miteinander ausschließlich zwei Güter ausstauschen.

Grüße

Hallo Desperado,
wie schon ElBuffo schrieb, komparative Kostenvorteile sind zwangsläufig vorhanden. Es ergibt keinen Sinn über deren Vorteile zu Diskutieren.
Wenn sie schon mal da sind, sollten sie auch genutzt werden.
Du solltest Deine Frage anders Formulieren.
Z.B.
Ist es von Vorteil die Gestaltung des Außenhandels ausschließlich auf die Theorie des komparativen Kostenvorteils aufzubauen?
Oder:
Sollte man den komparativen Kostenvorteil aufs Äußerste ausnutzen?
Auf diese Fragen würde ich mit „nein“ antworten.
Leider sind wir auf dem Weg den Sinn unseres Daseins über Kosten zu definieren. All das bringt uns effektive Produktion, maximale Umweltverschmutzung und maximale Arbeitskraftausbeutung ein. Wer nichts produziert ist ein Kostenfaktor ohne Gewinn und somit nichts wert.
Dies zeigt schon, dass die Theorie der komparativen Kostenvorteile, die eben nur Kosten kennt, uns wesentliche Aspekte überhaupt nicht berücksichtigt.

Gruß Arnold

Hallo,

Wenn sie schon mal da sind, sollten sie auch genutzt werden.
Du solltest Deine Frage anders Formulieren.
Z.B.
Ist es von Vorteil die Gestaltung des Außenhandels ausschließlich auf die Theorie des komparativen Kostenvorteils aufzubauen?
Oder:
Sollte man den komparativen Kostenvorteil aufs Äußerste ausnutzen?

Ja, das wären dann sinnvolle Fragen, nachdem man die Theorie/das Modell verstanden hat.

Auf diese Fragen würde ich mit „nein“ antworten.
Leider sind wir auf dem Weg den Sinn unseres Daseins über Kosten zu definieren. All das bringt uns effektive Produktion, maximale Umweltverschmutzung und maximale Arbeitskraftausbeutung ein.

Nein, das sollte man nicht dem Modell anlasten. auch Umweltverbrauch sind Kosten oder maximale „Ausbeutung“ sind Kosten. Wenn diese jedoch icht berücksichtigt werden, dann kann man das nicht diesem Modell anlasten. hier kommt dann vielleicht noch sowas wie externe Effekte zum Tragen.

Wer nichts produziert ist ein Kostenfaktor ohne Gewinn und somit nichts wert.
Dies zeigt schon, dass die Theorie der komparativen Kostenvorteile, die eben nur Kosten kennt, uns wesentliche Aspekte überhaupt nicht berücksichtigt.

Wenn diese Kosten nicht berücksichtigt werden, dann liegt das ausschließlich am Anwender und nicht am Modell. Es geht ja explizit von Kostenvorteilen aus.
Es ist eben wichtig auch die Modellannahmen zu berücksichtigen und die Tatsache, dass dieses Modell nicht alle Fragen beantwortet, sondern nur die, wie auf komparative Kostenvorteile optimal reagiert werden sollte. Und auch wenn es irgendwelchen Gewerkschaftern oder gutmeinenden Menschen aus ideologischen Gründen nicht gefallen mag, ist die Antwort eindeutig die, dass die Nutzung solcher Vorteil beiden Seiten mehr bringt als wenn sie sie nicht nutzen. Das Modell sagt auch nichts dagegen, dass man sich bemühen kann die vorliegenden Kostensituation zu verändern.

Grüße

Guten Morgen!

Stimme Dir zu. Es ist eine politische Frage in welchem Masse man Aussenhandel betreibt. In einigen Faellen ist dies sicherlich sinnvoll (Oel, Suedfruechte…). Die Theorie der komparativen Kostenvorteile wird aber politisch dazu missbraucht um moeglichst viel Aussenhandel zu legitimieren. Meine Beschreibungen zeigen dass dies oft nicht vorteilhaft fuer eine oder mehrere beteiligten Volkswirtschaften ist.

Gruss
Desperado

Guten Morgen!

Dir ist aber klar, dass das nur eine Meinung wie die zum
aktuellen Wetter sein kann? Denn es ist einfach so da, ganz
ohne irgendwelche Absichten oder Hintergedanken.

Nein, ein Staat entscheided inwieweit er Aussenhandel betreiben will.

Es steht am Ende mehr zur Verfügung also ohne deren

Nutzung.

Die Frage lautet aber wer etwas davon hat. Die Buerger eines Landes in den wenigsten Faellen.

Dass die Gesamtproduktivitaet dadurch erhoeht wird bezweifle ich nicht. Aber was sind die Folgen davon?

Mehr Güter für alle.

Du willst hier also behaupten dass hoehere Exporteinnahmen eines Landes zu wachsenden Wohlstand der Bevoelkerung fuehren? Deshalb geht es also den Menschen im Oelexportland Nigeria so gut…

Unmittelbare Folgen:
Option A: Bei gleichem Input wird mehr Output produziert. Die Folgen sind ein groesseres Angebot von Produkt X und sinkende Preise und somit geringere Einkuenfte daraus fuer die
betreffende Volkswirtschaft.

Na und. Zu der Volkswirtschaft gehören doch auch die privaten
Haushalte, die nun dafür geringere Preise bezahlen müssen.

Super! Der durchschnittliche Nigerianer kann sich also darueber freuen dass durch die Rohoelexporte seines Landes der Weltmarktpreis fuer Oel um ein paar Prozent niedriger ist und er sich (falls er ueberhaupt ein Auto hat) ein paar Cent spart.

Option B: Der gleiche Output wird mit geringerem Input produziert. Die Folgen sind weniger Beschaeftigung, d.h. es sind weniger Arbeitskraefte noetig - die Einnahmen werden auf weniger Personen verteilt, viele Menschen werden arbeitslos, die Loehne sinken…

Oder die Leute haben Zeit für etwas anderes.

Ja, Zeit zum betteln - oder werden von den Einnahmen z.B. aus Oelexporten Schulen gebaut? (Vielleicht gibt es ab und zu ein Vorzeigeprojekt, aber in den meisten Laendern (ausser in Venezuela) sieht es anders aus.)

Außerdem bedeuten

natürlich auch hier niedrigere Kosten niedrigere Ausgaben für
die privaten Haushalte.

Wenn die Kosten fuer die Produktion sinken - wieso muss sich das zwangslaeufig auf niedrigere Preise durchschlagen? a(Auf die Monopolgefahr hab ich bereits hingewiesen).

Durch die hoehere Arbeitslosigkeit und die geringeren Entgelte sinkt die Binnennachfrage

Das ist ja nicht zwangsläufig so, sondern zunächst eine
Unterstellung.

Arbeitslosigkeit ist eine logische Folge wenn weniger Arbeitskraefte gebraucht werden…

(weil die Oberschicht dies durch die hoeheren Gewinne aufgrund ihrer niedrigeren Konsumquote meist nicht ausgleicht).

Daseine ist aber nicht der Grund für das andere. Da hinkt
Deine Argumentation ganz gewaltig.

Was hinkt da? Wuerde die Oberschicht taeglich nicht nur ein sondern 100 Broetchen kaufen koennte man den verminderten Konsum der Masse teilweise ausgleichen.

Die Wirtschaft des landes schrumpft. Die Arbeitslosigkeit wird noch hoeher, die Kriminalitaet steigt…

Oder sie steigt, weil man nun noch etwas anderes herstellen
kann, wobei ja freiziet durchaus auch einen Nutzen darstellen
kann.

Tolle Freizeit in der man hungern kann… Arbeitslosigkeit (und damit Freizeit) gibt es in den Slums uebrigens nicht, jeder muss etwas machen um zu ueberleben. Aber wie hoch die Lebensqualitaet von jemanden ist der z.B. als Muellsammler oder Bettler arbeitet ist eine andere Frage.

Früher gingen die Leute an sechs Tagen die Woche mehr

als 12 Stunden arbeiten. Den wenigsten ging es dabei besser
als heute einem Erwerbsunfähigen oder Erwerbslosen.

Frag mal die Leute in Bangladesch ob es heutzutage so viel besser geworden ist…
Schau Dir mal den Arbeitsalltag eines Managers an, die Arbeitszeit ist nicht viel kuerzer geworden. Der Stress wurde wahrscheinlich eher noch groesser.

Langfristige Risiken:
Wenn sich ein Land auf ein Exportprodukt spezialisiert kommt die Produktion anderer Gueter zu kurz, diese muessen importiert werden.

Genau das ist Sinn und Zweck der Übung.

Wow, Abhaengigkeit ist ja ganz toll!

Übrigens ist es wie bei vielen Modellen so, dass stark
vereinfacht wird. Hier eben auf zwei Volkswirtschaften und
zwei Güter. Dir ist klar, dass in einer realen Volkswirtschaft
das eine oder andere Gut mehr produziert wird?

Die Effekte bleiben aber gleich, egal wieviele Gueter und Laender man ins Modell wirft.

Dadurch macht sich das Land vom Ausland abhaengig denn es kann sein dass das eigene Exportprodukt weniger (bzw. nur zu einem geringeren Preis) nachgefragt wird und das Land somit nicht genug Devisen hat um die benoetigten Importprodukte zu kaufen.

Dann gibt es vielleicht keinen komparativen Kostenvorteil
mehr. Die sind ja nicht in Stein gemeißelt. Das Leben steckt
voller Veränderungen.

Und dann wird von einen Tag auf den anderen von Baumwollanbau auf Lebensmittelproduktion umgestellt, quasi ueber Nacht. Marktpreise koennen sich schnell aendern (durch Spekulation, politsche Entscheidungen…), ein abhaengiges Land kann sich nicht so schnell anpassen. Die EU hat das verstanden und steckt einen grossteil des Budgets in die Erhaltung der Landwirtschaft weil sonst wohl die meisten Lebensmittel importiert wuerden und die EU abhaengig waere.

Ein starker Rueckgang des Hauptexportproduktes (Missernte) oder ein internationaler Preisverfall (durch Substitutionsprodukte, Wirtschaftskrise, Konkurrenz) bring das betreffende Land leicht in Not (Hungersnot, kein Geld fuer medizinische Versorgung…).

Dann ändert sich das Marktgleichgewicht eben.

Dann aendert sich aber auch das (evtl. nicht mehr lange andauernde) Leben der Menschen dort gewaltig (und evtl. sogar gewalttaetig).

Wenn ein Land ueber einen laengeren Zeitraum den Fokus auf ein Exportprodukt richtet (z.B. Baumwolle) werden zu wenig kompetente Arbeitskraefte in anderen Bereichen ausgebildet, evtl. entstehen Umweltschaeden, das Land wird durch die Monokulturen anfaellig fuer z.B. Schaedlinge, da viel von einem Wirtschaftszweig abhaengt entsteht leicht eine Akkumulation von Geld und Macht, neue Technologien (z.B. bessere Erntemaschinen) koennen schnell zu Massenarbeitslosigkeit fuehren, im Kriegsfall ist das Land sehr verwundbar (z.B. koennen leicht Schaedlinge auf Baumwollfelder abgeworfen werden, Infrastruktur fuer Oelfoerderung kann zerstoert werden…).

Jede Infrastruktur kann zerstört werden. Dieses
Wirtschaftsmodell ist wohl kaum dazu geeignet, warum Kriege
entstehen. Einfach mal bei den Modellannahmen bleiben. Eine
ist bestimmt wieder der Homo oeconomicus. Der führt als
rationaler Nutzenoptimierer keine Kriege.

Wenn sich ein Land aber nur z.B. durch Oelexporte finanziert ist es leichter die Infrastruktur dafuer zu zerstoeren und das Land damit hart zu treffen als bei einem Land dessen Wirtschaft auf mehreren Saeulen ruht und welches selbst die benoetigten Gueter herstellen kann. Hab nicht gesagt dass Kriege durch komparative Kostenvorteile entstehen, es ist aber durch den Fokus auf ein Exportprodukt leichter ein Land zu schaedigen.

Jetzt bin ich aber gespannt ob jemand auch positive Seiten daran erkennt die mir evtl. entgangen sind. Damit meine ich keine theoretischen Vorteile (wie alle Kinder koennen zur Schule wenn die Produktivitaet erhoeht wird)

Ist ja auch kein tehoretischer, sondern ein praktischer.

Aha. Kuba hat eine der niedrigsten Analphabetenraten und betreibt kaum Aussenhandel. In Nigeria sieht das trotz der grossen Oelexporte anders aus. (Klar, in Venezuela werden seit der sozialistischen Revolution die Einnahmen aus Oelexporten an die Bevoelkerung weitergegeben - aber das ist eben die Ausnahme, in den kapitalistischen Laendern sieht es fuer die Bevoelkerung duester aus.)

sondern ganz praktische Vorteile die sich in der Praxis gezeigt haben oder zumindest realistisch sind.

Dann überlege mal, wie sinnvoll es wäre Orangen in
Nordnorwegen anzubauen. Das ist realistischerweise nur unter
einem enorm hohen Energieaufwand denkbar. Energie die in
anderen Regionen ganz ohne Nutzung von Solarzellen, Windparks
nebst Versorgungsinfrastruktur zur Verfügung steht. Diese
Regionen haben dann einen komparativen Vorteil gegenüber
Nordnorwegen. In diesem Fall ist es sogar ein absoluter, was
jedoch keine notwendige für einen komparativen ist. Viele
verwechseln aber bereits dies bei ihrer Argumentation bzw. dem
was sie glauben zu verstehen.
Norwegen importiert also Südfrüchte (und vieles anderes). Das
ist für die billiger als die selber zu produzieren.

Wie gesagt, man sollte den Aussenhandel nicht komplett einstellen sondern auf ein vernuenftiges Mass reduzieren.

Ansonsten wird es schwierig ein konkretes Beispiel zu finden,
da es keine zwei Volkswirtschaften gibt, die ausschließlich
miteinander ausschließlich zwei Güter ausstauschen.

Wieviele Volkswirtschaften und Gueter beteiligt sind ist egal.

Gruss
Desperado

„Ich finde komparative Kostenvorteile nachteilig fuer die beteiligten Volkswirtschaften, aus folgenden Gruenden“

Allein die Kostenvorteile als Ursache für zunehmende Arbeitslosigkeit und Armut verantwortlich zu machen, betrachte ich als übertrieben. Zweifellos sind aber geringe Lohn/Stückkosten einer Volkswirtschaft einer der Gründe, die bewirken, daß es für die Volkwirtschaft eines anderen Staates schwer ist, einen zu starken Geldfluss des importierenden Landes in das exportierende Land auszugleichen. 

Die Ursache für die zunehmende Armut und Arbeitslosigkeit ist eher hier angesprochen:
„…(weil die Oberschicht dies durch die hoeheren Gewinne aufgrund ihrer niedrigeren Konsumquote meist nicht ausgleicht…“

Würde die „Oberschicht“, bzw die, die langfristig mehr Geld einnehmen als sie zum Leben brauchen, ihre höheren Einnahmen nicht jahrtzehntelang dem Verbrauchermarkt entziehen um gewaltige Vermögen anzuhäufen und stattdessen etwas an die Mitabeiter weitergeben indem sie z.B. die Wochenarbeitszeit reduzieren und als Ausgleich mehr Arbeitskräfte einstellen wie z.B. lobenswerter Weise bei Porsche (34 Stunden Woche), dann würde das
Problem der Armut und Arbeitslosigkeit erst gar nicht groß in Erscheinung treten.

Ich versuche die Ursache mal in einer Kurzerklärung zu verdeutlichen. Die vielen falschen Meinungen kann ich hier, wegen des Umfangs, aber nicht widerlegen.

Wir wissen, daß Geld nur durch Verschuldung, als gültiges Zahlungs- und Schuldentilgungsmittel zur Tilgung einer Geldschuld, zur Verfügung gestellt wird. Die Regierungen haben in den letzten Jahrzehnten über 2 Billionen Euro Staatsschulden angehäuft. Für diese Summe müssen monatlich die Tilgungsraten (monatlich fällige Staatsanleihen) bezahlt werden. Diese Raten bezahlen die öffentlichen Haushalte mit den Einnahmen aus Steuern und Abgaben. Nun muß man sich darüber bewusst werden, auf welches Geld die Regierung Steuern und Abgaben erhöht. Die Regierung erhebt fast ausschließlich  Steuern und Abgaben auf Gelder die ausgegeben werden. Gelder/geldvermögen die nicht ausgegeben werden will die Regierung nicht mit Steuern und Abgaben zwecks Staatsschuldentilgung belasten.
Aber!
Alle Gelder die ausgegeben werden und die Gelder die nicht ausgegeben (gespart) werden sind durch Verschuldung geschöpft worden. Die Staatsschuldentilgungsraten müssen aber für sämtliche Gelder bezahlt werden sonst droht der Staatsbankrott.
Nun schauen wir uns an, wie viel Geld monatlich vom Volk ausgegeben wird und damit an der Staatsschuldentilgung teilnimmt. Hier (ganz unten), https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Gesellschaft… sehen wir die Ausgaben der Privathaushalte für Konsum und Anderes. Zusammen ergibt das z.B. im Jahre 2011 ca. 3815 Euro pro Haushalt pro Monat. Wir haben in Deutschland aufgerundet 40 Millionen Privathaushalte also gibt das Volk im Monat ca.152,6 Milliarden Euro aus. Diese ca. 152,6 Milliarden Euro Ausgaben bescheren den öffentlichen Haushalten rund 96 Milliarden Euro Einnahmen pro Monat wovon u.a. die fälligen Anleihen für über 2000 Milliarden Euro Schulden bezahlt werden. Hier Jahreseinnahmen der öffentlichen Haushalte (2011) geteilt durch 12 (pro Monat). https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Gesellschaft… Mittlerweile gibt es auch mehrere tausend Milliarden Euro Geldvermögen welches größtenteils einem kleinen Teil der Bevölkerung gehört. Von diesen unvorstellbar hohen Privatvermögen wollen die kapitalistischen Regierungen kaum einen Euro Steuern, obwohl auch diese Geldvermögen  durch Volksverschuldung entstanden sind. Dies führt dazu, das die Menschen, die ihr ganzes Geld monatlich ausgeben müssen weil sie ein geringes Einkommen haben und kaum über die Runden kommen, mit 100% ihres Einkommens an der Schuldentilgung teilnehmen müssen. Menschen die ein großes Einkommen haben und deshalb viel Geld sparen können, nehmen nur zu einem geringen Teil ihres Einkommens an der Schuldentilgung teil. Da die Staatsverschuldung sehr hoch ist, müssen die öffentlichen Haushalte einen großen Teil ihrer monatlichen Einnahmen für Schuldendienst abgeben und deshalb versucht die Regierung immer weiter die Ausgaben zu kürzen (z.B.Soziales, Gesundheitswesen, Militär) und die Einnahmen zu erhöhen durch Einführung/Erhöhung von Steuern und Abgaben. Unternehmen legen Steuern und Abgaben auf die Preise um, wodurch seit Jahrzehnten die Preise immer weiter steigen und die Menschen mit geringem Einkommen immer ärmer werden läßt…
Durch steigende Steuern und Abgaben verringert sich die Verweildauer des Geldes im Volk und das Geld kann nicht mehr so oft zum Bezahlen von Lohn und Einkommen verwendet werden. Dies führt zum Abbau von Arbeitsplätzen bzw. zu einem sinkenden Lohnniveau und damit zur Armutssteigerung.

Hallo ElBuffo,
Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich gebe der Theorie keine Schuld. Nur kann man damit weniger erklären als gemeinhin vorgegeben wird.
Kosten sind nur das, was der Hersteller zur Produktion einer Ware bezahlt. Die Idee, dass wir auch eine intakte Umwelt oder ein angenehmes Leben für alle als Ware betrachten können, die uns etwas Wert sein sollte, kommt von Menschen, die erkannt haben, dass wir mehr sehen sollten als Kosten aber dennoch nur Kosten betrachten. Tatsächlich kaufen wir jedoch billige Produkte aus Fernost, die nur deshalb so billig sein können, weil Umweltverschmutzung und Ausbeutung eben kosteneffektiv sind.
Wenn wir wirklich unsere Belange betrachteten, anstelle von Gewinn, müssten wir z.B. unseren Verkehr fast vollständig auf öffentlichen Verkehr umstellen, Alten- und Krankenpflege müsste besser bezahlt werden als Investmentbanking, defekte Geräte müssten regelmäßig repariert statt weggeworfen werden usw… Kurz gesagt wir müssten unseren Umsatz reduzieren. Diese Denkweise ist uns jedoch selbst hier wo auf die Umwelt mehr geachtet wird als in Fernost fremd.

Desperado du hattest sicher den richtigen Gedanken nur die Formulierung ist unbeholfen. „Volkswirtschaft“ betrachtet nur den wirtschaftlichen Aspekt. Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass alles was für die Volkswirtschaft gut ist auch für die Menschen gut ist. Oder im Umkehrschluss zu sagen alles was für uns gut ist, wirkt sich positiv auf die Volkswirtschaft aus; auch wenn uns das von den meisten Medien suggeriert wird. Beispielsweise kann es für das Bruttoinlandsprodukt (und somit die Volkswirtschaft) Vorteilhaft sein eine gewisse Arbeitslosigkeit zu haben, da hierdurch die arbeitende Bevölkerung stets unter einem gewissen Druck gehalten wird mehr zu leisten. Der Grad der Umweltverschmutzung hat für die Volkswirtschaft praktisch keine Bedeutung. Selbst Gesundheitsschäden können über erhöhte Gesundheitskosten die Volkswirtschaft sogar beflügeln.

Gruß Arnold

Hallo,

Dir ist aber klar, dass das nur eine Meinung wie die zum aktuellen Wetter sein kann? Denn es ist einfach so da, ganz ohne irgendwelche Absichten oder Hintergedanken.

Nein, ein Staat entscheided inwieweit er Aussenhandel betreiben will.

Du meinst also, dass es der Staat in der Hand hat, ob die Bürger Außenhandel betreiben? Das war vielleicht in der DDR so, wo der Staat auch das geregelt/geplant hat. Auf die BRD trifft das in diesem Maße nicht zu.

Es steht am Ende mehr zur Verfügung also ohne deren Nutzung.
Die Frage lautet aber wer etwas davon hat. Die Buerger eines Landes in den wenigsten Faellen.

Nein, das Modell beantwortet nur die Frage, ob es durch Außenhandel mehr wird. Die Verteilung beantwortet es nicht.

Dass die Gesamtproduktivitaet dadurch erhoeht wird bezweifle ich nicht. Aber was sind die Folgen davon?

Mehr Güter für alle.

Du willst hier also behaupten dass hoehere Exporteinnahmen eines Landes zu wachsenden Wohlstand der Bevoelkerung fuehren?

Es geht darum, dass bei komparativen Kostenvorteilen durch Außenhandel für beide Seiten mehr rauskommt. Nicht versuchen mit dem Modell erklären zu wollen, warum Lieschen Müller nur bei ihrem Lieblingsbäcker die Brötchen kauft.

Deshalb geht es also den Menschen im Oelexportland Nigeria so gut…

Das ist eine Frage der Verteilung innerhalb dieses Staates. Da kann das Modell der komparativen Kostenvorteile nicht für, wenn das nicht so verteilt wird, wie sich das die Mehrheit der Nigerianer wünscht.

Unmittelbare Folgen:
Option A: Bei gleichem Input wird mehr Output produziert. Die Folgen sind ein groesseres Angebot von Produkt X und sinkende Preise und somit geringere Einkuenfte daraus fuer die betreffende Volkswirtschaft.

Na und. Zu der Volkswirtschaft gehören doch auch die privaten Haushalte, die nun dafür geringere Preise bezahlen müssen.

Super! Der durchschnittliche Nigerianer kann sich also darueber freuen dass durch die Rohoelexporte seines Landes der Weltmarktpreis fuer Oel um ein paar Prozent niedriger ist und er sich (falls er ueberhaupt ein Auto hat) ein paar Cent spart.

Du machst wohl den Fehler mit dem Modell Probleme lösen bzw. Fragen beantworten zu wollen, die es nicht lösen bzw, beantworten kann. Außerdem versuchst Du ein hochaggregiertes Modell nun auf einzelne Personen anwenden zu wollen. Dafür sind solche Modelle nicht gedacht. Dieses Modell macht jur eine Aussage: Bei Vorliegen komparativer Kostenvorteile bringt Außenhandel Vorteile. Es beantwiortet nicht, wie diese Vorteile innerhalb der jeweiligen Volkswirtschaft verteilt werden.

Option B: Der gleiche Output wird mit geringerem Input produziert. Die Folgen sind weniger Beschaeftigung, d.h. es sind weniger Arbeitskraefte noetig - die Einnahmen werden auf weniger Personen verteilt, viele Menschen werden arbeitslos, die Loehne sinken…

Oder die Leute haben Zeit für etwas anderes.

Ja, Zeit zum betteln - oder werden von den Einnahmen z.B. aus Oelexporten Schulen gebaut? (Vielleicht gibt es ab und zu ein Vorzeigeprojekt, aber in den meisten Laendern (ausser in Venezuela) sieht es anders aus.)

Auch wenn ich mich wiederhole: Das ist nicht die Frage, die dieses Modell beantworten kann oder soll.

Außerdem bedeuten natürlich auch hier niedrigere Kosten niedrigere Ausgaben für die privaten Haushalte.

Wenn die Kosten fuer die Produktion sinken - wieso muss sich das zwangslaeufig auf niedrigere Preise durchschlagen?

Das ist eine der Modellannahmen. Das basiert ja auch Kostenvorteile auf Ebene der Volkswirtschaft. Wie diese in der Volkswirtschaft verteilt werden, beantwortet das Modell nicht

a (Auf die Monopolgefahr hab ich bereits hingewiesen).

ja, das wäre dann eine politische Entscheidung, inwieweit man dieses Risiko eingehen will. In einem anderen Brett regst Du Dich über eine solche Entscheidung übrigens auf. Da geht es darum, ob sich Deutschland noch stärker auch Energieimporte verlassen sollte. Da bist Du dafür.

Durch die hoehere Arbeitslosigkeit und die geringeren Entgelte sinkt die Binnennachfrage

Das ist ja nicht zwangsläufig so, sondern zunächst eine Unterstellung.

Arbeitslosigkeit ist eine logische Folge wenn weniger
Arbeitskraefte gebraucht werden…

Nicht, wenn mehr hergestellt wird. Die Unterstellung beginnt an der Stelle, dass weniger produziert wird und dass nur Arbeit eine Wert wäre.

(weil die Oberschicht dies durch die hoeheren Gewinne aufgrund ihrer niedrigeren Konsumquote meist nicht ausgleicht).

Das eine ist aber nicht der Grund für das andere. Da hinkt Deine Argumentation ganz gewaltig.

Was hinkt da? Wuerde die Oberschicht taeglich nicht nur ein sondern 100 Broetchen kaufen koennte man den verminderten Konsum der Masse teilweise ausgleichen.

Es geht darum. ob das Eine der Grund für das Andere ist. Du bist ständig bei der Verteilung von (gestiegenem) Wohlstand durch die Nutzung komparativer Kostenvorteile. Das Modell erklärt aber nur die Entstehung bzw. das Wachstum dieses Wohlstandes. Nicht dessen Verteilung innerhalb der Volkswirtschaft.

Die Wirtschaft des landes schrumpft. Die Arbeitslosigkeit wird noch hoeher, die Kriminalitaet steigt…

Oder sie steigt, weil man nun noch etwas anderes herstellen kann, wobei ja freiziet durchaus auch einen Nutzen darstellen kann.

Tolle Freizeit in der man hungern kann… Arbeitslosigkeit (und damit Freizeit) gibt es in den Slums uebrigens nicht, jeder muss etwas machen um zu ueberleben.

Wo haben wir den Slums und Hunger?

Aber wie hoch die Lebensqualitaet von jemanden ist der z.B. als Muellsammler oder Bettler arbeitet ist eine andere Frage.

Keine für dieses Modell.

Früher gingen die Leute an sechs Tagen die Woche mehr als 12 Stunden arbeiten. Den wenigsten ging es dabei besser als heute einem Erwerbsunfähigen oder Erwerbslosen.

Frag mal die Leute in Bangladesch ob es heutzutage so viel besser geworden ist…

Selbst wenn es denen im Durchschnitt nicht besser ginge, sondern nur uns, dann ist das insgesamt eine Verbesserung. Wie das verteilt wird, ist dann eine andere Baustelle. In Bangladesch werden wohl heute wesentlich mehr Leute ernährt als vor Hundert Jahren. irgendwo wird das herkommen.

Schau Dir mal den Arbeitsalltag eines Managers an, die Arbeitszeit ist nicht viel kuerzer geworden.

Wirklich?

Der Stress wurde wahrscheinlich eher noch groesser.

Mit solchen Einzelfällen brauchst Du bei diesem Modell nicht kommen. Die können zwar alle richtig sein, sind aber nicht Gegenstand dieses Modells.

Langfristige Risiken:
Wenn sich ein Land auf ein Exportprodukt spezialisiert kommt die Produktion anderer Gueter zu kurz, diese muessen importiert werden.

Genau das ist Sinn und Zweck der Übung.

Wow, Abhaengigkeit ist ja ganz toll!

Nein, Nutzung komparativer Vorteile.

Übrigens ist es wie bei vielen Modellen so, dass stark vereinfacht wird. Hier eben auf zwei Volkswirtschaften und zwei Güter. Dir ist klar, dass in einer realen Volkswirtschaft, das eine oder andere Gut mehr produziert wird?

Die Effekte bleiben aber gleich, egal wieviele Gueter und Laender man ins Modell wirft.

Ja, aber ind er Praxis werden aber auch noch ein paar mehr Dinge abgewogen. Etwa, ob mans ich vollständig von Importen abhängig machen will, oder ob man beispielsweise einen Teil seiner Energiebdarfs durch den Abbau eigener Vorräte decken will. Die Entscheidung in Deutschland zeigt, dass man sich dabei nicht allein nach den Kriterien des hier diskutierten Modells richtet. Eben weil man weiß, dass man es bei den Exporteuren auch nicht um streng rationale Leute handelt.

Dadurch macht sich das Land vom Ausland abhaengig denn es kann sein dass das eigene Exportprodukt weniger (bzw. nur zu einem geringeren Preis) nachgefragt wird und das Land somit nicht genug Devisen hat um die benoetigten Importprodukte zu kaufen.

Dann gibt es vielleicht keinen komparativen Kostenvorteil mehr. Die sind ja nicht in Stein gemeißelt. Das Leben steckt voller Veränderungen.

Und dann wird von einen Tag auf den anderen von Baumwollanbau auf Lebensmittelproduktion umgestellt, quasi ueber Nacht.

Nö, man darf schon die Entwicklung auf den Märkten beobachten und das Modell zwingt auch nicht, mich in eine solche Abhängigkeit zu begeben. ich muss eben auch die restliche Realität berücksichtigen und darf nicht glauben, dass die Modellannahmen die Realität wären.

Marktpreise koennen sich schnell aendern (durch Spekulation, politsche Entscheidungen…), ein abhaengiges Land kann sich nicht so schnell anpassen.

Dann istd as so. Wenn es schneit, dann schneit es, ganz egal, ob ich Winterreifen drauf habe oder nicht. Und auch ganz egal, ob ich den Wetterbericht gehört habe und ganz egal, ob die Vorhersage richtig war. Solche Unwägbarkeiten muss man berücksichtigen.

Die EU hat das verstanden und steckt einen grossteil des Budgets in die Erhaltung der Landwirtschaft weil sonst wohl die meisten Lebensmittel importiert wuerden und die EU abhaengig waere.

Die EU kann genug für sich selbst produzieren, auch ohne Förderung. Das ist eben eine große Umverteilungmaschine.

Ein starker Rueckgang des Hauptexportproduktes (Missernte) oder ein internationaler Preisverfall (durch Substitutionsprodukte, Wirtschaftskrise, Konkurrenz) bring das betreffende Land leicht in Not (Hungersnot, kein Geld fuer medizinische Versorgung…).

Dann ändert sich das Marktgleichgewicht eben.

Dann aendert sich aber auch das (evtl. nicht mehr lange andauernde) Leben der Menschen dort gewaltig (und evtl. sogar gewalttaetig).

Ja, und wenn es schneit, liegt Schnee auf der Straße und Autos fahren in den Graben oder blockieren die Straße für Tausende Andere.

Wenn ein Land ueber einen laengeren Zeitraum den Fokus auf ein Exportprodukt richtet (z.B. Baumwolle) werden zu wenig kompetente Arbeitskraefte in anderen Bereichen ausgebildet, evtl. entstehen Umweltschaeden, das Land wird durch die Monokulturen anfaellig fuer z.B. Schaedlinge, da viel von einem Wirtschaftszweig abhaengt entsteht leicht eine Akkumulation von Geld und Macht, neue Technologien (z.B. bessere Erntemaschinen) koennen schnell zu Massenarbeitslosigkeit fuehren, im Kriegsfall ist das Land sehr verwundbar (z.B. koennen leicht Schaedlinge auf Baumwollfelder abgeworfen werden, Infrastruktur fuer Oelfoerderung kann zerstoert werden…).

Jede Infrastruktur kann zerstört werden. Dieses Wirtschaftsmodell ist wohl kaum dazu geeignet, warum Kriege entstehen. Einfach mal bei den Modellannahmen bleiben. Eine ist bestimmt wieder der Homo oeconomicus. Der führt als rationaler Nutzenoptimierer keine Kriege.

Wenn sich ein Land aber nur z.B. durch Oelexporte finanziert ist es leichter die Infrastruktur dafuer zu zerstoeren und das Land damit hart zu treffen als bei einem Land dessen Wirtschaft auf mehreren Saeulen ruht und welches selbst die benoetigten Gueter herstellen kann.

Die stellt es dann aber die ganze Zeit zu deutlich höheren Kosten her. Da muss man eben immer abwägen. Das Modell sagt mir nur, wie hoch der Vorteil (oder Verlust) wäre. Dann muss ich mir ausrechnen, ob das das Risiko wert ist.

Hab nicht gesagt dass Kriege durch komparative Kostenvorteile entstehen, es ist aber durch den Fokus auf ein Exportprodukt leichter ein Land zu schaedigen.

Ist aber nicht Gegensatnd dieses Modells. Und niemand sagt, dass Entscheidung ausschließlich anhand dieses Modells getroffen werden sollen. Es gibt nur eine Entscheidungsgrundlage mit der ich eben die Kosten von Entscheidungen berechnen kann.

Jetzt bin ich aber gespannt ob jemand auch positive Seiten daran erkennt die mir evtl. entgangen sind. Damit meine ich keine theoretischen Vorteile (wie alle Kinder koennen zur Schule wenn die Produktivitaet erhoeht wird)

Ist ja auch kein tehoretischer, sondern ein praktischer.

Aha. Kuba hat eine der niedrigsten Analphabetenraten und betreibt kaum Aussenhandel.

Und die wollen auch alle unbedingt dableiben und beten jeden Morgen, dass der große Führer noch lange leben möge.
Könnte doch sein, dass der fehlende bzw. kaum vorhandene Außenhandel ein Teil der Probleme des Landes ausmacht.

In Nigeria sieht das trotz der grossen Oelexporte anders aus.

Eine Frage der innerstaatlichen Verteilung des Wohlstandes. Ohne den Export gäbe des nicht zu verteilen.

Klar, in Venezuela werden seit der sozialistischen Revolution die Einnahmen aus Oelexporten an die Bevoelkerung weitergegeben - aber das ist eben die Ausnahme, in den kapitalistischen Laendern sieht es fuer die Bevoelkerung duester aus.)

Und in Venezuela sieht es jetzt besser aus als beispielsweise in Deutschland??

Wie gesagt, man sollte den Aussenhandel nicht komplett
einstellen sondern auf ein vernuenftiges Mass reduzieren.

Das macht Norwegen und Deutschland auch.

Ansonsten wird es schwierig ein konkretes Beispiel zu finden, da es keine zwei Volkswirtschaften gibt, die ausschließlich miteinander ausschließlich zwei Güter ausstauschen.

Wieviele Volkswirtschaften und Gueter beteiligt sind ist egal.

Es wird etwas komplexer. Hinzu kommt, dass bei solchen Entscheidungen nicht allein dieses Modell die Grundlage ist, sondern auch andere Aspekte mit einbezogen werden müssen.
Für Deutschland macht es eben Sinn, den Großteil des Energiebedarfs zu importieren, sich aber auch nicht vollständig abhängig zu machen.
Außerdem müssen die Erkenntnisse des Modells auch nicht dazu führen, dass man sich auf etwas spezialisiert. Man kann auch versuchen selbst bei Dingen besser zu werden, die man bisher günstiger importiert. Bis dahin bleibt es aber unsinnig in Norwegen Orangenplantagen anzulegen oder in Deutschland aus der Kohle Benzin herzustellen.

Grüße

Hallo Rudi,

Ich versuche die Ursache mal in einer Kurzerklärung zu
verdeutlichen. Die vielen falschen Meinungen kann ich hier,
wegen des Umfangs, aber nicht widerlegen.

Genau DAS denke ich auch, wenn ich deinen Beitrag lese. Selten soviel Halbwissen und Blödsinn in einem Post gelesen. Schlimm, dass sich solche Leute hier noch sicher als Ökonomiexperten bezeichnen…

Um es mit Max Liebermann zu sagen: „Manchmal kann ich gar nicht soviel essen wie ich kotzen will!“

Aber leider habe ich gerade für eine Richtigstellung keine zeit, aber wird geliefert… :smile:

Hallo Arnold,

das was du schreibst ist leider nicht richtig und eine Sichtweise der VWL von vor 150 Jahren.

Kosten sind nur das, was der Hersteller zur Produktion einer
Ware bezahlt. Die Idee, dass wir auch eine intakte Umwelt oder
ein angenehmes Leben für alle als Ware betrachten können, die
uns etwas Wert sein sollte, kommt von Menschen, die erkannt
haben, dass wir mehr sehen sollten als Kosten aber dennoch nur
Kosten betrachten.

Stimmt, zum Beispiel von führenden Umweltökonomen! Das lernt man heute in jedem VWL Studium als Pflichtveranstaltung.

Tatsächlich kaufen wir jedoch billige
Produkte aus Fernost, die nur deshalb so billig sein können,
weil Umweltverschmutzung und Ausbeutung eben kosteneffektiv
sind.

Stimmt soooo allgemein auch nicht. Ein Hauptgrund sind nicht die Externalitäten sondern die geringen Lohnkosten bei gleicher Produktivität. Deswegen gingen ja vorallem einface Tätigkeiten nach Fernost, die man auch als ungelernte Kraft erfüllen kann. Wenn es stimmt was du sagst, dürfte ja in Deutschland gar kein Werk mehr stehen. Kein BWM, Daimler etc. Kein Mittelständler. Warum sind sie aber dennoch hier? Weil wir eben einen komparativen Vorteil bei technisch anspruchsvollen Gütern haben.

Wenn wir wirklich unsere Belange betrachteten, anstelle von
Gewinn, müssten wir z.B. unseren Verkehr fast vollständig auf
öffentlichen Verkehr umstellen, Alten- und Krankenpflege
müsste besser bezahlt werden als Investmentbanking, defekte
Geräte müssten regelmäßig repariert statt weggeworfen werden
usw… Kurz gesagt wir müssten unseren Umsatz reduzieren. Diese
Denkweise ist uns jedoch selbst hier wo auf die Umwelt mehr
geachtet wird als in Fernost fremd.

Weil die Welt eben nicht so einfach in Gut und Böse zu teilen ist. Bestes historisches Beispiel ist ja der Ostblock gewesen.

Die DDR und die BRD waren kulturell nicht sehr verschieden. Wir hatten die selbe Sprache, Gesellschaftlichen Austausch über das TV-Programm und Verwandschaft und über 1000 Jahre gemeinsame Geschichte.

Das Konsumniveau in der DDR war deutlich niedriger als in der BRD, dennoch war die Umweltverschmutzung vieeeeeeel stärker im Osten. Deinem einfachen Schwarz-Weiß-Denken zufolge muss es ja andersherum gewesen sein.

Außerdem zeigt die Geschichte der Welt, dass das Umweltbewusstsein mit dem Wohlstand und damit mit dem Konsum einer Volkswirtschaft wächst.

Desperado du hattest sicher den richtigen Gedanken nur die
Formulierung ist unbeholfen. „Volkswirtschaft“ betrachtet nur
den wirtschaftlichen Aspekt. Es ist ein Irrtum anzunehmen,
dass alles was für die Volkswirtschaft gut ist auch für die
Menschen gut ist. Oder im Umkehrschluss zu sagen alles was für
uns gut ist, wirkt sich positiv auf die Volkswirtschaft aus;
auch wenn uns das von den meisten Medien suggeriert wird.

Ich weiß nicht welche Medien du meinst, aber so einfach stimmt es nicht, und wird auch nicht immer so dargestellt. Die Volkswirtschaftslehre hat diese Umweltschäden sehr wohl im Blick und diese sind ganz zentral für die volkswirtschaftliche Analyse. Schon in Grundlagenveranstaltungen werden die Samuelsonbedingung und das Kaldor-Hicks-Kriterium eingeführt.

Beispielsweise kann es für das Bruttoinlandsprodukt (und somit
die Volkswirtschaft) Vorteilhaft sein eine gewisse
Arbeitslosigkeit zu haben, da hierdurch die arbeitende
Bevölkerung stets unter einem gewissen Druck gehalten wird
mehr zu leisten.

Vollkommener Blödsinn. Welches Modell der VWL sagt das? KEINS!
Im Gegenteil, die Wirtschaftswissenschaften gehen immer mehr dazu über, den MENSCHEN und dessen Wohlbefinden als wirtschaftlich positiven Faktor zusehen, den man fördern sollte.

Der Grad der Umweltverschmutzung hat für die
Volkswirtschaft praktisch keine Bedeutung.

Siehe Oben: Auch wieder totaler Blödsinn.

Es gibt sogar extra Lehrstühle und Forschungszweige die sich ausschließlich mit der Umweltökonomie befassen. Problematisch ist es nur, dass die VWL sehr ehrlich ist und unbequeme Wahrheiten sagt die Ideologen oft diffamieren, da es Ihre, mit Vorurteilen gefüllte Welt von GUT-und-BÖSE zerstören würde.

Selbst:Gesundheitsschäden können über erhöhte Gesundheitskosten die
Volkswirtschaft sogar beflügeln.

Auch Unsinn! Wo hast du das denn her? Wieder mal schlecht geträumt? Gerade in der Ökonomie wird für viel mehr Vorsorge plädiert…

Gruß Arnold

Gruß aus Berlin