Kompass neu einstellen in Wilhelmshaven?

Hallo, ich habe gestern im Hafen von Wilhelmshaven ein Marineschiff unter niederländischer Flagge gesehen, dass von 2 Schleppern ständig im Kreis gezogen wurde. Eine Freundin meinte, dies sei nötig, da der Kompass nach Nordcap-Fahrten neu eingestellt werden muss. Kann das jemand bestätigen und mir vielleicht auch erklären, wie das ganze funktioniert?

Danke im Voraus

Hallo,

ich habe gestern im Hafen von Wilhelmshaven ein
Marineschiff unter niederländischer Flagge gesehen, dass von 2
Schleppern ständig im Kreis gezogen wurde. Eine Freundin
meinte, dies sei nötig, da der Kompass nach Nordcap-Fahrten
neu eingestellt werden muss. Kann das jemand bestätigen und
mir vielleicht auch erklären, wie das ganze funktioniert?

Meinst Du das hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Deviation_%28Navigation%29 ?

Wie es in der Praxis funktioniert, weiss ich aber nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß nach einer Fahrt zum Nordkap die Deviation neu bestimmt werden muß.

Gruß
Jörg Zabel

Gute Frage, ich weiß es nicht.
Tatsache ist, dass das Schiff wohl den ganzen Tag von 2 Schleppern im Kreis gezogen wurde. Die Freundin arbeitet direkt am Hafen und konnte zusehen.

Die beiden Schlepper waren nötig, da in dem Hafenbecken natürlich kein Platz war, das das Schiff aus eigener Kraft drehen konnte.

Den Sinn davon weiß ich jedoch noch nicht.

Es war übrigens die Fregatte F831 Van Amstel. Falls es jemanden interessiert :smile:

Gruß, Marco

Hi,

Hut ab vor Deiner Freundin!

Ein Kompass muß regelmäßig kompensiert werden, da im Schiff Elektroleitungen, metallische Einbauten, Ladung usw. die magnetische Anzeige verfälschen können. Das nennt man Deviation. Die Abweichungen je nach Kurs werden in der sog. Deviationstabelle festgehalten, man weiß dann, dass man als Beispiel bei angezeigten 270° echte 266° hat, 180° genau stimmen, 90° aber echte 93° sind.
Ein weiteres Kompassproblem bereitet die Inklination: Die Feldlinien des Erdmagnetfeldes verlaufen in unseren Breiten nicht parallel zur Erdoberfläche, sondern sind ca. 66° nach unten, also in den Boden geneigt. Eine gewichtsmäßig genau ausbalancierte Kompassnadel würde also 66° nach unten zeigen und mit der Spitze auf der Kompassrose aufliegen. Diese Tendenz nimmt natürlich Richtung Norden zu und daher muß die Nadel mit Gegengewichten oder anderen Tricks ausbalanciert werden. Und wenn man da schon rumgedröselt hat, wird auch gleich wieder komplett kompensiert.

Hm, ok, aber so richtig weiter bin ich jetzt ehrlich gesagt noch nicht.
Oder was bewirkt das Drehen bzw. Im-Kreis-Führen des Schiffes genau?

Oder was bewirkt das Drehen bzw. Im-Kreis-Führen des Schiffes
genau?

Moin,

die Deviation bei Magnetkompassen ist nicht konstant, sondern hängt vom jeweiligen Kurs ab. Also muss man zum Aufstellen der Deviationstabelle oder zum kompensieren, dem Einregulieren des Kompass, das Schiff in verschiedene Richtungen ausrichten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kompass#Deviation

Zum Einregulieren dienen z.B. die hier gezeigten Kompasskugeln, mit denen ein Spezialist die Deviation auf ein Minimum einstellt.
http://weblogyhamburg.files.wordpress.com/2010/08/go…

In vielen Häfen gibt es an geeigneter Stelle Dalben oder Tonnen. Von dort kann man auffällige Landmarken, deren rechtweisende Peilung der Seekarte entnommen wird, auf verschiedenen Kursen peilen und mit der Anzeige des eigenen Kompass vergleichen.
In Flensburg steht ein Deviations- oder Kompensierdalben ( oben auf der Karte) :http://www.nv-pedia.de/pedia/?q=node/27

In Schlicktown liegt eine Deviationstonne: http://www.geniusstrand.de/11-06-2008/wilhelmshaven-…

PS: Zum Kompensieren wird der Moses in die Maschine geschickt um dort den Kompassschluessel zu holen. Der II. oder der Storekeeper drückt ihm dann den größten Schlüssel den es unten gibt in die Hand :smile:

Gruß

heavyfuel

Hallo,

die Deviation bei Magnetkompassen ist nicht konstant, sondern
hängt vom jeweiligen Kurs ab. Also muss man zum Aufstellen der
Deviationstabelle oder zum kompensieren, dem Einregulieren des
Kompass, das Schiff in verschiedene Richtungen ausrichten.

Es handelt sichum ein Schiff dieser Klasse:
http://de.wikipedia.org/wiki/Karel-Doorman-Klasse
Sollten die wirklich (noch) mit Magnetkompass fahren?
Bei einem Kreiselkompass dürfte die Deviation doch unter den Tisch fallen? Oder wie navigiert die Niederländische Marine?

Gruß
Jörg Zabel

Hallo Jörg,

Kreiselkompass und Kurskreisel in Flugzeugen können wie alle elektrischen Geräte ausfallen. Ferner müssen sie beim Einschalten ja mal irgenseine Grundinformation erhalten, da sie sich nicht automatisch ausrichten können und regelmäßig nachgestellt werden müssen, weil sie relativ schnell aus dem Kurs laufen.
Piloten stellen den Kurskreisel vor jedem Flug neu ein und selbst in einem Jumbojet findest Du noch den guten alten kompensierten Whiskykompass!

Moin,

Ja, auch auf U-Booten.

Zitat:
Noch heute ist der Magnetkompass als Notkompass vorgeschrieben.
Er steht meistens, aus Kompensationszwecken ganz oben auf dem Peildeck
(Deck ueber der Bruecke) in der Mittschiffslinie.

-> http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=7702.0
Denn fällt einmal der Strom aus,
so nützt auch der genaueste Kreiselkompass nichts mehr.
Die Nadel des Magnetkompasses hingegen zeigt auch ohne Strom zum magnetischen Nordpol.

Zu dem Beispiel von @Manfred,
In großen Flugzeugen wird er daher nur als Notkompass eingebaut.
In kleinen Flugzeugen dient er meist dazu,
den Kurskreisel etwa alle 15 Minuten von Hand zu justieren.

Kompassanlagen (Magnet- und Radiokompass) in Flugzeugen.

mfg
W.

Kompass neu einstellen in Wilhelmshaven?-Antwort
Danke an alle, die mir geantwortet haben.

Deviation und Inklination wurde mir verständlich erklärt, hat aber mit der Sache hier nichts zu tun.

Im Endeffekt geht es hierbei auch nicht um den Kompass sondern um das komplette Schiff, dass hier entmagnetisiert wird.

Siehe hier:
Schiffe Bei militärischen Schiffen muss die z. B. durch das Erdmagnetfeld aufgenommene Magnetisierung reduziert werden, um die Schiffe für Magnetminen und Torpedos mit Magnetzünder schwerer auffindbar zu machen.

Die Entmagnetisierungsanlagen für Schiffe der Deutschen Marine befinden sich in Wilhelmshaven und in Kiel. Die Volksmarine der DDR nutzte dafür eine etwa 2,8 Kilometer östlich von Vilm geschaffene künstliche Insel im Rügischen Bodden.[1]

Manche Schiffe besitzen zusätzlich eine eigene Magnetische Eigenschutzanlage mit der nicht nur die dauermagnetischen Eigenschaften des Rumpfes, sondern auch andere magnetische Signaturen, wie die elektromagnetischen Felder von Generatoren, kompensiert werden. Es gab früher auch Versuche, bei denen um den Schiffskörper gelegte Spulen zur Fernzündung von Seeminen eingesetzt werden sollten.

Letztendlich habe ich von der Marine selbst die Antwort bekommen.

Gruß, Marco

Ja, auch auf U-Booten.

Und auch unterirdisch:
Was war ich schon froh über minen Bézard Kompass in einem Pariser Parkhaus. :smile:

Gruß JK