Sagen wir, Mathematiker haben den Hang zu Verallgemeinerungen.
Komplexe Zahlen sind ein weites Feld, die meisten „Nutzer“ brauchen die vier Grundrechenarten und das Berechnen des Betrages, Imaginär- oder Realteils. Komplex konjugieren ist da auch wenig mehr als ein anderes Vorzeichen.
Ich schwenke mal auf ein anderes Thema: Vektoren
Der Betrag wird da ja genauso gebildet: Komponenten quadrieren, addieren, dann die Wurzel draus.
Der Mathematiker sagt aber auch: Skalarprodukt bilden, dann die Wurzel daraus. Das ist rechnerisch völlig das gleiche, obwohl es den Begriff „Skalarprodukt“ voraussetzt, hinter dem ja noch sehr viel mehr steckt.
Und jetzt habe ich hier ein Koordinatensystem, in dem die Achsen nicht rechtwinklig, und die Achseneinteilung nicht gleich ist. Das Skalarprodukt wird da einen Ticken komplizierter, der reine Vektor wird nun mit einer Matrix multipliziert, und das Ergebnis mit dem zweiten Vektor. Dann erfüllt das Ding wieder seinen ursprünglichen Zweck, und man kann es auch nutzen, um die Länge eines Vektors zu berechnen.
Meist hat man es aber doch mit einem Orthonormalsystem zu tun, also Achsen mit rechtem Winkel zueinander und gleichen Achseneinteilungen. Was ist da jetzt die Definition eines Betrages? Die einfache, die ein Neuntklässler versteht, oder die über das Skalarprodukt, das deutlich universeller ist?