Kompliziertes Beziehungsproblem

Guten Tag,
ich bin sehr aufgeschmissen seit einer Woche, weil am vergangenen Freitag (dem13.) mein Freund/Partner mir auf meine dementsprechende Frage erklärte, daß er sich nicht vorstellen kann, mit irgendjemandem zusammenzuziehen (also auch nicht mit mir) und am folgenden Montag kam die nächste Horrornachricht: Er möchte keine Beziehung mehr.

Die Fakten: Ich,w, bin 42 und war zuvor noch nie so verliebt und habe nur Trennungen hinter mir, die mir nichts bedeuteten und dem anderen auch nicht, dafür waren die Beziehungen zu kurz (max. 8 Wochen). Die Beziehungen fanden alle in Hamburg statt, wo ich wohne.

Im Januar 2014 lerne ich online einen Mann kennen, vier Jahre jünger, er wohnt in Frankreich und ist Engländer. Über ein halbes Jahr schreiben wir uns anfangs wenige, später mehr und mehr Emails und Briefe. Im August 2014 besucht er mich für eine Woche. Wir verstehen uns ausgezeichnet und kommen zusammen. Er ist der schüchternste Mann, dem ich begegnet bin und dabei hielt ich mich selbst immer für sehr schüchtern. Er ist Freiberufler, sensibel, künstlerisch/musisch begabt, sieht gut aus, glaubt dies aber nicht. Er ist/war zehn Jahre verheiratet, lebt in Trennung, und hat drei Kinder (5-9 Jahre, in Frankreich). Seine Partnerin habe ich als dominant erlebt. Er verließ sie mehrmals in der Ehe und ging nach England zurück für ein halbes Jahr, kehrte aber jedes mal zurück. Zur Trennung kam es, weil sie ihn auf einer Reise mit einem anderen betrog.
Im September besucht er mich erneut und spricht davon, nach HH zu ziehen. Ich kriege Panik, das geht mir zu schnell. Er besucht mich wieder im Herbst, lernt dort kurz meine Eltern kennen, sie verstehen sich gut. Zu Weihnachten besuchen wir seine Eltern in England für eine Woche. Im März ist eine Woche Berlin bei meinen Eltern, eine Woche Frankreich bei ihm geplant, dazwischen sehen wir uns wochenlang nicht.

Anfang des Jahres hat er Geldprobleme, seine Kunden zahlen nur schleppend, seine Ex ruft jeden Tag wegen der Kinder an, die er jedes 2. WE sehen soll, aber praktisch 5x die Woche sieht, weil sie arbeitet und jemand die Kinder betreuen muß. Die Kinder scheinen die Trennung schwer zu verkraften. Die älteste Tochter reißt sich Haare aus, der jüngste Sohn klammert sehr.
Im März sehen wir uns endlich wieder. Zwischendurch schreiben wir Emails, weil wir das beide mögen, telefonieren nur Silvester und an meinem Geburtstag im Februar. Wir schenken uns am Kennenlerntag etwas, zu Valentinstag, ich bekomme ein Geschenk zum Geburtstag. In Berlin versteht er sich sehr gut mit meinen Eltern. In Frankreich scheint er wie immer zu sein. Seine Wohnung ist nur ein 1-Zimmer-Appartment, sehr klein. Er sagt, es ist wie eine Gefängniszelle für ihn. Ich treffe die Kinder und die Ex, die Scheidung läuft seit Herbst. Ich fand die beiden Treffen okay, er fand sie sehr merkwürdig.

Am letzten Donnerstag gehen wir beiden schön ins Restaurant, danach zusammen ins Bett. Am Freitag, wie verabredet, spreche ich unsere Zukunft an, zusammenziehen in Frankreich. Ich würde alles hier aufgeben für die Partnerschaft, weil er niemals seine Kinder verlassen würde, wo ich zustimme. Er sagt dann, er will eigentlich mit niemanden zusammenziehen, das ist ihm jetzt klargeworden. Für mich bricht eine Welt zusammen. Ich gehe für die letzte Nacht ins Hotel. Am Samstag trifft er mich am Bahnhof, kann sich aber immer noch nicht äußern, was seine Gründe sind, dementsprechend verletzt reise ich ab. Am Montag folgt die Email, er hätte seit Januar das Gefühl für mich verloren und möchte mit niemandem eine Beziehung eingehen. Es läge nicht an mir, er würde mich sehr mögen. Gestern ist seine Scheidung durch, es dauerte 10 Minuten, es fühlte sich nach nichts an, sagt er.

Tut mir leid, es ging nicht kürzer zu erklären.

Da ich wie gesagt keine Erfahrung mit einer so intensiven Beziehung habe, weiß ich nun überhaupt nicht, wie ich mich verhalten soll. Er sagt, er hat das Gefühl für mich verloren, schickte mir aber seit Januar jede Email mit Küssen (x x x x, so in der Art), sagte mir sogar auf Deutsch, daß er an mich denke. Seltener als vorher, aber er tat es. Seine Geschenke waren wohl durchdacht, er hatte viel Spaß, sich mit meinen Eltern zu unterhalten. Nur zwei Tage vor Freitag dem 13. schickt er mir noch Fotos vom Ipad mit der Betreffzeile „Photos x x x“… Wenn man nichts mehr für jemanden empfindet, sollte man diese Küsse weglassen, oder? Er hat sie nicht weggelassen…

Ich weiß nicht, was ich mit diesem widersprüchlichen Verhalten anfangen soll… wie ich es deuten soll… es ist mir ein Rätsel. Er hat nie ausdrücklich gesagt, daß er mich nicht mehr liebt („I don’t love you anymore“). Und er will weiterhin Kontakt, sogar mit handeschriebenen Briefen. Sagt er. Sehen will er mich, sagt er jetzt, im Sommer aber nicht.

Ich habe ihn als sehr spontan erlebt bisher, sehr schnell begeisterungsfähig, schnell wieder abflauend, etwas sprunghaft, meiner Meinung nach. Er plant nicht, denkt nicht im voraus, läßt vieles auf sich zukommen. Ich bin meist das Gegenteil, oft vielleicht zuviel planend und zu übervorsichtig. Ich dachte, wir würden uns da gut ergänzen und dir goldene Mitte treffen. Seine Ex ist noch sprunghafter und spontaner und weiß offenbar auch gut zu manipulieren. Das letzte Kind war nicht gemeinsam geplant, aber sie hat es trotzdem geschafft, schwanger zu werden, was ihn zunächst ärgerte. Er liebt alle seine Kinder gleich, was ich so beobachtet habe.

Ich will ihn auf keinen Fall verlieren, weil er so etwas wie mein Traumman ist. Nicht perfekt, aber wer ist das schon. Er ist das, was ich will, und seine „Fehler/Schwächen“ sind halt Teil seines Charakters, den ich so nehmen will, wie er ist. ich will ihn nicht verändern. Er ist das, worauf ich schon so lange gewartet habe, da bin ich mir sicher.

Wie soll ich mich nun verhalten? Internetseiten geben Ratschläge wie: Kontaktsperre, dann vermißt er dich und kommt wieder zu dir. Ist das realistisch? Andere sagen: Netter, belangloser Kontakt, dann wird es sich einrenken. Was ist Blödsinn und was ist ein ernstgemeinter Ratschlag? Ich bin wirklich völlig aufgeschmissen, mir fehlt jegliche Erfahrung mit einem Verlassenwerden, wo bei mir solch starken Gefühle im Spiel sind. Ihm fiel es nicht so schwer, sagt er.
Soll ich weiterhin Kontakt halten, nett und freundschaftlich, aber nicht mehr, oder aber alles abrechen, was ich, glaube ich, nicht kann und will, weil ich eh nicht viele Freunde habe und jeden sozialen Kontakt gebrauchen kann. Aber ich weiß, ich will ihn nicht verlieren. Das Problem ist halt, ich kann nicht einfach so nach Frankreich ziehen und bei ihm um die Ecke eine Wohnung nehmen. Das wäre toll. Dann könnten wir uns ab und zu mal sehen und Spaß haben, ansonsten aber jeder sein Ding machen. Mir würde das reichen als „Beziehung“, auch ich liebe meine Freiheit nach 20 jahren des Alleinlebens, aber ich bin kein Freiberufler, so wie er, der überall arbeiten kann, wo es Internet gibt. Ich muß eine Arbeit haben, und dafür wäre am Anfang, im ersten Jahr oder so, mein Französisch noch zu schlecht.

Es tut mir leid, daß dies ein so langer Text ist. Aber ich weiß mir einfach keinen Rat!

Ich würde mich über sinnvolle, fundierte Hilfe wirklich sehr, sehr freuen! ich bin total am Schwimmen…
Danke
Daniela