Konflikte erfolgreich klären

Hi Pierre,

danke, für die Mühe, die Du Dir gibst. Dieser Mensch liegt mir sehr am Herzen und das Problem wiederholt sich für mich. Dh. was trage ich dazu bei?

Er hat nach eigenen Worten einen sehr großen und Bekannten- und Freundeskreis, was ihm auch extrem wichtig ist. Nur im Beruf und der Liebe klappt es nicht wie gewünscht.

Das klingt ganz danach, als wüsste er um seine Ängste, vielleicht nur unterbewusst. Und aus Angst davor, sich seinen Ängsten zu stellen und sein Selbstbild in Frage zu stellen, versucht er lieber die Umgebung zu verändern. Wenn das nicht geht, dann ist die Umgebung schuld, nicht er. Stimmt sicherlich.

Er ist darauf fokussiert, dass ich nicht an mir arbeiten wolle, faul sei, wenig Selbstvertrauen habe… dass ich zu früh aufgebe, sieht jedoch nicht seine Eigenanteile und wie er mich bzw. uns boykottiert.

Er lässt sich gerne von Menschen finden, denen er sich überlegen fühlt, denen er helfen kann, z.B. engagiert er sich in der Flüchtlingshilfe.

Zum Thema Konflikte sagte er sinngemäß, er habe wohl immer noch die falschen Strategien, sonst hätte er ja keine Konflikte.

Er fuhr fort, er habe nicht das richtige Standing bzw. habe Angst, andere könnten sich seiner bemächtigen. (So hat er seinen Vater als Kind erlebt, der ihn fremdbestimmte und dessen Anerkennung er sich heute noch sehnlichst sich wünscht.)

Dh. wenn er jemanden kennenlernt, der / die ihn interessiert, idealisiert er erst die Person. Alles ist nur positiv!
Später sagte er mir mal, er wolle sich nicht mehr verbiegen. Das habe ich nie gewollt, doch ich kann seine Wünsche nicht alle „riechen“, die er kaum ausspricht, bzw. er sieht auch nicht, was er selbst zum Misslingen einer Beziehung beiträgt. Er scheint mir zwischen Dominanz und (Über-)Anpassung hin- und herzupendeln. Auf Augenhöhe gemeinsam Lösungen zu finden, das sehe ich bei ihm nicht.

Einerseits: wenn er sich der Person sicher zu fühlen scheint, zieht er sich abrupt zurück und er scheint sich zu wünschen, dass sie nun umgekehrt, sich um ihn bemüht. Er wünscht sich sehnlichst Wertschätzung. Mir kommt es wie ein Machtspiel vor, dass ihm durch dieses Kontrollverhalten niemand wirklich (zu) nahe kommen kann.

Jemand den ich sehr wertschätze, meinte dazu, ich sei ihm seiner Meinung nach zu nahe gekommen. Das könnte passen, vielleicht sucht er den Spieß umzudrehen, so er das Gefühl eines machtvollen Vaters hatte, der ihn fremdbestimmte, versucht er heute als Erwachsener, Menschen teils durch Spiele mit Nähe und Distanz zu kontrollieren und Macht auszuüben.

Andererseits: bei Konflikten sieht er nur den Fehler beim Du und nicht seinen Eigenanteil.

Beispiel: wir kamen aus beruflichen Gründen miteinander in Kontakt. Er wollte mir helfen und dachte daran, sich mit mir selbständig zu machen.

Im ersten Jahr sagte er mir zigmal, ich solle meine Steuererklärung für meine erste UG machen. Auch wenn ich teils aus verständlichen Gründen, der Situation geschuldet, dem nicht nachkam, verstand ich mich unterm Strich selbst nicht, weshalb ich diese bis zur Pfändung hin nicht machte.

Als er sich bereits längst stark zurückgezogen hatte, kam ich nach ein paar Jahren darauf, wieso habe ich ihn nicht einfach gefragt mir zu helfen, zumal er überdies dies beruflich macht?

Als ich ihn fragte, weshalb er mir nicht seine Hilfe angeboten hatte, nachdem er so ziemlich alles für mich getan hatte, z.B. wenn ich einen Termin hatte, stellte er sich ungefragt und ungewollt den Wecker, nur für den Fall ich könnte verschlafen…, meinte er in einem für mich schmollend klingenden Ton, mit so kleinen Firmen habe er nichts zu tun.

Unverständnis und Kopfschütteln meinerseits. Gerade wenn die Steuererklärung für ihn so einfach gewesen wäre, wieso hat er mir dann nicht diesen „Freundschaftsdienst“ erwiesen? Zu der Zeit hatte er mich noch als Seelenverwandte bezeichnet, von Freundschaft und gar enger Freundschaft zu mir gesprochen.

Einmal erzählte er mir, er habe sein Auto zum Reparieren zu einem Kumpel gebracht. Weshalb nicht z.B. zu einer freien Vertragswerkstatt? Würde ich ihn damit konfrontieren, wäre es garantiert bei ihm was ganz anderes als bei mir. Wie wäre es wohl für ihn, wenn ein sein Kumpel ihm sagen würde, er solle erstmal allein lernen sein Auto zu reparieren und wenn er es kann, würde er ihm helfen. Das klingt für mich recht sinnbefreit.

Ich für meinen Teil würde zu einem Privatkontakt gehen, weil ich a, gerne Zeit mit dem Menschen verbringe, b, den Menschen teils (besser) einschätzen kann wie es bei einem Fremden der Fall wäre und c, ich die Arbeit günstiger zu bekommen, wäre auch nicht schlecht.

Nun kann man darüber philosophieren, was Freundschaft ist. Doch es ging ja um eine angedachte Geschäftspartnerschaft, und da hätte er ja seine Talente gleich einbringen können bzw. wenigstens mir helfen können das zu lernen.

Ich hasse Steuererklärungen!!! Doch er trieb mich immer nur an, an mir zu arbeiten. U.a. meinte er auch, ich solle selbst programmieren lernen, dann wäre ich unabhängig. Wenn ich alles selbst lernen soll, was ich gar nicht, zumindest nicht gut, kann, dann brauche ich auch keine Geschäftspartner*innen.

Habe ich mal versucht ihm bei einem seiner Probleme zu helfen, die er auch bestmöglich zu verstecken sucht, war er reflexartig wieder bei mir. Er meinte, erst wolle er mir helfen und dann sei er dran. Er bemühte sich sehr, sehr sehr bei mir. Ich befürchte, das ist einer der Gründe, weshalb die Geschäftsbeziehung nicht funktionieren kann, da wir manche Probleme gemeinsam haben und die idealerweise auch gemeinsam lösen könnten und sollten.

Weshalb hat er mir nicht geholfen bei der Steuererklärung?

Durch widrige Umstände musste ich nicht nur x-mal sondern zigmal mit Steuererklärungen in den letzten Jahren neu beginnen.

Hätte er mir angeboten zu mir zu kommen, hätten wir diese erste Steuererklärung mit ca. 100 - 120 Buchungssätzen wohl in ein paar Stunden erledigt gehabt. Hätte er mir zusätzlich noch gesagt, ich solle ein Verzeichnis in Excel oder Word mit z.B. Konten für’s nächste Mal mir anlegen, dann hätte ich bei der nächsten Erklärung nicht wieder anfangen müssen, von vorne nach Buchungssätzen und Konten zusammen zu suchen. Auch habe ich nun manche gleiche / ähnliche Dinge in unterschiedlichen Konten gebucht, sprich ganz sauber ist die Trennung nicht.

Rechne ich die Zeit, die wir darüber gesprochen bzw. dazu uns was geschrieben haben, war das garantiert sehr viel mehr Zeit als wir für die Steuererklärung zusammen benötigt hätten.

Darüberhinaus habe ich zwischenzeitlich viele hundert Stunden für Steuererklärungen aufgewandt. Allein wenn ich nur das Wort Finanzamt lese oder höre, bekomme ich Angst und Panikgefühle, wenn es um die UG geht. Das hätte er mir durch seine Hilfe ersparen können.

Überdies, da ich ein Steuerformular falsch ausgefüllt habe, zwar immer wieder Einspruch gegen Forderungen des Finanzamts einlegte, (mir war von der Buchhaltungssosftware-Hotline gesagt, dass ich da im ersten Jahr keine Steuern zu zahlen hätte), dürfte mir locker ein Tausender unnötig abhanden gekommen sein.

Ich meine, hätte er mir geholfen mit mir an einem Nachmittag z.B. irgendwo im Biergarten eine Struktur für meine Steuererklärungen zu erstellen, und ich hätte dann im darauffolgenden Steuerjahr eine Frage gehabt, z.B. weil neue Buchungssätze, Konten hinzukommen oder weil es steuerliche Regeländerungen gab, und selbst hätte er nicht zu mir kommen mögen, dann hätten wir das auch locker am Telefon machen können. Sehr gerne hätte ich ihm als Dankeschön dann z.B. einen Gutschein für ein Restaurant für zwei Personen schicken können. Oder was auch immer.

Natürlich sind „Freunde“ nicht verpflichtet zu helfen. Doch wenn er sagt, er möchte mit mir eine Firma gründen, weshalb hat er dann den Teil nicht übernommen bzw. wenigstens mir geholfen mich leicht einzuarbeiten?

Für mich stimmt so die Verhältnismässigkeit zwischen von ein paar Stunden wie einem Nachmittag oder einem Tag gegenüber vieler hundert Stunden mit Stress und unnötigem Geldverlust nicht. Das verunsichert mich hinsichtlich dessen was mit ihm tatsächlich möglich ist?

Mir gibt dieses Beispiel das Gefühl, dass er entweder erwartet bzw. sich von mir gewünscht hat, dass ich ihn anbettle, anflehe mir zu helfen (Stichwort: Wertschätzung / Narzissmus), dass er im Grunde viel zu viel Angst und Sicherheitsdenken hat um mit jemand anderen zusammen auf eine so verbindliche (Geschäfts-)Beziehung sich einlassen zu können oder wenigstens dass bei ihm hier jedenfalls etwas nicht stimmig ist.

Auf meine Frage hin, dass wenn er mit mir nicht gründen könne weil ich es nicht bringe, weshalb er es dann nicht mit einem seiner zahlreichen anderen Kontakte getan hätte, waren in seinen Begründungen stets und ausschließlich nur die anderen Schuld.

Später fragte ich ihn, weshalb er sich dann nicht allein selbständig gemacht hätte bzw. machen würde, z.B. mit Schreiben wie er mir mal am Anfang unseres Kontaktes gesagt hatte. Auch hat er ja viel und sehr Interessantes zu sagen, und das würde gut zu ihm als Einstieg passen. Doch das lehnte er ab, weil seiner Meinung nach viel zu viel Zeitaufwand für zu wenig bis kaum Geld und dann bekäme er überdies nicht die gewünschte Wertschätzung…

Er setzt seinen Misserfolg ja offenbar schon voraus bzw. ist so auf Wertschätzung fokussiert, dass er die Dinge nicht un der Dinge willen machen will / kann? Ich glaube, er traut sich es einfach nicht zu. Bzw. er hat möglicherweise so hohe Erwartungen an andere (und vielleicht auch an sich selbst) dem niemand gerecht werden kann, z.B. eine Geschäftspartnerin, die eine 20jährige hochintelligente Schönheit mit 40 Jahren Lebenserfahrung und 60 Millionen € auf dem Konto ist - Punkt 2 und 3 austauschbar).

Und ja, er sieht halt nur die Fehler bei den anderen, doch dass weil er mir nicht bei z.B. der Steuererklärung geholfen hat, ich sehr viel Zeit, Geld und Nerven verloren habe, dies für mich in absolut keinem Verhältnis zu dem steht, was es ihn mit mir zusammen an Zeit gekostet hätte, und dies mir das Gefühl gibt, er will bzw. kann sich gar nicht auf mich einlassen, das sieht er nicht.

Kürzlich fing er davon an, dass wenn ich XY machen würde, was gänzlich illusorisch ist, dann würde er meine Steuererklärungen machen. Wut stieg in mir hoch.

Also, ich denke, er wünscht sich einerseits tatsächlich mit jemanden eine eigene Firma zu gründen und seine Talente dort einzubringen, doch er konstruiert sich seine Realität meines Erachtens so, dass das immer zum Scheitern verurteilt sein muss.

Ja, er hat Recht, wenn er sagt, ich tue die Dinge nicht, die ich tun sollte und die ich durchaus tun wollte. Doch sein Verhalten, z.B. hinsichtlich Steuererklärungen und auch anderen Dingen, die ich erstmal allein tun soll, verunsichern mich. Auf was kann ich mich hier verlassen? Auf was lässt sich hier was aufbauen? Und das ignorieren und einfach sagen, egal was andere meinen, ich zieh’ mein Ding durch… das kann ich nicht bzw. nur bedingt, da ich ja Mitgestalter*innen benötige.

Ich verstehe, er braucht viel, sehr viel Sicherheit, dass Menschen das was sie tun sollen auch tun können und auch tun. Doch ich sehe kein Wir sondern nur, ich solle machen und er käme dann nach. Ich empfinde das so als würde ein Mann zu einer Frau sagen, sie solle erst mal selbst allein ohne jede Hilfe und Zutun einer zweiten Person ein Kind bekommen, und wenn sie das geschafft hat (Marke Selbstbefruchtung), macht er eins mit ihr. Selbst küssen kann man nicht allein. Und im Beruflichen braucht es halt auch ein Wir! Ein Freund von ihm wusste bei der Präsentation meiner Geschäftsidee sofort, dass man dafür wenigstens drei, vier Leute braucht. Doch er… Argh!!!

Er schrieb vor nicht allzu langer Zeit, u.a., man bräuchte gemeinsame Ziele… Als ich ihn fragte, was er sich für Ziele mit mir vorstellen könnte, was er sich wünschen würde, kam nichts mehr bzw. er antwortete „mal wieder“ mit Schweigen. Später meinte er auf erneute Nachfrage, ich hatte ihm vorgeschlagen gemeinsam mit ihm eine Sprache zu lernen, meinte er (mal wieder), ich solle erst allein lernen und später käme er dazu. Versprochen. Doch da fehlt mir dann das Vertrauen. Weshalb nicht gemeinsam zusammen lernen? Just das wirft er mir als Hauptgrund meines Scheiterns vor. Ich würde nicht (hart genug) arbeiten, zu früh aufgeben… Aber wieso macht er es mir unnötig schwer?

Und wieder war’s so lang. Vorschlag: Du könntest mir ja bei Interesse das Ganze in Kurzform schreiben. Dann weiß ich, a, Du hast mich verstanden und b, ich sehe mal wie das prägnant und präzise ginge.

Ciao,
Romana

Hallo

Ist das derselbe Typ, der dich als sein Herzensprojekt bezeichnet hat?
Falls ja, dann warst du anscheinend tatsächlich sein Projekt, so wie Eliza Doolittle für Mr. Higgins.

Hi,

ja, das sicherlich ein Teil (seiner) Realität. Doch diese teile ich nicht. Ich frage (mich) wie mit ihm auf Augenhöhe zu kommen, gerade wenn ein Problem (wo ich den nächsten Schritt zu tun hätte) mit anderen Problemen zu tun hat - wodurch ich mich blockiert fühle - (wo es notwendig wäre), er oder teils wir beide Schritte (erst oder parallel) Schritte tun.

Salve,
Romana