Konfuzianismus, Daoismus

Hallo,

ich habe sehr viel über meine Gesinnung Gedanken gemacht und habe festgestellt, dass ich mit dem Christentum nicht viel gemein habe.
Ich bin kein großartig spiritueller Mensch, ich glaube nicht an Jesus, Moses oder andere Konsorten so wie es in der Bibel steht (Ob es einen Jesus gab oder nicht möchte ich dennoch nicht ganz bezweifeln). An ein göttliches Wesen glaube ich nichts desto trotz. Das Christentum nennt es Gott, der Islam nennt es Allah die Buddhisten nennen es Buddha…
Wie dem auch sei… Ich habe mir Gedanken gemacht, ob eine Religion zu mir passt und welche das ist und jetzt kommt mein Problem, dass ich eigentlich habe.
Ich habe mich auf diversen Internet-Seiten informiert und fand den Konfuzianismus am treffendsten.
1. Jedoch kenne ich den genauen Unterschied zwischen Konfuzianismus und Daoismus (Taoismus) nicht.
2. Ich möchte mich besser informieren, vor allem über den Konfuzianismus und suche interessante Internet-Seiten oder im besonderen auch Bücher über Konfuzianismus, damit ich mir einen besseren und vor allem klareren Einblick verschaffen kann.

Ich hoffe ihr könnt mir den Unterschied erklären bzw. gute Lektüre empfehlen.

Gruß Taobaibai

Hallo,
bevor dieser Unfug unwidersprochen so hier stehen bleibt:

An ein göttliches Wesen glaube ich
nichts desto trotz. Das Christentum nennt es Gott, der Islam
nennt es Allah die Buddhisten nennen es Buddha…

Siddharta Gautama, der den Ehrennahmen ‚Buddha‘ (‚der Erwachte‘) führte, war ein Mensch. Geboren in einer der führenden Familien einer kleinen nordindischen Adelsrepublik, zum Asketen und zum Lehrer geworden, im Alter von 80 Jahren an einer Lebensmittelvergiftung gestorben. Anders als der Wanderprediger Jeschua wurde er von seinen Schülern nie zu einem „göttlichen Wesen“ deklariert. Im Gegenteil - die spirituelle Erfahrung, die er machte (Bodhi, das Erwachen) ist für jeden Menschen, der der von ihm gelehrten Methode (dem ‚achtfachen Pfad‘) folgt, reproduzierbar - was mit Sicherheit nicht bedeutet, sie würden dadurch zu „göttlichen Wesen“.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo,

bevor dieser Unfug unwidersprochen so hier stehen bleibt:

  • :o)

Im Gegenteil - die
spirituelle Erfahrung, die er machte (Bodhi, das Erwachen) ist
für jeden Menschen, der der von ihm gelehrten Methode (dem
‚achtfachen Pfad‘) folgt, reproduzierbar

DAS muss man aber auch erst mal glauben.

Und was Buddhisten regelmäßig vergessen:
Der Buddha hat seine eigene Erleuchtung eben NICHT durch die von ihm gelehrte Methode erreicht.

Und natürlich hat der Buddha im Buddhismus einen ähnlichen Stellenwert wie Jesus im Christentum und Mohamed im Islam.

Grüße
K.

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Hallo,

1. Jedoch kenne ich den genauen Unterschied zwischen
Konfuzianismus und Daoismus (Taoismus) nicht.

Konfuzianismus ist ein moralisches, weltliches Regelwerk das rationalen Gründen folgt.
Daoismus ist eine spirituelle Sicht auf die Welt.

Ansonsten kann ich den Googelismus und den Wikipediaismus dringend empfehlen.

Grüße
K.

Hi
Konfuzius soll den alten, weisen Laotse ja sogar mal getroffen und sich ein bisschen was von ihm erzählen lassen haben.
However - um es in aller Kürze auf den Pinkt zu bringen:
Konfuzius hat versucht, durch rationales Denken, Erkenntnisse und Erfahrungen ein möglichst „objektiv“ sinnvolles und harmonisches Staatsgebilde zu schaffen, in dem jeder Mensch seinen Platz findet und glücklich ist.
Laotse hat eher dialektisch gedacht, etwa: Wenn totale Ruhe im Staat herrscht, dann muss da wohl ein autoritärer Herrscher zugange sein.
Laotse hat amüsante Gedankengänge in kurzen, fast lyrischen Versen dargestellt. Sie sind im Tao-te-king zusammengefasst.
Gruß,
Branden

Hallo,

Im Gegenteil - die
spirituelle Erfahrung, die er machte (Bodhi, das Erwachen) ist
für jeden Menschen, der der von ihm gelehrten Methode (dem
‚achtfachen Pfad‘) folgt, reproduzierbar

DAS muss man aber auch erst mal glauben.

vor erst mal. Dann kann man es ausprobieren. Im Gegensatz zum Christentum ist ‚Glaube‘ im Buddhismus nicht konstitutiv. In diesem Zusammenhang spricht man von Śraddhā, was sich besser mit ‚Vertrauen‘ übersetzen lässt. Es ist ein ‚Glaube auf Vorschuss‘ - dessen Berechtigung sich am Ergebnis buddhistischer Praxis zu messen hat. Blinder Glaube wird explizit abgelehnt:

„Geht nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr selbst erkennt: ‚diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl‘, dann mögt ihr sie euch zu eigen machen.“ (Anguttara Nikâya III. 66)

Und was Buddhisten regelmäßig vergessen:
Der Buddha hat seine eigene Erleuchtung eben NICHT durch die
von ihm gelehrte Methode erreicht.

Das ist albern. Niemand „vergisst“ da etwas. Hätte Buddha seinen Schülern zumuten sollen, die selben Irr- und Umwege zu gehen wie er selbst - darunter 6 Jahre extremster Askese bis an die Grenze des Hungertodes? Wenn man erst einmal am Ziel ist, weiss man idR auch den kürzesten Weg dorthin.

Und natürlich hat der Buddha im Buddhismus einen ähnlichen
Stellenwert wie Jesus im Christentum und Mohamed im Islam.

Was soll der Begriff „Stellenwert“ in diesem Zusammenhang aussagen? Hat Julia Roberts in ‚Pretty Woman‘ denselben „Stellenwert“ wie Arnold Schwarzenegger in ‚Terminator‘? Helium im Periodensystem der Elemente denselben „Stellenwert“ wie das Buch Genesis in der Bibel?

Der Vergleich mit Mohammed mag hingehen, insofern beide de facto zu ‚Religionsstiftern‘ wurden. Zu menschlichen, wohlgemerkt. Andererseits ist Buddha ein Lehrer, der sich in seiner Lehre außer auf seine Erfahrung auf nichts und niemanden beruft und dem Götter herzlich egal waren - Mohammed hingegen ein Prophet, nicht mehr als ein Sprachrohr Allahs, sein demütiger Diener. Jesus wiederum wird von seinen Anhängern als inkarnierter Gott gesehen. Wirklich Gott, ungeschaffen, Gott gleich (Konzil von Nicäa, 325) bzw. eine der drei Personen, in denen Gott existiert und die eines einzigen göttlichen Wesens sind (Konzil von Konstantinopel, 381).

Gruß,
Ralf

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Missverstandener Buddhismus
Hi Klaus.

Im Gegenteil - die
spirituelle Erfahrung, die er machte (Bodhi, das Erwachen) ist
für jeden Menschen, der der von ihm gelehrten Methode (dem
‚achtfachen Pfad‘) folgt, reproduzierbar

DAS muss man aber auch erst mal glauben.

Nicht ´glauben´, sondern probieren und gegebenenfalls verifizieren - das ist der Punkt. Es handelt sich bei der angesprochenen Methode um eine - wenn Ralf mir den Ausdruck gestattet - Bewusstseinstechnik, die, richtig angewendet, zu einem bestimmten Resultat führen kann, nämlich zur Befreiung des Bewusstseins von falschen Vorstellungen. ´Falsch´ heißt hier: anhaftend an der Vorstellung, dass die ´Dinge´ ein Selbstsein haben. Selbstverständlich ist die Anwendung der Technik auch eine Begabungsfrage - nicht jeder ist reif dafür.

Mit Glauben (an die Effektivität der Technik) im christlichen Sinne hat das nichts zu tun, vielmehr mit einem recht profanen intuitiven Vertrauen oder, noch profaner, mit Neugierde, gepaart mit Offenheit für das Unerwartete.

Und was Buddhisten regelmäßig vergessen:
Der Buddha hat seine eigene Erleuchtung eben NICHT durch die
von ihm gelehrte Methode erreicht.

Woher willst du wissen, dass „die Buddhisten“ das „regelmäßig vergessen“? Stehst du mit allen in Kontakt? Und wie kommst du darauf, dass Gautama sein Erwachen anders erlangte als durch jene Art von Meditation, die er seinen Schülern anempfahl? Hier kann dir Ralf aber sicher fundiertere Auskünfte geben, als ich es auf die Schnelle vermag. Man sollte Behauptungen, wie du sie aufstellst, übrigens auch durch Textverweise begründen. Behaupten kann jeder irgendwas, begründen ist schon schwerer…

Chan

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PS.
PS. Habe meine Antwort verfasst, ohne Ralfs Antwort schon zu kennen.

Hallo,

vor erst mal. Dann kann man es ausprobieren. Im Gegensatz zum
Christentum ist ‚Glaube‘ im Buddhismus nicht konstitutiv. In
diesem Zusammenhang spricht man von Śraddhā, was sich besser
mit ‚Vertrauen‘ übersetzen lässt. Es ist ein ‚Glaube auf
Vorschuss‘ - dessen Berechtigung sich am Ergebnis
buddhistischer Praxis zu messen hat.

Ja. Aber wo ist denn - FAKTISCH gesehen - der Unterschied?
Jemand gibt ein Verhalten vor und nennt das Ergebnis das beim Einhalten erwartet werden darf.
Wird das Verhalten nicht befolgt gibt es als Ergebnis Leid.
Wird das Verhalten befolgt gibt es als Ergebnis „Erlösung/Erleuchtung“.

… Wenn ihr selbst erkennt:
‚diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von
Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen,
führen sie zu Segen und Wohl‘, dann mögt ihr sie euch zu eigen
machen." (Anguttara Nikâya III. 66)

Und der Christ, Moslem als auch der Buddhist werden von ihrem Weg behaupten das sie „heilsame, untadelige Dinge“ erleben die sie zu „Segen und Wohl“ führen.

Das ist albern. Niemand „vergisst“ da etwas.

Das war ein bißchen provokativ - gebe ich zu :o)

Hätte Buddha
seinen Schülern zumuten sollen, die selben Irr- und Umwege zu
gehen wie er selbst - darunter 6 Jahre extremster Askese bis
an die Grenze des Hungertodes? Wenn man erst einmal am Ziel
ist, weiss man idR auch den kürzesten Weg dorthin.

Das ist die Frage. Wenn jemand jahrelang auf 1000 verschiedene Arten Lotto spielt und dann irgendwann einen 6er hat - weiß er dann den kürzesten Weg zum 6er?
Oder war es nicht gerade sein unbändiges, alles ausfüllendes Bestreben sich dem Lottospiel zu verschreiben, das ihn dahin geführt hat?

Im Buddhismus wird oft suggeriert es gäbe „DIE Methode“ die kausal zur Erleuchtung führt.
Das halte ich für einen Irrtum.
Wenn es so wäre, müßte so ziemlich jeder Buddhist früher oder später die Erleuchtung erlangen. Es müßten massenhaft Erleuchtete herumlaufen.
Aber die Überprüfbarkeit, die Gründe für den Mißerfolg kann man ja auch hier wunderbar ins Jenseits schieben: Dann stimmts halt noch nicht mit dem Karma.

Es ist nicht so das der Buddhismus eine Art religiöse Ingeneurswissenschaft ist, die eine Methode liefert die zwingend zur Erleuchtung führt. Das ist Schade, wird von vielen Buddhisten aber geglaubt.

Und natürlich hat der Buddha im Buddhismus einen ähnlichen
Stellenwert wie Jesus im Christentum und Mohamed im Islam.

Er ist die repräsentative Person dieser Religion. Er wird gerne „bescheiden“ so dargestellt als sei er ein ganz normaler Mensch. Das ist er nicht. Er gilt als erleuchtet und als Wissender dessen Wissen anderen zur Erleuchtung verhelfen kann.

Jeder von denen hat halt etwas andere „Superkräfte“ und zusammen sind sie die „fantastischen Drei“. :o)

Grüße
K.

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Jeder von denen hat halt etwas andere „Superkräfte“ und
zusammen sind sie die „fantastischen Drei“. :o)

Aber nur, weil es so viele andere Gläubige sind, mit denen sie dieselben „Heiligen“ verehren. „Fantastische Drei“ sind es nur für die, die daran glauben.

Grüße
Frieda

Hallo Taobaibai,

Um mal auf deine Frage zurückzukommen…

der Konfuzianismus ist nach Kongzi benannt, eine eventuell historische Persönlichkeit der eine Menge Schriften im Konfuzianismus zugeschrieben werden, von der aber nur die wenigsten stammen.
Kongzi ist die verkürzte Form eines Meisters, der u.a. auch Kong hieß. Er war ein Philosoph der seine Philosophie auf dem damaligen religiösen System aufbaute. Daher wird, wie beim Buddhismus auch, ständig darüber gestritten ob es nun eine Religion ist oder nicht - die Frage ist tatsächlich schwierig. Zwar lehnte Kongzi ab, über Götter und Geister zu sprechen, er empfahl aber trotzdem die Ahnenverehrung und das Staatsritual.
Mehr zu Konfuzius findest du kurz und bündig hier:
http://www.amazon.de/Konfuzius-Heiner-Roetz/dp/34065…
Eine schon etwas ältere aber dennoch gut überschaubare Kurzfassung der konfuzianischen Entwicklungsgeschichte findest du hier:
http://www.amazon.de/Konfuzianismus-Hans-van-Ess/dp/…

Es ging Konfuzius und seinen Anhängen darum, die Moral einer idealisierten alten Zeit (Zhou Dynastie) wieder herzustellen. Grundpfeiler sind dabei die Tugenden (allen voran die kindliche Pietät) und die sozialen Beziehungen (Mann-Frau, Eltern-Kind, Herrscher-Untertan, Älterer-Jüngerer, Freund-Freund). Dabei wurden alte Ideale wie der Glaube an ein transzendentes Konzept namens Tian (Himmel) und die Götter von Getreide und Boden unterstützt.

Der Konfuzianismus war erst gar nicht so beliebt. Erst als während der Han-Dynastie die Konzepte der YinYang Schule mit der Basis des Yijing eingeführt wurden, gewann der Konfuzianismus Halt und Drang in die Regierung ein.

Auf der nächsten Stufe gibt es den Volkskonfuzianismus. Hier fand eine Mischung mit dem lokalreligiösen System statt. Konfuzius wurde über die Jahrhunderte immer mehr zum heiligen König und Erretter stilisiert. Daneben sah man ihn als Gott der Literatur, er wurde oft mit dem Gestirnsgott Kuixing identifiziert, man rief ihn an um seinen Kindern Erfolg zu wünschen oder Erfolg in den später entwickelten Beamtenprüfungen zu haben. Seine Schüler verehrte man ebenfalls mit Ikonen.
Im 10. Jh. entwickelten sich dann die Neo-Konfuzianer, heute würde man sie wohl fundamentalistische Konfuzianer nennen. Sie wollten den Konfuzianismus reinigen, seine Regeln sehr streng durchsetzen (der Neo-Konfuzianismus war frauenfeindlicher als es die alte Version je war) und sie verdammten die Ikonenverehrung, daher kam es im 16. Jh. zu einem Bildersturm und die Schülerikonen wurden zerschlagen. Seitdem gibt es in China nur noch Namenstabletts und die einzige Ikone in konfuzianischen Tempeln ist die von Kongzi selbst, meist eine Replik des Generaltypus wie er in Qufu steht.

In anderen früh konfuzianisch beeinflussten Ländern wie Vietnam findet man in den Literaturtempeln immer noch Schülerikonen und viele Konfuziusvarianten.

Der Daoismus wird Laozi (Alter Meister) zugeschrieben. Wie der Name schon andeutet handelt es sich um eine mythologische Gestalt. Der Daoismus ist prinzipiell eine Offenbarungsreligion, die heilige Schrift ist das Daodejing, es gibt aber noch zahlreiche weitere Schrifte (z.B. Taipingjing) v.a. magischen Charakters, die wichtig sind. Ein weiterer wichtiger Entwickler war Zhuangzi, der selbst aber kein Daoist war. Auch das Daoismus war zunächst Philosophie, nahm aber viel schneller religiöse Züge an. Es gibt aucht nicht DEN Daoismus, sondern sehr, sehr viele. Am Ende der Han-Dynastie begann er sich richtg auszubreiten und in viele Gruppen aufzuteilen. Daoisten sind v.a. magische Techniker, die sich dem wuwei (nicht Bewegen) und der Natur verschreiben, aber auch magische Pratiken, Gymnastik und Meditation üben um das Ideal eines Langen Lebens (oft mit Unsterblichkeit verwechselt) und das Leben in einem der daoistischen Paradiese zu erlangen.
Der Daoismus war ein Katalysator für die Übernahme des Buddhismus in China, dabei nahm er selbst sehr viele Elemente des Buddhismus auf, teilweise war dies aus überlebenstechnischen Gründen nicht anders möglich. So entwickelte der Daoismus auch ein Mönchtum, einige Gruppen leben sogar zölibatär und sind Vegetarier.

viel mehr kann man _generell_ gar nicht über den Daoismus sagen, du solltest dir eher die einzelnen Gruppen anschauen. Wie schon vorgeschlagen: Wikipedia und Google Books sind hilfreich.
Zum Daoismus solltest du dir auf jeden Fall die Bücher von Livia Kohn ansehen.

lg
Kate

Hallo,

Im Gegensatz zum
Christentum ist ‚Glaube‘ im Buddhismus nicht konstitutiv. In
diesem Zusammenhang spricht man von Śraddhā, was sich besser
mit ‚Vertrauen‘ übersetzen lässt. Es ist ein ‚Glaube auf
Vorschuss‘ - dessen Berechtigung sich am Ergebnis
buddhistischer Praxis zu messen hat.

Ja. Aber wo ist denn - FAKTISCH gesehen - der Unterschied?

Ist das nicht offensichtlich? Der Unterschied liegt in der Verifizierbarkeit. Buddhistische Praxis hat sich unmittelbar in Deinem Leben auszuwirken, nicht in einem wie auch immer gearteten Jenseits - was sich bekanntlich einer Überprüfung entzieht.

Ein weiterer, wesentlicher praktischer Unterschied ist der Verweis auf die Eigenverantwortlichkeit. „Es rettet uns kein höh’res Wesen / kein Gott, kein Kaiser noch Tribun / Uns aus dem Elend zu erlösen / können wir nur selber tun.“ (Kein Zitat aus einem Sutra, sondern aus der ‚internationale‘ - passt trotzdem)

Jemand gibt ein Verhalten vor und nennt das Ergebnis das beim
Einhalten erwartet werden darf.
Wird das Verhalten nicht befolgt gibt es als Ergebnis Leid.

Richtig. So wie Deine Mutter zu Dir gesagt hat: „fass die heiße Herdplatte nicht an, das macht Aua“. Daraus wird noch keine Religion. Auch das StGB, das auf demselben Prinzip beruht, ist nicht wirklich ein religiöses Werk …

Hätte Buddha
seinen Schülern zumuten sollen, die selben Irr- und Umwege zu
gehen wie er selbst - darunter 6 Jahre extremster Askese bis
an die Grenze des Hungertodes? Wenn man erst einmal am Ziel
ist, weiss man idR auch den kürzesten Weg dorthin.

Das ist die Frage. Wenn jemand jahrelang auf 1000 verschiedene
Arten Lotto spielt und dann irgendwann einen 6er hat - weiß er
dann den kürzesten Weg zum 6er?
Oder war es nicht gerade sein unbändiges, alles ausfüllendes
Bestreben sich dem Lottospiel zu verschreiben, das ihn dahin
geführt hat?

Du hast ein bemerkenswertes Talent für schiefe Vergleiche. Lotto ist ein reines Glücksspiel, wo das angestrebte Ergebnis bei jedem Versuch ein anderes ist - die Trefferchance mithin bei jedem Versuch gleich groß (bzw. klein) ist. Wenn man hingegen ein fest definiertes Ergebnis (‚Ziel‘) hat, dann kann man sich diesem z.B. mit der Methode ‚trial and error‘ (Versuch und Irrtum) annähern. Fehlgeschlagene Versuche kannst Du zukünftig als Möglichkeit aussondern - das gilt beim Lotto gerade eben nicht. Ob Du immer dieselben Zahlen tippst (denselben Versuch machst) oder jedes Mal andere nimmst, hat keinerlei Auswirkungen auf die Trefferwahrscheinlichkeit.

Im Buddhismus wird oft suggeriert es gäbe „DIE Methode“ die
kausal zur Erleuchtung führt.
Das halte ich für einen Irrtum.

Du unterstellst da ein reichlich grobschlächtiges Verständnis von Kausalität. Nur mal als kleiner Hinweis, wie eine buddhistische philosophische Schule (hier: Yogacara) Kausalität analysiert und klassifiziert: http://books.google.de/books?id=IeiwsT-XqwQC&pg=PA49…
… Es gibt auch andere, z.T. deutlich komplexere Modelle.

Wenn es so wäre, müßte so ziemlich jeder Buddhist früher oder
später die Erleuchtung erlangen.

Die Prämisse dieses Schlusses ist von Dir schlicht untergeschoben. Eben weil es nicht um Glauben, sondern um konkretes Tun geht, ist es völlig unerheblich, ob jemand ‚Buddhist‘ ist (was immer das sein mag). Erheblich ist seine Lebenspraxis.

Aber die Überprüfbarkeit, die Gründe für den Mißerfolg kann
man ja auch hier wunderbar ins Jenseits schieben: Dann stimmts
halt noch nicht mit dem Karma.

Im Buddhismus gibt es kein „Jenseits“. Außerdem ist buddhistische Praxis keine ‚Alles-oder-Nichts-Methode‘. Leidfreiheit lässt sich durchaus auch graduell erfahren - und eben dies ist überprüfbar, unabhängig von der Erfahrung des Erwachens. Was das mit dem ‚karma‘ angeht, so hast Du damit sogar recht - aber nur, weil Buddhisten unter ‚karma‘ etwas anderes verstehen, als Hindus, westliche Esoteriker und anscheinend Du auch. ‚karma‘ im buddhistischen Sinn ist willensbestimmte Handlung, Wirken / Bewirken. Buddha identifizierte sogar explizit den Willen (cetana) mit karma (cetanaham bhikkave kammam vadami).

Es ist nicht so das der Buddhismus eine Art religiöse
Ingeneurswissenschaft ist, die eine Methode liefert die
zwingend zur Erleuchtung führt. Das ist Schade, wird von
vielen Buddhisten aber geglaubt.

Ich denke, Du hast deutlich genug gemacht, wie viel Du von Buddhismus verstehst. Zu wenig für qualifizierte Urteile.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo,

Ja. Aber wo ist denn - FAKTISCH gesehen - der Unterschied?

Der Unterschied liegt in der
Verifizierbarkeit. Buddhistische Praxis hat sich unmittelbar
in Deinem Leben auszuwirken,

Jemand der „zu Jesus gefunden hat“ erzählt Dir das Gleiche. Es wirkt sich auf sein ganzes Leben aus. Auch konvertierte Moslems berichten von der neuen Präsenz in ihrem Leben.
Sie können das alle „verifizieren“, das ihr Glaube - ihre neue Praxis - im gegenwärtigen Leben Gutes bewirkt.
Wie unterscheidest Du diese persönlichen Zeugnisse und Verifikationen denn von den buddhistischen Verifikationen? Oder sind sie gleichwertig?

Ein weiterer, wesentlicher praktischer Unterschied ist der
Verweis auf die Eigenverantwortlichkeit.

Im Christentum und Islam besteht die Eigenverantwortlichkeit darin, sich für oder gegen Gott entscheiden zu dürfen.
Der eine vertraut auf seine buddhistische Praxis.
Der andere vertraut auf eine höhere Macht.
Beide glauben an ETWAS das sie „erlöst“. Beide müssen etwas tun, etwas bestimmtes leben, damit sie erlöst werden.
Ist das nicht im Prinzip das Gleiche? Nur das der eine auf Dieses und ein anderer auf Jenes vertraut?

Richtig. So wie Deine Mutter zu Dir gesagt hat: „fass die
heiße Herdplatte nicht an, das macht Aua“. Daraus wird noch
keine Religion. Auch das StGB, das auf demselben Prinzip
beruht, ist nicht wirklich ein religiöses Werk …

Ich kann da nicht den Unterschied zum Christentum / Islam erkennen.
Oder meinst Du, die buddhistischen Vorgaben beruhten auf Realität und Wahrheit und bei den anderen Vorgaben sei dies zweifelhaft?
Denn statt „das macht Aua“ kann man doch genauso gut sagen „Gott straft Dich“. Beides können doch Synonyme für die schmerzhafte Verbrennung sein.

Das ist die Frage. Wenn jemand jahrelang auf 1000 verschiedene
Arten Lotto spielt und dann irgendwann einen 6er hat - weiß er
dann den kürzesten Weg zum 6er?
Oder war es nicht gerade sein unbändiges, alles ausfüllendes
Bestreben sich dem Lottospiel zu verschreiben, das ihn dahin
geführt hat?

Lotto ist ein reines Glücksspiel, wo das angestrebte Ergebnis
bei jedem Versuch ein anderes ist - die Trefferchance mithin
bei jedem Versuch gleich groß (bzw. klein) ist. Wenn man
hingegen ein fest definiertes Ergebnis (‚Ziel‘) hat, dann kann
man sich diesem z.B. mit der Methode ‚trial and error‘
(Versuch und Irrtum) annähern. Fehlgeschlagene Versuche kannst
Du zukünftig als Möglichkeit aussondern - das gilt beim Lotto
gerade eben nicht. Ob Du immer dieselben Zahlen tippst
(denselben Versuch machst) oder jedes Mal andere nimmst, hat
keinerlei Auswirkungen auf die Trefferwahrscheinlichkeit.

Das Beispiel sollte sagen, Buddha hat vor seiner Erleuchtung viele, viele Jahre lang ALLES gegeben. Wie Du schreibst, ging er bis kurz vor den Tod.
Du interpretierst das als Irr- und Umwege aber ist es nicht plausibler anzunehmen, das diese totale Suche ihm die Erleuchtung gebracht hat?
Zum anderen glaubst Du bzw. glauben Buddhisten wirklich das die „Erleuchtung“ einer ‚trial and error‘-Methode unterworfen ist?
Das man „fehlgeschlagene Versuche in Zukunft aussondern“ kann?
Wäre die Erleuchtung dann nicht etwas Weltliches was weltlichen Gesetzten unterworfen ist? Ist sie das im Buddhismus?

Wenn es so wäre, müßte so ziemlich jeder Buddhist früher oder
später die Erleuchtung erlangen.

Die Prämisse dieses Schlusses ist von Dir schlicht
untergeschoben. Eben weil es nicht um Glauben, sondern um
konkretes Tun geht, ist es völlig unerheblich, ob jemand
‚Buddhist‘ ist (was immer das sein mag). Erheblich ist seine
Lebenspraxis.

Das habe ich neulich schon mal ganz genau so gehört - da ging es um „Glauben an die Tora“. :o)
Aber nochmal - wieso gibt es unter den Buddhisten nicht massenhaft Erleuchtete, wenn der Weg zur Erleuchtung doch so klar beschrieben ist?

Aber die Überprüfbarkeit, die Gründe für den Mißerfolg kann
man ja auch hier wunderbar ins Jenseits schieben: Dann stimmts
halt noch nicht mit dem Karma.

Im Buddhismus gibt es kein „Jenseits“.

Gut - sie nennen es anders, die von außen nicht überprüfbare Quelle aus denen Deine karmischen Qualitäten stammen, die nicht diesem Leben angehören.

Ich denke, Du hast deutlich genug gemacht, wie viel Du von
Buddhismus verstehst. Zu wenig für qualifizierte Urteile.

Deswegen bin ich froh auf jemanden zu treffen, der mehr versteht und meine Urteile berichtigen kann. :o)

Grüße
K.

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Massenerleuchtung
Hi.

Aber nochmal - wieso gibt es unter den Buddhisten nicht
massenhaft Erleuchtete, wenn der Weg zur Erleuchtung doch so
klar beschrieben ist?

Ich weiß nicht, was du unter „massenhaft“ verstehst, aber es gibt - um einen kleinen Eindruck zu vermitteln - in Japan heute etwa 14.700 Soto-Zen-Klöster mit einem leitenden Zen-Meister, welcher nach den Zen-Kriterien ein Erleuchteter ist. In der BRD gibt es heute etwa 300 Soto-Zen-Schulen. Rechnet man das alles auf die weltweite Verbreitung buddhistischer Klöster hoch, ergibt das eine erkleckliche Menge allein an Erleuchteten aus dem Kreis der buddhistischen Meister (diverser Schulen). Dazu kommen Adepten in einer die Zahl der Meister noch übertreffenden Anzahl, die in der Gewissheit leben, Erleuchtung erlangt oder zumindest einmal erfahren zu haben. Der Soto-Zen hat allein in Japan über 8 Mio Anhänger. Macht Daumen mal Pi allermindestens 100.000 buddhistisch orientierte Erleuchtungserfahrene auf diesem Planeten. Vermutlich ist die Zahl aber sehr viel höher.

Chan