Grüß Dich!
Was ich über Graupapageinen weiß und Dir sagen kann ist folgendes: Graupapageien sind ECHT stur. Veränderungen mögen sie überhaupt nicht; sie verhalten sich oft wie ein alter Mensch, oder ein kleines Kind. Ales was neu ist scheint bei ihnen das Kopf-Programm „Das mag ich nicht!“ auszulösen. Erstmal opponieren!
Was ich aus Deiner knappen Frage lesen kann ist, daß er wohl recht gestreßt ist. Wer weiß, was ihm alles widerfahren ist, denn das scheint wohl keiner zu wissen. Nur sei gewiß, ein Graupapagei hat eine sehr sensible Seele. Einen bei sich aufzunehmen ist eine echte Aufgabe. Man sollte einen Graupapageien ungefähr so einstufen wie ein 3-jähriges Kind. Mit annähernder Intelligenz.
Streß ist für Vögel allgemein sehr schädlich. Wenn man bedenkt, daß ihr Stoffwechsel auf höheren Touren läuft als unserer, sie also auch eine höhere Körpertemperatur haben als wir, sie aber kleiner sind, so bedeutet das natürlich eine höhere Belastung für den Körper. Das Herz der Vögel ist gerade eben so groß bemessen, daß es normale Belastungen meistert. Mehr Herzmuskelmasse würde bedeuten mehr Gewicht, das beim Fliegen in die Luft gehoben werden muß. Somit pocht das Herzchen eines Vogels immer fast am Rande der Überlastung.
Wenn der Vogel sich von Dir nicht anfassen oder kraulen läßt, dann mache Dir keine Sorgen, das wird sich bestimmt ändern, aber es kann schon ein Jahr dauern.
Wenn ich Deine Schilderung weiterlese, so ist der Vogel entweder ein Wildfang, oder hat schlechte Erinnerungen an menschliche Hände bzw. Stangen. Lasse ihm einfach Zeit sich einzugewöhnen. Was das Niesen anbelangt: Horche einmal genau - hört es sich an wie menschliches Niesen, dann ist es imitiert! Gerade Geräusche beherrschen diese grauen Gesellen unheimlich gut. Ein Niesen des Papageien selber ist dagegen eher unscheinbar und klingt gepreßt.
Der Papagei wird von Hause aus zum Schlafen immer die die oberen Äste eines Baumes benutzen. Ist seine Schlafstange also eine obere Stange, dann ist es gut. Sitzt er allerdings ständig und lethargisch ganz unten und schläft auch dort, dann ist etwas faul. Dann ist ein Gang zum Arzt dringend erforderlich, ansonsten warte ab und gönne dem Vogel seine Ruhe!
Aber danach hört es sich bei Dir nicht an. Ein Käfigwechsel ist für den Vogel in etwa so wie für uns eine neue Hütte in Transsylvanien. Also absolutes Neuland und damit immer Streß. Der Käfig muß erkundet werden, Äste und Futterplätze erkannt und das Revier markiert werden. Das braucht ein paar Wochen. Sorge dafür, daß der Vogel nicht zu trocken steht. Mindestens 60% Luftfeuchtigkeit hat er gerne, kommt ja schließlich aus dem Kongo. Aber mal ganz im Ernst, die Feuchtigkeit haben wir, trotz großem oben offenen Aquarium auch nicht gerade häufig. Aber so um die 50% sollten es schon sein.
Zugluft und pralle Sonne sollten auch nicht sein. Zugluft ist aber das absolute Gift für so einen Vogel. Beobachte den Vogel genau und denke daran, wenn Du ihn erstmal ins Herz geschlossen hast und ihn behalten möchtest, so sollte er einen Artgenossen erhalten. Spätestens nach 2 Jahren - obwohl ich das bei Deinem Vogel nicht beurteilen kann, denn er scheint ja schon länger alleine zu leben - sollte ein Artgenosse einziehen. Papageienvögel sind gesellige Vögel und sie sollten immer mindestens zu zweit gehalten werden. Unser beiden mögen sich zwar nicht besonders. SIE ist auf mich sozusagen geprägt, und ER sitzt immer bei meiner Frau. Werden sie jedoch getrennt, so werden beide Vögel unruhig und man merkt ihnen an, daß etwas nicht stimmt.
Hält mean einen Graupapageien dagegen immer alleine, so muß man ihm viel Zeit widmen, denn dann ist man selber sein Graupapageipartner, das kann man nicht ändern. Die Tiere sind schlau und deshalb auch so verletzbar, daß einige richtige psychische Störungen entwickeln (Rupfer etc.).
Mein Rat an Dich in Deinem Fall: Gönne dem Vogel Ruhe, Ruhe, Ruhe - wenn er (auf die Hand) kommen möchte, dann entscheidet er es selber, nicht drängen. Macht der Vogel einen gesunden Eindruck, dann mußt Du einfach abwarten was passiert. Wenn Du nicht ganz sicher bist, dann bitte doch einen vogelkundigen Tierarzt einmal bei Dir vorbeizuschauen, damit er sich den Vogel aus der Ferne ansehen kann. Er wird schon sehen, wenn Handlungsbedarf besteht - und ein guter Tierarzt würde da auch nicht einen horrenden Preis verlangen. Wenn ja, dann ist’s der Falsche.
Allerdings meine ich mit Ruhe nicht ein stilles abgeschiedenes Zimmer. Der Graupapagei möchte dort sein, wo das Leben ist, dort wo Action ist. Mit Ruhe ist gemeint -> Nicht anfassen, wenn er es nicht möchte… nicht zu nahe kommen, wenn er es nicht möchte… -> nicht erschrecken. UND! Leider muß ich das als EX-Raucher sagen - bitte nach Möglichkeit nicht rauchen wenn Raucher da sind, das ist Gift füt den Luftapparat der Vögel. Deren Luftsäcke sind mit unseren Lungen nicht zu vergleichen! Also bitte, qualmt ihn nicht unnötig ein! (Ich weiß wie schwierig das ist!) Aber das habe ich jetzt auch nur „blind“ geschrieben, ich weiß ja nicht, ob in Deiner Nähe Raucher sich aufhalten.
Ach ja, ganz wichtig - vor allem, wenn Du den Vogel behalten möchtest: Graupapageien können bis zu 60 Jahre alt werden, vielleicht sogar 80 Jahre. Das sollte man auch bedenken.
Mehr kann ich jetzt auch nicht sagen.
Ich würde mich freuen, wenn Du mich an der weiteren „Entwicklung“ teilhaben könntest.
Grüße,
MM