Konjugation von verschellen

Hallo Deutsch-Experten,

neulich beim Abendessen stolperte ich über das Wort „verschellen“ bzw. eigentlich wollte ich es in der 2. Person Präsens aktiv verwenden - aber wie wird das Verb richtig konjugiert? Du verschillst? Du verschellst? Oder doch ganz anders? In meinem Duden (19. Auflage) fand ich nur das PP „verschollen“ und gar keine Grundform.

Mit bestem Dank im Vorraus

Ingo

Hallo Ingo!
Bist Du sicher, daß Du das Wort „versch e llen“ im Duden gefunden hast? Zu „verschollen“ gehört (zumindest bei Mr. Check und in meinem Wahrig) „versch a llen“, ein altes Verb, das mit Ausnahme der PP-Form nicht mehr verwendet wird.
Ich würde es spontan so konjugieren wie schallen; auch dessen PP-Form lautete früher ge_scho_llen (statt heute geschallt). Somit verschallst Du, so Du es denn vorhast zu tun. :wink:

Gruß,
Stefan

Hallo Ingo!

Wie Stefan schon sagte, gibt es das Verb „verschellen“ nicht.

Und die Form

ver|schol|len [eigtl. veraltetes 2.Part. von verschallen, also eigtl.= verhallt, verklungen]: seit längerer Zeit mit unbekanntem Verbleib abwesend, für tot gehalten; unauffindbar, für verloren gehalten: -e Angehörige; eine bisher -e antike Handschrift; ein -es Werk; ihr Vater ist im Krieg v.; manchmal blieb sie tagelang v. (unauffindbar); meine Stiefel waren einfach v. (nicht aufzufinden).

wird im Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001
so erklärt.

Man könnte hier noch

zer|schel|len [mhd. zerschellen (st. V.)= schallend zerspringen]: bei einem heftigen Aufprall völlig in Trümmer gehen, in Stücke auseinander brechen: das Schiff ist an einem Riff zerschellt; das Flugzeug zerschellte an einem Berg; an seinem Widerstand zerschellten alle Pläne.

erwähnen, und auch

schel|len [zu 2Schelle] (landsch.): 1. klingeln (a): das Telefon schellt; an der Haustür schellt es. 2. klingeln (b): dreimal s. 3. klingeln ©: nach dem Diener s.,

die dieselbe Herkunft, aber eine andere Bedeutung haben.

Gruß Fritz

1 Like

Die Eidgenossen ‚verschellts‘…!
Hallo Fritz

Wie Stefan schon sagte, gibt es das Verb „verschellen“ nicht.

Da hast du doch glatt die Eidgenossen vergessen…*g*. „Verschellen“ ist in unseren Dialekten ein gängiger Ausdruck.
„Verschellen“ kann einen Wutausbruch oder eine arge Enttäuschung beinhalten. Mich „verschellt“, dass du die sprachlichen Eigenheiten des kleinen Bruders negierst…

Beispiel: Mi häts verschället, will de Fritz üs immer wieder vergässt. :wink:

Gruss
Mäni

verschollen sein
Ähm… Ich will mir ja nix anmaßen, aber ist „verschollen sein“ nicht ein Zustand? Wenn man eh schon weg ist? Da kann man doch nicht einfach ein Verb draus machen… Glaub ich

Hallo Andreas

Ähm… Ich will mir ja nix anmaßen, aber ist „verschollen
sein“ nicht ein Zustand? Wenn man eh schon weg ist? Da kann
man doch nicht einfach ein Verb draus machen… Glaub ich

Glaube ist für viele Leute die letzte Hoffnung, hat aber mit der Realität selten was zu tun…
Glaube ist auch, dass hier nur höfliche Leute verkehren!

Gruss
Mäni

Mänsch Mäni!

Du hast ja Recht. Und ich schliesse gleich als Busse meinen PC für zwei Wochen ab.

Aber schau! Der Ingo sitzt in Jena, in Thüringen; dürfte also eh schon genug Probleme mit seinem Dialekt haben.

>>>

Wenn ich den auch noch mit den Besonderheiten, und ich sage ausdrücklich nicht „Narreteien“, der Eidgenossen belaste, ist ihm nicht viel geholfen.

Bitte, ich negiere die Eigenheiten nicht, sondern muss sie meist beiseite liegen lassen, weil meine Zielgruppe, um es mal vollmundig zu sagen, diese Besonderheiten nicht einmal kennt.

Nit verschällt sî!

Gruß Fritz

1 Like

Hallo Fritz

Nit verschällt sî!

Mit dieser Wortneuschöpfung wirst du Ehrenmitglied der Redaktionskommission des Schweiz. Idiotikons…:wink: Einen verschällten Eidgenossen habe ich noch nie gesehen, dafür eine Menge, die es „verjagt“ hat. Richtig ist: Nüd verruckt si = nicht wütend sein.
Hier die „Gebrauchsmuster“ von „verschellen“:

  • mich verschällets = Gegenwart
  • mich hätts verschället = Vergangenheit
  • s’würd’ mich verschälle wenn… = Konjunktiv
  • s’hätt mich verschället wenn… = Konjunktiv
  • s’wird mich verschälle = Zukunft

Dies als Beitrag zu den unergründlichen Spracheigenheiten ennet des Rheins mit der Bitte, festzuhalten, dass Deutsch für uns eine Fremdsprache ist. Schriftlich mag’s noch gehen, aber mündlich…*g*

Nebenbei: Es wäre d e r GAU für dieses Brett, wenn du deinen PC abschliessen würdest - Friedenspfeife!

Gruss + schönen Abend
Mäni

Dank der Ehrung!
Ich werde die Urkunde, sobald sie eintrifft, zu den vielen anderen ins Klo hängen:wink:.

Willst du aber wirklich behaupten, dass ich nur wegen des fehlenden „e“ in:

Nit verschällt sî!

richtig: => Nit verschället sî!

zu diesen Meriten kam?

Ist nicht in dieser Aufstellung:

  • mich verschällets = Gegenwart
  • mich hätts verschället = Vergangenheit
  • s’würd’ mich verschälle wenn… = Konjunktiv
  • s’hätt mich verschället wenn… = Konjunktiv
  • s’wird mich verschälle = Zukunft

„verschällets“ das Partizip II + Pronomen des Verbs „versche/ällen“?
Also: „mich verschället es“.

dass Deutsch für
uns eine Fremdsprache ist. Schriftlich mag’s noch gehen, aber
mündlich…*g*

Mit dieser Einsicht weißt du mehr als viele andere, die Deutsch zu sprechen meinen, auch im großen Kanton.

Eben habe ich gelesen:

" … er war 172 bis 173 cm groß und etwa einen dreiviertel Zentner(sic!) schwer …"
also etwa 37,5 kg.

Nebenbei: Es wäre d e r GAU für dieses Brett, wenn du deinen
PC abschliessen würdest - Friedenspfeife!

Nanana! Aber akzeptiert. - Howgh!

Auch dazu: es gibt noch Leser, die lesen das wirklich: „howg“, statt „hau“, wie die exate Phonetik dieses englisch geschriebenen Wortes lautet. Uff! Uff!

Ebenfalls Gruß + schönen Abend
Fritz

1 Like

Hallo Fritz

Nit verschällt sî!

richtig: => Nit verschället sî!

Auf Samtpfoten und allem gebührendem Respekt muss ich dir beibringen:

Verschället sein kann man nicht, es tut einen nur verschällen, es ist als nicht das fehlende „e“ :wink: Du wirst, wie schon geschrieben, nie einen verschällten Eidgenosssen antreffen, den hat es verschället…

Trotzdem, gute Bettruhe und auf dass es dich nicht ganz verschelle
Gruss
Mäni

Hi Ingo,

Wenn etwas gerade „verschellt“ merkt man es nicht, sonst könnte es ja hinterher nicht „verschollen“ sein, weil man es verhindern könnte oder sich zumindest nicht zu wundern bräuchte.

Als rhetorische Figur könnte mich vorstellen, dass jemand sagen möchte, das einem gerade etwas durch die Lappen geht und er das vornehmer ausdrücken möchte. Aber das würde wohl keiner verstehen, wenn jemand sagen würde, "es verschillt gerade die Möglichkeit …) Wenn ich meni Kind vermisse, sage ich, ich vermisse mein Kind. Ich sage nciht mein Kind verschillt. Weil ich das ja nicht wissen kann und besser auch nicht unterstellen sollte.

Vielleicht ist das ja bei Sternen quantenphysikalisch alles anders. Aber dann würde ich das auch mit Fremdwörtern bezeichnen, wenn es keine Entsprechungen in unserem Newtonschen Erlebnispark gibt.

Ich finde, es verschillt einfach nichts. Wenn jemand verschollen ist, mag er untergetaucht, entführt, verunfallt oder ermordet sein. Es ist etwas konkretens passiert. Ich weis nur nicht, was.
„Verschollen“ ist nicht die Person, sondern meine Kenntnis von ihrem Verbleib. „Verschollen“ hängt auch ein buschen mit der deutschen Geschichte zusammen. In den USA ist man mia (missed in action) oder missing.

Schönen Montag,

Thomas