Moin,
kurz undbündig „Nein!“. Es ist ein altes Volksmärchen, dass Libellen stechen können. Dieses Märchen rührt wohl daher, dass die Weibchen einiger sehr großer Arten der Familie Aeshnidae einen gut sichtbaren, chitinisierten Legebohrer haben, mit dem sie ihre Eier in feuchtes Ufersubstrat oder in Wasserpflanzen ablegen. rein theoretisch wäre es sicherlich unangenehm, wenn die Libelle diesen Legebohrer zum stechen einsetzt und dummerweise machen Libellen, wenn man sie fängt, auch entsprechende Bewegungen mit dem Hinterkörper. Die Muskulatur, die für den einsatz dieses Legebohrers aktiviert wird, ist aber nicht mal im Ansatz geeignet diesen Bohrer in die elastische Haut des Menschen zu bringen.
Geringfügig anders sieht es bei den Larven der Aeshnidae aus. Diese haben an den Seiten kleine Kiele, die nach hinten in einer Spitze auslaufen, was die Aquadynamik verbessert, wenn sie mit ihrem Rückstoßprinzip durch das Wasser schnellen. Es entstehen weniger hinderliche Verwirbelungen etc. Diese Kiele sind segmentweise angebracht (der Hinterleib ist in eine größere Anzahl mehr oder weniger beweglicher Segmente unterteilt). Fängt man nun solch eine Larve aus dem Wasser und nimmt diese in die Hand, versucht sich diese dem Zugriff zu entziehen, in dem sie sich aus dem Griff herauszuwinden. Dabei wird der Hinterleib immer wieder gekrümmt, so dass die Spitze der Kiele immer wieder kurze Zeit aus dem Körperumriß hervorragt. Windet sich die Larve etwas ungünstig, kann es durchaus dazu kommen, dass man von dieser Spitze „gestochen“ wird. Das tut kurz weh, ist dann aber auch sofort wieder vorbei. Die Larve setzt dies aber nicht gezielt ein, sondern es handelt sich um einen Nebeneffekt, dessen sich die Larve überhaupt nicht bewußt ist.
Fazit, wie am Anfang bereits geschrieben: Nein, sie stechen nicht, können dies auch nicht und sind völlig ungefährlich.
Viele Grüße
Klaas