Hallo,
Mephisto möchte es nicht „schwarz auf weiß“, Mephisto möchte eine rote Unterschrift von Faust, ein „Tröpfchen Blut“. Denn „Blut ist ein ganz besondrer Saft“.
Und der Schüler ist als junger unerfahrener Studiosus geschrieben: gerade angekommen, weiß er noch nicht mal, was er studieren will, was er bis jetzt gesehen hat von der Universität hat ihn nicht gerade animiert, weiterzumachen. Er bittet Faust um Hilfe, was seine kommenden Studien betrifft (zumindest denkt er, es sei Faust - in Wahrheit spricht er aber mit Mephisto). Mephisto macht sich einen Spaß daraus, den jungen Mann vorzuführen und zu verwirren und sich dabei über die verschiedenen wissenschaftlichen Zweige lustig zu machen.
Mephisto rät ihm zur Ordnung und zum Fleiß, aber alles in einer so überzogenen Art, dass ein Erfahrenerer als der Schüler ihn nicht ernstnehmen würde. Er rät zum Vorbereiten der Vorlesungen, damit er am Ende sehen wird, dass der Professor doch nur erzählt, was man auch hätte nachlesen können (also nichts Neues verkündet, sondern nur Altes wiederholt). Der nächste Rat ist, dass der Schüler mitschreiben soll, als ob der „Heilig Geist“ diktiere. Was eben mit dem vorher Gesagten (dass es sich sowieso um nichts Originelles handele) im Widerspruch steht.
Und der naive Schüler steigt voll drauf ein: „Denn, was man schwarz auf weiß besitzt, Kann man getrost nach Hause tragen.“ --> Hauptsache er hat es aufgeschrieben, denn dann denkt er, er „besitzte“ es. Das steht im krassen Widerspruch zu Fausts eigenem Leitsatz: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, Erwirb es, um es zu besitzen!“ Mit anderen Worten: eigene Arbeit, eigenes Verständnis muss einfließen, eigenes Erfassen, sonst sind die Blätter nicht wert und, sollte sich der Schüler an Mephistos Rat halten, wird höchsten ein zweiter Famulus (d.h. ein trockener Pedant) aus ihm werden können.
Das Zitat ist also ironisch zu verstehen, das Aufgeschriebene im Gegensatz zum wirklich Verdienten, der Unterschied des strebenden Menschen (Faust) zum kleinlichen Schulmeister (dem Famulus).
Grüße
Siboniwe