Das liest sich anders. Zwar:
In dem Telefonat zwischen den beiden am Samstagabend (Ortszeit) habe Biden Netanyahu »sehr deutlich« gemacht, dass man »sorgfältig und strategisch über die Risiken einer Eskalation nachdenken« müsse, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter am Sonntag.
Iran-Angriff auf Israel: US-Zerstörer fingen mehr als 80 Drohnen ab - DER SPIEGEL
Es wurde jedoch weiterhin eine „unumstößliche Unterstützung der USA zugesichert“.
Auch in dieser Region (wie bspw. im Kaukasus, aber auch im Osten Sibirien, in Zentralasien) zeigen sich nun die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine und die erkennbaren Schwächen der russischen Streitkräfte. Die Verhältnisse haben sich teilweise völlig umgekehrt. Während Russland früher Nordkorea und den Iran mit Waffen belieferte und im Kaukasus und in Zentralasien für „Ruhe“ sorgte, müssen nun der Iran und Nordkorea mit Waffen aus eigener Produktion bzw. eigenem Bestand aushelfen und im Kaukasus und in Zentralasien machen sich Zentrifugalkräfte bemerkbar.
Der Iran sieht sich dadurch in seiner so selbst wahrgenommenen Rolle als Regionalmacht bestätigt und will seinen Einfluss - auch durch die finanzierten Terrorgruppen Hamas, Hizbollah, ISIS und Huthi - ausweiten. China stellt in den neuen Karten eigentlich russische Gebiete als chinesisches Territorium darf. Aserbeidschan macht, was es will und brüskiert letztlich Russland, in dem es Armenien (dessen Schutzmacht Russland eigentlich war) Bergkarabach abnimmt. Kasachstan distanziert sich seit 2022 zunehmend von Russland.
Bezogen auf den Nahen/Mittleren Osten heißt das, dass auch hier - spätestens mit dem 7. Oktober - eine neue Zeit angebrochen ist. Ob nun Israel den Iran unmittelbar zwecks Vergeltung angreift, ist nur eine Frage für die nächsten Tage oder Wochen. Viel entscheidender ist aber, dass die Verhältnisse noch fragiler geworden sind als sie schon zuvor waren. Dies nutzt die Türkei bereits seit rd. einem Jahr und schafft im irakischen und syrischen Teil Kurdistans Fakten. Ich bezweifle jedenfalls, dass selbst bei einem Verzicht Israels auf einen Gegenschlag wieder eine Art von Ruhe in den Regionalkonflikt einkehrt.