Konsolenköpfe und ein altes Fenster in einer alten Kirche

Hallo zusammen,

kann mir jemand weiterhelfen. Im unser hiesigen Kirche hängen zwei Konsolenköpfe und es existeriert u.a. ein altes Fenster. Kann mir der mir näheres über das Alter und/oder Identität dieser Konsolenköpfe und der das Alter der Verziehrungen an dem alten Fenster weiterhelfen? Bilder kann ich zusenden.

Vielen Dank und viele Grüße

Hallo,

Bilder kann ich zusenden.

FAQ:2606 erklärt, wie Du die Bilder auch hier im Forum zugänglich machen kannst.

Gruß
Kreszenz

Hier die Bilder:

http://www.pic-upload.de/view-20860000/Konsolenk–pf… (Kopf 1)
http://www.pic-upload.de/view-20859999/Konsolenk–pf… (Kopf 2)
http://www.pic-upload.de/view-20860003/100_0786.jpg… (Fenster)

Viele Grüße

Hallo Jan,

die sehr grob und einfach ausgeführten Skulpturen zeigen, dass an dem Bau nur Steinmetze, keine Bildhauer beteiligt waren; also offenbar eine Kirche für eine eher arme, ländliche Gemeinde. Vor diesem Hintergrund kann man sie und das Maßwerk in dem Fenster nicht besonders genau datieren: In einer städtischen, mit bürgerlicher Finesse gebauten und ausgestatteten Kirche böten die Rundbogen unten im Maßwerk und das eigenartig schwerfällig wirkende Maßwerk einen Hinweis darauf, dass der Bau nicht jünger als ca. 13. Jahrhundert ist. Im Hinterland hat sich aber unter ärmlichen Verhältnissen weder in der Architektur noch in der Bildhauerei eine eigentliche Hochgotik entwickelt und die Renaissance „kam später an“; dort könnte der Bau durchaus auch noch im 15. oder 16. Jahrhundert in dieser Weise entstanden sein.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Eingrenzung der Bauzeit

  • sehr interessant finde ich zwei Einzelheiten am Fenster: Einmal die Assymmetrie der untersten, offen gelassenen Bogen: Diese ist offenbar kein Zufall, weil sie in der linken und rechten Hälfte des Fensters genau gleich auftritt. Dieses spräche trotz der romanischen Rundbogen für eine Bauzeit bereits in der entwickelten Gotik ab spätem 13. Jahrhundert: Bewusst eingesetzte Assymmetrien findet man sonst eher in der Hochgotik, vgl. das wohl bekannteste Beispiel an den Seitenportalen der Notre Dame. Kurios dabei, dass diese Assymmetrie durch gleichartige Wiederholung links und rechts aufgehoben und damit funktionslos wird.

Möglich ist allerdings auch, dass hier eine weitere Unterteilung der zwei Hälften des Fensters später herausgenommen wurde, um etwas mehr Licht zu bekommen, und dass die beiden offen gelassenen Stellen deswegen gleich aussehen, weil die beiden Hälften des Maßwerks zur Vereinfachung des Ausmessens genau identisch bzw. im oberen Bereich genau spiegelverkehrt gearbeitet waren.

Der andere Punkt ist, dass die Verglasung offenbar später vor das Maßwerk gesetzt worden ist. Im Detail ließe sich feststellen, ob das Maßwerk Spuren einer ursprünglichen Verglasung trägt, oder ob das gotische Fenster eventuell zunächst nicht verglast war (bei einem Bau mit geringen und einfachen Mitteln gut möglich). Dieses spräche für einen Bau vor der Mitte des 14. Jahrhunderts, als Glas zwar in Wohnhäusern noch eine seltene Ausnahme für Reiche war, aber für Kirchenbauten nach und nach erschwinglich und die Regel wurde.

Das ist jetzt alles spekulativ und müsste vor Ort durch genauere Betrachtung geprüft werden; wenn beide Vermutungen (Assymmetrie des Maßwerks von Anfang an, keine Spuren einer ursprünglichen Verglasung im Maßwerk sichtbar) zutreffen, ließe sich die Bauzeit „von beiden Seiten her“ eingrenzen, auf etwa 1280 - 1350.

  • Erstaunlich finde ich, dass es zu der Bauzeit der Kirche offenbar keine Dokumente gibt; selbst wenn sie in einer der Regionen liegt, die vom dreißigjährigen Krieg stark betroffen waren, sind so wichtige Dokumente in der Regel entweder erhalten oder bald nach 1632 in irgendeiner Weise (Chroniken etc.) rekonstruiert worden.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder