Konstantinausstellung in Trier

Hallo Museumsfreunde,

es ist nicht ganz einfach, einen vor 1700 Jahren erfolgreich wirkenden Römischen Kaiser museal darzustellen. Was an Artefakten über die Jahrhunderte erhalten blieb, und daher ausgestellt werden konnte, ist wenig und hat mit Konstantin und seiner Umgebung nur indirekt zu tun: im wesentlichen Büsten seiner Mit- und Gegenspieler, Grab- und Gedenksteine, viele Münzen und (Silber)Kleingegenstände aus Trier und anderswo. So war die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum m.E. eine ziemlich uninteressante Schau der Schautafeln und Modelle. Es gab viel zu Lesen und zu Hören (mittels der kostenlosen Audioführer), aber im Endeffekt hat wohl kaum jemand, der nicht schon „Belesen“ die Ausstellung betrat, weder das Intrigenspiel des Kaisers bis zur Alleinherrschaft überblickt noch einen Eindruck seiner religiösen Auffassungen erhalten. Eindrucksvoll war jedoch die Visualisierung seines Standbilds, aber das war zu wenig für einen fast 3-stündigen Museumsrundgang.

Der 2. Teil der Ausstellung über die Entstehung verschiedener Kirchenbauwerke, Trierer Gräberfelder, Sarkophage, Entwicklung religiöser Bildmotive war dagegen schon interessanter. Besonders aber der 3. Teil - die Rezeption des Kaisers über die Jahrhunderte - löste manchen Aha-Effekt aus; die Austellung war überschaubar groß (d.h. klein und konzentriert), gut und übersichtlich gestaltet.

Alles in Allem: die Ausstellung hat mein Erwartungen nicht erfüllt.

Wolfgang D.

Hallo Wolfgang

Ab Dienstag bin ich auf einer Tagung in Trier, wobei es um die museumsdidaktische Umsetzung dieser Ausstellung geht. Mich würde brennend interessieren, mit welchen Erwartungen Du in die Ausstellung gegangen bist. Und auch genauer, wie diese erfüllt oder auch nicht erfüllt wurden.

Bisher kenne ich die Ausstellung nicht und bin auch kein Archäologe oder Historiker, kann also relativ unbefangen an das ganze rangehen.

Gruß
Andreas

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Hallo Wolfgang

Ab Dienstag bin ich auf einer Tagung in Trier, wobei es um die
museumsdidaktische Umsetzung dieser Ausstellung geht. Mich
würde brennend interessieren, mit welchen Erwartungen Du in
die Ausstellung gegangen bist. Und auch genauer, wie diese
erfüllt oder auch nicht erfüllt wurden.

Bisher kenne ich die Ausstellung nicht und bin auch kein
Archäologe oder Historiker, kann also relativ unbefangen an
das ganze rangehen.

Hallo Andreas,

die wesentlichen Punkte meiner Kritik habe ich ja schon in meinem Posting erwähnt. Was mir an der Hauptausstellung nicht gefallen hat war ihre Größe: man wollte wohl zeigen, was man für Schätze aus Konstantinischer Zeit - besonders in Bezug auf Trier - besitzt, ob’s in die Thematik passte oder nicht. Da dabei wurde die Aufstellung enorm aufgebläht, viele Infos bereitgestellt aber Wesentliches über den Kaiser kam m.E. oft nicht 'rüber bzw. wurde in dem Wust der Infos vergraben. Dabei hatte ich mir für die Gesamtausstellung 2 Tage Zeit genommen, im Landesmuseum dagegen war ich nach 2,5 Sunden erschlagen und einen 2. geplanten Besuch am nachfolgenden Tag habe ich mir erspart. Für einen Besucher aus Trier und Umgebung mag die Ausstellung sehr informativ sein; für die, die von weither angereist sind, wäre weniger mehr gewesen.

Die beiden anderen Ausstellungen im Dom- bzw. Simeonstift waren dagegen thematisch streng abgehandelt und übersichtlich. Wenn ich an die Konstantin-Ausstellung zurückdenke, erinnere ich mich im wesentlichen an diese beiden kleinen Museen.

Wolfgang D.

Hallo Wolfgang

Inzwischen habe ich die Ausstellungen besucht. Leider ließ es die Zeit nicht zu, über die geschichtlichen Hintergründe Konstantins und seiner Zeit sich vor Ort ein ausreichendes Bild zu machen. Es ging im Kern bei der Tagung um die Ausstellungsgestaltung. Interessant ist, daß das Simeonsstift und das Landesmuseum dieselben Architekten beauftragt hatte und dabei derart unterschiedliche Ergebnisse heraus kamen. Das Bischhöfliche und Diözesan-Museum hatte eine ortsansässige Innenarchitektin beauftragt und das meine ich merkte man ganz gut. Nun zu meinen Eindrücken: Am meisten hat mir das Bischhöfliche und Diözesan-Museum gefallen. Hier herrschte eine ruhige Atmosphäre, in der es möglich war, sich entspannt auf die Ausstellung zu konzentrieren. Trotz der druchgehenden lila Farbe (eine Vorgabe aus der gesamten Ausstellungskonzeption) wurde es mir keineswegs langweilig.
Das Simeonsstift fand ich etwas schwieriger, da mir die Aufteilung der Räume nicht klar wurde. Aber auch hier waren gute Ideen sinnvoll umgesetzt.
Doch nun zum Landesmuseum: Ich habe mir die Ausstellung zweimal angeschaut. Beim ersten Mal in einer Führung in normaler Führungsstärke. Ich habe trotz meiner Größe von 2 Metern nur weniger als die Hälfte der Exponate gesehen. Der Gipfel war dabei ein Raum in dem ich außer einer blauen Wand NICHTS gesehen habe. Auch meinte der Führer, jeder sollte auf den goldenen Helm einen Blick werfen. Von meiner Position sah ich etwas golden blitzen, das hätte auch ein schöner Putzeimer sein können. Unter allen Beteiligten (alles Museumsleute) kam großer Unmut auf, da eine sinnvolle Führung so nicht möglich ist. Was sind die Gründe dafür? Die Räume sind sehr Eng. Dadurch wird ein Ausstellungsaufbau schwierig. Zudem sind die Vorgaben der Leigeber oft nur sehr schwierig und Raumgreifend umzusetzen. Warum man aber die Mitte eines Raumes verbaut, und zwar derart, daß eine Gruppe sich nicht mehr zwischen den Exponaten bewegen kann, verstehe ich nicht. Die Architekten wurden nicht Müde zu betonen, eine Ausstellungskonzeption solle die Exponate unterstreichen. Mir kam es eher vor, als sollte der Ideenreichtum des Architekturbüros unterstrichen werden. Dabei waren die vorhandenen Exponate wirklich hervorragend und stammten zu einem sehr großen Teil nicht aus der Trierer Sammlung.
Bei meinem zweiten Gang durch die Ausstellung, waren weniger Leute im Museum, ca. 5-10 pro Raum. In einem solchen Fall wird es wieder möglich an die Vitrinen heranzugehen und festzustellen, daß sie teilweise nicht erklärt werden. Leider habe ich nicht den Audioguide hören können, er hätte mir vielleicht meine Lücken darin schließen können.
Das sind ein paar kurze Eindrücke, zusammen gefasst mit teils hitzigen Debatten mit Kollegen. Insgesamt hatte ich den Eindruck, daß die Ausstellung ohne den Faktor Besucher geplant war.
Ein schönes Beispiel, wie man es nicht machen sollte.

Gruß
Andreas

Trier wichtigste Metropole nach Rom
Guten Tag, Wolfgang

Alles in Allem: die Ausstellung hat mein Erwartungen nicht erfüllt.

Vielleicht wurde zu wenig klar dargestellt, dass Konstantin Trier im
Weströmischen Reich zur wichtigsten Metropole (= Erzbischofsstadt)
nach Rom gemacht hat? Dass er vorerst vor allem in Trier lebte und
zehn Jahre von dort aus die Macht im Weströmischen Reich ausübte?
(Erst 316, als er auch über das Oströmische Reich herrschte, verlegte
Konstantin seinen Sitz in die von ihm gegründete neue Metropole
Konstantinopel.)

Wird auch nicht dargestellt, dass Trier nach der Übergabe des
Weströmischen Reiches an Odoaker 476 seine spätantike Blüte und
Kultur als einzige Metropole nahtlos weit ins Frühmittelalter
fortgesetzt hat?

Vielleicht können diese Zusammenhänge besser in Büchern dargestellt
werden als in einer Ausstellung?

Freundlich grüsst

Rolfus

Ich werde diese Ausstellungen besuchen

Also mich interessieren diese Konstantin-Ausstellungen, Wolfgang, und ich fahre
nächste Woche extra von Luzern nach Trier …

Besten Dank für den Hinweis und freundliche Grüsse

Rolfus

Vorher lesen, nicht in den Ausstellungen

Guten Tag

Soeben war ich vier Tage in Trier und habe mir für die Stadt wie die Konstantin-
Ausstellungen viel Zeit genommen. Da ich mich gründlich eingelesen hatte, musste
ich mich in den Ausstellungen nicht mehr mit den manchmal langen Texten abmühen;
ich konnte mich ganz auf die mich interesserenden Objekte konzentrieren. Nur auf
einige wenige Fragen konnte ich keine Antwort finden. Diese Antworten werde ich
mir nun nachträglich beschaffen.

Freundlich grüsst

Rolfus

Konntest du mit den Antworten etwas anfangen?

Wolfgang, konntest du mit den Antworten etwas anfangen?

Gruss

Rolfus

PS
Hier noch eine Berichtigung meines Beitrags: Es muss heissen
‚Bischofsstadt‘ nicht ‚Erzbischofsstadt‘.