Konstruktionsfehler (erneut) beim Wasserkocher?

Hallo Zusammen,

ich bin der Meinung, dass bei meinem (neuen) Wasserkocher ein prinzipieller Sicherheitsmangel (Konstruktionsfehler?) vorliegt.

Und zwar habe ich vor Kurzem (Anfang 2009) einen Severin Wasserkocher gekauft. Dieser Kocher hat einen abnehmbare Wasserbehälter (Kessel-Oberteil) und eine Unterschale für den Stromanschluss.
Dieser Wasserkocher hat zwei -aus meiner Sicht- zwei sehr befremdliche und potentiell gefährliche Eigenschaften:

  1. Zum einen wechselt der Ein/Ausschalter nicht automatisch in die Stellung AUS wenn man den eingeschalteten Kocher aus der Unterschale nimmt.
  2. Zum anderen schaltet sich dieser Wasserkocher nicht dauerhaft(!) und automatisch aus, sofern der Kocher ohne Wasser(!) in die Unterschale zurückgesetzt wird, d.h. er heizt weiter den Kessel.
    Zwar schaltet der Kocher wegen Überhitzung in diesem Fall nach 30 Sekunden aus (was ich schon als recht lange empfinde), er springt jedoch nach einer Abkühlungsphase von ca. 5 Minuten von alleine wieder an und heizt erneut. Dieses Ein/Aus-Spiel wiederholt sich -im besten Fall- beliebig lange.

Anmerkung: Die Abschaltung des Kochers ist dagegen dauerhaft, wenn sich (noch) Wasser im Gerät befindet und eine Wasserdampf-Entwicklung stattfindet, da hier ein anderer Abschaltungsmechanismus als der Überhizungsschutz laut Hersteller greift.
Was ich für sehr gefährlich halte ist die Kombination der beiden beschriebenen Eigenschaften. Folgende Situation halte ich nämlich im täglichen Gebrauch durchaus für realistisch:

Man nimmt den Kocher aus der Unterschale, gießt das gesamte Wasser in die Tee- oder Kaffeekanne und stellt den Kocher dann zurück in die Unterschale, ohne diesen explizit auszuschalten (wie erwähnt, ich hatte vorher ein Modell, welches sich beim Herausnehmen dauerhaft ausschaltet). Bei dem Severin-Kocher hat man aber in diesem konrketen Fall sofort ein großes Problem - nämlich ein automatisches, abwechselndes Aufheizen und Abkühlen des leeren Kochers, welches solange weitergeht, bis man dieses bemerkt.
Laut telefonischer Auskunft vom Hersteller sind die beiden beschriebenen Eigenschaften kein technischer Mangel(!).

Es gab zwar in 2004 Rückrufe bei ähnlichen Modellen, allerdings bezogen sich der Rückruf darauf, dass die Geräte sich wegen eines fehlerhaften Bauteils nicht zuverlässlich abschalten („Wegen eines gefährlichen Produktionsfehlers ruft der Hersteller Severin rund 40 000 Wasserkocher zurück. Betroffene Geräte schalten bei Überhitzung nicht zuverlässig ab, weil bei der Produktion ein fehlerhaftes Bauteil zum Einsatz kam. Gefahr droht vor allem, wenn betroffene Kocher versehentlich ohne Wasser eingeschaltet werden.“ , Quelle http://www.test.de/themen/haus-garten/meldung/-Feuer… er/1202467/1202467)
Allerdings frage ich mich, wie lange die Überhitzungsabschaltung bei meinen neueren Modell bei zyklischem Ein/Ausschalten zuverlässig arbeitet bzw. arbeiten kann.
Müsste nicht ein so einfaches, aber doch kritisches Haushaltsgerät wie ein Wasserkocher prinzipiell so konstruiert sein, dass es in jedem Fall beim Erkennen einer „Fehlersituation“ (und um eine solche handelt es sich wenn er ohne Wasser eingeschalten ist) in jedem Fall -also auch bei Unachtsamkeit oder Vergeßlichkeit- in einen gefahrlosen Zustand wechselt?
Ich meine, eine Stromsicherung zum Beispiel geht ja nach dem Auslösen auch nicht von alleine wieder an, nur weil die Sicherung meint, der Fehlersituation müsste wohl behoben sein.

Wie ist Eure Meinung?

Heiko

Hallo,

die rundum-sorglos-100%-Sicherheit gibt es einfach nicht. Ich koche mein Kaffewasser in einem Topf auf dem E-Herd - wenn ich es vergesse, glüht der Topf. Das ist aber deswegen noch kein technischer Mangel des Topfs.

Gruss Reinhard

Hallo Heiko

Und zwar habe ich vor Kurzem … einen Severin Wasserkocher gekauft …gefährliche Eigenschaften:

  1. Zum einen wechselt der Ein/Ausschalter nicht automatisch in die Stellung AUS wenn man den eingeschalteten Kocher aus der Unterschale nimmt.
  2. Zum anderen schaltet sich dieser Wasserkocher nicht dauerhaft(!) und automatisch aus, sofern der Kocher ohne Wasser(!) in die Unterschale zurückgesetzt wird, d.h. er heizt weiter den Kessel.
    Zwar schaltet der Kocher wegen Überhitzung in diesem Fall nach 30 Sekunden aus (was ich schon als recht lange empfinde), er springt jedoch nach einer Abkühlungsphase von ca. 5 Minuten von alleine wieder an und heizt erneut. …

Die Produzenten der Marke Severin liefern Produkte im „Niedrigpreissegment“. Dass sie das können, beruht natürlich unter Anderem auch darauf, dass sie bei der Ausrüstung ihrer Produkte zwar die gesetzlichen Standards einhhalten (ich gehe davon aus, dass Du darauf geachtet hast, dass der Kocher das GS- oder VDE- Zeichen trägt), aber auf allen darüber hinausgehenden, zwar wünschenswerten, aber nicht vorgeschriebenen „Schnickschnack“ verzichten.

Es gibt möglicherweise Produkte, die über die von Dir als fehlend bemängelten, aber eben nicht gesetzlich vorgeschriebenen Features verfügen, weil diese durchaus vernünftig und wünschenswert sind, aber Du wirst diese Produkte, weil der Einbau dieser Features natürlich Geld kotet, nicht in dem von Dir bevorzugten Preissegment finden.

Dein Problem:
Du kaufst einen Kleinwagen und beklagst Dich hinterher, dass man Dir keinen Mercedes geliefert hat.

Ist das fair?

Gruß merimies

Hallo Reinhard,

klar, mit einem Wasserkocher muss man genauso sorgsam umgehen wie mit einem Herd. Nur sind alle Herde gleich zu bedienen, es gibt da wohl kaum große Unterschied bezüglich Ein- und Ausschaltverhalten.

Es scheint aber bei Wasserkochern hier wichtige!() Unterschiedliche zu geben, ohne das man das gleich erkennen kann. Und so etwas ist schon sehr tückisch und dürfte es meiner Meinung auch gar nicht geben.

Ich frage mich auch, ob die Geräte in dieser Hinsicht -also Betrieb bzw. Verhalten ohne Wasser- bei der Vergabe des GS-Siegel überhaupt getestet werden.

Gruß,

Heiko

Hi Mermies,

also ich habe den Kocher nicht im Discounter, sondern bei Karstadt gekauft, er hat 20 EUR gekostet, ist teilweise aus Metall und sieht außerdem fesch blau aus (jedenfalls die Plastikteile). Also von daher hatte ich ganz und gar nicht den Eindruck, dass ich ein „Billig-Produkt“ erworben habe.
Wie erkennt denn „Otto-Normalverbraucher“ gute oder schlechte (=gefährliche) Wasserkocher, zumal wenn er ein GS-Siegel hat?

Ich meine, ich rede hier nicht -um mal bei Deinem Mercedes-Vergleich zu bleiben- von Kirschholz-Amaturen, Leder Bordeaux Bezügen oder beheizbarem Fahrersitz oder sonstigem optionalen Zusatzoptionen, sondern ich rede quasi vom Bremssystem. Und das sollte meiner Meinung maximal sicher konstruiert sein - und zwar bei allen Fabrikaten gleichermaßen.

Ich jedenfalls werde das Gefühl nicht los, dass hier jemand (Hersteller und/oder Prüfstelle) extrem geschlampt hat…

Gruß, Heiko

Hallo,

  1. Zum einen wechselt der Ein/Ausschalter nicht automatisch in
    die Stellung AUS wenn man den eingeschalteten Kocher aus der
    Unterschale nimmt.

Das kostet Geld. Das wolltest Du aber nicht ausgeben.

  1. Zum anderen schaltet sich dieser Wasserkocher nicht
    dauerhaft(!) und automatisch aus, sofern der Kocher ohne
    Wasser(!) in die Unterschale zurückgesetzt wird, d.h. er heizt
    weiter den Kessel.

Das ist nur die Regelung mittels Bimetallschalter.
Was Du nicht bemerkt hast ist die mit Sicherheit ebenfalls vorhandene (weil vorgeschriebene) dauerhafte Abschaltung („für immer“) durch eine zusätzlich eingebaute Schmelzsicherung. Die natürlich erst dann reagiert, wenn die eigentliche Regelung defekt ist und somit wirklich gefährliche Temperaturen erreicht werden.

Also: kein Konstruktionsfehler erkennbar!

Gruß
loderunner

Hallo Zurück,

eine Schmelzsicherung ist doch für den Fall, dass ein unzulässig großer Strom fliesst, oder?

Sie ist *nicht* für den (Fehler-)Fall gedacht, dass das Gerät unzulässigerweise zu heiß wird und die Sicherung quasi dadurch „schmilzt“ und das Gerät vom Netz trennt - dass würde die Schmelzsicherung im Falle einer extreme Überhitzung auch wohl früher (oder wahrscheinlich eher später) tun, aber dann wäre es möglicherweise auch zu spät, weil es schon lichterloh in der Bude brennt und/oder sehr viel Qualm entstanden ist.

Abgesehen davon, sollte eh’ die Sicherung im Sicherungskasten viel viel schneller anspringen, da diese in der Regel elektronisch statt mechanisch wie bei einer Schmelzsicherung arbeitet.

Sich auf die Schmelzsicherung verlassen zu wollen, ist so, als wenn man sich auf den Airbag beim Autofahren verläßt: „Nice to have, aber die Bremsen sollten trotzdem ok sein“

Gruß,

Heiko

Thermoschmelzsicherung owt.
,

ok, Danke für den Hinweis!!
Ich hatte hier nur an die traditionelle Schmelzsicherung gedacht.
Trotzdem betrachte ich auch diese Sicherung als „Airbag“ - letztendlich ist das Gerät dann ja hin, sofern diese Sicherung anspringen sollte (bei welcher Temperatur eigentlich typischerweise?).
An dem eigentlichen Grundproblem ändert das aber nix, finde ich.

Hi,
das wiederum steht auf besagter Sicherung, ich würde so 110-120 Grad schätzen.

OL

Hallo,

Trotzdem betrachte ich auch diese Sicherung als „Airbag“ -
letztendlich ist das Gerät dann ja hin, sofern diese Sicherung
anspringen sollte

Ja, selbstverständlich. Aber genau genommen ist das Gerät dann ja schon defekt, denn der Regler schaltet ja nicht mehr ab. Die Thermosicherung macht Dir dieses Problem ja nur nochmal deutlich, bevor wirklich etwas schlimmes passiert. Früher gab es diese Sicherungen noch nicht, da sind dann Kaffeemaschinen oder Bügeleisen auch gern mal komplett weggeschmolzen. Mit entsprechenden Folgen.

Und das sagt natürlich auch noch nichts darüber aus, wann das denn sein könnte.

An dem eigentlichen Grundproblem ändert das aber nix, finde
ich.

Daran kannst nur Du selber etwas ändern: kauf keinen Billigschrott. Nirgendwo. Niemals. Das ist die einzige Möglichkeit, die Hersteller für ihr falsches Tun zu bestrafen. Merke: es gibt nichts teureres als billige Produkte!

Gruß
loderunner

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Hi Mermies,

korrekt Merimies

Hallo Heiko

also ich habe den Kocher nicht im Discounter, sondern bei Karstadt gekauft,

Das besagt noch nichts über die Qualität/Ausstattung

er hat 20 EUR gekostet,

unteres Preissegment

ist teilweise aus Metall und sieht außerdem fesch blau aus (jedenfalls die Plastikteile). Also von daher hatte ich ganz und gar nicht den Eindruck, dass ich ein „Billig-Produkt“ erworben habe.

Du gehörst also zu den Leuten, die einen guten optischen Eindruck (glänzende Oberfläche in Metall und Lack) für einen Hinweis auf hochwertige Funktionalität halten? Dann bist Du genau der Kunde, de sich die Produktdesigner vorstellen, denn Oberflächengestaltung kostet so gut wie nix, ausgefeilte Funktionalität jedoch schon.

Wie erkennt denn „Otto-Normalverbraucher“ gute oder schlechte (=gefährliche) Wasserkocher, zumal wenn er ein GS-Siegel hat?

Das GS-Prüfzeichen besagt nur, dass das Gerät den gesetzlichen (Mindest)-Anforderungen in Bezug auf die elektrische Sicherheit und auf die Unfallverhütungsvorschriften genügt. Es garantiert aber noch nicht einmal, dass das Gerät auch funktioniert – solange die „Nichtfunktion“ keine Gefährdung für den Nutzer darstellt.

Und der Normalverbraucher informiert sich z.B. aus Veröffentlichungen der Stiftung Warentest, welche u.a. bei der Verbraucherberatung zugänglich sind, trifft eine Vorauswahl und ruft sich dann zu den vorausgewählten Geräten im Internet die Produktinformationen (Kataloge) der Hersteller auf, in denen man – neben viel Werbegeschwätz – auch manche nützliche Sachinformation findet.

Ich meine, ich rede hier nicht -um mal bei Deinem Mercedes-Vergleich zu bleiben- von Kirschholz-Armaturen, Leder Bordeaux Bezügen oder beheizbarem Fahrersitz oder sonstigem optionalen Zusatzoptionen, sondern ich rede quasi vom Bremssystem. Und das sollte meiner Meinung maximal sicher konstruiert sein - und zwar bei allen Fabrikaten gleichermaßen.

Aber Du bist Dir darüber im Klaren, dass der Kleinwagen nur ein einfaches Bremssystem hat, während der Mercedes über ABS verfügt – nur um bei unserem Beispiel zu bleiben?

Ich jedenfalls werde das Gefühl nicht los, dass hier jemand (Hersteller und/oder Prüfstelle) extrem geschlampt hat…

Gegen Gefühle ist die Logik machtlos.

Gruß, Heiko

Gruß
merimies

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Deine Argumentation ist doch mal komprimiert folgende:

„Hätte ich mehr Geld ausgegeben, hätte ich nicht den „Ärger“ und ein besseres und somit sicheres Gerät bekommen“.

Das möchte ich aber so nicht stehen lassen - nicht weil es mich persönlich betrifft, aber:

Es gibt wenige Geräte, die normalerweise so simpel sind, wie ein Wasserkocher: ein Ein- und Ausschalter und einen Stromanschluß. Man kocht Wasser und dann sollte das Gerät aus sein - Kurz und gut. Aber es gibt auch wenige Geräte, die so gefährlich sind, wie ein Wasserkocher. Vielleicht noch ein Gasherd, ok, aber das war’s dann auch schon.

Was ich nicht verstehen kann, ist, dass es ein GS-Siegel gibt und trotzdem kann es passieren, dass sich mein Wasserkocher durch eine kleine Unaufmerksamkeit -möglicherweise wochenlang wenn ich z.B. im Urlaub bin- sich ein- und ausschalten kann. So etwas fällt bei mir unter „Heimtücke“.
Wenn also so etwas passieren kann und dieses nicht konstruktionsbedingt abgefangen wird (was ja nicht sooo schwer zu realisieren wäre) dann stimmt etwas an den Vorschriften nicht oder jemand will partou sparen.
Das ist was mich ziemlich stört, zumal Wasserkocher in sehr vielen Haushalten, also millionenfach- zu finden sein dürfen. Wenn es in Deinem Haus aus so einem Grund brennen sollte, siehst Du das möglicherweise auch nicht mehr so gelassen, oder?

Gruß,

Heiko

Hi Loeerunner,

auch an Dich meine Antwort dazu (identisch zu der Antwort an Merimies).

Deine Argumentation ist doch mal komprimiert folgende:

„Hätte ich mehr Geld ausgegeben, hätte ich nicht den „Ärger“ und ein besseres und somit sicheres Gerät bekommen“.

Das möchte ich aber so nicht stehen lassen - nicht weil es mich persönlich betrifft, aber:

Es gibt wenige Geräte, die normalerweise so simpel sind, wie ein Wasserkocher: ein Ein- und Ausschalter und einen Stromanschluß. Man kocht Wasser und dann sollte das Gerät aus sein - Kurz und gut. Aber es gibt auch wenige Geräte, die so gefährlich sind, wie ein Wasserkocher. Vielleicht noch ein Gasherd, ok, aber das war’s dann auch schon.

Was ich nicht verstehen kann, ist, dass es ein GS-Siegel gibt und trotzdem kann es passieren, dass sich mein Wasserkocher durch eine kleine Unaufmerksamkeit -möglicherweise wochenlang wenn ich z.B. im Urlaub bin- sich ein- und ausschalten kann. So etwas fällt bei mir unter „Heimtücke“.
Wenn also so etwas passieren kann und dieses nicht konstruktionsbedingt abgefangen wird (was ja nicht sooo schwer zu realisieren wäre) dann stimmt etwas an den Vorschriften nicht oder jemand will partou sparen.
Das ist was mich ziemlich stört, zumal Wasserkocher in sehr vielen Haushalten, also millionenfach- zu finden sein dürfen. Wenn es in Deinem Haus aus so einem Grund brennen sollte, siehst Du das möglicherweise auch nicht mehr so gelassen, oder?

Gruß,

Heiko

Hallo Heiko

Deine Argumentation ist doch mal komprimiert folgende:
„Hätte ich mehr Geld ausgegeben, hätte ich nicht den „Ärger“ und ein besseres und somit sicheres Gerät bekommen“.

Das ist nicht ganz korrekt.
Mein Argument war: Wenn Du ein Gerät aus dem Niedrigpreissektor kaufst, kannst Du nicht mehr verlangen, als dass es den von dem Herrn VDE festgelegten Sicherheitsstandards genügt

Es gibt wenige Geräte, die normalerweise so simpel sind, wie ein Wasserkocher: Ein Ein- und Ausschalter und einen Stromanschluss.

Und ein Heizelement.

Man kocht Wasser und dann sollte das Gerät aus sein - Kurz und gut…
Was ich nicht verstehen kann, ist, dass es ein GS-Siegel gibt und trotzdem kann es passieren, dass sich mein Wasserkocher durch eine kleine Unaufmerksamkeit -möglicherweise wochenlang wenn ich z.B. im Urlaub bin- sich ein- und ausschalten kann. So etwas fällt bei mir unter „Heimtücke“.

Dann wollen wir doch einmal untersuchen, welches die Sicherheitsphilosophie ist die den Regeln des Herrn VDE für die Erteilung des GS-Zeichens zugrunde liegt.

  1. Der Kocher darf in keinem Fall an irgendeinem berührbaren Teil eine unzulässig hohe Berührungsspannung führen, welche die Gesundheit und das Leben eines Menschen gefährden kann.

Dass dagegen verstoßen wurde, hast Du bisher nicht behauptet.

  1. Der Kocher darf – auch im Fall einer Fehlbedienung – an keiner Stelle eine Temperatur erreichen, welche zur Entzündung von Bestandteilen des Kochers oder von Gegenständen in seiner Umgebung führt (Brandschutz).

Du behauptest, dass dagegen verstoßen wird.

Dann wollen wir mal betrachten, welche Sicherheiten in den Kocher eingebaut wurden für den Fall, dass der Kocher ohne Wasserfüllung betrieben wird.

Die erste Sicherheitsebene ist der Thermoschalter (Bimetall), welcher verhindert, dass das Heizelement eine zu hohe Temperatur annimmt. Dieser schaltet das Heizelement, kurz bevor der Behälter des Wasserkochers die Temperatur von 100°C erreicht, ab. Der eigentliche Sinn dieses Thermoschalters ist zwar, unnötiges Weiterheizen zu verhindern, wenn das Wasser seine Temperatur erreicht hat, aber er wirkt natürlich auch als Sicherheit gegen Übertemperatur beim „Trockenlauf“.

Das bedeutet also:
Du bist im Urlaub, hast vor Verlassen Deiner Wohnung nicht daran gedacht, zu überprüfen ob alle elektrischen Geräte ausgeschaltet sind und ob Du den Wasserzufluss Deiner Badewanne zugedreht hast *), und Dein Wasserkocher läuft trocken.

*)Anmerkung
Bei Deinem Sicherheitsbedürfnis hast Du doch bestimmt einen Schwimmerschalter in Deiner Badewanne installieren lassen, welcher bei Erreichen des maximalen Füllungsgrades über ein Magnetventil den weiteren Wasserzufluss unterbricht. Oder hast Du da – um Kosten zu sparen – geschlampt?

Jetzt schaltet der Kocher sich also die ganze Zeit in Intervallen ein und aus, ohne dabei eine brandgefährliche Temperatur zu erreichen (der erhöhte Stromverbrauch während Deiner Urlaubszeit ist nicht sicherheitsrelevant). Aber – entsprechend der alten Handwerkerweisheit „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“, versagt irgendwann der Thermoschalter, weil er es Leid ist, schon seit fünf Jahren jeden Urlaub für drei Wochen das alte Ein-Aus-Spiel zu treiben, und der Heizwiderstand bleibt eingeschaltet.

Hier ist als zweite Sicherheitsebene eine Thermosicherung direkt am Heizelement angebracht.
Zitat aus Wikipedia:
Irreversibel auslösende Thermosicherungen werden mit einer elektrischen Verbindung über ein bei definierter Temperatur schmelzendes Metall (z.B. Woodmetall) realisiert. Die Lötverbindung muss beim Schmelzen öffnen…
Zitat Ende

Die Auslösetempeatur ist ziemlich genau festgelegt und auf die Sicherung aufgedruckt. Thermosicherungen, welche ich ersetzt habe, hatten Nenntemperaturen zwischen 175°C und 225°C.

Dass die Sicherung irreversibel ist und ersetzt werden muss, ist kein Nachteil, da im Fall ihres Ansprechens noch ein weiterer Fehler im Gerät vorhanden ist, der analysiert und behoben werden muss.

Wenn also so etwas passieren kann und dieses nicht konstruktionsbedingt abgefangen wird (was ja nicht sooo schwer zu realisieren wäre) dann stimmt etwas an den Vorschriften nicht oder jemand will partout sparen.

Irrtum.
Die über die in Deinen Kocher eingebauten Sicherheitsvorkehrungen hinausgenden, von Dir geforderten Funktionen fallen nicht mehr unter die Rubrik „Sicherheit“, sondern unter die Rubrik „Bedienungskomfort“, und dafür ist der Herr VDE nicht zuständig.

Das ist was mich ziemlich stört, zumal Wasserkocher in sehr vielen Haushalten, also millionenfach- zu finden sein dürfen. Wenn es in Deinem Haus aus so einem Grund brennen sollte, siehst Du das möglicherweise auch nicht mehr so gelassen, oder?

Du darfst nicht in die amerikanische Denkweise verfallen, dass für alles, was durch Deine Unachtsamkeit (und möglicherweise Dusseligkeit) passieren könnte, automatisch der Hersteller des Gerätes verantwortlich ist.

Sieh es doch mal so:
Die der Zertifizierung des Wasserkochers zugrundeliegenden Sicherheitsvorschriften sind ausreichend.
Wenn Du mal in einem Prüflabor gewesen bist und gesehen hast, wie die Prüflinge für die Musterzulassung „gequält“ werden und welche geradezu sadistische Findigkeit die Prüfer an den Tag legen, Situationen zu simulieren, in welchen die eingebauten Sicherheitsvorkehrungen versagen - immer nach dem Motto: „Was passiert, wenn…“ - dann wirst Du mir zustimmen.

Die Produzenten werden also zumindest ein Basismodell produzieren, dass außer Wasserkochen unter Einhaltung dieser Vorschriften nichts weiter kann.

Jetzt stell Dir vor, ein Produzent entwickelt einen Kocher, der Deinen Vorstellungen entspricht. Dazu gehört ein Schalter mit einer thermischen Freiauslösung (ähnlich wie ein Sicherungsautomat) oder mit einer magnetischen Auslösung und einer zusätzlichen einfachen Elektronik. Diese Abschaltung muss klein sein, damit die Maschine nicht zu klobig ausfällt.

Dieser Schalter ist als Standardelement nicht am Markt erhältlich. Andere Produzenten von Wasserkochern und Kaffeemaschinen haben erst mal kein Interesse („Das kauft ja doch keiner“) und so muss der Schalter erst mal für diese Baureihe entwickelt werden. Der Produzent ist optimistisch und legt die Entwicklungskosten für den Schalter auf eine erwartete zu produzierende Stückzahl von 10000 (Zehntausend) Exemplaren um. Bei Entwicklungskosten von 50000 Euro (sehr knapp gerechnet, in Wirklichkeit sind die Kosten höher) würde das pro produziertem (und noch nicht verkauftem) Gerät 5 Euro ausmachen. Nehmen wir weiter an, er findet einen Zulieferer, der ihm bei der angegebenen Stückzahl den Schalter für 5 Euro liefern, dann wären das (vor Montage) schon 10 Euro pro Gerät. Eingebaut wären das incl. Montagekosten, Steuern, Gemeinkosten und natürlich auch Gewinn (hypothetisch, ich habe es nicht unter realen Bedingungen kalkuliert) 20 Euro

Dein Kocher hat, wie Du sagst, 20 Euro gekostet. Jetzt steht da im Regal ein weiterer Kocher, im Großen und Ganzen baugleich mit dem Ersten, aber mit dem von Dir geforderten Komfortschalter.
Und kostet 40 Euro.

Der sogenannte „Normalverbraucher“ wird (Geiz ist Geil) den billigeren Kocher kaufen und die Vorhersage „Das kauft keiner“ wird sich bewahrheiten.

Anders ist es, wenn wir das „Luxussegment“ betrachten, wo die Kocher unter dem Label „Porsche“ oder „Collani“ angeboten werden. Da ist ein hoher Preis Teil des mitverkauften Images und steht in keinem Verhältnis zu den Produktionskosten. Da können sich Produktentwickler austoben und da ist auch der bewusste Schalter kein Problem.

Aber würdest Du so was kaufen?

Gruß,
Heiko

Gruß merimies

PS. Dieses ist der letzte Beitrag, den ich zu diesem Thema schreibe, da ich den Eindruck habe, dass sich die Diskussion im Kreise dreht.

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Hallo,

„Hätte ich mehr Geld ausgegeben, hätte ich nicht den „Ärger“
und ein besseres und somit sicheres Gerät bekommen“.

Nö. Du hättest nur ein Gerät bekommen, dass automatisch und nicht durch Dich abgeschaltet wird. Sicherer wird es dadurch nicht, denn die Mechanik des Hebels kann mindestens so schnell kaputtgehen (vermutlich sogar schneller) als der Bimetallschalter.

Es gibt wenige Geräte, die normalerweise so simpel sind, wie
ein Wasserkocher: ein Ein- und Ausschalter und einen
Stromanschluß.

Ähm - es gibt haufenweise Geräte, die auch nicht komplizierter sind. Bügeleisen, Kaffeemaschine, Eierkocher, Handmixer, Elektroherd, …

Aber es gibt auch wenige Geräte, die so
gefährlich sind, wie ein Wasserkocher. Vielleicht noch ein
Gasherd, ok, aber das war’s dann auch schon.

Nö. Jedes elektrische Gerät mit Netzstecker hat das Potential in sich, zu einem kleinen Haufen zusammen zu schmelzen. Sogar die Steckdose selber kann das. Oder die Verteilerdose in der Wand.

Was ich nicht verstehen kann, ist, dass es ein GS-Siegel gibt
und trotzdem kann es passieren, dass sich mein Wasserkocher
durch eine kleine Unaufmerksamkeit -möglicherweise wochenlang
wenn ich z.B. im Urlaub bin- sich ein- und ausschalten kann.

Zum einen sagt das GS-Siegel genau gar nichts aus, das kann man (muss man) kaufen.
Zum zweiten findest Du mit Sicherheit irgendwo ein CE-Kennzeichen, das klebt der Hersteller (eigentlich: der In-Verkehr-Bringer) drauf und das bedeutet eine Selbstverpflichtung, die für das ‚Ding‘ (es gibt auch haufenweise nichtelektrische Produkte, die das Zeichen tragen müssen, zum Beispiel Kinderspielzeug) einschlägigen Normen einzuhalten.
Zum dritten verwechselst Du Funktionssicherheit (Haltbarkeit) mit Sicherheit. Ich habe schon versucht, Dir zu erklären, dass auch nach wochenlangem Betrieb ohne Wasser höchstens die Thermosicherung auslöst, aber ein dann komplett defektes Gerät ist alles, was passieren kann. Weshalb dies in der hier gültigen Norm auch so vorgesehen ist. Du hast also selber in der Hand, die Haltbarkeit des Gerätes zu verlängern, indem Du es ausschaltest. Sicher ist es in jedem Fall.

So etwas fällt bei mir unter „Heimtücke“.

Heimtückisch ist für Dich, dass etwas kaputtgeht, wenn man es falsch verwendet?

Wenn also so etwas passieren kann

Das ‚so etwas‘ ist offensichtlich das, was Dir noch nicht so richtig klar ist. Denk nochmal genau darüber nach, was Du unter ‚so etwas‘ wirklich verstehst.

und dieses nicht
konstruktionsbedingt abgefangen wird (was ja nicht sooo schwer
zu realisieren wäre) dann stimmt etwas an den Vorschriften
nicht oder jemand will partou sparen.

Natürlich will da jemand sparen. Der Käufer.

Das ist was mich ziemlich stört, zumal Wasserkocher in sehr
vielen Haushalten, also millionenfach- zu finden sein dürfen.

Ja. Und?

Wenn es in Deinem Haus aus so einem Grund brennen sollte,
siehst Du das möglicherweise auch nicht mehr so gelassen,
oder?

Es wird aus diesem Grund mit Sicherheit nirgendwo brennen. Das habe ich jetzt mehrfach versucht zu erklären. Die Thermosicherung löst aus, bevor irgendwas schlimmeres passiert als dass das Gerät defekt ist und sie löst auch erst dann aus, wenn das Gerät schon defekt ist.

Den Hinweis mit ‚keinen Billigschrott kaufen‘ erhalte ich übrigens trotzdem aufrecht. Bei ALLEN Produkten. Und ich meine wirklich ALLE. Egal ob Elektrogeräte oder Werkzeug oder Spielzeug oder Lebensmittel.
Gruß
loderunner

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Hallo Merimies,

auch von mir ein letzter Beitrag dazu:
Die Betrachtung der Kosten bei der Anschaffung für den Käufer oder auch für den Hersteller ist hier völlig nebensächlich.

Wie oft kauft man denn einen Wasserkocher und woher weiß man, was „teuer oder preiswert“ ist?? Ich vergleiche doch nicht täglich die Preise und renne deswegen in den Geschäften rum. Und was, wenn es ein kleinerer Laden oder eine Aktion in einem Geschäft/Suppermarkt ist, wo es wenige oder soagr nur ein Gerät gibt?

Bei mir persönlich brauchte ich halt kurzfristig einen und wollte unbedingt einen mit Metallkessel (weil ich es nicht mag, wenn Wasser in „Plastik“ gekocht wird, aber das ist ein anderes Thema). Diese Geräte kosten in der Regel auch sogar etwas mehr und vor allem schränkt es die Auswahl sehr ein.

Auch Deine Verteidigung des GS-Siegels finde ich nett, aber wenig zielführend. Ich kann nur bei meiner Aussage bleiben, dass ich Wasserkocher, die die beschriebenen Eigenschaften haben, für heimtückisch halte. Da mögen noch soviel Sicherungen eingebaut sein.
Übrigens stand der erwähnte Rückruf vor einigen Jahren in direktem Zusammenhang mit dem beschriebenen Verhalten…(wenn auch der Defekt an sich nicht hätte sein dürfen). Ich bin halt Murphys Meinung:
„Alles was schiefgehen kann, geht früher oder später mal schief“.

Gruß,

Heiko

Hallo,

Wie oft kauft man denn einen Wasserkocher und woher weiß man,
was „teuer oder preiswert“ ist??

Internet? Vom Verkäufer beraten lassen?

Ich vergleiche doch nicht
täglich die Preise und renne deswegen in den Geschäften rum.

Wieso täglich? Einmal reicht doch.

Und was, wenn es ein kleinerer Laden oder eine Aktion in einem
Geschäft/Suppermarkt ist, wo es wenige oder soagr nur ein
Gerät gibt?

Im Supermarkt kauft man keine Elektrogeräte. Ganz einfach. Das ist doch der Trick derartiger Angebote: man kann nicht vergleichen. Ganz wie beim Haustürgeschäft.

Bei mir persönlich brauchte ich halt kurzfristig einen und
wollte unbedingt einen mit Metallkessel (weil ich es nicht
mag, wenn Wasser in „Plastik“ gekocht wird, aber das ist ein
anderes Thema). Diese Geräte kosten in der Regel auch sogar
etwas mehr und vor allem schränkt es die Auswahl sehr ein.

Ja. Du bist auf dem richtigen Weg. Nur nicht weit genug.

Auch Deine Verteidigung des GS-Siegels finde ich nett, aber
wenig zielführend. Ich kann nur bei meiner Aussage bleiben,
dass ich Wasserkocher, die die beschriebenen Eigenschaften
haben, für heimtückisch halte. Da mögen noch soviel
Sicherungen eingebaut sein.

Das kannst Du halten, wie Du willst. Deshalb ist es trotzdem nicht so. Im übrigen ist die Thermosicherung Vorschrift, ganz ohne GS-Zeichen.

Übrigens stand der erwähnte Rückruf vor einigen Jahren in
direktem Zusammenhang mit dem beschriebenen Verhalten…(wenn
auch der Defekt an sich nicht hätte sein dürfen).

Vor einigen Jahren gab es die Pflicht zu Thermosicherungen noch nicht.

Ich bin halt Murphys Meinung:
„Alles was schiefgehen kann, geht früher oder später mal
schief“.

Ich auch. Und der Gesetzgeber ebenso. Deshalb ja die Vorschriftenänderung.
Gruß
loderunner

Was ich nicht verstehe …
Hallo Heiko,

  1. Zum einen wechselt der Ein/Ausschalter nicht automatisch in
    die Stellung AUS wenn man den eingeschalteten Kocher aus der
    Unterschale nimmt.

… ist, dass du das nicht ausprobiert hast ?
Zumindest diese Funktion kann man Stromlos testen.

  1. Zum anderen schaltet sich dieser Wasserkocher nicht
    dauerhaft(!) und automatisch aus, sofern der Kocher ohne
    Wasser(!) in die Unterschale zurückgesetzt wird, d.h. er heizt
    weiter den Kessel.

So etwas steht aber meist in der Anleitung und diese kann man doch schnell durchlesen.

MfG Peter(TOO)

Auch Hallo,

-> „Vor einigen Jahren gab es die Pflicht zu Thermosicherungen noch nicht.“

Ah, sehr interessant!
Da müssen wohl ab und zu Wasserkocher heißgelaufen sein, vermute ich mal. Wäre sehr interessant, WARUM das passiert ist bzw. passieren kann?
Könnte es sein, dass da -wenn mal mal den Vergleich mit Autos heranzieht- „öfters Autos in die Leitplanke gerast sind“ und da hat man dann halt Airbags vorgeschrieben(?). Gut gemeint, ist halt das Gegenteil von gut gemacht…

Und ich weiß auch schon, was ich beim nächsten Kauf eines Wasserkochers machen: ich bringe ein (oder besser eine ganze Trommel) Verlängerungskabel und Wasser mit, und werde dann alle Wasserkocher -sagen wir mal über 50 EUR oder reicht das nicht??- im Kaufhaus durchtesten. Alternativ frage ich den Lehrling, ob er mir die technischen Einzelheiten erklären kann.

SO, genug geschrieben. ich muss jetzt in der Küche erstmal schauen, ob der Wasserkocher wirklich aus ist ;&gt:wink:

Schönes Wochenende anyway,

Heiko