Never - Kinder sind da sowieso auf der sichersten Seite - auf
meiner Argumentationsseite, wie ich finde.
Kindern kann man nämlich einen roten Ball nicht als blauen
„verkaufen“.
Wenn du einem Kind sagst, dass der rote Ball nicht rot sondern blau ist, dann wird es in Zukunft vom blauen Ball reden auch wenn es ihn immernoch als roten Ball wahrnimmt. Es bezeichnet dann die Farbe Rot als Farbe Blau.
Als Kinder haben wir gelernt, dass Kirschen, Blut und Clownsnasen rot sind. Rot ist eine Signalfarbe. Vermutlich empfinden „wir“ (Menschen mit Sehstörungen oder Blindheit ausgeschlossen) rot deshalb als besonders uauffällige Farbe, weil sich das durch die Evolution so ergeben hat. Das Bluten eines Tiers das man gerade mit einem Speer beworfen hat oder das eigene Blut das man durch eine Verletzung verliert, sind wichtige Signale. Jedenfalls werden heute für Gefahren- und Gebotsschilder sowie Haltesignale die Farbe Rot gewählt.
Was aber ist, wenn Jemand rot als grün sieht? Bzw wenn für Jemanden rot so aussieht wie grün für dich aussieht und umgekehrt? Wir könnten das garnicht feststellen. Sagen wir ihm, er solle aus dem Farbkasten die Farbe wählen mit der er die Wiese auf dem Bild malen will, dann wird er Grün wählen. Und an der Ampel wird er bei rot halten wie wir alle. Aber für ihn sieht trotzdem rot so aus wie grün.
Unsere Gehirne und Augen sind alle so ziemlich nach dem selben Bauplan entstanden. Man kann das davon ausgehen, dass eine bestimmte Wellenlänge von Licht in unserem Bild den selben Eindruck einer Farbe entstehen lässt - Jedenfalls wird es nicht so sein, dass bei jedem Einzelnen willkürlich andere Farben „gesehen“ werden als bei den Anderen. Aber wir sind eben nicht alle exakt gleich. Durch eine Verletzung oder Krankheit kann es durchaus sein, dass ein Mensch auf den einen Auge zeitweise andere Farben sieht als auf dem anderen. Auch wenn sich sein Auge nicht mehr erholt, wird sein Gehirn die verschiedene Wahrnehmung der Augen mit der Zeit „korrigieren“.
Aber die Wahrnehmung kratzt das Thema nicht nur sprichwörtlich nur an der Oberfläche.
Nehmen wir nur einmal die verschiedenen historischen „Weltbilder“. Bis zum Mittelalter ging man davon aus, dass die Erde eine Scheibe sei. Dinge fielen nach untern, weil eben unten unten ist und oben oben. Gott hat es nunmal so gemacht. Dann gab es noch das geozentrische Weltbild, laut dem ist die Erde das Zentrum des Universums. Irgendeiner meinte dann, das Weltall sei unendlich, es gäbe eine Unzahl von anderen Planeten und möglicher Weise seien die ebenfalls bewohnt usw, und der Typ landete promt auf dem Scheiterhaufen (die Rede ist von Giordano Bruno).
Heute wird kaum noch Jemand anzweifeln, dass die Erde eine Kugel ist angesichts von Aufnahmen die vom Weltall aus gemacht wurden. Aber die früheren Weltbilder waren „Konstruktionen“ der Realität die sich aus dem damaligen Wissen heraus gebildet haben und die von einer Obrigkeit als Wahrheit vertreten und verteidigt wurden. Diese Konstruktionen der Realität wurden wie viele andere auch über den Haufen geworfen. Das passiert ständig und war auch in der jüngeren wissenschaftlichen Vergangenheit der Fall und wird auch in Zukunft passieren.
So wie sich im Laufe der Zeit „allgemeingültige“ Weltbilder (Konstrukte von Realität) gewandelt haben weil sich das Wissen durch neue Erkenntnisse darauf ausgewirkt hat, so hat auch jeder einzelne Mensch sein eigenes Konstrukt der Realität entsprechend seines Wissens und seiner Erfahrungen.
Ein Vertreter des Konstruktivismus ist also nicht zwangsweise irre, sondern er geht nur davon aus, dass die „tatsächliche“ Realität unabhängig ist von der menschlichen Wahrnehmung und dem menschlichen Verständnis, und aus der Unfähigkeit die Realität komplett oder auch nur ansatzweise wahrnehmen und verstehen zu können, kann jeder einzelne Mensch nur ein individuell konstruiertes Bild der Realität haben abhängig von seinen Erfahrungen und Fähigkeiten.