Moses, Aton, Amun und jhwh
Hi oranier,
Ich hatte es schon einmal kurz als Frage/These gepostet:
Entsteht der Monotheismus nicht eigentlich Mitte des 14.Jhd.
v.u.Z. im Pharaonenreich mit dem Aton-Kult, der nach Echnaton
wieder verboten wird?
Dazu ist die Zeitdifferenz zur wahrscheinlichen Moseszeit um 1200 zu groß. Und es widerspricht vor allem inhaltlich dem durch Moses eingeführten neuen Kult. Ich hatte das hier vor längerer Zeit mal irgendwo näher ausgeführt:
Amenophis IV hat mit Aton ja nur einen der bereits seit Urzeiten vorhandenen (Sonnen-)Götter isoliert als allein gültigen ansetzen wollen, also im Grunde auch nur eine Monolatrie bzw. einen Henotheismus versucht.
Zum Freudschen Mann Moses: Immer wieder gibt es solche Hypothesen, Moses mit dem Aton-Kult bzw Echnaton in Verbindung zu bringen. Ich halte das für irrig - nicht nur wegen der Zeitspanne.
Der jhwh-Kult, bzw. der ganze neukonzipierte Gottesbegriff, hat ohne Zweifel seinen Ursprung in einem semitischen Kontext. Wo vastitat das her hat, daß jhwh vom Wortstamm her eine Quelle in Ägypten habe, ist mir ein Rätsel, ich kenne keine religionswissenschatliche Theorie, die das vertritt, obwohl die Herkunft des Namens sehr umstritten ist. Die wahrscheinlichste Lösung ist die, von der die Torah selbst berichtet: Es handelt sich um einen midianitischen Berg-Feuer-Wetter-Gott, in dessen Namen sich eine semitische (und häufiger zu findende) Wurzel "hjj oder „hwj“ unbekannter Bedeutung verbirgt. Man weiß nicht einmal genau, welches der tatsächliche Name ist: Es kann auch sein, daß die Kurzformen je, jo, jahu, jah sogar die ursprünglichen sind. Die Assoziation an das Verb hjj „sein“ („Ich bin der ‚Ich bin‘“) ist ohne Zweifel später zugesetzte Volksetymologie.
Interessant ist jeoch die neue Konzeption (die sich ja lückenlos an die ältere El- bzw Elohim-Konzeption anschließt!) selbst, wenn man nach Vorbildern in Ägypten sucht. Sie führt nämlich gerade NICHT zum Aton -kult, sondern viel mehr zum Amun , der zur Zeit Echnatons ein „Volksgott“ war und dessen kultische Verehrung Echnaton gerade unterbinden wollte!
Die immer schon in Ägypten vorhandene Konzeption „Aton“ ist von Echnaton kaum verändert worden, es ist der alte Sonnenkult, der hier von einer Macht-Elite oktroyiert wurde, während das Volk nach wie vor dem (ebenfalls sonnigen) Re’ seine Dienste erwies, und zwar in der synkretistischen Form des Amun-Re’.
Der Jahwe-Kult ist aber davon weit entfernt, ein Sonnengott zu sein.
Kurt Sethe („Amun und die acht Urgötter von Hermopolis“. Abhandl. der preuss. Akad. d. Wissenschaften, 1929) trug interessante Argumente vor, daß vielmehr dieser Volksgott Amun das Vorbild für jhwh gewesen sein könnte (auch wenn einige Komponenten eben, wie gesagt, nach Midian weisen, vor allem der Name.
Dazu einige Beispiele aus dem Amun-Kult in Hermopolis und in Theben:
In den Prozessionen wird eine leere(!) Barke aus Holz mitgetragen. Bezeichnungen für Amun:
„lebenspendender Geist“
„Windschöpfer“
„Hauch des Lebens in der Nase aller Dinge“
„Lufthauch, der bleibt unter dem Himmelsgewöbe“
„der Unsichtbar“
„der Verborgene“ (amun von imn abgeleitet)
„der seine Gestalt verbirgt“
„der, dessen Gestalt man nicht kennt“
„der seinen Namen verbirgt vor seinen Kindern“
„der das Licht erzeugt, um die Finsternis zu vertreiben“
und viele Aussagen mehr …
Sowohl der jhwh der Sinaierzählung, als auch der eloah und die ruah elohim der Genesis 1.1-2.4 finden sich komplett in den Konzeptionen der sog. Götter-Achtheit von Hermopolis und Theben.
Gruß
Metapher