Hallo Elimelech
die Vorstellung, dass JHWH der einzig existente Gott ist
entstand sehr wahrscheinlich erst in der Exilszeit (587-538
v.Chr).Woraus wird dieses geschlossen? Wird hierbei die These
angewendet, dass die heute vorliegenden Quellen erst spät
verfasst wurden bzw. angepasst wurden?
Ja. Diese These stützt sich auf archäologische Funde und exegetische, sowie bibelkundliche Betrachtungen der Texte. Es würde zu lange dauern, die Zuschreibung bestimmter Texte in eine bestimmte Zeit zu belegen… (da kann ich dir aber einschlägige Literatur empfehlen, wenn du willst)
Wenn nicht, dann findet sich nämlich durch den ganzen Tanach
diese Vorstellung verbreitet und in jedem Gedanken dort
wieder. Alleine schon die Namen G’ttes, vieler Formulierungen
und die ganze Grammatik legen nichts anderes nah.
Texte, die z.B. in der Exilszeit geschrieben wurden fügte man damals in andere (oder ältere) Texte ein, wie man zum Beispiel an der Sintfluterzählung erkennen kann. Das Deuteronomium („debarim“?) ist ja auch später entstanden. Oder der Schöpfungsgedanke: große Teile stammen ebenfalls aus der Exilszeit und wurden in die Tora eingefügt, weil man (im Gegensatz zu heute) damals glaubte, dass alles, was alt ist richtig/wichtig/gut sein muss. (ohne Wertung meinerseits!!)
Kann es sein, dass hier schon nicht mehr mit den
Orginalquellen, sondern mit Übersetzungen etc. gearbeitet
wird? Dann geht natürlich obiges Wissen komplett verloren.
Soweit ich weiß, wurde hier auf die Originalquellen (soweit vorhanden) zurückgegriffen.
Zuvor war JHWH lediglich der Gott des Volkes Israel, was ja
andere Götter nicht ausschloss - eher das Gegenteil vermuten
lässt.Dem widerspricht der Tanach völlig.
Das ist sicher schwierig anzuerkennen (besonders als orthodoxer Jude) und ich bin selbst ja auch der Meinung, dass die Wissenschaft noch weit entfernt von der Wahrheit ist. Aber in den Religionswissenschaften wird heute (!) gelehrt, dass JHWH wahrscheinlich ein Wetterott (hwj: „wehen“) einer kleinen Gruppe bei Ägypten war. Daher kam wohl auch die engere Verbindung zum persischen Himmelsgott „Ahura Mazda“, die einen toleranten Umgang und letztlich die Heimkehr nach Israel förderte.
Selbst wenn dieses so war, ändert das nichts an der Aussage des Tanach. Der Mensch musste Gottes Größe erst erkennen lernen.
Kann es sein, dass hier nicht beachtet wird, zwischen dem was
G’tt dazu sagt und wie Menschen die Sache sehen? Denn im
ganzen Tanach ist das sauber getrennt und wenn hier von
anderen Götzen die Rede ist, dann eben immer genau in dieser
Form.
Natürlich wird dies beachtet! Gottes Werk ist gut und fehlerfrei. Der Mensch macht Fehler (selbst wenn er es gut meint). Hosea berichtet eindrucksvoll von falschen Kulten in Dan und Bet-El. Die Menschen glaubten in diesen Städten fest daran, dass sie mit ihren „Götzen“ (Stierbilder) JHWH ehren.
Der Tempel, so wie er im Tanach eingeführt wurde, hatte im
Judentum davor schon eine ganze andere Stellung und deswegen
folgt obiger Schluss daraus nicht. Noch kenne ich eine Quelle
welche diese These belegen würde.
Diese „ganz andere Stellung“ möchte ich von dir noch etwas näher beschrieben haben. Ich habe das Gefühl, dass wir das Gleiche meinen. Der jüdische Tempel muss ja eine andere Stellung, als andere gehabt haben. Sonst hätte das israelische Volk ihren Gott als unterlegen angesehen, was ja nicht so war.
Ich merke langsam, dass es hier um reine Spekulationen geht,
die alleine darauf beruhen, dass alles immer gleich sein muss.
Wie dem auch sei, könntest Du nur kurz umreissen, wie man zu
diesen Theorien kommt und wodurch man meint diese belegen zu
können?
Um gute Quellen werde ich mich bemühen. Ich habe hier ein gutes Buch dazu liegen, möchte aber noch weitere Quellen sammeln. Dazu brauch ich aber noch etwas Zeit. Ich habe hier keine Spekulationen meinerseits angebracht. All diese Thesen sind in der Religionswissenschaft und Archäologie anerkannt und ausreichend belegt. Dass gewisse Dinge im Laufe der Zeit anders gesehen werden, halte ich für selbstverständlich. Dafür liegen der Wissenschaft zu wenig Informationen vor.
Scholem,
vastitas