Kontakt zu Enkelkind

Hallo - ich brauch Rat. Es tut mir leid, wenn die Beschreibung etwas lang wird.

Unser Sohn hat ein Kind, er und die Mutter haben sich Monate nach der Geburt schon getrennt.
Er war 18, sie war 27, hatte bereits einen 10jährigen Sohn aus einer früheren Beziehung, und inzwischen ist unser Enkelkind 4 Jahre alt und hat auch eine knapp zweijährige Schwester aus einer neuen Beziehung.

Wir haben versucht, uns weder als die Beziehung bestand noch als sie in die Brüche ging, einzumischen - in die Beziehung. Waren aber immer als Großeltern da. Der Kleine hat erst Stunden, später Tage bei uns verbracht. Oft war eine Nacht geplant, dann rief die Mutter an, und fragte, ob auch noch eine oder zwei Nächte länger ginge, sie brauche eine Auszeit. Meistens sagten wir zu (wir sind beide in Rente, von daher war es meist machbar, ohne uns großartig schwer zu fallen, wir haben es ja auch gern gemacht). Wir haben Fahrdienste geleistet, obwohl wir fast eine Stunde weit weg wohnen, weil sie mit ihren drei Kindern auf dem Land wohnt, wo es wenig Busse gibt (z.B. zum Arzt, oder zum Krankenhaus). und geholfen, wo wir konnten.

Vor 6 Monaten hat die Mutter uns jeglichen Umgang mit unserem Enkel verboten. Auslöser war, dass er, wenn er bei uns war, auch stundenweise Kontakt mit unserem Sohn, also seinem Vater, hatte. Sie brachte wirre Argumente, dass er als der Kleine ein Jahr alt war, unverantwortlich gehandelt habe und dass ihr Sohn heute noch psychische Schäden davon trage (was ich nicht sehe).

Unser Sohn ist daraufhin zum Jugendamt, um sich beraten zu lassen. Der Sachbearbeiter war sehr verständnisvoll, hat ihm Mut gemacht, aber er war nicht zuständig und er musste sich an das JA wenden, wo die Mutter lebt. Von dort kam ein Brief, dass unser Sohn kein Anrecht auf Umgang mit seinem Sohn habe, da er zu lange keinen Kontakt mit dem Kind gehabt hat (was ja nicht stimmt, denn gerade dieser Kontakt ist ja der Grund, warum die Mutter uns den Umgang verbietet). Von der Mutter kam eine kurze Nachricht über E-mail, dass sie sich einen Rechtsanwalt genommen habe, und mit aller Macht verhindern würde, dass weiterhin Kontakt bestehe. Sie hat über die Umstände die zum Bruch führten gegenüber dem JA gelogen, verdreht usn gegenüber die Wahrheit, aber unser Sohn sieht sich nicht in der Lage, dem zu widersprechen.

Wir sahen keine Möglichkeit, selbst für Umgang zu kämpfen, wenn unser Sohn nicht von sich aus, etwas unternehmen würde. So weit, so schlecht. Wir vermissen unseren Enkel schrecklich, aber sahen keine Möglichkeit die Situation zu ändern, ohne ihm zu schaden.

Nun kam aus heiterem Himmel eine E-mail. Die gleichen Vorwürfe wie bisher (wir sehen die Vorgänge anders, auch zeitliche Unterschiede, die ihre Darstellung in Frage stellen), aber der Kleine würde immer wieder nach uns fragen, auch nach 6 Monaten noch. Aus diesem Grund wolle sie uns die Möglichkeit geben, ihn doch wieder zu sehen. Aber nur bei ihr zuhause, immer nur in Gegenwart von ihr oder ihrem neuen Partner, als wie sie schreibt „Anstands wau Wau“.

Natürlich würden wir den Kleinen gerne sehen. Ich habe aber Angst, dass mich und meinen Mann diese Situation zu sehr aufreibt. Und natürlich habe ich Angst, dass wir in einigen Monaten, genau wieder in der gleichen Situation wie jetzt sind und sie uns ohne Vorankündigung und ohne trifftige Gründe, uns den Umgang wieder verbietet. Ich weiß auch nicht, ob ich dem Kleinen zu liebe, die Anschuldigungen gegenüber unserem Sohn unwidersprochen schlucken könnte. Nachwievor bin ich der Meinung, dass unser Enkel ein Recht hat, seinen Vater zu sehen und zu kennen. Allerdings ist er inzwischen 300km weit weg gezogen, d.h. ein lockeres Zusammentreffen von Vater uns Sohn bei uns ist jetzt unwahrscheinlich.

Nun sind wir in der Zwickmühle: sollen wir den Kontakt unter diesen Bedinungen nicht wieder aufnehmen oder sollen wir „Kreide fressen“ und gute Miene zum bösen Spiel machen. Gibt es eine dritte Möglichkeit, an die ich zur Zeit nicht denken kann?

Danke fürs Lesen. Vielleicht hilft ein Blick von außen, einen gangbaren Weg aufzuzeigen.

Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass ich anonym schreibe.

Liebe Oma von ?,

ja, ich kann gut verstehen, in welcher Zwickmühle Sie sich befinden.
Ich will Ihnen keine guten Ratschläge erteilen, da ich Sie für so kompetent halte, das für Sie Richtige herauszufinden. Ich mag Ihnen ein paar Zusammenhänge deutlich machen, die es Ihnen ermöglichen können, weitere gute Schritte zu setzen.

  1. die Beziehung zwischen der Frau und Ihrem Sohn ist noch nicht geklärt. Dies ist die Sache Ihres Sohnes. Ihm würde ich empfehlen, diese Beziehung mit Hilfe eines Coachs zu klären (siehe unten). Nur wenn die Frau gewürdigt ist, hat er die Möglichkeit, eine neue GUTE Beziehung einzugehen.
  2. Das Kind hat Anrecht auf Vater und Mutter - egal was das JA sagt. Es ist das natürliche Recht auf Zugehörigkeit, das ihm niemand streitig machen kann.
  3. Aus dem gleichen Grund hat das Kind und auch Sie das Anrecht auf Großeltern bzw. Enkel.
  4. aus dem, was ich Ihrem Brief entnehmen kann, liegen in der Geschichte der Frau Verletzungen in Bezug auf Zugehörigkeit und Ordnung vor. Das können Sie nicht ändern, nur ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen. Doch die Frau spiegelt auch etwas aus Ihrer eigenen Geschichte. Sie bringt etwas ans Licht, das Sie selbst bisher nicht gesehen haben. Fragen, die Sie sich stellen können: Wo wurde in unserer Familie jemand ausgegrenzt oder vergessen? Da gilt es auch in Ihrer Generation nach Kriegsgeschichten zu suchen. Gibt es gefallene / vermisste Väter / Söhne? Gibt es Soldatenkinder, die ihren Vater nie gesehen haben? Das kann sowohl Ihre als auch die Familie Ihres Mannes betreffen. Falls ja, bestätigen Sie die Zugehörigkeit dieser Person/en gedanklich: Ja, du gehörst dazu. Ohne dich gäbe es mich nicht.
  5. Die Mutter des Kindes muss gewürdigt werden: Ohne sie hätten Sie dieses Enkelkind nicht. Auch sie gehört dazu. Durch die Verbindung mit Ihrem Sohn hat sie Zugehörigkeit in Ihre Familie bekommen. Und diese Zugehörigkeit besteht IMMER.
  6. Kreide fressen halte ich für die schlechteste Möglichkeit: Denn es besteht einfach die Gefahr, dass der Vulkan im Inneren weiter brodelt und dann irgendwann unkontrolliert ausbricht.
  7. Meine Empfehlung an Sie: Suchen Sie sich einen Coach, der mit Familienstellen arbeitet und bearbeiten Sie Ihre Verletzungen. Wenn Sie keinen Resonanzboden mehr bieten, hören die Anschuldigungen durch die Mutter Ihres Enkels von alleine auf bzw. Sie fühlen sich nicht mehr betroffen.

Ich hoffe, ich habe Ihnen einen Perspektivenwechsel ermöglicht und wünsche Ihnen von Herzen alles Gute
Chatt

Hallo,

wende Dich am besten an die Bundesinitiative Großeltern für von Trennung und Scheidung betroffene Kinder (BIGE), die sich dafür einsetzt, dass die Beziehungen zwischen den Kindern, Eltern und Großeltern auch nach einer Trennung nicht abbrechen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter sind größtenteils selbst ausgegrenzte Großeltern.
Die Initiative besteht seit 1997 und hat sehr viel Erfahrung in Fällen, wie von Dir beschrieben. Soweit ich weiß, helfen die Mitarbeiter kostenlos.
Erste Tipps von deren Seiten siehe hier:

Viele Grüße
Stefanie

Evtl. Kinderschutzbund

Hallo,

nur ein kleiner pragmatischer Vorschlag (mit dem Rest kenne ich mich nicht aus): Bei uns in der Gegend gibt es die Möglichkeit, dass Kinder beim Deutschen Kinderschutzbund „begleiteten Umgang“ mit dem anderen Elternteil haben. Es gibt dort ein Spielzimmer, es ist jemand da. Zumindest anfangs ist es, soweit ich weiß, so, dass die Hauptbezugsperson (also in Eurem Fall die Mutter) im Nachbarzimmer ist und das Kind jederzeit die Möglichkeit hat, hinzugehen.

Ob die das auch für Großelternkontakt machen, müsstet Ihr erfragen. Aber vielleicht wäre es eine Möglichkeit, ihrem Wunsch nach „Aufsicht“ entgegenzukommen, aber eben nicht bei ihr zu Hause und mit neutralen Personen dabei. Ich könnte mir vorstellen, dass Euch das leichter fiele als bei ihr zu Hause und nur mit ihr und ihrem neuen Partner zusammen.

Viele Grüße,

Jule

moin moin,
auch wenn Sie zuerst mal in den sauren Apfel beissen müssten, dem Enkel zu Liebe würde ich es tun.
Bauen Sie eine Bindung zu ihm auf, es wird der Mutter immer schwerer fallen, wenn sie dem Kind dann wieder mal erneut erklären müsste, warum kein Kontakt mehr möglich ist.
Protokollieren Sie die Besuche, vielleicht legen Sie eine Art Enkeltagebuch an.
Vielleicht darf der Enkel dann auch bald wieder ohne Anstandswauwau Zeit mit Ihnen verbringen.
Falls Sie dann Ausflüge in Zoo, Schwimmbad oder, oder… machen, bewahren Sie die Eintrittskarten auf, machen sie Fotos vom Enkel MIT Ihnen.
Falls es dann doch widererwartend zu einem Bruch käme, hätten Sie sicher gute Karten um ihr Umgangsrecht als Großeltern zu Ihrem Enkel einzufordern.
Alles Gute wünscht
seute

Danke an diejenigen, die sich mit unserem Problem beschäftigt haben oder noch beschäftigen.

Der Link zu dieser Bundesinitiative ist wertvoll, vielen Dank.
Eine von Dritten beauftsichtigte Besuchsregelung ist als Schritt nach Gesprächen zu überlegen.
Auf Chatts Antwort möchte ich nicht im Einzelnen eingehen. Es sind ein paar Anregungen darin, die genaue Situation bis zum Bruch zu beschreiben würde hier zu weit gehen.