Konzentrationsschwäche bei Kindern - was tun?

Guten Tag, ich suche nach Rat in Sachen Konzentrationsschwäche bei Kindern: Meine Tochter ist gerade zur Schule gekommen und meiner Meinung nach zeichnet sich schon jetzt ab, dass sie sich schlecht konzentrieren kann, träumt und leicht ablenkbar ist. Sollte ich da frühzeitig eingreifen oder reagiere ich überzogen? Wie kann ich ihr eKonzentration fördern? Woran erkenne ich, ob sie über-oder unterfordert ist?

Ich bedanke mich schon jetzt ganz herzlich, Mel

Liebe Frau Decker,
nachdem was Sie mir da schreiben, würde ich Ihnen raten, noch ein wenig zu warten und Ihre Tochter im Auge zu behalten. Da sie ja grad erst eingeschult wurde, geben Sie ihr noch ein wenig Zeit, damit sie sich dort auch eingewöhnen kann. So langsam sollten Sie auch mal das Loslassen lernen, auch wenn es als Elternteil schwer ist :smile:
Hoffe Ihnen ein wenig geholfen zu haben und verbleibe mit freundlichem Gruss

Hallo liebe Frau Decker,

wie schön, dass Sie sich so frühzeitig Gedanken um ihre kleine Tochter und ihre Schulsituation machen!

Zunächst würde ich gern noch ein wenig nachfragen.
Wie sind Sie darauf gekommen, dass ihre Tochter sich in der Schule schlecht konzentrieren kann?
Hatten Sie Kontakt mit der Lehrerin oder hatte ihr Mädchen nicht alles mitbekommen (Hausaufgaben o.ä.)?
Wie alt ist ihre Kleine genau?

Generell brauchen die Kinder eine ganze Zeit, bis sie in der Schule ankommen - manche das ganze erste Jahr… Wenn sich die Konzentrationsprobleme zu Hause nicht zeigen, handelt es sich vermutlich erst einmal um einen Prozess des Ankommens und der Orientierung in der Schule, der eben sehr viel geistige Kapazität kosten kann und darf.

Es gibt z.B. Kinder, die können sich in der Schule nicht gut konzentrieren i.S. von zuhören, weil Sie mit dem Filtern unterschiedlicher Geräusche Probleme haben. Das kann ein Pädaudiologe (speziell ausgebildeter HNO-Arzt)überprüfen. Und wenn dieser Verdacht besteht ist es auch sinnvoll, das gleich mal überprüfen zu lassen. Für die Kinder ist das keine sgroße Sache. Manchen macht es sogar Spaß…
Diese Kinder mit Filterproblemen würden sich in einem stillen Raum normal oder gut konzentrieren können.
Das gleiche gilt für die Ablenkbarkeit. In welchen Situationen fällt sie auf?

Bei einer erhöhten Ablenkbarkeit ist es wichtig, schnell mit der Lehrerin zu sprechen, die Beobachtungen abzugleichen und einen Sitzlatz in der ersten Reihe auszuwählen (evtl auch ein Einzelplatz, das müsste die Lehrerin aber den anderen Kindern erklären und gut vermitteln, damit daraus nicht eine Außenseiterrolle resultiert).

Zu Hause lässt sich die Konzentrationsfähigkeit spielerisch beobachten und schulen, z.B. mit den LÜK-Kästen und den entsprechenden Konzantrationsübungsheften für Vor- und Grundschulkindern.

Für eine Gruppenergotherapie, die es für kinder mit Filter und/ oder Ablenkbarkeitsproblematik gibt, ist es noch zu früh, das ist erst in der 2. Klasse angezeigt.

Schreiben Sie mir gern noch genaueres, wenn Sie möchten.
Ich hoffe, Ihnen erst einmal ein Stück weiter geholfen zu haben.

Herzliche Grüße,

Clara

Guten Abend,

Sie können bei einem Kollegen, bei Ihnen vor Ort, ja einen Termin ausmachen und dort das Problem schildern. Sie oder er wird dann sagen, ob aus seiner Sicht eine Testung der Intelligenz o.a. sinnvoll ist und sich mit Ihnen darüber unterhalten, ob es evtl. Anlässe geben könnte, warum Ihre Tochter mit den Gedanken nicht im Klassenzimmer ist. Dies zu Ihrer Frage Unter-/Überforderung bzw. anderer Gründe für das gezeigte Verhalten.

Das ist dann eher ein informatives Vorgspräch und dient der Diagnostik. Erst danach kann entschieden werden, ob therapeutischerseits eine Behandlung sinnvoll oder notwendig ist.

Sie können die Konzentration Ihrer Tochter mit Spielen fördern. Es tut allen Kindern gut, die Lernerfahrung zu machen, dass Anstrengung sich lohnt, und dass man an einer Sache dran bleiben sollte und nicht bei der kleinsten Frustration (Langeweile, Verlieren,…) das Spiel wechselt.

Eine Entwicklungsförderung nach Marte Meo könnte auch Sinn machen. Erkundigen Sie sich doch Mal ob das in Ihrer Nähe angeboten wird.

Ich denke, dass ein frühes Eingreifen und Unterstützen durchaus grundsätzlich Sinn machen könnte.

Hier ist es so, dass es viel zu wenige Kindertherapeuten gibt und man mit Wartezeiten rechnen muss. Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen vor Ort ist. Daher rate ich Ihnen, dem Kollegen/der Kollegin gleich bei der telefonischen Erstanfrage zu sagen, dass es keine Therapie-, sondern ein Diagnostikanfrage ist. Sollte die Problematik gravierender sein (wie schätzt die Lehrerin dies aufgrund ihrer Berufserfahrung z.B. ein), könnten Sie auch den Kinderarzt anfragen, ob es selbst eine entsprechende Diagnostik anbietet, oder ob er eine Überweisung in ein SPZ (Sozialpädiatrisches Zentrum) für angemessen hält. Auch hier müssten Sie mit Wartezeiten rechnen.

Ich kann nicht einschätzen, ob Sie „überzogen“ reagieren, ob Sie ein Mutter sind, die die Flöhe husten hört. Erkundigen Sie sich, wie die Lehrerin es erlebt. Sie sollte Erfahrung mit Erstklässlern haben.

Mit freundlichem Gruß

S. Weiß