Konzentrationsübungen

Hallo zusammen,

ich habe seit einigen Wochen einen kleinen Nachhilfeschüler. Er ist in der 4. Klasse ich besuche die 11.
Nun ist mir aufgefallen, dass der Kleine zwar theoretisch so gut wie alle Aufgaben lösen kann, aber es ihm praktisch an Konzentration fehlt. (Längere Aufgaben in Mathe löst er, wenn überhaupt, sehr langsam, da er sich von allem Möglichen ablenken lässt. In einem Dikatat macht er am Anfang fast keine Fehler, aber zum Ende hin passierem ihm immer wieder so blöde Leichtsinnfehler)

Nun frage ich euch, ob ihr irgendwelche Konzentrationstests habt, die das bestätigen und Konzentrationsübungen, mit denen die Konzentration aufgebaut werden kann. Ich hab in dieser Hinsicht nämlich noch nie Probleme gehabt :stuck_out_tongue:

Danke schonmal,

Grüße, Julian

Hallo Julian,

spontan fallen mir da zwei Testverfahren ein:

  1. Der „d2“
    –> könnte für deinen Schüler aber nervig sein, weil er auf den ersten Blick sehr verwirrend ist. Es gibt einen DinA4-Bogen, auf dem ind ca. 20 Reihen das kleine d abgedruckt ist, welches zusätzlich oben und/oder unten mit einem/zwei Strichen versehen ist. Wie der Name des Tests schon sagt, muss dein Schüler alle d mit insgesamt 2 Strichen markieren.

  2. Der DL-KG (Differentieller Leistungstest zur Erfassung des Leistungsverhaltens bei konzentrierter Tätigkeit in der Eingangsstufe)
    –> hier sind auf einem mehrseitigen Bogen innerhalb bestimmter Zeitintervalle aus verschiedenen Symbolen (Blume, Stuhl etc.) die zuvor abgesprochenen Symbole durchzustreichen. Das kann auch sehr nervenaufreibend für deinen Schüler sein, weil der Test ca. 20 Minuten dauert und nicht sehr abwechslungsreich ist.

Das Problem bei diesen Testverfahren ist allerdings, dass sie nicht offenzugänglich für Jedermann und zum Bestellen sauteuer sind. Willst du also UNBEDINGT so einen Test machen, könntest du dich mal an der Schule erkundigen; ich glaube aber, dass hauptsächlich Sonderschulen diese Tests besitzen. Du könntest ja vielleicht auch mal Rücksprache mit den Eltern oder dem Klassenlehrer halten, ob denen auch schon was aufgefallen ist oder ob der Junge schon mal in dieser HInsicht getestet wurde.

Ansonsten würde ich einfach gucken, ob du kurze Konzentrations- und Aufmerksamkeitstrainings mit deinem Schüler machst. Da gibt es zum Beispiel von Lauth und Schlottke (1993) ein Denk-Trainingsprogramm für aufmerksamkeitsgestörte Kinder. Von Schöll (1996) gibt es Förderung von Aufmerksamkeit in der Grundschule.

Da diese Trainings sowohl finanziell als auch zeitlich recht aufwendig sind, würde ich einfach am Anfang irgendwelche (kurzen) Spiele einsetzten, in denen Konzentration und Aufmerksamkeit gefragt sind. Vielleicht hat der Kerl ja auch ein motivationales Problem. Du könntest z.B. mit Token arbeiten, das heißst, dass du vor der Arbeit immer abklärst, was genau der Junge schaffen soll (auch z.B. dass er sauber schreiben soll) und dann machst du eine Liste, auf die er jedes Mal Sternchen kleben kann, wenn er ordentlich gearbeitet hat. Wenn er dann nach soundsoviel Nachilfestunden eine bestimmte (vorher besprochene) Anzahl Sternchen (oder was auch immer) gesammelt hat, bekommt er eine Belohnung. Wichtig ist, dass du ihm von Anfang an sagst, wozu diese Sternchen wichtig sind, die Überraschung kannst du auch ankündigen (aber nicht verraten, um was es geht) oder vielleicht hat er einen bestimmten (finanziell im Rahmen gehaltenen Wunsch). Dann kannst du ihm am Anfang sagen, das er soundso fleißig sein mus, um dasunddas zu bekommen.

So, ich hoffe, du konnstest zumindest ein bisschen was damit anfangen. Es gibt ganz viele Maßnahmen, aber erstens würde cih damit hier den Rahmen sprengen und zweitens geht es bei dir in erster Linie ja trotzdem noch um die Nachhilfe. Falls du noch Fragen hast, kannst du mir gerne mailen, dann kann ich dir (noch) ausführlicher verschiedene Sachen aufführen.

Viele Grüße
PlanB

Vielen Dank für deine ausführliche und schnelle Antwort!

Ich werde, denke ich, wirklich mal mit den Eltern und gegebenenfalls auch mit der Klassenlehrerin sprechen. Da kann ich ja mal so ein Konzentrationsspiel oder so erwähnen…

Auf jeden Fall danke!
Julian

Hallo, PlanB,

also für mich wäre das „Selbsttesten“ allerhöchstens der Plan F.
Die von Dir genannten Verfahren werden von Laien in aller Regel sowohl falsch vorgelegt und durchgeführt, als auch falsch ausgewertet und vor allem falsch interpretiert.
Wenn Du hinsichtlich der Konzentration eine ernsthaftere Störung vermutest, solltest Du die Eltern des Schülers darauf hinweisen und auf die Möglichkeit, einen Fachmann oder eine Fachfrau zuzuziehen. Das sind in erster Linie Personen mit einem Diplom in Psychologie. Dort wird sehr intensiv der Umgang mit Testverfahren vermittelt - und wenn man weiß, das selbst diese oft fehlinterpretieren, sollte es schon jemand mit guter Ausbildung und Erfahrung sein.
Glaub mir, ich habe schon recht üble Erfahrungen gemacht, wenn Schüler oder auch Erwachsene mit falschen Testergebnissen nahezu „gebrandmarkt“ wurden.

Der Vieux

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Hallo Julian,

ich würde an Deiner Stelle auch die Hände von solchen Tests lassen. Hier vielleicht eine Konzentrationsübung, die sehr viel Spaß macht, sowohl Kindern als auch Erwachsenen: Das Spiel „Set“. Es ist günstig, und man kann es immer immer wieder spielen.

Es kann nur sein, und darauf musst Du Dich einstellen, dass der „Kleine“ Dich abzockt. :wink:

Viele Grüße und viel Spaß!

Mira