Konzentrationsunlust

Hallo!

Vor kurzer Zeit wurde ich gebeten, einem Schüler der 8. Klasse Nachhilfe zu geben. Am Anfang war alles in Ordnung, wir lernten zusammen Regeln und versuchten diese anzuwenden. Doch so langsam habe ich das Gefühl, dass es bei ihm nicht am mathematischen Verständnis liegt. Er versteht alles, kann es auch anwenden, doch wenn ich dann in seine Hausaufgaben schaue, macht er die einfachsten Sachen falsch.
Ich glaube, er hat einfach keinen Bock, sich zu konzentrieren. So ist das auch in den Arbeiten. Neulich hatten sie einen Test in der Schule und alles war ok, bis auf den letzten Schritt. Mir kommt es vor, als hätte er da einfach keine Lust mehr gehabt. Ich bin machtlos und habe das auch den Eltern gesagt. Was soll ich machen, in der Schule sitzt nun mal keiner direkt neben ihm, der ihn zwingt, sich zu konzentrieren. Er möchte in der Schule möglichst cool sein und nicht dem Stoff folgen. Wie kann ich den Eltern und auch dem Jungen helfen? Muss das so sein, dass Schüler die Schule nur noch als Notwendigkeit und nicht mehr als Chance sehen?

Stephanie Thurau

Hallo Stephanie,
tatsächlich soll es Kinder geben, die ein echtes Konzentrationsproblem haben. Meistens wird dann ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) diagnostiziert, was aber in deinem Fall natürlcih nicht sein muss. Sicher bin ich mir da auch nicht, ob es das wirklich gibt… In Zukunft wird es sicher auch ein Grammatik-Defizit -Syndrom geben, um die schlechten grammatikalischen Fähigkeiten vieler Kinder zu beschreiben. Ist alles m.E. eine Konsequenz schlechter Erziehung und Ausbildung. Wahrscheinlich werde ich für diese Aussage an den virtuellen Marterpfahl gestellt…
Jedenfals sagt die Theorie, dass es ADS+H (mit Hyperaktivität) und ADS-H (Träumer) gibt.
Kannst dich ja mal in einschlägiger Literatur informieren, bei Google findeste schon was.
Rechenschwäche würde ich hier ausschließen.
Gruß, Leppi

Hallo Stephanie,

Ich glaube, er hat einfach keinen Bock, sich zu konzentrieren.
So ist das auch in den Arbeiten. Neulich hatten sie einen Test
in der Schule und alles war ok, bis auf den letzten Schritt.
Mir kommt es vor, als hätte er da einfach keine Lust mehr
gehabt. Ich bin machtlos und habe das auch den Eltern gesagt.
Was soll ich machen, in der Schule sitzt nun mal keiner direkt
neben ihm, der ihn zwingt, sich zu konzentrieren.

Konzentration ist eine Fertigkeit und keine Fähigkeit. D.h. sie kann (und muss) entwickelt werden. ZEN-Mönche verbringen Jahre damit und sind dann zu den erstaunlichsten Dingen in der Lage.

Gibt es etwas im Leben des Jungen, was ihn dazu bringt mühelos lange und intensive Phasen der Konzentration aufrechtzuerhalten? z.B. stundenlang an Modellen oder am PC herumzubasteln. Die Fussballergebnisse der Bundesliga seit deren Gründung hersagen zu können (wie er die dann wohl gelernt hat?). Oder etwas ähnliches.

Oft ist es so, dass es Kindern in bestimmten Bereichen leicht fällt, sich lange und intensiv damit zu beschäftigen. Und in anderen Bereichen tun sie sich schwer.

Der Trick besteht darin, ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie selbst den Transfer vom Hobby ins Pflichtlernfach schaffen.

Es gibt Kurse (z.B. an der VHS) speziell für Kinder, in denen sie „trotz Schule lernen“ (frei nach Vera Birkenbihl) lernen können. Bringt oft mehr als jahrelange Nachhilfe.

Muss das so sein, dass Schüler die Schule
nur noch als Notwendigkeit und nicht mehr
als Chance sehen?

Eigentlich nicht. Aber ich habe den grössten Teil meiner Fähigkeiten auch nicht wegen sondern trotz meiner Schulbildung entwickelt. Die Schule bietet nun mal für viele Menschen kein geeignetes Lernumfeld. Der erste Lehrer, der mir etwas über Lernmethodik beibrachte, ist mir im zweiten Bildungsweg (an einer Berufsaufbauschule) begegnet! Und das war erst der Anfang.

Falls der Junge jedoch tatsächlich ADS-Probleme hat (wie von Leppi vermutet), dann muss sowieso auf weitergehende Hilfe (Therapeut, SH-Gruppe …) zurückgegriffen werden.

Trotzdem viel Erfolg für Dich und den Jungen!

Guido Strunck