Ich denke, das Konzept „Seele“ hat sich mit der Zeit
gewandelt.
Also „Seele“ ist ja nur ein Begriff! Mit diesem Begriff sind zahlreiche Vorstellungen verbunden. Ich kann dir theologisch und esoterisch nichts dazu sagen, hingegen aber was namhafte Wissenschaftler davon zu wissen glauben.
Zunächst wären das die neusten Erkenntnisse der Psychologie und Hirnforschung, wobei ich auch einmal die Hirnforschung kritisieren möchte, z. B. mit ihrem Zwei-Kammern-Modell, nach dem sich in der rechten Hälfte angeblich das Gefühl, in der linken Hälfte angeblich der Verstand befände. Der populärste Hirnforscher der Welt, der Amerikaner Prof. Dr. Antonio Damasio, lieferte vor Jahren schon einen empirischen Gegenbeleg zu diesem Zwei-Kammern-Modell. Außerdem haben Psychologen inzwischen erkannt, dass in vielen Fällen Hirnforscher „schummeln“, wenn es um Belege geht, wie Denken und Gefühle verbunden sind mit dem Gehirn.
Von Freud stammt (für mich zumindest) der grässliche Begriff „seelischer Apparat“! Wenn dich nicht nur die theologische Sicht interessiert, sondern ebenso die philosophische und psychologische, empfehle ich dir das Buch des Stern-Journalisten Paul-Heinz Koester. Bei diesem Autor brauchst du keine Angst zu haben, durch abgehobene Fachbegriffe nichts vom Thema der „Seele“ zu verstehen. Auch wenn ich den Autor nicht für den kompetentesten Experten auf diesem Gebiet halte, hat er doch den meisten Wissenschaftlern etwas voraus: Verständlich schreiben als Journalist kann er, das ist sein Job, das hat er gelernt, so dass auch Laien verstehen, worum es bei diesem komplizierten Sachverhalt geht. Darüber hinaus empfehle ich dir natürlich alle Wissenschaftler im Original zu lesen. Aber als Einstieg in das Thema gibt der Stern-Journalist Paul-Heinz Koester einen guten Überblick über das Thema der „Seele“. Er berichtet über alle die großen Erforscher, die sich um Klärung dieses nebulösen Begriffs lebenslang abmühten.
„Die Erforscher der Seele“, von Paul-Heinz Koester, erschien im Stern-Verlag 1985, das Buch vermittelt einen Überblick, von dem Wiener Arzt Josef Breuer, über Sigmund Freud, bis zu seinen berühmten Nachfolgern, wobei Freud trotz aller seiner berühmten Nachfolger, die nach ihm zu ganz anderen Erkenntnissen gelangten, als Vater der „Seelenforschung“ und als „Entdecker des Unbewussten“ nach wie vor immer noch der meist gelesene Psychologe der Welt ist (das wiederhole ich deshalb immer wieder, weil viele seiner Kritiker ihn schon längst vom Sockel gestoßen sehen wollten, aber Freuds Popularität widerspricht diesem Wunsch ganz offensichtlich. Als mein Neffe im zweiten Semester seines Psychologie-Studiums war, und mich auf meiner Hinterweltinsel besuchte, stritten wir über Freud. Sein Professor hatte im gleich am Anfang seines Studiums gelehrt, „Freud ist überholt“. Jetzt, nachdem er schon mehrere Jahre in einer psychosomatischen Klinik arbeitet, umgeben von lauter Ärzten, entdeckt er Freud als Tiefenpsychologe sozusagen neu und relativiert im Nachhinein die Aussage seines Profs, die er vielleicht auch gar nicht richtig verstanden hatte in seinem Kontext. Der Unterschied zwischen seinem Professor an der Uni und Freud ist aber der, dass der Mann auf der Strasse weltweit den Namen Freud kennt, wenn auch selber nie gelesen hat. Aber den Namen des Professors, der meinen Neffen lehrte, kennt kein Schwein. Ich denke, das ist ein Unterschied, auch wenn ich dem Prof. meines Neffen generell zustimme: „Freud ist überholt“! Aber sein historischer Wert als „Seelenforscher“ bleibt bestehen!!).
CJW