Konzert November Karneval

Hallo zusammen,

ich habe hier wieder eine lokalhistorische Frage, es geht um Karneval. Im November 1933 fand ein Konzertabend des örtlichen Männerchores statt. Es geht aber aus dem entsprechenden Zeitungsartikel nicht hervor, ob es ein karnevalistischer Abend war (wegen dem 11.11.) oder nur ein normaler Konzertabend (Volkstrauertag?). Ich hänge mal den Zeitungsartikel als JPG an. Könnt ihr mir das vielleicht anhand der aufgeführten Lieder sagen, da kenne ich mich leider nicht wirklich mit aus, ob die eher lustig sind und sich für Karneval eignen oder eher nicht? Ich hänge auch mal einen Zeitungsartikel eines Bunten Abends von Karneval 1937 zum Vergleich an, weil dort auch ein altes Lied aufgeführt wird, das offenbar karnevalistisch genug war. Diese Veranstaltung war garantiert karnevalistisch, da hier u.a. Büttenredner auftraten.
Und sorry wegen den schwarzen Stellen im Text und manchen Wörtern, die teilweise nicht zu lesen sind, ist der Anonymität geschuldet.

Vielen Dank im Voraus.

VG

Ayla2012

Hallo,
so, wie der Text verfasst ist, war das keine Karnevalsveranstaltung, sondern wohl eher ein „Liederabend“. Auch hier können natürlich humorvolle Lieder zu Gehör gebracht worden sein, aber
das ändert nichts daran, dass es sich nicht um eine Karnevalsveranstaltung handelte - meine ich.
Gruss
Czauderna

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Hallo Czauderna,

vielen Dank für deine Hilfe. Ja es handelt sich wohl eher nicht um eine Karnevalsveranstaltung, da diese in unserem Ort auch eher selten im November stattfanden bzw. stattfinden, sondern eher im Januar/Februar wie das Beispiel von 1937. Aber kannst du denn konkret was mit den aufgeführten Liedern anfangen, wären die denn für Karneval geeignet oder eher nicht, da sie teilweise zu traurig sind?

VG
Ayla

Hallo,
nein, kann ich leider nicht.
Gruss
Czauderna

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???

Wo findest Du unter den genannten Titeln besonders traurige Lieder? Hast Du den Text zu Richard Wagners „Schmerzen“ mal angesehen?

Der gesamte Liederabend wäre zum Volkstrauertag 17 Jahre nach der Hölle von Verdun ein sehr handfester Skandal gewesen - abgesehen davon, dass man weder Chorleiter noch Sänger gefunden hätte, die für einen so groben Fauxpas zum Volkstrauertag zu haben gewesen wären.

Ist Dir denn eigentlich nicht aufgefallen, auf welche Uhrzeit der Beginn der Veranstaltung angesetzt war?

Schöne Grüße

MM

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Den Volkstrauertag immer im November gibt es erst seit 1952.
(Und ganz nebenbei: der kann niemals mit Karneval zusammenfallen, weil immer später als 11.11.)

In den Jahren 1925 bis 1951 war der Volkstrauertag bzw. Heldengedenktag immer im Februar oder März.

Siehe wiki klickmich

* klugscheißmodus off *

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Hallo MM,

anscheinend hast Du übersehen, dass es sich bei den Artikeln um zwei verschiedene Veranstaltungen handelte, über die da berichtet wird - der zweite dient ja, wenn ich es richtig verstanden habe, nur zum Vergleich des Programms des Konzerts am 19.11.1933 (erster Artikel) mit dem einer (unstrittig) Karnevalsveranstaltung. Dass der 21.11. im Jahr 1933 kein Volkstrauertag oder ähnlicher Gedenktag war (der war am 12.03. - der ‚Heldengedenktag‘ ersetzte ihn erst 1935), darauf hat @Gudrun ja schon hingewiesen. Ansonsten, @Ayla2012, ist der Artikel zwar mit 21.11. datiert, das Konzert fand jedoch am Sonntag davor statt, also am 19.11. - mithin schon vom Datum her keinerlei Bezug zu Karneval. Ansonsten wird der Unterschied auch durch die Bezeichnungen in den Artikeln deutlich: ‚Konzertabend‘ vs. ‚Bunter Abend‘ - letzteres Format (wie es auf Neusprech heisst) eher der leichten Muse gewidmet.

Das Programm ist vom Repertoire her zeittypisch für einen Konzertabend eines Männergesangvereins mit Gastsolistin. Das Format Chor- und Solistenkonzert ist heute noch üblich, wenn auch meistens mit einem zusätzlichen Gastchor. Das liegt hauptsächlich an dem heutzutage sehr viel höherem Altersdurchschnitt der Sänger, was deren Leistungsfähigkeit etwas beschränkt (bin im Vorstand eines solchen Chores mit Altersdurchschnitt > 77 Jahre).

Das Programm ist durchaus anspruchsvoll. Die ‚Hymne an die Musik‘ von Vinzenz Lachner ist ein typisches Eröffnungsstück für solche Konzertabende, festlich-effektvoll. Wie im Artikel erwähnt ist das zweite Stück (8-stimmig statt der für Männerchöre üblichen Vierstimmigkeit) technisch recht anspruchsvoll. Der Komponist Hans von Kössler war übrigens Kompositionslehrer Béla Bartóks. Die beiden folgenden Volksliedbearbeitungen sind leichtere Kost.

Nach der Pause dann wieder ein 8-stimmiges Stück, das zu den weniger bekannten Chorwerken des zeitgenössischen Komponisten Karl Kämpf gehört. Die folgenden drei Stücke sind wieder im leichten Volksliedton - wobei Friedrich Silcher einer der Klassiker des Männerchorrepertoires ist. Um welches seiner schwäbischen Tanzlieder (es gibt mindestens 5 davon) es sich handelte, geht aus dem Artikel nicht hervor. Gustav Wohlgemuth (im Artikel mit falschem Vornamensinitial ‚W.‘) war zu dieser Zeit eine der führenden Persönlichkeiten des Deutschen Sängerbundes; das aufgeführte ‚Mädchen mit den blauen Augen‘ fand Aufnahme in das Liederbuch des Deutschen Sängerbundes und das recht effektvolle ‚Das stille Tal‘ (bekannter unter dem Titel ‚Im schönsten Wiesengrunde‘) findet sich heute noch im Repertoire mancher Männerchöre. Abschließend dann der damals obligate lautstarke Patrotismus - das Stück gehörte auch zum Repertoire des Geburtstagsständchens, das 1.500 Sänger am 20.04.1939 dem GröFaz darboten, der ihnen andächtig vom Balkon der Reichkanzlei lauschte und sich dabei von einer vierstündigen Parade der Wehrmacht erholte.*

Das Repertoire der Solistin - insbesondere Schuberts ‚Die(sic!) Allmacht‘ und die beiden Wesendonck-Lieder ‚Träume‘ und ‚Schmerzen‘ ist eher noch weniger für einen ‚Bunten Abend‘ geeignet - und schon gar nicht karnevalistisch geeignet …

Gruß,
Ralf

*diese Zeiten sind vorbei und kehren hoffentlich nie wieder. Statt so etwas dann schon lieber (wie in ‚meinem‘ Chor), sei es auch musikalisch leichtgewichtig, eine Chorbearbeitung von Udo Jürgens

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Hallo zusammen,

erstmal vielen vielen Dank für eure Hilfe und sorry, dass ich mich wegen den aktuellen Ereignissen erst jetzt melde. Da ich momentan deswegen so viel um die Ohren habe, kann ich jetzt auch nur kurz antworten. Ihr habt mir schon sehr viel weitergeholfen. Ich habe eure Antworten nur quer gelesen, muss sie nochmals richtig durchgehen und kann deshalb erst in den nächsten Tagen konkret darauf antworten.

Nochmals vielen vielen Dank für die Hilfe und nochmals sorry

VG
Ayla

Hallo zusammen,

So erst jetzt schaffe ich es euch richtig zu antworten.

Ja der Bunte Abend dient nur zum Vergleich wegen des dort aufgeführten Liedes. Das mit dem Volkstrauertag wusste ich nicht, dachte der wäre damals schon im November gewesen bzw. dass es einen „kirchlichen Grund“ geben müsste, warum der Konzertabend überhaupt stattfand. Vom Datum her könnte es sich allerdings schon um eine Karnevalsveranstaltung handeln, da in unserer Region teilweise auch Mitte bis Ende November schon entsprechende speziell der Sessioneröffnung dienende Sitzungen oder auch Festkommerze bei Vereinsjubiläen stattfanden. Es geht hier gerade mal um eine Woche nach dem 11.11. Aber wenn ihr euch sicher seid, dass es sich nur um ein Chor- und Solistenkonzert gehandelt hat ohne Bezug zum Karneval, ist meine Frage ja geklärt. Solche Konzerte finden auch heute noch in unserem Ort einmal pro Jahr statt. Wir haben dort auch oft Gastsolisten, Gastchöre weniger, da der Altersdurchschnitt bei unserem MGV ich glaube nicht ganz so hoch ist. Leider ist er aber bei vielen MGV in unserer Region sehr hoch und die Vereine haben Nachwuchssorgen. Ich muss auch zugeben, dass ich selbst auch mangels Gesangstalent nicht im MGV aktiv bin, dafür aber im Karneval und wegen der örtlichen Karnevalsrecherche muss ich mich u.a. mit der Geschichte des örtlichen MGV befassen, da dieser vor dem Krieg den örtlichen Karneval wesentlich geprägt und durchgeführt hat. Der örtliche Karnevalsverein wurde erst nach dem Krieg gegründet. Mir macht die Recherche aber sehr viel Spaß.

Deshalb finde ich auch die ausführliche Erklärung der einzelnen Lieder sehr interessant, wovon ich nicht wirklich viel Ahnung habe.

Ich denke das „W“ bei Gustav Wohlgemuth ist nur ein Tippfehler, beim Mädchen mit den blauen Augen steht ja korrekterweise das „G“.

Ja, ich hatte schon befürchtet, dass dort auch solche „patriotischen“ Lieder gesungen wurden. Leider ist in den alten Berichten immer wieder von der Partei und ihren Organisationen die Rede, die natürlich auch ins Vereinsleben und den Karneval eingriffen. Was passierte eigentlich mit einem Büttenredner, der sich über Hitler oder Goebbels lustig machte? Gott sei Dank sind diese Zeiten aber vorbei und angesichts der Ratlosigkeit der AfD angesichts der aktuellen Krise kehren sie wahrscheinlich so schnell nicht zurück. Das Lied von Udo Jürgens ist sehr schön, er will alle Menschen vereinen und nicht nur „Arier“.

Ja, die Lieder der Solistin sind sehr traurig, also kann hier definitiv eine Karnevalsveranstaltung ausgeschlossen werden. Beim Lied Schmerzen von Richard Wagner verstehe ich den Text nicht so ganz, geht es da um die Liebe oder den Tod oder beides? Aprilfisch meinte, dass er nicht allzu traurig wäre, finde ich aber schon. Dass der Liederabend zum Volkstrauertag 17 Jahre nach der Hölle von Verdun ein sehr handfester Skandal gewesen wäre, führt er wohl auf die Volkslieder und „Deutschland, dir mein Vaterland“ zurück, oder?

So nochmal vielen Dank an euch alle besonders an Ralf für die ausführliche Beantwortung meiner Frage, es war also keine Karnevalsveranstaltung, da brauche ich sie in meiner Recherche nicht weiter zu berücksichtigen.

VG
Ayla

Auf etwa alle außer der patriotischen Hymne „Deutschland, Dir mein Vaterland“ - das passiert dem ach so „faustischen“ deutschen Michel schon mal, dass seine Seele von der Trauer über die gefallenen Kameraden so aufgewühlt ist, dass er sich nicht anders zu helfen weiß, als eben ein Dutzend Russen totzuschlagen vor lauter Rührung.

Aber Tychiades hat das ja eh schon geklärt - ich habe die beiden Artikel miteinander vermischt.

Schöne Grüße

MM

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