Kopfball experiment Radfahrer

Tach,
gestern morgen hatten die lustigen Knilche bei Kopfball eine
Zuschauerfrage am Anfang. Schwere Radfahrer hätten bergab einen
Vorteil, stimmt das?
Meiner Ansicht nach war das absolut logisch, aber nun gut. Das
Experiment brachte auch das erwartete Ergebnis, der schwere Radfahrer
war schneller.
Allerdings ging die Erklärung in Richtung- Der leichte Fahrer wird
stärker vom Luftwiderstand gebremst.

Meine nicht ganz so umfassenden Physikerinnerung hätten aber eher auf
die viel höhere kinetische Energie gefolgert…

Was meint Ihr?

Cu
Lalle

Tach auch!

Es ist ganz einfach:

Schieb mal ein leeren und einen voll beladenen Kleinwagen an (alternativ: einen SMART und einen S-Klasse Mercedes - unter Vernachlässigung der etwas unterschiedlichen Größen), bis er mit Schrittgeschwindigkeit (irgendwas, zB. 4km/h) rollt.

Na?

Genau! Du brauchst bei schwereren Fahrzeug LÄNGER, bis du diese Geschwindigkeit erreichst. Klar, weil’s SCHWERER ist.

Man spricht in diesem Zusammenhang von TRÄGER MASSE, weil sich Massen durch ihre Trägheit einer Beschleunigung entgegensetzen (also: nix geht freiwillig, man braucht Energie/Arbeit, um etwas in Bewegung zu setzen).

Nun warst DU es, der geschoben, also Arbeit verrichtet, hat. In die Beschleunigung des schwereren Autos hast zu mehr Arbeit investieren müssen. Wer verrichtet die Arbeit, wenn die Radler nur bergab rollen? Ja, die Schwerkraft. Und hier gilt ganz logischerweise: Je schwerer etwas ist, desto mehr Arbeit leistet die Schwerkraft.

Je schwerer die Masse, desto größer die Schwerkraft, also desto mehr Arbeit (pro Zeit) leistet die Schwerkraft zur Beschleunigung des Körpers. Hier spricht man nun von SCHWERER MASSE.

Jetzt der Gedankenblitz: Für einen schwereren Gegenstand leistet die Schwerkraft GENAU soviel mehr Arbeit, wie zur SELBEN Beschleunigung eines leichteren Gegenstandes benötigt wird. Andesr formuliert:

SCHWERE MASSE = TRÄGE MASSE

(das gilt zumindest für "irdische Geschwindigkeiten; nach der allg. Relativitätstheorie wächst die träge Masse mit der Geschwindigkeit - aber das ist hier total egal!)

Will heißen:

Das „mehr“ an Schwerkraft-Power wird durch das „mehr“ an Träger Masse exakt ausgeglichen. Damit beschleunigt die Schwerkraft alle Körper, ganz unabhängig von ihrer Masse, immer in genau gleicher Weise.

Das scheint unserer Erfahrung zu widersprechen, aber nur aus einem Grund: Bei unserer Alltagserfahrung überlagern sich die Effekte der Schwerkraft UND des Luftwiderstandes! Natürlich fällt ein Hammer schneller als eine Feder, aber eben NUR, weil die Feder durch die Luft gebremst wird. Ohne Luft fallen beide gleich schnell, das ist auch schon vielfach demonstriert worden.

Jeder Gegenstand wird von der Schwerkraft solange weiter beschleunigt, bis die Summe der Kräfte (hier vor allem eben der Luftwiderstand, manchmal auch noch etwas Rollreibung usw) genauso groß sind wie die Schwerkraft. Hier reicht der Feder in der Luft schon ein paar cm pro Sekunde, schneller wird sie nicht. Der Hammer würde sehr schnell werden, wenn man ihn tief genug fallen ließe…

Der Luftwiderstand ist nur von der Größe und Form des Körpers abhängig und hat nichts mit dessen Gewicht zu tun. Bei zwei Radfahrern wird der schwerere vielleicht ein wenig größer sein, womöglich auch „runder“. Alles in allem wird aber sein Luftwiderstand - wenn überhaupt - nur unwesentlich größer sein als der des leichteren Radlers. Beide Radler verlieren also bei gleichen Geschwindigkeiten die gleiche Menge Energie/Arbeit an die Luft. Der schwerere Radler bekommt aber mehr Energie durch seine größere schwere Masse. Das Gleichgewicht zwischen Luftwiderstand und Schwerkraft ist bei dem schwereren Radfahrer also mehr zur Schwerkraft hin verschoben, darum wird er schneller.

Die _Beschleunigung_ ist übrigends am Anfang, wenn der Luftwiderstand vernachlässigbar gering ist, nahezu gleich. Die Beschleunigung nimmt für den leichteren Radler aber bei einer geringeren Geschwindigkeit schon merklich ab, während der schwerere noch weiter beschleunigt.

Alles klar?

Gruß,
Jochen

Allgemeine Relativitätstheorie
Hallo,

das gilt zumindest für "irdische Geschwindigkeiten; nach der
allg. Relativitätstheorie wächst die träge Masse mit der
Geschwindigkeit

die einsteinsche Gravitationstheorie basiert auf dem schwachen Äquivalenzprinzip („träge Masse = schwere Masse“).

Das unglückliche Konzept zur Erklärung der speziellen Relativitätstheorie vermittels einer geschwindigkeitsabhängigen Masse kann die Gravitation nicht korrekt erklären. Da dieses Konzept daher eigentlich keinen Nutzen hat, außer dass für den Impuls weiterhin gilt:
p=m*v (mit m=m(v))
und nur Verwirrung stiftet, sollte man es vergessen.


PHvL

owT

Vereinfacht gesagt
Hi,
(…)

der schwere
Radfahrer
war schneller.

Klar.

Allerdings ging die Erklärung in Richtung- Der leichte Fahrer
wird
stärker vom Luftwiderstand gebremst.

Genau das ist der Hauptgrund.
Es mag weitere Gründe geben, die ich aber für rein akademisch halte.

Gruss,

Hi,
alle Gegenstände fallen gleich schnell, unabhängig von ihrer Masse. Dies gilt ohne Luftwiderstand. Da gibt es ja das bekannte Experiment mit der Feder und dem Geldstück in der Vakuumröhre.

Das gilt auch für das Rutschen von einer schiefen Ebene. Kommt der Luftwiderstand dazu, so kommen die „kompakteren“ Körper schneller an.

Gruß
Moriarty

Tach,
gestern morgen hatten die lustigen Knilche bei Kopfball eine
Zuschauerfrage am Anfang. Schwere Radfahrer hätten bergab

Hallo,

Allerdings ging die Erklärung in Richtung- Der leichte Fahrer
wird
stärker vom Luftwiderstand gebremst.

Der wesentliche Aspekt der Erklärung wurde leider noch nicht erwähnt. Der Vergleich mit Hammer und Feder hinkt etwas, weil es sich um völlig unterschiedliche Körper handelt. Den Radfahrer könnte man aber samt Rad maßstabgerecht vergrößern, sodaß er exakt die gleiche Form und Dichte beibehalten würde. Wäre der schwerere (und größere) dann immer noch schneller ?.. Ja, er wäre auch dann noch schneller. Das liegt daran, daß die Masse des Radfahrers proportional zu seinem Volumen, also mit der 3. Potenz seiner Größe wächst. Seine für den Luftwiderstand relevante Querschittsfläche dagegen nur quadratisch. D.h., je schwerer der Radfahrer ist, desto weniger fällt sein Luftwiderstand im Verhältnis zum Körpergewicht ins Gewicht. Entscheidend für die erreichbare Geschwindigkeit ist also neben der Form nicht das Gewicht alleine sondern das Verhältnis von Gewicht und Querschnittsfläche.

Meine nicht ganz so umfassenden Physikerinnerung hätten aber
eher auf
die viel höhere kinetische Energie gefolgert…

Mit der kinetischen Energie hat das nix zu tun. Die wird erst dann relevant, wenn ein Körper mit einer definierten Startgeschwindigkeit in der Luft wieder abgebremst wird.

Jörg

Es mag weitere Gründe geben, die ich aber für rein akademisch
halte.

Ich glaube nicht, daß man das so einfach sagen kann, ohne es nachgerechnet zu haben. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, daß die Rotationsenergie der Räder einen nicht zu vernachlässigenden Einfluß hat, der bei niedrigen Geschwindigkeiten möglicherweise sogar größer als der Luftwiderstand sit.

Anmerkung
Hallo,

Ich könnte mir beispielsweise
vorstellen, daß die Rotationsenergie der Räder einen nicht zu
vernachlässigenden Einfluß hat, der bei niedrigen
Geschwindigkeiten möglicherweise sogar größer als der
Luftwiderstand sit.

… aber unabhängig ist vom Radfahrer, der sich über den rotierenden Rädern aufhält.
Gruß
Axel

Ich könnte mir beispielsweise
vorstellen, daß die Rotationsenergie der Räder einen nicht zu
vernachlässigenden Einfluß hat, der bei niedrigen
Geschwindigkeiten möglicherweise sogar größer als der
Luftwiderstand sit.

… aber unabhängig ist vom Radfahrer, der sich über den
rotierenden Rädern aufhält.

Das kommt darauf an, was Du meinst. Das Trägheitsmoment der Räder ist natürlich vom Fahrer unabhängig, aber genau aus diesem Grunde hängt ihre Winkelbeschleunigung vom Gewicht des Fahrers ab. Je schwerer der Fahrer ist, um so größer ist das auf die Räder wirkende Drehmoment und um so stärker beschleunigt das Rad.

THX (owT)