Kopfbehaarung beim Menschen

Warum wächst aus evolutions bedingter Sicht beim Menschen nur das Kopfhaar so kräftig weiter wo wir doch vom Affen abstammen und der im Normalfall am ganzen Körper gleichmäßig behaart war.

Hallo Lothar,

Genau wissen tue ich es nicht, aber ich vermute, dass das Kopfhaar zur Polsterung und gleichzeitig auch zum warmhalten des Menschlichen Gehirns dient, dass ja ansonsten relativ ungeschützt ist. Die allgemeine Körperbehaarung hat sich meines Wissens im Laufe der Entwicklung zurückgebildet, damit sich die ersten Menschen in den Savannen ausdauerndern fortbewegen konnten. Schwitzen funktioniert eben nicht, wenn man Fell trägt.
Interessant finde ich besonders, weshalb das Kopfhaar des Menschen im Gegensatz zu allen mir bekannten Tierfellen (und den anderen Körperhaaren des Menschen) unbegrenzt weiter wächst, und man es durch abschneiden kürzen muss.

Grüße
Niels

Sicher weiß es auch ich nicht, aber ich meine, dass im Laufe der Entwicklung die sexuellen Reize der Kopfbehaarung selektiv gewirkt haben, sodass sich diese durchgesetzt hat.

Es gab mehrere wichtige Gründe, weshalb die Haarmenge beim Menschen sank:

  1. Lebewesen mit stärkerer Behaarung sind bei höheren Temperaturen weniger in der Lage, länger und ausdauernd Bewegungen und Arbeiten auszuführen, da Haare den Temperaturausgleich zwischen Hautoberfläche und Umgebungsluft behindern.
    Deshalb waren weniger Behaarte im Vorteil bei kurz- und langfristiger Vorratserarbeitung in wärmeren Lebenszonen.

  2. Kleinkinder erleben über direkten Hautkontakt eine intensivere Beziehung zu den Eltern, was zu einer Intensivierung des Gruppenverhaltens führt, und in diesem Fall als eine Verstärkung der Familienbande gesehen werden muss, auch als Urvertrauen bezeichenbar.

Über einen stärkeren Hautkontakt gegenseitig verbesserten Wärmehaushalt von Kind und Mutter/Eltern, und zugleich einer leichteren Erkennung vegetativ bedingter Bewegungen (Herzschlag, Muskelbewegungen usw.) des Kindes über den direkten Körperkontakt, entsteht außerdem eine wichtige Basis zum psychoregulatorischen Gruppenverhalten, da eine Gruppenabstimmung besser funktioniert, wenn jedes einzelne Individuum über Körperkontakt Informationen über seine inneren Zustände übermitteln kann.

  1. Erwachsene Lebewesen haben erhebliche Vorteile, wenn sie sich gemeinsam abstimmen, um zielgerichteten Überlebensstrategien zu folgen. Dazu gehört die psychosoziale Komponente Körperkontakt, der bei Erwachsenen beibehalten wird auf der Basis der Kind-Eltern-Beziehungsformen.
    Da Erwachsene einen erheblichen evolutiven Vorteil, besonders als Gruppe haben, wenn sie auch unabhängig voneinander agieren können, muss Körperkontakt bei Erwachsenen immer wieder neu initiiert werden, um eine ausreichende Unabhängigkeit zu bewahren.
    Dazu hat sich die evolutionäre Strategie der vertrauensbildenden und sexuellen Körperbegegnungen bewährt, die nicht auf andauernder Fürsorge beruhen, wie Kindern gegenüber, sondern auf intervallartig hormonell regulierten körperlichen Paarungszusammenkünften.

Je weniger Behaarung dabei zwischen den sich begegnenden Partnern vorhanden ist, umso intensiver werden solche Begegnungen empfunden, was zu einer besseren Gruppenbindung, zu einer erhöhten gegenseitigen Verantwortung, zu einer besseren Arbeitsabstimmung und zu einem erhöhten Nachkommenserfolg der weniger Behaarten geführt hat.

  1. Bei der Jagd ist es wichtig, von der Beute nicht gerochen zu werden, ebenso, um nicht selber Beute zu werden.
    a. Weniger Behaarte haben deshalb erhebliche Vorteile, da ohne Haare auch weniger Geruch verbreitet wird.
    Ausnahme sind Kopfhaare, Achselhaare, Augenbrauen und leichte Körperbehaarung beim Menschen.
    b. Leichte Behaarung auf Beinen, zwischen den Beinen, Unterarmen, Achseln usw. verhindern Reibungsstellen, besonders beim Tragen von Kleidung.
    c. Achsel- und Schamhaare fördern u.a. die Verbreitung sexueller Lockstoffe, was Paarungsselektionsvorteile bringt.
    d. Kopfhaare sind nötig zur Typisierung, also leichteren Wiedererkennung von Stammesmitgliedern, aber besonders gegen zu starke Sonneneinstrahlung vor der Erfindung von Kopfbedeckungen, aber auch als Gleitmittel bei Kämpfen.
    e. Augenbrauen dienen dem Schutz des Auges vor herabfallenden Schmutzparikeln, Schmutzwasser, salzigem Schweiß usw…

  2. Ebenso hat es sich evolutiv als Vorteil erwiesen, nackte Haut zu besitzen, weil erheblich weniger Parasiten, egal ob Bakterien, Hautpilze o.ä., Zugang oder Unterschlupf erhalten ohne Haare. Waschen ist erheblich erleichtert, aber auch Abrieb ist leichter durchführbar als mit Haaren.

  3. Der Erfolg eines Individuums innerhalb von Gruppen erhöht sich mit den Möglichkeiten seiner Outfitänderungsmöglichkeiten.
    Eine neutralere nackte Hautoberfläche ist durch Kleidung, Schminkung, Bemalung usw. besser gestaltbar und somit attraktiver, was zu Vorteilen bei der Nutzung solcher Veränderungsmöglichkeiten führt.

  4. Als Rückwirkung aus dem höheren Fortpflanzungserfolg durch stärkeren Hautkontakt hat sich durch evolutive Selektion auch die sexuelle Attraktivität bei unbehaarter, also nackter Haut erhöht, was sich folgend genetisch stärker implementiert hat, somit zu einer zusätzlich höheren Nachkommenszahl geführt hat, gegenüber stärker Behaarten.

Eine geringere Behaarung war somit eine Entwicklungsbedingung für die sogenannte Psyche, die wichtige Grundlagen gesetzt hat für die heute vorkommenden sozialkollektiven Kulturformen.

Hallo,

eigene Erkenntnisse kann ich nicht beisteuern, aber vlt. hilft Dir der Archiv-Artikel weiter:

http://www.wer-weiss-was.de/Anfragen/www_de/archiv/8…

Gruß Volker

Hallo Lothar

Grundsätzlich sind die Affen auch nicht gleichmässig behaart. Schau dir mal ein paar Bilder im Internet an, dann wirst du sehen, dass viele Arten unter den Affen im Gesicht auch wesentlich weniger bis gar keine Haare haben. Was die Behaarung beim Menschen betrifft, gibt es auch grosse Unterschiede. So haben manche Männer durchaus Haare auf dem Rücken oder an den Ohrmuscheln oder sogar feine Härchen auf der Nase.
Ob der Mensch vom Affen abstammt, ist eine andere Frage. Hier ist die Indizienlage gar nicht so überwältigend, wie oft einfach angenommen. Zwischen Homo Sapiens und Homo Erectus auf der einen Seite und den Bonoboäffchen auf der anderen Seite klafft ein grosses Loch, dass in den letzten 150 Jahren nicht ansatzweise geschlossen werden konnte. In den letzten Jahren sind viele neue Fragen gestellt worden, besonders im Zusammenhang mit der Genforschung.
Ich hoffe, das beantwortet ein wenig deine Frage.

Herzliche Grüsse, Hermann

PS. Falls du weitere Fragen hast, oder du was nicht verstanden hast, melde dich einfach.

Hallo Lothar,

es ist oft schwer, die Gründe für bestimmte evolutive Entwicklungen nachzuvollziehen. Warum haben z.B. Kapuzineraffen diese Frisur? Vielleicht erkennen sich die Tiere ja daran, da es ein einprägsames Gesicht ergibt. So ähnlich mag es beim Menschen auch sein; aber mit 100%iger Sicherheit vermag man das bisher nicht zu sagen, zumindest ich nicht. Vielleicht kann da ja ein Spezialist, also Anthropologe oder ein Verhaltensforscher mehr dazu beitragen.
Ich möchte nur anmerken, daß die wahren Gründe oft nicht so einleuchtend vor einem liegen. Beispielsweise wird für die Entwicklung des Giftapparates bei Schlangen angeführt, daß dadurch der Beutefang und die Verteidigung verbessert werden. Das stimmt natürlich, ist also sicherlich ein Hauptgrund; aber nicht der einzige: sonst bräuchte man sich nicht zu fragen, warum ausgerechnet bei bestimmten Gruppen von Giftschlangen ein Giftapparat ausgebildet ist, währendhingegen bei anderen Schlangengruppen dies nicht der Fall ist.
Um wirklich alle Gründe aufzufinden, welche bei einer bestimmten Entwicklung eine Rolle gespielt haben, hat man meist die subtilsten Faktoren mit einzubeziehen.

Gruß
Peter

Warum wächst aus evolutions bedingter Sicht beim Menschen nur
das Kopfhaar so kräftig weiter wo wir doch vom Affen abstammen
und der im Normalfall am ganzen Körper gleichmäßig behaart
war.

Der Wegfall des Körperfells beim Menschen wird dadurch begründet, dass der Mensch besser schwitzen kann und dadurch bei anstrengendem Lauf seine Körpertemperatur regelt. Er ist dadurch ein ausdauernder Läufer, der seine Beute verfolgt. Das hat sicher auch Nachteile gegenüber dem Fell (Verletzungsschutz, Wärmeschutz, Schutz vor Insekten etc), aber die Nachteile hat der Mensch wahrscheinlich durch intelligente Kulturleistungen (Kleidung) ausgeglichen.
Im übrigen hat der Mensch an anderen ausgewählten Stellen, also da wo es offenbar unentbehrlich war, Fellreste behalten.
Udo Becker

Ich kann dir da nicht weiter helfen

Hallo,
leider kann ich darauf keine Antwort geben, da dies nicht mein Gebiet ist. Sorry.
Rolf Grajek

Hallo Lothar,

die langen Kopfhaare beim Menschen sind möglicherweise so etwas wie Pfauenfedern. Eigentlich unnütz bis hinderlich, haben aber eine Rolle bei der Partnerwahl.

Siehe einmal hier unter dem Stichwort sexuelle Selektion: http://de.wikipedia.org/wiki/Sexuelle_Selektion

und hier einen Artikel dazu bezgl. des menschlichen Haupthaares: http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/271488…

Gruß
Grin

tja lieber freund, wenn wir das wüssten, würden wir auch das „missing link“ kennen und hätten sehr viel weniger offene fragen… nicht alles ist evolution !

Hallo,
es gibt ein paar Theorien, warum der Vormensch im Laufe der Zeit sein Körperhaar verloren hat.
Eine interessante Version: der Vormensch hat sich eine Weile ernährt, indem er im Meer nach Nahrung suchte, dort wäre Körperhaar hinderlich. Weiteres Indiz: Salzausscheidung durch Tränenflüssigkeit - das gibt’s auch bei anderen Meeressäugern.
Wikipedia-Stichwort „Wasseraffen-Theorie“.
Kopfhaar??? Keine Idee.
Gruß,
Hans

…weil die Menschen nicht vom Affen abstammen, sondern als eigene Spezies erschaffen wurden!