Hallo „sorgloseSusi“,
meine Antwort fällt ein bisschen länger aus …, aber sie gibt dir hoffentlich ein paar Antworten.
Eigentlich unterliegen die sog. Kopfnoten (ich mag diesen Begriff nicht besonders) einer hohen Eindeutigkeit … WENN es da nicht die „menschelnden Aspekte“ gäbe und die Tatsache, das jede, aber auch wirklich jede Schule versucht, sein eigenes Süppchen zu kochen (was am Ende das Ministerium zu verantworten hat). – Kopfnoten sind nicht nur eine „Reform“ für Schülerinnen und Schüler, sondern auch für Lehrkräfte. (Vorbildfunktion; s. u.)
Oft ist es genau dieser Punkt, der uns zu diesem Thema besonders wütend macht.
Beispiele: Die Lehrkraft wünscht sich ein ordentlich geführtes Heft, sammelt aber selbst nur Zettel? Sie fordert gut strukturierte und farbige Präsentationen, Portfolios, Referate etc., gibt aber selbst schwer lesbare, kopierte Materialien heraus? Sie betont den Wert der Pünktlichkeit, der Disziplin voraussetzt, gibt aber schon einmal eine Klassenarbeit oder einen Test nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurück? – Und dann sind da noch die „versteckten Kriterien des Sozialverhaltens“: Sie poltert des Nachts durchs Treppenhaus und verlangt am Tage in der Schule Rücksichtnahme? Sie fährt mit dem Fahrrad über eine rote Ampel – im Glauben, nicht gesehen worden zu sein – und verlangt die Einhaltung von Regeln? … Diese Liste könnte in beliebiger Form weitergeführt werden; aber darum geht es ja nicht – nicht wirklich.
Deshalb ist es sehr wichtig, den geforderten (!) Kriterien eine höchstmögliche Offenheit und Klarheit zu geben!!! –
Die folgenden Zitate sollen eine kleine Übersicht darüber geben, worauf es ankommt und wie man ganz konkret mit dem Thema umgehen kann … Sie stammen aus meinen eigenen Manuskripten, die Lehrkräften und Eltern Hilfe geben sollen. (Quelle: http://emotionale-bildung.kompetenzen.schulklick.net )
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Information
Wie wurde oder wird die Thematik ins Klassenzimmer gebracht? Wissen die Schülerinnen und Schüler, wofür und in welcher Weise sie genau die zusätzlichen Noten bekommen? Gibt es einen entsprechenden Verhaltenskodex und eine klare Regelung mit positiven wie negativen Konsequenzen?
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Grenzen
Jeder Seite sollte klar sein: Diese Beurteilungen gelten ausschließlich für das Verhalten in der Schule!
Zum Arbeitsverhalten …
Beurteilungen zum Arbeitsverhalten haben den Vorteil, dass objektive Kriterien definiert werden können. - Empfehlenswert ist bei jeder Beurteilung das Überdenken des eigenen, vorbildhaften Verhaltens.
Lernbereitschaft und Leistungswille
- Ich arbeite immer gut mit und konzentriere mich im Unterricht.
- Auch wenn es mir mal keinen Spaß macht, strenge ich mich an.
- Arbeitsaufgaben erledige ich so gut ich kann.
Zuverlässigkeit, Ordnung und Sorgfalt
4. Ich mache immer meine Hausaufgaben.
5. Meine Arbeitsmaterialien sind immer komplett.
6. Meine Hefte und Mappen sind ordentlich geführt.
7. Ich halte mich an Vereinbarungen und Regeln.
8. Wenn mich ein Thema interessiert, habe ich große Ausdauer.
9. Wenn mich ein Thema nicht interessiert, gebe ich geduldig mein Bestes.
Selbstständigkeit
10. .Ich arbeite selbstständig, in der Schule und zu Hause
11. Ich kann mir selbst bei Problemen mit dem Schulstoff gut helfen.
Kreativität
12. Ich habe manchmal oder oft gute Ideen, die ich im Unterricht einbringe
Flexibilität
13. Ich kann mich prima auf neue Situationen einstellen.
14. Wenn es ein Problem gibt, versuche ich es mit anderen zusammen zu lösen.
15. Wenn ich nicht weiterweiß, hole ich mir bei anderen Rat.
Zum Sozialverhalten …
Dieser Bereich ist um einiges schwieriger zu handhaben, als die Beurteilung des Arbeitsverhaltens.
- Weil sie ausschließlich an den schulischen Bereich zu knüpfen ist und in vielen Fällen im Privaten ein anderes Verhalten geübt wird.
- Weil sie eine persönliche Sichtweise voraussetzt, die nicht unbedingt mit einer anderen, der des zu Beurteilenden (oder auch der der Familie) übereinstimmen muss.
Daher ist eine korrekte und regelhafte Festlegung der Kriterien hier noch um eines wichtiger und setzt voraus, dass die Schülerinnen und Schüler bzw. die Auszubildenden und Angestellten um die Erwartungen und Voraussetzungen wissen. Nur so können sie sich um eine positive Zusammenarbeit bemühen. Außerdem fallen Unsicherheiten und Auslegungsdiskussionen weitgehend weg. Wichtig ist auch die Betonung auf den ausschließlichen Bezug zur Schule bzw. zum Fachbereich, um einer Verallgemeinerung vorzubeugen.
Verantwortung
- Wenn ich einen Fehler mache, gebe ich ihn zu und denke darüber nach.
- Wenn ich eine Ungerechtigkeit mitbekomme, versuche ich zu helfen oder hole Hilfe.
- Ich kann auch selbst Verantwortung von anderen für mich einfordern.
- Ich beachte die Regeln und Vereinbarungen in der Klasse und in der Gruppenarbeit.
Konfliktverhalten
5. Bei Probleme bin ich bemüht, Kompromisse zu schließen.
6. Ich habe meistens den Mut, zu sagen was ich denke.
7. Wenn ich nicht weiterweiß, hole ich mir bei anderen Rat.
8. Wenn sich Mitschüler streiten, versuche ich zu schlichten
9. Ich sage meine Meinung so, dass ich niemanden verletze.
10. Ich höre mir andere Meinungen an, ohne wütend oder beleidigt zu sein.
Teamfähigkeit
11. Ich vertrete meine Meinung, wenn ich begründen kann, dass sie richtig ist.
12. Ich nehme Rücksicht auf andere.
13. Ich fordere Rücksichtnahme von anderen für mich ein.
14. Ich akzeptiere jeden wie er ist.
15. Ich benutze meinen Kopf, wenn mir jemand schaden will.
Wenn das alles klar ist - und sich JEDER daran hält -, dann haben wir doch ein prima Miteinander, nicht nur in der Schule. Oder?
Liebe Grüße,
Beate