Kopfsteinpflaster in ehemal. DDR

Hi, habe kürzlich in Naumburg im Altstadtviertel hinter dem Dom Kopfsteinpflaster gesehen, so wild, daß man Angst hatte, es zerreißt einem die Achsen. Und an manchen anderen Stellen und Dörfern in der DDR ebenso.

Von wann ist das, wann gelegt? Von vor dem Kriege, zu DDR-Zeiten? Konnten die das nicht besser? M.E. hat man das doch schon vor 100 Jahren besser beherrscht?

Schönen Sonntag und Gruß Antal

Hallo Antal,

ich weiß genau, von was du sprichst. Jedes Jahr fahren wir mit Fahrrädern und Gepäck wochenlang durch die verschiedensten Regionen Deutschlands.
Es ist extrem auffallend, daß in den neuen Ländern in den Dörfern und kleinen Ortschaften noch Pflaster, älter als 100 Jahre, die Straßen „ziert“.
Wir glauben, daß man das Pflaster ganz einfach zur Geschwindigkeitsreduzierung benutzt.
Autofahrer fahren automatisch langsam - die eigentlich Leidtragenden sind die Fahrradtouristen, zumal oft empfohlene Radrouten über solche Straßen führen.
LG Vera

Servus Antal,

wenn Straßenpflaster auf einer klassischen Gründung (und nicht à la mode auf Betonplatten oder dergleichen) verlegt ist, verändert es sich mit der Zeit: Es gibt unter dem Einfluß von Belastung und eindringendem Niederschlagswaser Setzungen, im Gefälle wandert es etc.

In der DDR waren die Ressourcen im Bauwesen knapp; da spielten viele Faktoren eine Rolle, u.a. das Verhältnis von Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen zu ihrer Produktivität, auch die forcierte Industrialisierung in der Bauwirtschaft, deren Methoden besser zum Neubauen als zum Instandhalten, Unterhalten, Reparieren geeignet waren; im Straßenbau auch das Fehlen von Steinkohle - der weiche Braunkohlenteer war allenfalls dazu geeignet, vorhandenes Pflaster mit einer Art Ausgleichsschicht zu versehen: Im Hochsommer hatten wir auf der F 96 mit dem Radel das Gefühl, an jedem Hang regelrecht festzukleben, obwohl der bei Sommertemperaturen zähflüssige Braunkohleteer mit Asche abgestreut und auf diese Weise etwas abgestumpft wurde.

Punktuell besser wurde das mit den Straßen in Innenstädten dann in den 1980er Jahren, als sich vor dem Hintergrund der Nostalgiemode im Westen gebrauchtes Straßenpflaster zu viel höheren Preisen als neues als willkommene Devisenquelle in den Westen verkaufen ließ: Im Kreis BC kenne ich „gebraucht gekauftes“ Pflaster aus Meißen und aus (nicht DDR, aber auch RGW) Prag.

Daß bei knappen Ressourcen die Straßenbeläge leiden, ist übrigens kein genuin sozialistisches Phänomen, und auch keines, das an Pflaster oder Macadam gebunden wäre: Im nahezu bankrotten Frankfurt/Main ist es in einigen Vierteln nicht ratsam, mit einem tiefer gelegten Auto die Hauptverkehrsachsen zu verlassen…

An Pflaster gebunden ist freilich der viel höhere Aufwand für eine vollständige Wiederherstellung: Wenn da aus welchem Grund auch immer (Denkmalschutz etc.) partout wieder Pflaster liegen soll, wird das manche Kommune nicht bloß in Neufünfland schlicht überfordern.

Schöne Grüße

MM

Es ist extrem auffallend, daß in den neuen Ländern in den
Dörfern und kleinen Ortschaften noch Pflaster, älter als 100
Jahre, die Straßen „ziert“.
Wir glauben, daß man das Pflaster ganz einfach zur
Geschwindigkeitsreduzierung benutzt.

Mag ja sein, liebe Vera, daß man das HEUTE zur Geschwindigkeitsreduzierung nutzt (und wohl auch zur Lärmerhöhung). Wenn das aber wirklich vor 100 Jahren gelegt worden ist, dann konnte das damals noch nicht zur Geschwindigkeitsreduzierung so extrem ungleich hoch gemacht worden sein. Da gab´s ja noch keine Autos.

Womit wur wieder am Anfang wären :smile:)

Gruß Antal

Hallo Antal,

Wenn das aber wirklich vor 100 Jahren gelegt
worden ist, dann konnte das damals noch nicht zur
Geschwindigkeitsreduzierung so extrem ungleich hoch gemacht
worden sein. Da gab´s ja noch keine Autos.

Womit wur wieder am Anfang wären :smile:)

eigentlich nicht, wenn du den Artikel von Martin May gelesen hast.
Er hat das ja schon erklärt:

wenn Straßenpflaster auf einer klassischen Gründung (und nicht à la :mode auf Betonplatten oder dergleichen) verlegt ist, verändert es :sich mit der Zeit: Es gibt unter dem Einfluß von Belastung und :eindringendem Niederschlagswaser Setzungen, im Gefälle wandert es :etc.

Gruß
M.

Hi

Wenn das aber wirklich vor 100 Jahren gelegt
worden ist, dann konnte das damals noch nicht zur
Geschwindigkeitsreduzierung so extrem ungleich hoch gemacht
worden sein. Da gab´s ja noch keine Autos.

vor 100 Jahren. Da gabs schon 11 Jahre Auto im weiteren Sinne… wenn auch nicht in der DDR, aber die gabs ja auch nicht, also hat sie’s gar nicht gemerkt.
Anders rum, die Motorfahrzeuge waren so langsam und selten, und die verbreitetere Konkurenz mit Pferdeantrieb sowieso, dass das Plaster eben völlig ok war zu der Zeit.
Aniki