Servus Antal,
wenn Straßenpflaster auf einer klassischen Gründung (und nicht à la mode auf Betonplatten oder dergleichen) verlegt ist, verändert es sich mit der Zeit: Es gibt unter dem Einfluß von Belastung und eindringendem Niederschlagswaser Setzungen, im Gefälle wandert es etc.
In der DDR waren die Ressourcen im Bauwesen knapp; da spielten viele Faktoren eine Rolle, u.a. das Verhältnis von Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen zu ihrer Produktivität, auch die forcierte Industrialisierung in der Bauwirtschaft, deren Methoden besser zum Neubauen als zum Instandhalten, Unterhalten, Reparieren geeignet waren; im Straßenbau auch das Fehlen von Steinkohle - der weiche Braunkohlenteer war allenfalls dazu geeignet, vorhandenes Pflaster mit einer Art Ausgleichsschicht zu versehen: Im Hochsommer hatten wir auf der F 96 mit dem Radel das Gefühl, an jedem Hang regelrecht festzukleben, obwohl der bei Sommertemperaturen zähflüssige Braunkohleteer mit Asche abgestreut und auf diese Weise etwas abgestumpft wurde.
Punktuell besser wurde das mit den Straßen in Innenstädten dann in den 1980er Jahren, als sich vor dem Hintergrund der Nostalgiemode im Westen gebrauchtes Straßenpflaster zu viel höheren Preisen als neues als willkommene Devisenquelle in den Westen verkaufen ließ: Im Kreis BC kenne ich „gebraucht gekauftes“ Pflaster aus Meißen und aus (nicht DDR, aber auch RGW) Prag.
Daß bei knappen Ressourcen die Straßenbeläge leiden, ist übrigens kein genuin sozialistisches Phänomen, und auch keines, das an Pflaster oder Macadam gebunden wäre: Im nahezu bankrotten Frankfurt/Main ist es in einigen Vierteln nicht ratsam, mit einem tiefer gelegten Auto die Hauptverkehrsachsen zu verlassen…
An Pflaster gebunden ist freilich der viel höhere Aufwand für eine vollständige Wiederherstellung: Wenn da aus welchem Grund auch immer (Denkmalschutz etc.) partout wieder Pflaster liegen soll, wird das manche Kommune nicht bloß in Neufünfland schlicht überfordern.
Schöne Grüße
MM