Korken der Weinflasche - Korkgeschmack o.ä.?

Hast jemand eine zuverlässige Antwort darauf, ob man vom Korken eines Weines wirklich Rückschlüsse auf die „Fehler“ des Weines erhalten kann? Die Experten streiten sich darüber.

Servus,

„die“ möglichen Fehler von Wein sind eine ganze Reihe. Ein nicht seltener ist Korkgeschmack oder Korkschmecker; für diesen Fehler ist Trichloranisol (TCA) verantwortlich, dessen Präsenz sich ebenfalls nicht selten (aber nicht: immer) wahrnehmen lässt, wenn man am Korken riecht.

TCA kommt übrigens auch bei Weinen mit Kunststoff-Stopfen vor, die auf Stahltanks gelegen haben.

Die Geste „am Korken riechen“ hat ihren Sinn daher, dass man damit die Chance hat, TCA unter Umständen rechtzeitig zu erkennen, bevor es (das ist eine hässliche Eigenschaft dieses Stoffes) die Wahrnehmung anderer Aromen für eine Weile gründlich stört.

Wenn man einmal einen richtigen Schluck Wein mit TCA abgekriegt hat, braucht man sich am selben Abend keinem anderen Wein mehr widmen - daher das vorsichtige Beschnüffeln des Korkens.

Es gibt unabhängig davon eine Reihe von Fehlern, die man nicht oder nicht ohne weiteres am Korken riechen kann.

Schöne Grüße

MM

Ist der Korken porös dann bedeutet das, dass zuviel Luft in den Wein gekommen ist. Der Wein wird sauer. Somit kann der Korken tatsächlich ein Rückschluss sein.

Hallo!

Wäre es Dir möglich, diese Deine Behauptung per Physik und/oder Chemie zu belegen - danke dafür!

Herzliche Grüße

Helmut

Servus,

falls Du vom Fehler der „flüchtigen Säure“ sprichst: Der wird von Essigsäurebakterien verursacht, die dann in ziemlicher Menge in die Maische geraten, wenn Trauben bereits im Wingert vor der Lese verletzt waren (z.B. durch Vogelfraß), so dass bereits am Stock alkoholische Gärung stattgefunden hat: Essigsäurebakterien lieben Ethanol.

Das mit der Luftdurchlässigkeit ist ein Gerücht - ganz abgesehen davon, dass ein undichter Korken nicht so sehr den Wein sauer werden ließe, sondern z.B. das CO2 fast vollständig abdampfen ließe, was eine völlig andere Auswirkung hat.

Wie auch immer: Dem Korken sieht man nicht an, ob er dicht ist - falls es sich nicht um so ein furchtbares schwammiges Teil handelt, wie man sie 1990 - 1995 relativ häufig gefunden hat, durch das der Wein regelrecht durchsickert.

Aber sei beruhigt: Der Übergang zu Kunststoffkorken, Glasstopfen und Schraubverschlüssen kommt nicht daher, sondern weil er eine Möglichkeit darstellt, den häufigsten Weinfehler TCA ein wenig zu reduzieren - nicht abzustellen, das habe ich ja schon erzählt.

Schöne Grüße

MM

Ist es jedoch nicht so, dass der Kork eigentlich ein „Pilz“ ist…?

Servus,

der Kork ist Borke der Korkeiche.

Korkgeschmack wird durch TCA hervorgerufen, wie bereits gesagt. Damit im Wein TCA sein kann, braucht es eine Phenolquelle (eh im Wein), eine Chlorquelle (in der Regel Reinigungsmittel, können aber auch PVC-Schläuche sein) und bestimmte Mikroorganismen (dem Schimmelpilz verwandt), die eh im Wein vorkommen.

TCA hat die hässliche Eigenschaft, jede organische Oberfläche mit großer Gier aufzusuchen. So können TCA-Quellen z.B. im Keller gelagerte Paletten oder alte Holzfäller oder einzelne Dauben sein, die sich eben mit großer Begeisterung auf Korken stürzen, aber mit Glasstopfen oder Schraubverschlüssen nichts anfangen können.

So kommt es, dass man wie bereits beschrieben TCA am Korken oft, aber nicht immer riechen kann, und auch, dass verkorkte Weine bei sonst gleichen Bedingungen eher mit TCA daherkommen als Weine mit Glasstopfen oder Schraubverschlüssen. Auch Kunststoffkorken scheinen weniger empfänglich für TCA zu sein, obwohl die ja „eigentlich“ auch aus organischem Material sind.

Schöne Grüße

MM