Kosmische Hintergrundstrahlung

Ich habe einige Schwierigkeiten die Bedeutung der kosmischen Hintergrundstrtahlung zu verstehen.

Mit Satelliten wie COBE und WMAP werden Schwankungen (Inhomogenitäten) in der kosmischen Hintergrundstrahlungen gemessen.

Um was für Schwankungen handelt es sich? (Ich habe auch schon einige bunte Bilder der Messungen gesehen, die mir aber auch nicht großartig weiterhelfen)

Außerdem sagt Wikipedia „Die kosmische Hintergrundstrahlung ist in sehr guter Näherung eine Schwarzkörperstrahlung mit einer Temperatur von 2,725 ± 0,002 Kelvin.“

Hat diese „gute Näherungen“ mit der gesuchten Inhomogenität zu tun?

Und wie ist das mit dem schwarzen Körper zu verstehen? Ist der schwarze Körper das Universum in seinen ersten 380 000 Jahren, als Licht noch von frei beweglichen Elektronen und Neutronen absorbiert wurde? Die kosmische Hintergrundstrahlung wäre dann also die thermische Strahlung, die das Universum emittiert hat, als es noch Strahlung sämtlicher Wellenlängen absorbierte…?

Ich bin mit dem ganzen Themengebiet noch nicht so vertraut und würd gern einfach das verstehn, was ich gelesen habe :wink:
Außerdem ist der Wikipediabeitrag zur Schwarzkörperstrahlung lizensiert, weshalb ich mich dann lieber gleich hier an Experten wende :smile:

Ist der
schwarze Körper das Universum in seinen ersten 380 000 Jahren,
als Licht noch von frei beweglichen Elektronen und Neutronen
absorbiert wurde?

Protonen sind anstatt der Neutronen gemeint…

Mir hat sich mittlerweile eine weitere Frage aufgetan:

Inwiefern ist denn die Inhomogenität der kosmischen Hintergrundstrahlung so wichtig für die Richtigkeit der Urknalltheorie?
Soweit ich weiß sind ja diese Fluktuationen (von was auch immer(die oben gestellten Fragen sind weiterhin aktuell)) der kosmischen Hintergrundstrahlung einer der größten Nachweise der Urknalltheorie.
Aber wie beschreibt denn die Urknalltheorie die Homogenität/Inhomogenität der Hintergrundstrahlung?

Hallo Horst, das kosmologische Prinzip sagt, daß das Universum homogen und isotrop- zumindest auf großen Skalen- ist. Beides muss zu sehr früher Zeit beinahe exakt gegeben gewesen sein. Das wirft die Frage auf, wie sind die heutigen Inhomogenitäten - Galaxien, Sterne usw - enstanden. Antwort: sie waren von Anfang an angelegt.

Da mit der Zeit die Klumpenbildung sich verstärkt, kann vom heutigen Zustand auf den Zustand 380000 Jahre nach Big Bang rückrechnen. Man kommt auf Energie-Dichte-Schwankungen von 1/100000. Das heißt, vom allgemeinen Dichtehintergrund damals gibt es Abweichungen von ein 100000stel nach oben und unten. Diese Samenkörner für Sternentstehungsgebiete haben Kobe und WMAP und andere Experimente entdeckt.

Zu ganz frühen Zeiten war alles im thermischen Gleichgewicht, daraus resultiert die Energieverteilung auf die Frequenzen wie bei einem Schwarzen Körper. Weil mit der Kosmischen Dehnung alle Wellenlängen um denselben Faktor gedehnt wurden, blieb die Schwarzkörperverteilung bis heute erhalten. Weil wir diese heute messen, wissen wir, daß damals alles im therm Gleichgew war, und alles sehr heiß gewesen sein musste und es einen Big Bang gegeben haben musste. Gruß, eck.

Danke, das ist soweit sehr verständlich erklärt :smile:

Man kommt auf Energie-Dichte-Schwankungen von
1/100000. Das heißt, vom allgemeinen Dichtehintergrund damals
gibt es Abweichungen von ein 100000stel nach oben und unten.
Diese Samenkörner für Sternentstehungsgebiete haben Kobe und
WMAP und andere Experimente entdeckt.

Und was genau ist nun auf den bunten Himmelskarten von COBE und WMAP dargestellt?

So wie ich das hier verstanden habe geht es um die Dichte der Strahlung.
Eine Beschreibung einer solchen von COBE ermittelten Himmelskarte sagt: „Nach Abzug des Dipols sieht man Fluktuationen kleiner als 1/100.000 der Intensität (ΔT=0.018 mK).“
Und beschriftet neben dem Bild steht eine Angabe über T bzw. deltaT…
Dichte? Intensität? Temperatur? Was ist dargestellt?^^

Hallo Horst !

Hier gibts einen kostenlosen für Laien gedachten Artikel dazu:
Der Schlüssel zum Anfang von allem
astronomie heute (Januar/Februar 2008)
http://www.wissenschaft-online.de/artikel/913704&tem…

mfg
Christof

Hallo Horst !

Hier gibts einen kostenlosen für Laien gedachten Artikel dazu:
Der Schlüssel zum Anfang von allem
astronomie heute (Januar/Februar 2008)
http://www.wissenschaft-online.de/artikel/913704&tem…

Danke, diesen Artikel hatte ich bisher noch nicht gefunden, ist aber soweit alles sehr verständlich…aber auch hier habe ich noch eine Frage:

WMAP stellt die prozentuale Verteilung von gewöhnlicher Materie, dunkler Materie und dunkler Energie fest.
In einem Beitrag diesbezüglich im Spiegel stand geschrieben:

„22 Prozent gehen auf das Konto der Dunklen Materie, die bisher noch nie direkt nachgewiesen wurde, aber existieren muss[…]“

Dass der WMAP feststellt, dass das Universum aus 22% dunkler Materie besteht, diese aber gleichzeitig überhaupt nicht nachgewiesen wird, ist für mich widersprüchlich.
Gibt es dafür eine logische Erklärung?
Dass man von der Existenz der dunklen Materie ausgeht, um sich andere Phänomene zu erklären ist mir verständlich, aber wie stellt WMAP eine genaue prozentuale Angabe von etwas fest, das nie nachgewiesen wurde?

Mit Satelliten wie COBE und WMAP werden Schwankungen
(Inhomogenitäten) in der kosmischen Hintergrundstrahlungen
gemessen.

Um was für Schwankungen handelt es sich? (Ich habe auch schon
einige bunte Bilder der Messungen gesehen, die mir aber auch
nicht großartig weiterhelfen)

Soviel ich weiß, und es wird ja in den anderen Antworten so angegeben, handelt es sich um die Temperatur.

Außerdem sagt Wikipedia „Die kosmische Hintergrundstrahlung
ist in sehr guter Näherung eine Schwarzkörperstrahlung mit
einer Temperatur von 2,725 ± 0,002 Kelvin.“

Ein Körper emmittiert genau die Wellenlängen in dem Maße, in dem er sie auch absorbiert. Ein rotes Auto absorbiert kein Rot, würde es auch nicht emmittieren, wenn man es auf Rotglut erhitzt (und die rote Farbe dann noch intakt und rot wäre).

Auch im IR-Bereich sind Stoffe durchaus „farbig“, aber frag mich nicht nach Beispielen.

Um diese Komplikationen zu vermeiden, nimmt man ideale „scharze“ Strahler. Für diese gilt das bekannte Strahlungsgesetz, dass die Wellenlängenverteilung (und die Gesamtabstrahlung) nur von der Temperatur abhängt.

Hat diese „gute Näherungen“ mit der gesuchten Inhomogenität zu
tun?

Erst mal würde ich das auf die Wellenlängenverteilung beziehen.

Und wie ist das mit dem schwarzen Körper zu verstehen? Ist der
schwarze Körper das Universum in seinen ersten 380 000 Jahren,
als Licht noch von frei beweglichen Elektronen und Neutronen
absorbiert wurde? Die kosmische Hintergrundstrahlung wäre dann
also die thermische Strahlung, die das Universum emittiert
hat, als es noch Strahlung sämtlicher Wellenlängen
absorbierte…?

Solange Photonen praktisch sofort wieder von freien Elektronen absorbiert wurde, stellte sich ein Gleichgewicht ein, mit einer Verteilung wie bei einem schwarzen Körper. Als die Elektronen dann von H- und He-Kernen eingefangen wurden, wurde das All ziemlich plötzlich durchsichtig. Seitdem schwirrt die Strahlung mit der seinerzeitigen Wellenlängenverteilung (allerdings rotverschoben) durchs All.

Ich bin mit dem ganzen Themengebiet noch nicht so vertraut und
würd gern einfach das verstehn, was ich gelesen habe :wink:
Außerdem ist der Wikipediabeitrag zur Schwarzkörperstrahlung
lizensiert, weshalb ich mich dann lieber gleich hier an
Experten wende :smile:

Zu deiner 1. Nachfrage:

Die Dichte zur Zeit der primordialen Nukleosysthese lässt sich anhand der Ergebnisse (24% He, Spuren Deuterium, Lithium und Beryllium) recht genau bestimmen. Ich vermute, dass dies in die Abschätzung der hellen Materie eingeflossen ist.

Nachfrage 2:

Nach Abzug des Dipols sieht man Fluktuationen kleiner als 1/100.000 der Intensität (ΔT=0.018 mK).

mK würde ich mal als Temperaturdifferenz deuten.
Und das Dipol ist die Eigenbewegung der Erde.
Zusätzlich stört auch die Milchstraße.

Gruß, Zoelomat

Und beschriftet neben dem Bild steht eine Angabe über T bzw.
deltaT…
Dichte? Intensität? Temperatur? Was ist dargestellt?^^

Hallo Horst, „T“ ist die Temperatur, bei der diese Schwarzkörper-Strahlung entsteht. „Delta T“ ist die Abweichung von dieser Temperatur, hier in milli-Kelvin.

Bei der Dichte geht es um Energie- plus Massedichte. Diese Dichteareale sind die anfänglichen „Samenkörner“, die durch die Inflation zu makroskopischen Globulen wurden. Mit Ende der Inflation geht von ihnen eine Druckwelle aus, die sich mit Schallgeschw. (60% der Lichtgeschw.) ausbreitet. Nach 380000 Jahren haben sie also einen Radius von ca 230000 Lichtjahren. Das als Gegenkathete genommen, und 13,7 Mrd/1100 Lichtjahre als Ankathete, ergibt einen Tangens von 0,0183 und damit einen Raumwinkel von etwa 1°.

Das sind die roten bzw blauen Gebiete auf den Karten.

13,7 Mrd/1100 Lichtjahre ist die Winkeldistanz, die man für Winkelbetrachtungen anwenden muss. Gruß, eck.

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Hallo Horst !

Die heute sichtbaren grossen Strukturen wie Galaxien und Galaxiencluster müssen aus kleinen Inhomogenitäten hervorgegangen sein die in der kosmischen Hintergrundstrahlung erkennbar sein müssten. Nun reichen die in der Hintergrundstrahlung gemessenen Inhomogenitäten aber nicht aus um Strukturen wie Galaxien zu erzeugen, sie sind einfach zu klein.
Da kommt die dunkle Materie ins Spiel: da sie nicht elektromagnetisch sondern ausschliesslich durch die Gravitation wechselwirkt können sie sich zu grösseren Ansammlungen zusammenballen ohne dass dies in der Hintergrundstrahlung direkt bemerkbar ist.

Hier ein Zitat aus dem Artikel „Ein Universum voll dunkler Rätsel“, erschienen in ‚Spektrum der Wissenschaft‘ 12 / 2003:

_Im Gegensatz zur „normalen“, leuchtenden Materie treten die hypothetischen Teilchen der Dunklen Materie mit Strahlung nicht in direkte Wechselwirkung. Deshalb können sie gleichsam durch das Nadelöhr der winzigen Hintergrundstrahlungsschwankungen schlüpfen und sich zu größeren Gebilden zusammenballen. So vermag die Dunkle Materie Schwerkraftzentren vorzugeben, in denen die normale Materie sich ansammelt.

Diesem Szenario zufolge bildeten sich in der Dunklen Materie schon kurz vor der Rekombinationszeit erste, schwach ausgeprägte Massenkonzentrationen. Das „normale“ Plasma aus Photonen (Strahlungsquanten) und Baryonen (Partikeln wie Proton und Neutron) folgte diesen Kondensationen, doch der Tendenz der Baryonen zum Zusammenballen stand der Strahlungsdruck der Photonen entgegen, der die Plasmawolken auseinander zu treiben suchte. Im Widerstreit dieser Kräfte begannen die Plasmawolken zu schwingen - wie Schallwellen in einem Gas. Die größte schwingende Plasmawolke war bis zur Rekombinationszeit gerade einmal von einer Schallwelle durchlaufen worden. Noch größere Wolken konnten noch keinen Druck aufbauen, sondern folgten einfach der Schwerkraft und zogen sich langsam zusammen. Kleinere Wolken oszillierten mit höherer Frequenz. Alle Schwingungen waren in Phase - perfekt synchronisiert durch den Urknall.

Bei der Kontraktion und Verdichtung wurde das Photonengas heißer; während der Verdünnung, beim Auseinanderlaufen, kühlte es sich ab. Zur Rekombinationszeit verließen die Photonen die Plasmawolken - und finden sich heute mit etwas unterschiedlichen Temperaturen in den Detektoren der Astronomen wieder. Die Temperaturschwankungen der dichteren und dünneren Plasmawolken zeigen sich demnach als wärmere und kühlere Bereiche des Strahlungshintergrunds am Himmel._

Diese Schwingungen machen sich dann als Temperaturschwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung bemerkbar:

_Das erste Maximum entspricht der größten akustischen Schwingung - sie erfasst den Bereich, den eine Schallwelle vom Urknall bis zur Rekombinationszeit zurücklegen konnte. Diese Länge lässt sich daraus zu ungefähr 220000 Lichtjahren berechnen.

Am Strahlungshimmel erscheint diese Schwingung als Signal mit einer Winkelausdehnung von etwa einem Grad. Der Winkel, unter dem man eine bestimmte Strecke sieht, wird durch die Krümmung des Raumes festgelegt. Bei positiver Krümmung nimmt dieselbe Strecke einen größeren Winkel ein als bei Krümmung null, bei negativer Krümmung einen kleineren. Der gemessene Wert passt zur Krümmung null - das Universum gehorcht der euklidischen Geometrie, es ist flach. Krümmung null heißt zugleich, dass der Parameter der gesamten Massen- und Energiedichte tot den kritischen Wert eins erreicht (siehe Glossar). Die genaue Analyse ergibt tot = 1,02 ± 0,02.

In der akustischen Schwingung folgt auf die Verdichtung eine Verdünnung; sie erscheint im Diagramm, weil dort das Quadrat der Schwankungen aufgetragen ist, als zweites Maximum. Je mehr baryonische Materie vorhanden ist, desto deutlicher wird die Plasmawolke durch die Gravitation der Dunklen Materie verdichtet. Die relative Höhe der Maxima ermöglicht die Festlegung der baryonischen Materie auf 4,5 Prozent der kritischen Dichte (B = 0,045) und der Dunklen Materie auf 27 Prozent (m = 0,27). Diese Werte stehen in Einklang mit anderen astronomischen Messungen; die Unsicherheiten betragen jeweils weniger als zehn Prozent._

mfg
Christof