Kosten biodynamischer Landwirtschaft

Hallo!

Ich habe kein passenderes Brett gefunden, wenn es denn eins gäbe, bitte gern dorthin verschieben.

Ich weiß, dass biodynamische Landwirtschaft vom Herrn Steiner und den Anthroposophen kommt, und das macht mir die Sache nicht unbedingt sympatisch, aber darum soll es hier auch gar nicht gehen. Man begegnet aber immer mehr biodynamischen Produkten, und da interessiert mich, was der Kostenunterschied zur biologischen Landwirtschaft ist.

Es gibt ja irgendwelche Präparate, die ein biodynamischer Landwirt ausbringen muss, deren Wirksamkeit offenbar nicht nachgewiesen werden kann. Nun werden diese Präparate etwas kosten, und vermutlich gibt es noch andere Kostenfaktoren, die über die der rein biologischen Landwirtschaft hinausgehen.

Kann mir jemand nur ganz grob sagen, um welche Mehrkosten es sich dabei ungefähr handelt?

Moin,

Kann mir jemand nur ganz grob sagen, um welche Mehrkosten es
sich dabei ungefähr handelt?

da ja biodynamisch eng mit der ‚Marke‘ Demeter zusammenhängt, kannst Du ev. darüber etwas herausfinden.

Gandalf

Servus,

da „Biodynamik“ kein geschützter Begriff ist, können auch die Maßnahmen sehr unterschiedlich sein (und somit auch die Kosten).
Das macht eine Pauschalaussage schon einmal schwierig.

Ich kenne einen „biodynamischen“ Winzer, der z.B. aufwändig eigenen Humus erzeugt und regelmäßig seine Pflanzen mit selbstgekochter Brennnessel-Jauche besprüht. Er redet auch täglich mit seinen Pflanzen und gießt nur mit „lebendigem Wasser“. Die „biodynamischen Präparate“ stellte er zu einem Großteil selbst her.

Somit waren seiner Aussage nach die Kosten in Form von Arbeitszeit deutlich höher, die Materialkosten insgesamt allerdings geringer. Er meinte dementsprechend auch, dass der höhere Preis vor allem aufgrund der höheren Arbeitszeit und geringeren Erträge pro Fläche gerechtfertigt sei.

Etwas OT dazu:
Ich persönlich muss dazu ergänzen, dass ich von den Theorien Steiners und Co. ziemlich wenig halte. Insbesondere auch, weil Steiners Theorien auf Annahmen Fußen, die entweder nicht beweisbar oder inzwischen gar widerlegt sind. Insbesondere die Anwendungen, die nur noch mit dem Attribuit „magisch“ zu bezeichnen sind, lehne ich als gestandener Naturwissenschaftler natürlich ab.

Ich finde übrigens auch nicht, dass die so erzeugten Produkte unbedingt besser schmecken. Vor allem wenn man wirklich blind verkostet, sind z.B. manche biodynamischen Weine schrecklich (die Lage ist eben doch wichtiger für die Qualität, als der Winzer, der seine Pflanzen streichelt). „Blind“ deshalb, weil häufig bei Verkostungen ja gerade die biodynamischen Weine als etwas Besonderes angepriesen werden, mit dem Effekt, dass alle ähnlich wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ vor Erfurcht erschauern und die Weine ganz köstlich finden. (Aber es soll ja auch Feinschmecker geben, die bei einer Blindverkostung nicht mal einen Weiß- von einem Rotwein unterscheiden können…)

Andererseits, wenn der ganze Humbug dazu führt, dass weniger Pestizide, Fungizide, Herbizide etc. eingesetzt werden und der Landwirt sich endlich wieder ein wenig mehr Gedanken über die biologischen Zusammenhänge auf seinem Feld macht, sehe ich durchaus auch Positives in dieser Bewegung…

Gruß,
Sax

Danke für die Auskunft.

Zu deinem OT: Geht mir genauso mit dem Ganzen, aber wenn man heutzutage bio einkauft, dann ist sehr oft auch gleich biodynamisch und demeter dabei, und deswegen hat es mich interessiert, wieviel ich da eigentlich für den anthroposophischen Überbau zahle, der sonst keinen nachweisbaren Nutzen hat.

Generell finde ich ja auch alles gut, was weniger in die Natur eingreift, aber irgendwie ist es ja „vom Regen in die Traufe“, wenn man dann was anderes sinnlos ausbringen muss, weil es vor 100 Jahren mal jemand so vorgeschrieben hat. Und je esoterischer, desto teurer sind die Sachen tendenziell, was wiederum die große Masse weiterhin eher beim konventionellen Produkt bleiben lässt.

Er meinte dementsprechend auch, dass der
höhere Preis vor allem aufgrund der höheren Arbeitszeit und
geringeren Erträge pro Fläche gerechtfertigt sei.

Wenn man das wörtlich nimmt, sind höhere Preise auch gerechtfertigt weil der Hersteller eine große Familie ernähren muss. Das ist sympathisch, aber Preise haben leider nichts mit Kosten zu tun sondern nur mit der Leistungsfähigkeit des lästigen Konkurrenten.
Udo Becker

oder eben ein entspr. Landwirt in der Gegend
Hi!
Wenn Du einen Demeter-Landwirt in der Gegend hast, besuche ihn doch mal. Vielleicht hat er ja Lust, aus dem Nähkästchen zu plaudern.

da ja biodynamisch eng mit der ‚Marke‘ Demeter zusammenhängt,
kannst Du ev. darüber etwas herausfinden.

Yupp, die findet man im Internet.

Also, soweit ich weiß, wirtschaften die demeter-Leute viel „in Kreisläufen“. Viele ihrer eingesetzten Wirkstoffe und Dünger und Krimskrams stellen sie auch selbst her. Das verursacht vor allem Arbeit. Nachts bei Vollmond Knochenmehl mit Mist und Rinderblut zu vermischen oder sowas in der Art :wink:

Grüße
kernig

Moin,

Wenn Du einen Demeter-Landwirt in der Gegend hast,

hab ich , mehrere sogar

besuche ihn doch mal.

Hab ich, mehrfach schon.

Vielleicht hat er ja Lust, aus dem Nähkästchen zu
plaudern.

Wenn der Zeit hat, macht der das auch, sehr gerne sogar.

Also, soweit ich weiß, wirtschaften die demeter-Leute viel „in
Kreisläufen“.

müssen sie, weil das das Grundprinzip des biodynamischen Wirtschaftens ist

Viele ihrer eingesetzten Wirkstoffe und Dünger
und Krimskrams stellen sie auch selbst her. Das verursacht vor
allem Arbeit. Nachts bei Vollmond Knochenmehl mit Mist und
Rinderblut zu vermischen oder sowas in der Art :wink:

nanana, das ist aber leicht ironisch :wink:

Man kann zur Biodynamik sehen wie man will (ich stehe eher distanziert zu den okulten Aspekten), sie hat aber in den letzten Jahrzehnten auch in Bevölkerungskreisen einen Denkprozess in Gang gebracht, die Steiner & Co distanziert bis dessinteressiert gegenüber stehen.

Gandalf

war mehr für den Fragesteller gedacht
Hi!
Meine Antwort bezog sich zwar auf Deine, war aber natürlich mehr für den Fragesteller gedacht. Dass Du da näher Bescheid weißt, war mir irgendwie klar.:wink:

besuche ihn doch mal.

Hab ich, mehrfach schon.

Grad jetzt im Sommer ist die Chance groß, einen Tag des offenen Hofes zu erwischen…

Viele ihrer eingesetzten Wirkstoffe und Dünger
und Krimskrams stellen sie auch selbst her. Das verursacht vor
allem Arbeit. Nachts bei Vollmond Knochenmehl mit Mist und
Rinderblut zu vermischen oder sowas in der Art :wink:

nanana, das ist aber leicht ironisch :wink:

Ja - und? Ich seh das zwar nicht so bierernst mit der anthropologischen Landwirtschaft, kann aber auch nichts wirklich Negatives daran entdecken.
Außer die hohen Preise im Vergleich zu anderen Bio-Anbauverbänden… :smile: Aber die „saubersten“ Bio-Richtlinien hat in meinen Augen demeter.

Man kann zur Biodynamik sehen wie man will (ich stehe eher
distanziert zu den okulten Aspekten), sie hat aber in den
letzten Jahrzehnten auch in Bevölkerungskreisen einen
Denkprozess in Gang gebracht, die Steiner & Co distanziert bis
dessinteressiert gegenüber stehen.

Keine Frage, das waren in vielen Fällen die Grundsteinleger für die gesamte Bio-Bewegung.
Und die Leute, dich ich bis jetzt kennenlernen durfte hatten keine größere oder schädlichere (ganz im Gegenteil) Meise als viele andere auch :smile:

Kurz: Die leichte Ironie war nicht unbedingt grundsätzlich abwertend gemeint, zeigt nur meinen mangelnden Glauben an derlei gestirnabhängiges Tun.

Grüße
kernig