Frage steht oben. Was macht man bei einer Kosten-Nutzenrechnung überhaupt? Macht man da eine Rechnung wo steht: das kostet und das kostet und das kostet und zusammen ist es soundsoviel und soviel verdienen die mit dem strom und das ist dann soundsoviel. Oder gibt man einfach die kw/h an? Bitte helft mir!
Hallo,
die Frage trifft eher in Richtung BWL als Kerntechnik, aber nun gut …
Frage steht oben. Was macht man bei einer
Kosten-Nutzenrechnung überhaupt? Macht man da eine
Rechnung wo steht: das kostet und das kostet und
das kostet und zusammen ist es soundsoviel und
soviel verdienen die mit dem strom und das ist
dann soundsoviel. Oder gibt man einfach die kw/h an?
Vorab ein Hinweis auf die Wikipedia, Suchbegriff Kosten-Nutzen-Analyse.
Also prinzipiell hast Du erst mal recht - man stellt Kosten und Erträge ins Verhältnis, und bestimmt daraus ob sich die Investition lohnt. Wenn man ein wenig genauer hinsieht, rechnet man in etwa so:
Kostenseite:
Kapitalkosten (Zinsen) + fixe Kosten (Löhne, Wartung, Reparaturen, Versicherungen, etc.) + variable Kosten (Material, etc.)
Ertragsseite:
Erlöse aus dem Verkauf des Produkts (in dem Fall Strom), Kapitalerträge, sonstige Einnahmen.
Nutzen
Nutzen = Ertrag - Kosten
Davon gehen dann noch mal die Steuern ab.
Analyse
Der Nutzen muss bei wirtschaftlichen Projekten natürlich im Plus liegen, aber das ist noch nicht ganz die Wahrheit.
Ein Kapitalgeber erwartet (nach Steuern) zum Einen, dass sein eingesetztes Kapital innerhalb einer angemessenen Frist (die vom Projekt abhängt) wieder zurückfliesst … das Projekt muss sich also innerhalb einer gewissen Frist mit den Erträgen selbst bezahlt haben.
Zum Anderen erwartet ein Kapitalgeber darüber hinaus - als „Lohn“ für den Kapitaleinsatz und sein unternehmerisches Risiko - einen darüber hinausgehenden Gewinn. Dieser Gewinn muss nennenswert über den üblichen Bankzinsen liegen, sonst lohnt sich das Risiko nicht.
In diesem Zusammenhang wird ein KKW übrigens nicht anders betrachtet als jedes andere Projekt in der Wirtschaft auch.
Nachtrag:
Der Preis ein kWh steht auf einem anderen Blatt:
Kosten + erwarteter Ertrag
erwartete Stromproduktion
Und noch ein Nachtrag:
Bei KKW besteht der größte Anteil der Kosten aus den Kapitalkosten für die Errichtung sowie (geringer) den Rücklagen für die Beseitigung nach der Stillegung.
Die Kosten für den Betrieb selbst (Löhne, Wartung, etc.) sind dem gegenüber gering, eben so wie die Kosten für den Brennstoff und für die Entsorgung (die absoluten Mengen sind im Vergleich zu anderen Energiequellen verschwindend - ein KKW wird mit rund 20 … 30 Tonnen Brennstoff pro Jahr nachgeladen und produziert damit locker über ein Jahr lang Vollast Strom … bei den 1600 MW eines modernen KKW (z.B. der EPR in Olkiluoto, Finnland) macht das - ein Jahr angenommen - rund 14 TWh (Terawattstunden), also 14000000000 kWh.
Vergleiche jeglicher Art kann man nur durchfuenhren, wenn man ein gemeinsames Mass fuer die zu vergleichenden Dinge hat, dieselbe „Einheit“. Will man Menscnhen miteinander vergleichen, dann muss man sich zuvor vergewissern, ob man diese nach Groesse oder Gewicht vergleichen will.
Wenn jemand alle Maenner nach Koerpergroesse allen Frauen nach Gewicht gegenueberstellt, waere das kein Vergleich.
Wenn man jedoch Maenner und Frauen ENTWEDER nach Groesse ODER nach Gewicht aufreiht, dann kann man sagen „Egon ist x cm groesser als Maria“.
Bei Kosten und Nutzen muss man also zuerst entscheiden, wie diese definiert werden sollen. Da Kosten regelmaessig in Geld bewertet werden, muss man also fuer den Nutzen ein „geldwertes Mass“ finden.
Davor steht aber die Frage, wie man „Nutzen“ definiert. Ist es ein Nutzen, wenn noch ein einer Million Jahren strahlender Atommuell sicher von der Umwelt abgeschlossen und bewacht werden muss?
Oder ist das ein Schaden?
Wieviel sind die jahrtausendelang um Tschernobyl und Fukushima herum belasteten Boeden und unbewohnbaren Gegenden wert? Wieviel kosten die Aufraeum- und jahrzehntelangen Ueberwachungsarbeiten an den dortigen Reaktoren? (Erst in Jahrzehnten wird man mit dem Verschrotten und Entsorgen beginnen koennen, davor muss das ganze Zeug gekuehlt und ueberwacht werden. Und wehe, es kommt ein zweites aehnlich starkes Erdbeben.)
Ich hatte mal einen Kollegen, der hatte ein altes, reparaturanfaelliges Auto. Dann bekam er einen Prospekt eines Autohaendlers in die Haende mit einem Leasing-Angebot. Betriebswirt, der er war, rechnete er: das alte Auto verbrauchte soundsoviel Kraftstoff und kostete im Jahr soundsoviel Reparatur und Wartung. Das neue hatte drei Jahre Garantie und verbrauchte fast nur halb soviel. Eine kurze Rechnung ergab: mit dem neuen Auto sparte er sogar noch Geld ueber die drei Jahre. DAS ist eine (relativ einfache) Kosten-Nutzen-Rechnung.
Aber hatte irgendjemand in Fukushima die Folgen des Erdbebens und Tsunamis „auf der Rechnung“? Offenbar nicht, sonst haette man die Atomkraftwerke nicht DORT und NICHT SO (schlampig) gebaut. Haette man sie aufwendiger gebaut, waeren sie dann noch lohnend gewesen? Das weiss keiner so genau, weil, anders als beim Vergleich zweier Autos, soviele Parameter in die Rechnung eingehen, dass fuer Atomkraftwerke eine ehrliche, belastbare Kosten-Nutzen-Rechnung (die EINE MILLION JAHRE Kosten beruecksichtigen muesste!) unmoeglich ist.
Wenn etwas zehn Jahre lang „Gewinn“ abwirft, im elften Jahr aber einen Verlust, der elfmal groesser ist - waren das dann in den Jahren davor Kosten-„Nutzen“-Rechnungen oder Spielereien?
Die Frage muss daher lauten: kann die Atomindustrie eine Rechnung fuer eine Million Jahre und fuer ALLE moeglichen Unfallgefahren vorlegen? Kann sie offenbar nicht, denn JEDER bisher aufgetretene Kernkraftunfall mit Grosschaeden war einer, der vorher NICHT vorausgesehen wurde.
Fazit: im Spielkasino, am Roulette-Tisch, kann man eine Kosten-Nutzen-Rechnung mathematisch exakt vornehmen, bei Kernkraft nicht und zwar … NIE.
Hallo,
anstatt Kosten-Nutzen-Rechnung bringt Dich die Recherche von Kosten-Nutzen-Analyse weiter. Siehe auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Kosten-Nutzen-Analyse
Gruß
Blumenschein