Krabat

Hallo

Vor einigen Jahren habe ich das Buch „Krabat“ gelesen, und jetz fallen mir dazu einige Dinge ein, die ich mich seit langem schon frage:

1.) Es ist die Rede davon, daß die Umgangssprache wendisch sei. Wendisch ist soweit ich weiß sorbisch. Sind die Vornamen der Figuren, vor allem Krabat und Tonda, auch sorbisch?

2.) In welcher Zeit spielt das Buch? Ich habe es so auf ca 1750 geschätzt, weil der Müller aus seiner Jugend von einem Fürsten erzählte, der Hufeisen zerbrochen hätte ->August von Sachsen?

3.) Was ist eine Kantorka (oder wie die noch gleich hieß)?

Ich warte interessiert auf Antworten!

-)

Feldmarschall

Hallo,

einige Aufklärung (einschließlich eines kurzen sorbischen Textes) erhältst Du aus Hoyerswerda im Krabat-Land:

http://www.hoyerswerda.de/tourismus/tag_toukrabat.htm

wo u.a. berichtet wird, Krabat sei ein Kroate gewesen, den Friedrich August der Starke mitgebracht hätte.

Schöne Grüße

MM

Hallo.

Danke für diesen Hinweis. Zwar bezogen sich meine Fragen ausschließlich auf den Krabat im Roman, aber es ist dennoch ziemlich interssant - ihc wußte noch gar nicht daß es die Sage gibt.

Hallo, Feldmarschall!

3.) Was ist eine Kantorka (oder wie die noch gleich hieß)?

Nicht „eine“, sondern „Kantorka“. So heißt die Freundin Krabats.
Ihr Name wird im Buch nicht genannt.

Dazu:

http://www.gah.vs.bw.schule.de/krabat/personen/kanto…

Gruß Fritz

Hallo, Feldmarschall!

3.) Was ist eine Kantorka (oder wie die noch gleich hieß)?

Nicht „eine“, sondern „Kantorka“. So heißt die Freundin
Krabats.
Ihr Name wird im Buch nicht genannt.

Nee nee…der Name der Kantorka wird nicht genannt im Sinne von: der Name des Mädchens wird nicht genannt. Sie wird im Buch schon als Kantorka bezeichnet.

Kantorka klingt für mich wie eine wendische (weibliche) Ableitung von Cantor=Sänger, die Bezeichnung bezieht dann sicher auf ihre Rolle als hervorragende Sängerin unter den anderen Mädchen. Ich kenne mich aber mit den sorbischen Bräuchen nicht besonders aus und weiß nicht, ob das dort eine gängige Bezeichnung ist.

Gruß Maid :smile:

Die Geschichte geht ja direkt auf diese Sage zurück. :wink: ‚Krabat‘ soll sogar direkt eine Art Verballhornung von ‚Kroate‘ sein.

Kurz zum Namen Tonda…klingt mir auch durchaus slawisch, in jedem Fall gibt es bei den Tschechen ja den sehr ähnlich klingenden Honda.

Gruß Maid

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Maid liegt richtig :smile:

Hallo zusammen,

Kantorka bedeutet tatsächlich „Vorsängerin“, besonders die Vorsängerin in der Kirche und ist mit unserem Wort"Kantor" verwandt. Diese Erklärung muß stimmen, denn sie ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern ich habe vor kurzem ein Interview mit Otfried Preußler auf Bayern Alpha gesehen und da hat er diese Frage genau so beantwortet. Das Mädchen fällt Krabat wegen seiner schönen Stimme auf und Tonda warnt ihn, die Kantorka niemals nach ihrem Namen zu fragen, damit der Meister sie nicht töten oder in den Selbstmord treiben kann. Deshalb haben auch die Träume, die der Meister Krabat schickt, keinen Erfolg und aus diesem Grund tanzt Krabat mit der Kantorka auf dem Dorffest nicht so oft wie mit den anderen Mädchen. So erfährt der Müller nicht, daß sie es ist, die Krabat liebt und kann nicht verhindern, daß sie in die Mühle kommt, um Krabat frei zu bitten.

Viele Grüße
soneji

1 Like

Hallo, Feldmarschall,

die anderen nehmen als gegeben an, dass Otfried Preußlers „Krabat“ gelesen hast und hier meinst.

Mir fällt aber noch:

Jurij Brezan, Krabat oder Die Verwandlung der Welt

ein. Erschienen im „Verlag Neues Leben, Berlin“. Meine Ausgabe stammt von 1976.

Lohnt sich auch zu lesen.

Fritz

Ahoi,

…wobei der „ursprüngliche“ Sagenstoff eher in

Jurij Brezan: Die schwarze Mühle (Verlag Neues Leben, Berlin 1968)

verarbeitet ist…

Gruß vom Käptn

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo.

Danke für diesen Hinweis. Zwar bezogen sich meine Fragen
ausschließlich auf den Krabat im Roman, aber es ist dennoch
ziemlich interssant - ihc wußte noch gar nicht daß es die Sage
gibt.

Ja schon, aber der Krabat in dem Roman muß z. b. etwas später gelebt haben als angeblich die Sagengestalt, da der ja unter August dem Starken schon sehr alt gewesen sein soll.

Die Geschichte geht ja direkt auf diese Sage zurück. :wink:
‚Krabat‘ soll sogar direkt eine Art Verballhornung von
‚Kroate‘ sein.

Kurz zum Namen Tonda…klingt mir auch durchaus slawisch, in
jedem Fall gibt es bei den Tschechen ja den sehr ähnlich
klingenden Honda.

Ach schau, ich dachte der sei aus Japan. :stuck_out_tongue:

Danke für den Hinweis.

Hallo, Feldmarschall!

3.) Was ist eine Kantorka (oder wie die noch gleich hieß)?

Nicht „eine“, sondern „Kantorka“. So heißt die Freundin
Krabats.
Ihr Name wird im Buch nicht genannt.

Eben deshalb doch. Da es nicht der Name ist, muß es ja eine Berufs- Funktions- oder sonstige Bezeichnung sein, wie wir jetz wissen die für eine Vorsängerin, und davon gibt es sicher nicht nur eine.

Feldmarschall

Hallo,

in dem von mir genannten Buch findet sich als Zeitangabe:

… , Krabat sei in den Jahren kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg in einem Dorf namens Jitk aufgewachsen, seine Eltern seien ehrliche, wenn auch arme Leute gewesen."

Aber das dürfte angesichts der freien Behandlung des Themas durch Brezan kein hieb- und stichfester Beleg sein.

Gruß Fritz

Hallo, Feldmarschall und Maid,

ich habe mich doch sehr vage und missverständlich geäußert :smile:.

Also: da ihr Eigenname nicht genannt wird, damit der böse Zaubermüllermeister ihr nicht schaden kann, wird sie „Vorsängerin“ genannt.

So hätte ich es ausdrücken sollen, aber mir war das zuerst noch nicht so klar, wie es jetzt ist.

Ich vermute außerdem, das „Tonda“ eine Kurz- oder Koseform eines Namens ist (vielleicht von „Anton“), so wie Honza, Pepik, Janik etc.

Gruß Fritz

Tonda Bestätigung

Ich vermute außerdem, das „Tonda“ eine Kurz- oder Koseform
eines Namens ist (vielleicht von "Anton)

„Tonda ist die Kurzform von Antonin. Im Tschechischen gehört dieser Name zu den traditionellen, früher viel verbreiteten Namen wie z.B. Jan, Josef, Jaroslav, Karel u.ä. Diese sind in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. von den fremden (ausländischen) verdrängt worden. Es wird damit keine Charaktereigenschaft charakterisiert.“

sagt meine Freundin aus Prag.

Gruß Fritz

Völlig off topic
Hallo Käpt’n Nuss,

ich kann mir die Frage einfach nicht verkneifen: Bist Du zufällig der einzige Mensch außer mir, der sich noch an die Nußnougatcreme erinnern kann, die Käpt’n Nuß hieß? Ich glaube, sie war in einem dreieickigen Glas und natürlich prangte ein Käpt’n auf der Vorderseite. Ich glaube, ich habe die das letzte gegessen, als ich noch nicht einmal lesen konnte. Weißt Du zufällig, ob es die noch gibt? Manche Produkte werden ja nur regional verkauft. Und falls die Produktion eingestellt wurde, hoffe ich, daß sie im Zuge der Retrobewegung wieder verkauft wird. Schließlich gibt es Creme 21 und Tri Top ja auch wieder.

Falls Du Deinen Nickname woanders her hast, bitte ich für meinen Begeisterungsausbruch um Entschuldigung :smile: !!!

Viele Grüße von
soneji, der gerade einen heftigen Nostalgieanfall hat :smile:)))

Ahoi Soneji,

hihi, das ist mal 'ne witzige Anfrage :smile:

Tatsächlich bezieht sich mein nick auf diese legendäre Creme; allerdings hat sie mir nie geschmeckt; ich gehöre eindeutig zur hardcore-Nutella-Fraktion.
Als ich sie hätte essen können, war ich allerdings schon deutlich im lesefähigen Alter :frowning: , und aus dieser Zeit stammt eigentlich auch die Verwendung des Namens als Spitzname (früher kannten wir „Nicknames“ noch nicht…) in meiner damaligen „Clique“ (sagt man das heute noch?). Wie es allerdings zu dieser Verwendung kam, weiß ich beim besten Willen nicht mehr; ich find den nick aber zeitlos gut.
Ich glaube nicht, dass es KN heute noch zu kaufen gibt.

Tja, hoffe, dir weitergeholfen zu haben :wink:)

mit cremeverschmiertem Mund grüßt

der Käptn

1 Like

Ahoi Käpt’n,

vielen Dank für das ausführliche Statement und ja, Landratten sagen auch heute noch „Clique“ :smile:.

Allzeit gute Fahrt und stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel wünscht ein immer noch total beglückter

soneji :smile:))))))))))))

Hallo

Vor einigen Jahren habe ich das Buch „Krabat“ gelesen, und
jetz fallen mir dazu einige Dinge ein, die ich mich seit
langem schon frage:

1.) Es ist die Rede davon, daß die Umgangssprache wendisch
sei. Wendisch ist soweit ich weiß sorbisch.

http://home.t-online.de/home/320051871311/sorbwend.htm
Das Wort Wenden wird aber oft für die Sorben benutzt. z.b. „Ich fahr ins Wendsche.“ wenn man in eine Sorbenhochburg fährt.

Gruss Jan