Hallo liebe/r zimtstern8,
ich bin zwar Soziologe, aber leider kein Kracauer-Experte, und habe auch den „Detektiv-Roman“ nicht gelesen.
Trotzdem der Versuch von Antworten zumindest auf zwei Ihrer drei Fragen, soweit ich meine, dass es hilfreich sein könnte -> siehe unten, zwischen Ihren Zeilen.
Liebe/-r Experte/-in,
ich habe ein paar Fragen bezüglich Kracauers phil. Traktat zu
dem Detektivroman.
Ich habe nicht versstanden, was Kracauer meint, wenn er von
dem oberen Geheimnis redet?! Die Paradoxie, in welcher sich
ein Mensch befindet, wenn er in der Spannung der Wirklichkeit
lebt…ich verstehe nicht so recht was er hiermit meint.
Können Sie mir helfen?!
Nein, hier leider nicht.
Und habe ich den Kern richtig begriffen: in einem
Detektivroman bricht sich die Wirklichkeit in eine niedere
Sphäre - eine mindere Wirklichkeit - in welcher, durch eine
stereotypisierung von Menschen, Rollen und sozialen
Gruppierungen, die Wirklichkeit (hohen Spärenorts) karikiert
wird? Die Brechung begünstigt das walten der ratio, welche nun
über alles herrscht und somit die Welt „vereinfacht“
darstellen kann.
Ich habe nur bei einer Schnellrecherche im Wikipedia-Artikel über Kracauer und den „Detektiv-Roman“ gefunden, dass Kracauer - laut Wikipedia, also Vorsicht, selbst überprüfen!, Abschreiben gilt nicht - die Erfassung/Interpretation der Welt durch die Ratio als nicht ausreichend ansieht.
Zitat: „Diese Haltung prägt auch den sogenannten Detektivroman von 1925, in dem Kracauer sich ebenfalls von einem intellektuell durchkonstruierten Weltmodell distanziert, das hier durch die Figur des rein rational operierenden Detektivs verkörpert wird, der den konstruierten Kriminalfall gesetzmäßig lösen kann wie eine mathematische Aufgabe: Die Wirklichkeit ist für Kracauer aber gerade kein geschlossenes Gebäude, weshalb sie auch nicht planmäßig entziffert werden kann wie das Kriminalrätsel einer Detektivgeschichte, sondern nur über eine mehrdimensionale Betrachtung, die selbst die scheinbar nebensächlichsten Gegenstände einschließt.“
Zitat Ende.
Meine Zusammenfassung: Die Ratio verkürzt also die Wirklichkeit unzulässig, stattdessen ist eine darüber hinaus gehende, mehrdimensionale Betrachtung notwendig.
Leider habe ich auch nicht verstanden, wie Kracauer die Rolle
des Zufalls in dem Detektivroman bewertet.
Wenn Wikipedia mit dem obigen Zitat recht hat, dass
ein „intellektuell durchkonstruierte[s] Weltmodell“ der Wirklichkeit nicht gerecht wird, müsste er den Zufall eigentlich positiv bewirken, weil dieser die Konstruktion eines „durchkonstruierten Weltmodells“ vielleicht nicht unmöglich, aber viel schwieriger macht. Bringt Sie das weiter? Durchkreuzt der Zufall in der Geschichte öfter mal die Absichten und Strategien des Detektivs? Und kann man erkennen, dass Kracauer dieses Durchkreuzen positiv findet?
Viele, viele Fragen, ich hoffe Sie können mir helfen…
Ich hoffe auch, ich konnte trotzdem helfen!
Vielen Dank im Vorraus