Krankes Lachen?

Hallo,
folgendes:
Als einmal etwas Schlimmes passiert war und ich sah zum ersten Mal sah, wie mein Vater vor Trauer zusammenbricht und zu weinen anfängt, musste ich lachen. Wohl, weil es für mich irgendwie witzig aussah. Dabei war es natürlich gar nicht witzig und ich wollte auch nicht lachen, eher war mir (wie uns allen in der Familie zu dem Zeitpunkt) traurig zumute.
Das ist mir dann noch ein paar Male mehr passiert, als bspw. meine Mutter oder ein anderes Familienmitglied anfing zu weinen. Auch erinnere ich mich an einen Vorfall im Bus, als eine alte Oma langsam in den Bus einsteigen wollte und auf einmal vor ihrem Gesicht die Tür vom Bus zuknallte und der Bus losfuhr. Da musste ich auch anfangen zu lachen und konnte fast gar nicht mehr aufhören zu grinsen, obwohl ich mit aller Kraft versuchte, es nicht zu tun. Auch wenn Leute sich streiten und sich bald prügeln, muss ich mich zwingen, nicht zu grinsen.
Bin mir nicht sicher, ob letzten beiden Beispiele hier so reinpassen, weil das mit meinen Eltern doch eine andere Qualität hat. Aber das fällt mir gerade halt noch so ein und auch da fragte ich mich schon damals, ob irgendwas mit mir nicht stimmt. Mein Bruder ist schizophren und ich mache mir halt Sorgen. Stimmen höre ich nicht, aber das scheint mir doch eine psychische Auffälligkeit zu sein. Außerdem bin ich häufiger in depressiven Phasen. Mehr fällt mir zu meiner persönlichen Situation nicht ein.

Kann mir jemand helfen bzw. einen Rat geben? Zu einem Arzt will ich nicht gehen.

Ganz bestimmt nicht! Es war nicht witzig, es war todtraurig. Es gibt Situationen, mit denen man nicht umgehen kann und die einen überfordern. Viele Menschen sind in dieser Situation überfordert, einige Menschen kompensieren das, indem sie lachen. Sie können nicht anders. Mir selber ist es schon einige Male so gegangen. Als meine geliebte Oma starb und alle am Grab standen, hatte ich einen fast nicht zu bändigenden Drang zu lachen. Als mein Mann sich eine wirklich fiese Wunde zuzog, musste ich lachen.
Das Schlimmste ist, dass man es nicht kontrollieren kann. Man ist sprachlos vor Entsetzen und muss lachen.
Vielleicht kann @Metapher es erklären.
Was ich sagen will, du bist nicht allein und es nicht krank, so zu handeln.

Data

Hallo,
ich habe das Gefühl, dass Du in den Situationen komplett überforderst warst. Anstatt den weinenden Menschen in den Arm zu nehmen und zu stützen, warst Du vermutlich so überfordert, dass Du Dich mit der „Lachnummer“ gerettet hast. Reiner Selbstschutz, wirkt auf andere Menschen aber leider SEHR abwertend.
Fühlst Du Dich denn in der Lage, anderen Menschen spontan Hilfe anzubieten?
Würdest Du das tatsächlich auch aus Überzeugung gerne tun?
Maol

Richtig in der Lage fühle ich mich dazu nicht, da ich eine Sozialphobie habe. Hätte ich wohl auch erwähnen sollen. An Tagen, an denen es mir besser geht, helfe ich bspw. älteren Leuten durchaus auch in den Bus, wenn sie es von alleine nicht schaffen, oder biete meinen Sitzplan an. Meistens hoffe ich aber einfach, dass jemand anderes hilft, damit ich nicht aufstehen muss, einfach weil ich mit anderen Menschen nicht umgehen kann und jedes Mal Herzklopfen bekomme, wenn sich die Blicke auf mich richten. Menschen zu helfen, fühlt sich schon gut an.
Mit Überforderung wollte ich es mir auch schon erklären, allerdings hatte ich nie das Gefühl, dass ich überfordert wäre. Ich musste halt einfach lachen. Und das würde ja auch nicht erklären, wieso ich bei wildfremden Leuten lachen muss, wenn die sich bald an die Gurgel gehen. Bin ich vielleicht einfach ein Arsch?

Nö, ich glaube nicht, das Du ein Arsch bist.
Aber wie kommst Du darauf, Dir eine Sozialphobie an die Backe zu quatschen?
Auf mich wirkst Du nicht dumm.
Was hindert Dich daran, einfach mal die Zügel in die Hand zu nehmen?
Knechte warten auf Order, Persönlichkeiten managen.
Man kann Persönlichkeit trainieren.
Warum Omi an der Bahn nicht einfach mal angesprochen und gefragt, ob sie Hilfe braucht?
Möglicherweise wäre ihr geholfen gewesen, wenn Du ihre Kontaktperson am Zielort stellvertretend angerufen hättest, weil Omi kein Smartphone hat, um mitzuteilen, dass sie die Bahn verpasst hat. Und sie eigentlich sowieso schwerhörig ist.
Arme Frau! Die hatte bestimmt Stress und wurde noch ausgelacht!
Und selbst, wenn sie Hilfe abgelehnt hätte, dann hätte es Stil gehabt. Aber Du behältst Dein Gesicht!
Mao

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Oh Mann!! Lies doch bitte nochmal, bevor du veröffentlichst!
Eine Sozialphobie hat weder mit Dummheit noch mit Intelligenz zu tun.

Die psychische Erkrankung bzw. Disposition der Sozialphobie, die er hat.

Wow, was du alles weißt. Vermutlich hältst du dich selbst für solch eine „Persönlichkeit“?
Nur weil er eine psychische Beeinträchtigung hat, heißt das noch lange nicht, dass er keine Persönlichkeit hat.
Wo hast du diese ganzen Vorurteile her?
Es hört sich für mich schon sehr danach an, dass du solche Abwertungen brauchst, um dich selbst aufzuwerten.

Wie oft muss man dir erklären, was ne Sozialphobie ist?
Und was ist mit deiner Empathie? Untergegangen in deiner tollen Persönlichkeit?

Du kannst dir mal ein bisschen Fachwissen über Psychologie aneignen, vielleicht klappt’s dann auch wieder mit der Empathie.

Gruß, Diva

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Ich möchte das auch noch einmal unterstreichen. Mir geht es nämlich oft genauso.
Dass ich damit nicht allein bin, habe ich auch erst gemerkt, als ich auf einer Beerdingung eine gute Freundin bat, sich mit mir nach hinten zu setzen für den Fall, dass ich lachen muss (bei mir ist es eher ein starkes Grinsen).
Sie offenbarte, dass es ihr genauso geht.
Seit dem haben wir festgestellt, dass es viel mehr Menschen so geht und es einfach einer von vielen möglichen Ausdrücken der Verabeitung ist.
Nur leider der am wenigsten angemessene, daher wird sie oft als unnatürlich wahrgenommen.
Darin gleich eine Parathymie als Teil einer Schizophrenie zu suchen, halte ich für übertrieben.

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Hallo,

die Frage ist, was für einen Rat du gerne hättest. Zunächst könnte es dir vielleicht nützlich sein, zu erfahren, daß der Typ von Reaktionen, die du beschreibst, also Reaktionen, die (auch deiner eigenen Meinung nach) den Situationen nicht angemessen sind, durchaus bekannt sind. Deine Mimik stimmt nicht mit deinen tatsächlich vorhandenen Emotionen überein:

Diese Art von Reaktion wird manchmal als → „Übersprungshandlung“ bezeichnet (ein Begriff, der ursprünglich aus der Verhaltensbiologie stammt). Das passiert, wenn eine überraschende Situation eine zu große emotionale Belastung bedeutet und daher nicht adäquat verarbeitet werden kann. (Ein bekannteres anderes Beispiel wäre eine sog.„Schockstarre“, die vorübergehend zu einer Handlungsunfähigkeit führt).

In der Psychoanalyse würde man die von dir erwähnten Beispiele von Reaktioneh zunächst einmal als eine von vielen in Frage kommenden Varianten von → „Abwehrmechanismen“ interpretieren - und dann weiter sehen, welche Grundstimmung sich darin verbergen könnte. Es käme dann darauf an, ob die Situationen, in denen es dir passiert, jeweils ein und dieselbe Grundstruktur haben.

Da die Inäquatheit deiner Reaktionen dir selbst jeweils bewußt sind, dürfte imho kein Anlaß zu Sorge bestehen. Es kommt jedenfalls auf die Häufigkeit an. Eine einzelne solcher oder ähnlicher Reaktionen ist sicher ganz vielen Menschen schon mal irgendwann passiert. Aber da es dir offenbar auch unangenehm ist und es immer wieder passiert, zumal du schreibst:

… konnte fast gar nicht mehr aufhören zu grinsen, obwohl ich mit aller Kraft versuchte, es nicht zu tun

möchte man dir schon empfehlen, das einmal mit einem Psychotherapeuten zu besprechen. Der könnte dir Wege zeigen, damit umzugehen. Dir etwas anderes zu raten, wäre in so einem Forumskontext nicht opportun und nicht sinnvoll.

Es ist durchaus denkbar, wenn du lange mit deinem Bruder zusammengelebt hast, daß du eine einzelne, bei ihm beobachtete Reaktionsart, die dich irgendwie beeindruckt hat, unwillkürlich (!) und unkontrolliert mimisch nachahmst. Sowas kommt vor in solchen familiären Kontexten. Aber das ist noch kein Anlaß zur der Sorge, die dir möglicherweise vorschwebt.

Die bei manchen Schizophrenien vorkommende sog. → „Paramimie“ (der im Prinzip deine Beispiele entsprechen und von der du möglicherweise bei deinen Nachforschungen gelesen hast) zeigt sich jedenfalls anders: Da sind die „falschen“ mimischen Reaktionen permanent vorhanden und beschränken sich nicht z.B. auf Lachen oder Grinsen. Und vor allem: Dem Betroffenen ist die „Falschheit“ der Reaktionen nicht bewußt. Einzelne Situationen, wie du sie erwähnst, haben damit nichts zu tun.

Aber, wie gesagt, wenn es dir unangenehm häufig passiert: Siehe die Empfehlung oben.

Gruß
Metapher

Im Thread besteht eine gewisse Tendenz, dein Verhaltensmuster (denn durch die Häufigkeit ist es eines) zu verharmlosen (sorry, Data). Wenn dein ´paradoxes Lachen´ nur 1 oder 2 mal vorgekommen wäre, Schwamm drüber. Aber es geschieht auffallend oft bei dir, zudem ist dein Bruder, wie du schreibst, „schizophren“. Dass Geschwister eines Schizophrenen ebenfalls eine erhöhte Disposition dazu haben, ist statistisch erwiesen.

Ich halte dein Verhaltensmuster also für bedenklich und therapiebedürftig. Die Frage ist nur: Wie? Die meisten Psychiater würden dir vermutlich Pillen als begleitende Maßnahme verschreiben, vor allem wenn du zusätzlich unter „häufigen depressiven Phasen“ leidest. Ich würde davon, aus Laiensicht, aber abraten, solange deine Symptome dich und/oder andere Personen nicht dramatisch tangieren.

User Maoming, der im Thread ziemlich gebasht wurde, hat in einem Punkt vielleicht Recht: Du könntest dir ein sozialproduktives Verhalten ´antrainieren´. Ob das deine Symptome lindert oder gar zum Verschwinden bringt, bliebe abzuwarten.

Zusätzlich könntest du dich kostenfrei psychologisch beraten lassen, je nach den Möglichkeiten, die deine Stadt dir bietet, vorzugsweise bei konfessionsneutralen Stellen.

PS. Metaphers Beitrag konnte ich, weil kurz vorher gepostet, nicht berücksichtigen.

Hallo Diva,
Schade, dass Du gerade so emotional reagierst, aber das wird seine Gründe haben.
Es geht gerade nicht um Deine und auch nicht meine Animositäten.
Lies noch mal den letzten Satz des UP.
Abschliessend gilt für mich, dass der UP aus den Antworten eine für ihn vertretbare Lösung findet.
Mao

Ich danke euch allen für eure hilfreichen Antworten.
Nun liegt es an mir, wie ich mit den von euch gegebenen Informationen weitermache.
Leider kann man nur einen Beitrag „auszeichnen“, denn die Wahl ist mir nicht leicht gefallen (bin mir nicht sicher, ob auf diese Statistiken hier überhaupt Wert gelegt wird).