Moin moin,
Nur - wenn sich jemand herausputzt (wie auch immer), dann
steckt da m.E. eine Intention dahinter.
Möglichkeit A:
Er versucht sich dem allgemeinen Level anzupassen, um nicht
negativ aufzufallen (das dürfte die große Masse sein).
Opportunisten? Langweiler? Duckmäuser?
Schießst Du da nicht etwas übers Ziel hinaus? Gerade im Vertrieb oder im Kundenkontakt will man den Kunden nicht verschrecken. Ob man das Opportunist nennen will, meinetwegen. Aber warum soll ich mir das Leben künstlich schwer machen?
Möglichkeit B:
Er glaubt, anderen überlegen zu sein und drückt diese Sicht
auf die Welt durch seine Kleidung aus (das sind dann jene
Herrschaften, die eindeutig „over-dressed“ sind).
Die man aber auch schnell erkennt und unterscheiden lernt von denen, die dieselbe Kleidung mit einer Selbstverständlichkeit tragen, dass man es nicht als over-dressed ansieht.
Möglichkeit C:…
Möglichkeit D:
Jemand ruht derart tief in sich, dass er den ganzen Dress-Code
nicht mitmacht - eben weil er weiss, dass er fachlich gut ist.
ich nehm mal die Möglichkeit E: Für mich ist es, wie die Trennung zwischen Wohung und Arbeitsplatz, einfach auch eine gedankliche Trennung. Privat mag ich lieber bequem und schlabber, beruflich sind Hemd und Krawatte auch eine Umstellung auf die Geschäftswelt, mit der ich privat eher keinen Kontakt habe.
Ausserdem hätte ich dann vor ein paar Jahren die Hälfte meines Schranks entsorgen müssen, was ich nicht wollte.
Und was mein vermeintliches Problem mit guter Kleidung angeht:
Ich war vier Jahre lang gezwungen, bei abendlichen
Firmenveranstaltungen regelmäßig in Nadelstreifen aufzulaufen,
und bei ganz besonderen Gelegenheiten sogar im Dinner-Jacket.
Ich habe mich immer in diesen Dingern absolut unwohl gefühlt
(ein Gefühl am Hals, als wenn mich jemand erdrosseln will -
obwohl Hemdkragen und Krawatte locker saßen). Und auf den
Bildern der damaligen Zeit sieht man mir dieses Unwohlsein
auch an.
Eben, nur mir geht es eben anders: Wenn ich bei der Arbeit in „Privat-Look“ auftauche, dann passte es irgendwie nicht und ich fühlte mich unwohl, obwohl es jede Menge Leute in „normalen Klamotten“ um mich herum gibt.
Ich ziehe z.B. auch bei Vorstellungsgespräche keinen Anzug
mehr an. Warum dieses Verbiegen, wenn man später im Büro doch
nur mit Leinenhose und Polohemd aufschlägt? Entweder erkennt
der Personalchef das fachliche Potential, oder er lässt es
bleiben und sucht sich einen Dress-Man.
Allerdings ist der erste Eindruck schon wichtig. Wenn Du Dich im Anzug nicht wohl fühlst, dann wird man es Dir ansehen, da hast Du recht, macht also keinen Sinn, den Anzug zu tragen. Mir macht es nichts aus, und warum soll ich mir einen Job verbauen, nur weil ein Personaler eine konservative Meinung hat.
Kleine Geschichte am Rande: Vor Jahren hab ich einige Bewerbungsgespräche gemacht. Nun trage ich einen Ohrstecker, was ich und auch 99 % meiner Umgebung nicht stört. In den Gesprächen wurde ich mal gefragt, ob ich darauf bestehe, diesen zu tragen. Man hat mir begründet, dass die Klientel dieser Agentur unter Umständen negativ darauf reagieren könnte. Ich hab mich zwar gewundert, aber ich muss den Stecker nicht tragen, sehe es auch nicht als Verbiegen meiner Persönnlichkeit, sondern würde mich in so fern schon den Wünschen meines Arbeitgebers beugen.
Warum gebe ich mir Mühe, flexibel (Wohnort, Art der Arbeit) auf den Arbeitsmarkt zu agieren, wenn ich hier nicht flexibel bin?
Konsequenz muss man sich leisten können.
Gruß
ALex