Servus,
hier
gibt es einen sehr markanten Unterschied zwischen der von Euch angepeilten Eigentumswohnung und einem eigenen Haus.
Ich weiß nicht, ob und in welchem Umfang Du Dich bereits mit den rechtlichen und administrativen Aspekten des Themas „Wohnungseigentum“ beschäftigt hast. In einem Mehrfamilienhaus mit Eigentumswohnungen gibt es eine ganze Menge Dinge, über die man als Eigentümer nicht mal eben aus der hohlen Hand selber entscheiden kann, und seit einiger Zeit fast keine Möglichkeiten mehr, als einzelner Eigentümer in der Minderheit eine teure Baumaßnahme zu verhindern. Die Grenze zwischen baulicher Veränderung und Modernisierung schwimmt ein wenig.
Und bereits eine Neueindeckung des Dachs (nur die Pfannen, sonst nichts weiter erneuert oder verbessert) ist eine Maßnahme, bei der die Eigentümerversammlung es mit Recht nicht dulden wird, wenn handwerklich begabte Miteigentümer da herumbasteln, sondern beschließt, den Job einem Dachdeckermeister zu geben. Wenn der dann seine Rechnung von z.B. 700.00 € schickt, ist das nötige Kleingeld entweder in der Instandhaltungsrücklage vorhanden oder nicht.
Der ‚oder nicht‘-Fall ist leider allzu häufig gegeben, wenn in einem Neubau viele Eigentümer mit auf Kante genähter Finanzierung einziehen, die glauben, sie könnten „Geld sparen“, indem sie für eine zu niedrige Rücklagenbildung optieren, und auch bei Objekten, die von „Profis“ vermarktet werden, die mit hübschen Beispielrechnungen zeigen wollen, dass ihre tollen Wohnungen eigentlich fast geschenkt sind, und mit den Leuten ihrer Tochter Hausverwaltung verkarten, dass absurd niedrige Rücklagenbildung ja doch ein klasse ‚Verkaufsargument‘ wäre. Und drittens auch beim klassischen Fall des aufgeteilten Mietshauses aus Familienbesitz, das wegen der niedrigeren Kosten auch nach Teilung und teilweiser Veräußerung weiter von der Gattin des bisherigen alleinigen Eigentümers verwaltet wird, die zwar einen Tischrechner bedienen kann, aber sonst nicht so grässlich viel Ahnung von der Materie hat.
Schwer zu sagen, bei welchem Anteil der landläufigen Zwangsversteigerungen so ein ‚oder nicht‘-Fall das Abrutschen der Finanzierung ausgelöst hat.
Wobei es auch diesseits der Zwangsversteigerung viele Möglichkeiten dafür gibt, dass hoch fremdfinanziertes Wohneigentum ein ganzes Leben ziemlich negativ beeinflussen kann, wenn es zu vorher nicht eingeplanten Ausgaben führt oder die Finanzierung selber sich anders als geplant entwickelt. Schulkinder, die an einem Ausflug nicht teilnehmen können, weil die Eltern die zwölf Euro Kostenbeteiligung nicht aufbringen können und Familien, die das Jahrzehnt zwischen vierzig und fünfzig ohne Reisen verbringen sind nur zwei Exempel.
Kurz: Vernünftig ist es, wenn man sich vor der Entscheidung ein paar Sorgen zu viel macht. ‚Keine Sorgen‘ ist in so einem Fall hochbrisanter Sprengstoff - einen unüberlegten Autokauf kann man eher noch hinterher irgendwie gradeziehen.
Schöne Grüße
MM