Kreiselkompass

Keine Angst, ich möchte hier jetzt nicht erklärt bekommen wie ein Kreiselkompass funktioniert, dass kann man schließlich in jedem guten Lexikon nachlesen (obwohl ich zugeben muss dass ich das noch immer nicht richtig verstanden habe…)

Meine Frage ist lediglich:
Wie wird eigentlich ein Kreiselkompas angetrieben?
Jedes Lager hat schließlich Verluste, so dass ein Kreiselkompass über kurz oder lang aufhören würde sich zu drehen, wenn
man ihm keine Energie zuführt.
Sitzt da einfach ein Elektromotor auf der Rotationsachse oder ist das irgendwie komplizierter?
Muss man beim Antrieb irgendwas beachten, damit der Kompass nicht „vom Kurs abweicht“?

Ciao
Journey

Hallo !

Eine Kompaßanlage besteht immer aus Mutterkompaß und Töchtern.
Die Mutter ist elektrisch angetrieben und gibt ihre Werte an die Töchter weiter. Diese sind immer dort installiert, wo sie gebraucht werden. Während der Mutterkompaß in irgendeinem Raum sein Leben fristet.
Kreiselkompaße und das sind sie, müssen mindesten vier Stunden vor Gebrauch angefahren werden. Vorher haben sie zu große Mißweisungen, nach vier Stunden kann bedenkenlos nach ihnen navigiert werden.
Gruß Werner

Hallo Werner,
leider muss ich Dir widersprechen.
Ich arbeite bei der Bundeswehr, und dort bei der Artillerie. Wir benutzen in einer Vielzahl von Panzern Navigationsanlagen. Mittlerweile wird in neueren Großwaffensystemen GPS eingesetzt, aber die alten Navigationsanlagen sind immer noch im Einsatz.
Am Beipiel einer Panzerhaubitze M109 mal kurz erläutert:
Die M109 hat ein Navigationssystem mit einem Meridian- und einem Kurskreisel. Vor jeder Fahrt hat die Besatzung die Richtung der Fahrzeuglängsachse, bezogen auf Gitter-Nord, mit dem Meridiankreisel zu ermitteln und an die FNA (Fahrzeugnavigationsanlage) zu übergeben, damit man auch mit einer genauen Richtung losfährt. Diese Ermittlung dauert
ca. 150 Sekunden. Und unsere Kreisel messen auf 1 Strich genau. Wir bei der Artillerie teilen einen Vollkreis in 6400 Strich. Somit ist klar, wie genau dieser Kreisel ist.
Der Kurskreisel hingegen braucht bis zur Herstellung der Arbeitsbereitschaft ca. 5 Minuten. Also auch weit weg von 4 Stunden.
Das liegt u.a. daran, dass in diesen Kreiseln kan GYroskop im eigentlichen Sinne arbeite, sondern vielmehr nur ein Metallfaden ins rotieren gebracht wird. Die Masseträgheit ist also um ein vielfaches geringer als bei einem Gyroskop, wie wir es uns weitläufig vorstellen.
Tja, ich glaube das sollte reichen.
Ciao Matthias

Ps: Du kannst ja mal versuchen herauszubekommen, warum der artilleristische Vollkreis 6400 Strich hat. :smile:

Hallo Matthias!

Warum widersprechen?
Meinst Du nicht auch daß es auch andere Anlagen gibt, als die bei der Bundeswehr gebräuchlichen?
Die Anlage, die ich beschrieben habe, ist eine ganz gewöhnliche Kompaßanlage auf einem Schiff. Sicher wird es dort auch bald modernere geben.
Außerdem war die Frage ganz einfach : Wie wird ein Kompaß angetrieben? Also Kreiselkompaß, also elektrisch!
Es wäre auch schlimm, wenn es beim Bund vier Stunden dauern würde, bis eine Anlage klar ist.
Aber auf einen Panzerkompaß würde sich keine Schiffsführung eines 250 000,-Tonnen Schiffes verlassen.
Gruß Werner

6400 Strich?
In der NVA hatte der artilleristische Vollkreis 6000 Strich.
Sinvoll wären übrigens 6282 Strich, weil man mit 1000*2*π viel besser rechnen kann.

Es wäre auch schlimm, wenn es beim Bund vier Stunden dauern
würde, bis eine Anlage klar ist.

Hallo ihr beiden, damit ihr euch nicht in die Haare kriegt:
Diese langen Zeiten beziehen sich nicht auf das Hochfahren des Rotors - das ist in einigen Minuten, je nach Größe erledigt - sondern auf das anschließend notwendige ‚Nordsuchen‘ (Gyrocompassing). Hierbei wird die Drallachse des Kreisels durch die Erddrehung gestört, worauf sie sich in die Polachsenebene bewegt um die Störung zu Null zu machen. Sie weist dann, mit einem Restfehler in Nord-Südrichtung.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

Stimmet genau. Aber damit man die Teilung des Kreises in 4 Quadranten ohne Kommazahlen zu erhalten, hat man sich halt auf 6400 Strich geeinigt.
Ansonsten hast Du natürlich recht.

Matthias