Krieg wegen der US-Importzölle?

Guten Abend,

Zölle auf Waschmaschinen und Photovoltaikanlagen klingen nicht sehr dramatisch - aber weitere Zölle könnten folgen.

China hat in den letzten Jahren einen starken Rückgang des Wirtschaftswachstums erlebt. Weil der Staat sowie seine Bürger total überschuldet sind ist dies eine gefährliche Situation. Das sieht man auch an den Massnahmen die China ergreift um das Wirtschaftswachstum nicht noch geringer ausfallen zu lassen: Z.B. kauft der Staat Immobilien auf und läßt diese leer stehen (die sogenannten Geisterstädte) damit die Baubranche nicht abstürzt.

Wenn jetzt mehr und mehr Handelsbeschränkungen seitens der USA auferlegt werden - was könnte passieren?

Wird die kommunistische Partei einfach zusehen wie es den Chinesen zunehmend schlechter geht bis es zum Umsturz kommt?

Eher nicht, der arabische Frühling ist noch nicht in Vergessenheit geraten.

Aber was könnte Chinas Führung unternehmen?

Dollar auf dem Markt werfen um den Kurs weiter zu drücken? Würde das den USA wirklich schaden?

Da China selbst wenig aus den USA importiert würde es sich nur selbst schaden wenn darauf auch Zölle erhoben werden würden da es größtenteils Hightechprodukte sind die für das produzierende Gewerbe in China notwendig sind.

Könnte Chine evtl. Nordkorea von der Leine lassen und einen Konflikt provozieren damit die USA China als Verbündeten brauchen?

Was passiert wenn China und Russland (sowie ein paar andere Staaten wie Iran, Pakistan…) kooperieren - könnte dies der NATO militärisch gefährlich werden? Was könnte für und was gegen eine solche Kooperation sprechen?

Gruß
Desperado

Nicht nur die US of A verhängen Strafzölle, auch die europäische Union macht genau dieses. Seit Jahren. Auf diverseste Produktgruppen. Nennt sich dann Anti-Dumping Zoll.

Den Hersteller in CN interessiert das ganze Recht wenig, es zahlt der Importeur. Auch ist es nicht so, dass mit der Einführung eines AD Zolls die Exporte der entsprechenden Waren einbrechen, es wird nur einfach teurer

Klar, nur wegen Zöllen auf ein paar Produkte gibt es keine Probleme - aber wenn es zu viele Produkte werden sind die Waren aus China irgendwann nicht mehr konkurrenzfähig und die chinesische Wirtschaft hat noch mehr Probleme als ohnehin schon. China wackelt sowieso, jetzt kann ein kleiner Schlag alles zum umfallen bringen.

Du verkennt aber, dass die Produkte aus China schon lange nicht mehr unschlagbar günstig sind. Im Gegenteil, die Preise haben in den letzten Jahren dermaßen angezogen, dass ganz andere Länder wieder günstiger sind. Dazu habe die dann noch eine qualitativ stabilere Produktion als in China.

China selbst hat aber auch einige hausgemachte Probleme: jährlich wiederkehrende Probleme in der Energieversorgung.

Übrigens ist Afrika als Kontinent gerade das bevorzugte Investitionsgebiet Chinas

Die Qualität der Produkte aus China hat im Durchschnitt stark zugenommen. Aber das ist eh nebensächlich. Es geht darum dass der Marktanteil der chinesischen Produkte durch Zölle abnehmen wird - wenn das in einem großen Ausmass geschieht frage ich mich wie China wohl darauf reagieren wird.

Wie so oft müssen wir uns leider mit den falschen Prämissen beschäftigen, die Du in den Raum stellst.

Daß China (also der Staat) Immobilien kauft, ist nicht notwendig. Die preise steigen schon so (zu) schnell:

Der Rückgang des Wachstum ist ein weiteres nicht-Problem. Die Wirtschaft wächst immer noch mit rd. 7% im Jahr. Daß die alten Werte nicht mehr erreicht werden, ist nach den Jahres des exorbitanten Wachstums normal und spiegelt auch wieder, daß China mehr und mehr für den eigenen Bedarf produziert und nicht mehr nur Plunder für Kik & Co.

Den Chinesen geht es immer besser und zwar zunehmend auch flächendeckend. Es ist also nicht zu erwarten, daß ausgerechnet die individuelle wirtschaftliche Entwicklung dazu führt, daß sich die Leute über die politische Situation Gedanken machen. Das Gegenteil dürfte der Fall sein.

China ist der drittgrößte Exportmarkt für die USA und das Exportvolumen liegt inzwischen bei rd. 120 Mrd. USD pro Jahr. Dazu kommen noch die Dienstleistungen, die sich auf rd. 50 Mrd. summieren. Das Wachstum war über die letzten 10 Jahre sehr hoch: > 100% bei den Waren, < 350% bei den Dienstleistungen.

Was die Waren angeht:

  1. Oilseeds & Grains $15 billion
  2. Aerospace Products & Parts $14 billion
  3. Motor Vehicles $8 billion
  4. Semiconductors & Components $6 billion
  5. Navigational & Meas. Instruments $5 billion

Es handelt sich also mitnichten nur um hochwertige Industriegüter.

Wo denkst Du dass die Geisterstädte herkommen? Denkst Du Privatinvestoren kaufen massenweise Wohnungen um diese dann nicht zu vermieten? Der einzige Spieler für den dies Sinn ergibt ist der chinesische Staat um den Bausektor am Laufen zu halten und gleichzeitig zu verhindern dass durch das größere Angebot die Preise einbrechen.

Wenn der Durchschnittschinese über Jahrzehnte Wachstumsraten (und Entgeltsteigerungen) im zweistelligen Bereich gewohnt ist plant er damit und verschuldet sich entsprechend (vor allem für Immobilien). Wenn das Wachstum auf einmal nachläßt (über die genauen Zahlen kann man streiten, China nimmt es damit nicht so genau) wird er seinen Konsum zurückfahren.

In den USA geht es den meisten Menschen auch gut - aber vielen geht es eben nicht so gut wie erhofft, u.a. deshalb wurde eine fragwürdige Person wie Trump gewählt.

Bei den Importwaren aus den USA handelt es sich durchaus mehrheitlich um Hightechprodukte. Im Zeitalter von genetischer Manipulation zählen auch Samen dazu - bei den anderen Produkten ist dies eh offensichtlich.

Die Geisterstädte sind ein Auswuchs des Immobilienbooms und wurden vor allem lange geplant, bevor Chinas Wirtschaft in dem Sinne schwächelte, daß sie „nur noch“ mit um die 7% pro Jahr wächst. Diese Städte sind also nicht eine Folge des nachlassenden Wachstums, sondern eine Folge des vorherigen, noch stärkeren Wachstums.

Widdewiddewitt.

Aha - Deiner Ansicht nach werden Millionenstädte gebaut die niemand braucht weil das davor schon so geplant war - und obwohl es genug Nachfrage gibt werden diese nicht genutzt.

Mit Ankurbelung des Bausektors und gleichzeitiger Vermeidung des Einbruchs der Immobilienblase soll das in Deiner Welt also nichts zu tun haben. Interessant.

Amüsant finde ich auch diesen Satz: „Diese Städte sind also nicht eine Folge des nachlassenden Wachstums,
sondern eine Folge des vorherigen, noch stärkeren Wachstums.“

Ein nachlassendes Wachstum bedeutet in meiner Realität dass das Wachstum davor stärker war…

Weil man sie mitten in die Landschaft gestellt hat, z.B. in die Gegend von neu entdeckten Gasvorkommen. Blöderweise will dort halt niemand leben.

Natürlich nicht. Als die Städte gebaut wurden, gab es keinen Einbruch im Immobiliensektor und er war auch nicht absehbar. Vielmehr dachte man damals (wegen des Booms), daß man alles bauen bzw. verkaufen kann. Die Städte sind also keine Reaktion auf einen Einbruch, sondern ein Auswuchs des Immobilienbooms.

Verstehst Du das Wort „vorherig“ irgendwie nicht?

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Wenn China will dass in den Geisterstädten Leute leben dann werden dort auch Leute leben - fast alles wird dort staatlich gesteuert. China könnte einfach ein paar große Arbeitgeber dorthin verlagern und schon würden die Geisterstädte besiedelt.

Die einzig sinnvolle Erklärung für die Bauwut der Chinesen trotz enormen Leerstand ist die Stimulation der Wirtschaft und dass ganze Großstädte leer stehen ist ganz deutlich eine Massnahme der Regierung um den Immobilienboom nicht zu gefährden.

Dass die Geisterstädte kein Überbleibsel aus der Zeit des hohen Wirtschaftswachstums sind zeigt auch dass weitere Städte geplant werden: https://www.theguardian.com/world/2017/apr/04/china-plans-build-new-city-nearly-three-times-the-size-of-new-york

Es wäre wirklich hilfreich, wenn Du Dich zunächst über die Tatsachen informieren würdest, anstatt Dir irgendeine wüste Vorstellung von der Realität zu machen und auf der Basis dann auch noch Schlußfolgerungen zu ziehen, von denen Du selbst bei schlüssigen Gegenargumenten (die Du natürlich nicht akzeptierst) nicht abrückst.

Kangbashi ist sicherlich das schillerndste Beispiel für die Geisterstädte und wurde in zig Beiträgen im Fernsehen thematisiert. Die Stadt wurde ab 2004 gebaut, nachdem dort 2000 Rohstoffvorkommen entdeckt wurden. Blöderweise wollte niemand dort hinziehen, auch wenn es die Investoren (i.W. von Lokalpolitikern ins Leben gerufene Investmentgesellschaften) gerne gehabt hätten. Auf die Idee, dorthin Unternehmen zu verlagern, kam man tatsächlich auch ohne Deine Hilfe.

Genützt hat es gleichwohl über etliche Jahre nur wenig. So oder so: wie man an den Zeitangaben sieht, war die Stadt nicht ein Teil eines Konjunkturprogrammes, sondern vielmehr Auswuchs des Immobilienbooms.

Inzwischen, so geben es einige Quellen wieder, wohnen dort doch schon gut 150.000 Menschen, auch wenn dort eigentlich 300.000 Menschen leben sollte.

Natürlich können wir uns jetzt noch mit anderen Städten und Stadtteilen beschäftigen, die Du mit Geisterstädten bezeichnet hast, aber das Ergebnis wird wahrscheinlich in allen Fällen das gleiche sein: die Städte und Stadteile sind in Angriff genommen worden als der Immobilienboom noch in vollem Gange war.

Das ist übrigens eine typische Entwicklung, für die wir gar nicht erst nach China schauen müssen; so gab es das in den USA und Spanien auf dem Höhepunkt des Immobilienbooms 2007 auch und wenn der Staat seine Finger mal im Spiel hatte, dann weil er ein Stück vom Kuchen abhaben wollte.

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Wie wäre es wenn Du die Links die ich nenne mal lesen würdest? China plant den Bau weiterer Geisterstädte - obwohl massenweise Städte leer stehen. Wenn das kein Konjunkturprogramm ist dann war die Abwrackprämie wohl auch keines…

Übrigens: Die EU beteiligt sich jetzt auch am Wirtschaftskrieg gegen China: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eu-verhaengt-strafzoelle-gegen-china-15424201.html

Trump macht Stimmung gegen China und läßt diesen Worten auch Taten folgen - und die EU macht einfach mit… Ob dies nun gerechtfertigt ist oder nicht ist eine andere Frage. Diese Massnahme zum jetztigen Zeitpunkt zeigt eindeutig dass die EU den USA hörig zu sein scheint.

Herrgott, selbst wenn man es nicht weiß: in dem Artikel steht doch sogar, daß das Verfahren bereits 2016 eingeleitet wurde. Mit Trump hat das also nichts zu tun. Und daß Strafzölle erhoben werden, ist auch nichts neues. China ist da auch ein beliebtes „Opfer“, weil die gerne mal unter Produktionskosten verkaufen (sog. Dumping). So gibt bzw. gab es Strafzölle auf chinesische Solarmodule, chinesische Fahrräder und chinesisches Porzellan.

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Ja, das ist weder der erste noch der einzige AD-Zoll der EU… Das schrieb ich aber schon ganz zu Anfang.
Um im Fall der „Strafzölle“ (ich bekomme jedesmal Plaque, wenn ich das lese) mitreden zu können, sollte man aber wenigstens rudimentär Ahnung haben. Aber es ist natürlich einfacher, die Sauen „Strafzoll“ und „Trump“ durch die Medien zu prügeln…

Gruss,
Little.

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Genau.

Und damit der TE sich mal einen Überblick verschaffen kann… hier sind die aktuell gültigen AD-Zölle aufgelistet: https://www.hk24.de/blob/hhihk24/produktmarken/beratung-service/international/hanseat_antidumpingregister/1167016/ac0d4152b1bbf8e93aff9f44ff42649b/antidumping-data.pdf
Sind nicht viele, die Tabelle hat nur 353 Seiten…

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Wie gesagt - ob das gerechtfertigt ist ist eine andere Debatte. Ich bin kein großer Fan der chinesischen Führung - deshalb würde ich sehr viele Massnahmen gegen diese für gerechtfertigt halten. Was mich stört ist das Timing. Ein Verfahren einleiten und Taten folgen lassen sind (vor allem in der EU) zwei paar Schuhe.

Dass sich die EU jetzt entschließt Massnahmen zu ergreifen signalisiert China dass man das Chinabashing von Trump unterstützt - dazu zündelt man an einem Pulverfass denn China ist wirtschaftlich und sozial auf ziemlich wackeligen Beinen. Dass China im Falle einer Rezession die Weltwirtschaft mit in die Tiefe reißt dürfte keine Überraschung sein.

Bevor du so etwas postet, solltest du dich bitte einmal mit dem Thema Anti-Dumping beschäftigen. Da merkst du dann schnell, das du dich mit deiner Argumentation in Bezug auf diese Zölle ziemlich auf dem Holzweg befindest. Es gibt derartige Zölle schon seit langem und die fallen auch nicht über Nacht vom Himmel!!

Die momentane Medienpräsenz der ad Zölle ist bullshit und zeichnet sich lediglich durch das weglassen diverser, nicht in die Argumentation, passender Fakten aus.

Wenn dich ernsthaft interessiert, was bei einem Zusammenbruch mit gleichzeitigem Protektionismus und Zollerhöhung passiert, kannst du nach der Wirtschaftslage 1929 suchen

Klar, allgemein sind Zölle gerechtfertigt - mich stört eben das Timing und die politische Botschaft die damit an China gesendet wird. Man hätte beim ersten Verstoß gegen Handelsregeln sofort mit harten Massnahmen reagieren müssen - aber das wurde kaum gemacht. Dumping ist schwer zu beweisen und die Antidumpingzölle waren meist viel zu gering um eine abschreckende Wirkung auf andere Produzenten zu haben. Jetzt, nachdem die USA den ersten Schritt gemacht haben, kommt die EU plötzlich auf die Idee China auch mit zu provozieren.

Das ist wie beim Irakkrieg: Jahrzehntelang hat sich niemand für die dortige Menschenrechtslage unter Saddam Hussein interessiert und plötzlich war es ein Kriegsgrund…

Nein, genauso ist es nicht!!! Um ein AD-Verfahren in der EU anzustrengen braucht es innergemeinschaftliche Hersteller, die sich beschweren. Mit Nachweisen zum Dumping. Dann können die Importeure Stellung nehmen… Die EI Kommission macht vom allein nichts. Übrigens würde das doch recht restriktive Ad Recht vor kurzem durch ein Urteil des EU Finanzgerichts ordentlich aufgeweicht…

Ich wiederhole mich: beschäftigte dich mal mit der Materie, dann können wir weiterreden…