Krieg zwischen Natomitgliedern

Hallo zusammen,

wo bekomme ich eine gesichter Auskunft zu folgendem hypothetischen Fall:

Angenommen die Türkei würde Griechenland angreifen. Was passiert dann? Muss die Nato zu Gunsten Griechenlands eingreifen oder ist das lediglich eine Angelegenheit der beiden Kontrahenten?

In einer Diskussion wurde behauptet, Griechenland habe deswegen so viele Waffen gekauft, um sich vor einem Angriff der Türkei zu schützen. Obwohl beide Mitglieder der Nato seinen, würde die Nato nicht eingreifen. Der Bündniusfall für die Nato würde nur eintreten, wenn ein Natomitglied von einem Nicht-Natomitglied angegriffen würde.

Für Eure Antworten vielen Dank im voraus.

LG
Malu

Hallo!

wo bekomme ich eine gesichte Auskunft zu folgendem
hypothetischen Fall:

Nirgends!

Angenommen die Türkei würde Griechenland angreifen. Was
passiert dann?

Das passiert nicht, weil niemand einen Nutzen davon hätte. Es passiert auch deshalb nicht, weil Griechenland EU-Mitglied ist und die Türkei gerne EU-Mitglied werden möchte.

In einer Diskussion wurde behauptet, Griechenland habe
deswegen so viele Waffen gekauft, um sich vor einem Angriff
der Türkei zu schützen.

Der GAU für Militärs nebst etlicher daran hängender Dientleister und Hersteller ist ein Zustand ohne Bedrohung. Wenn es keine Bedrohung gibt, muss man eben ein Bedrohungsszenario an die Wand malen. Andernfalls könnten Bürger und Politik auf die Idee kommen, dass man den teuren Zirkus gar nicht braucht.

Gruß
Wolfgang

Hallo Malu,

wo bekomme ich eine gesichter Auskunft zu folgendem
hypothetischen Fall:

Letztlich nirgendwo. ‚Gesicherte Auskünfte‘ über solche Fälle
gibt es genausowenig wie über alle andere Orakelfragen.

Angenommen die Türkei würde Griechenland angreifen.

In den letzten 200 Jahren hat immer Griechenland die Türkei
angegriffen bzw. die Türkei musste (wie in Zypern) interve-
nieren um einen Genozid durch Griechen an Türken zu stoppen.
Daher stellt sich deine Grundfrage für mich eher umgekehrt.

Was passiert dann? Muss die Nato zu Gunsten Griechenlands
eingreifen oder ist das lediglich eine Angelegenheit der
beiden Kontrahenten?

Es gab dort seit dem letzten Weltkrieg mehrmals innenpolitisch
motiviertes Säbelrasseln bis zu kleinen Gefechten. Das endete
immer schlagartig wenn die die USA husteten. Ein ‚richtiger
Krieg‘ macht zwischen beiden ohnehin heute kaum Sinn, da beide
finanziell von Europa und militärisch von den USA abhängig sind.

Griechenland hat kein Heer um in Anatolien einzumarschieren und
die Türkei nicht die Flotte um die Ägäis zu kontrollieren. Dadurch
ist das Niveau zum Glück relativ beschränkt auf Luftkämpfe und
Sandkastenspiele in Thrakien.

In einer Diskussion wurde behauptet, Griechenland habe deswegen
so viele Waffen gekauft, um sich vor einem Angriff der Türkei zu
schützen.

Naja … diese Sicht erscheint mir äußerst einseitig bis lachhaft.
Richtig ist, dass die Griechische Armee im Wesentlichen gegen den
früheren Warschauer Pakt aufgestellt ist und dazu zur Verteidigung
der widerrechtlich entgegen dem Frieden nach dem Krieg 1922 besetzten
Inseln.

MMn haben die Griechen nach 2000 Jahren fremder Besatzung ihres
Landes Komplexe und insbesondere der Krieg von 1920/22 und seinen
Folgen werden bei den Griechen etwa so inbrünstig wiedergekäut wie
Ostern und Weihnachten zusammen hier in Deutschland begangen werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Griechisch-T%C3%BCrkisc…

Obwohl beide Mitglieder der Nato seinen, würde die Nato nicht
eingreifen.

Vor dem Zerfall des Warschauer Paktes hätte jeder bewaffnete
Konflikt von Griechenland und der Türkei den Zusamenbruch der
NATO-Südflanke bedeutet und daher hat die NATO dort dutzendweise
eingegriffen und beide Seiten zum Frieden ‚überredet‘.

Dabei war das Säbelrasseln allerdings auch immer ein gutes Mittel
um mehr Militärhilfen von den anderen NATO-Staaten zu erpressen :wink:

Der Bündnisfall für die Nato würde nur eintreten, wenn ein
Natomitglied von einem Nicht-Natomitglied angegriffen würde.

Grundfalsch. Der Bündnisfall tritt dann ein, wenn der NATOrat dies
auf Antrag eines Mitgliedes beschliesst. Das ist etwas wie mit dem
Tor beim Fussball: Das ist eines wenn der Schiedsrichter pfeifft.

In der Zeit bis die Türkei oder Griechenland so einen Antrag stellen
könnten, würden deren Regierungen schon von Dutzenden Diplomaten die
Türen eingerannt und man würde ihnen die Daumenschrauben anlegen und
sie schnell und diskret zum Frieden zwingen oder sie kaufen.

Daher wird der Bündnisfall nicht eintreten und die ganze Diskussion
ist bestenfalls eine akademische Übung.

Viele Grüße

Jake

Hallo,
vielleicht habe ich mich zu ungenau ausgedrückt, da ich meine Frage am hypothetischen Fall Griechenland/ Türkei aufgehängt habe. Ich hätte auch zwei andere Länder der Nato nennen können. Mir geht es lediglich um die Frage, ob die Nato ( nach bestimmten Regularien ) nur tätig wird, wenn ein Natomitgliedsstaat von einem Nicht-Natomitgliedsstaat angegriffen wird oder ob die Nato auch dann tätig werden würde, wenn ein Natomitgliedsstaat von einem anderen Natomitgliedsstaat angegriffen werden würde. Das muss ja in den Statuten der Nato festgelegt sein. Insofern muss es doch irgendwo eine gesicherte Auskunft darüber geben.
Ich bin nur in der Diskussion mit einem Griechen über dessen Begründung für die enormen griechischen Waffenkäufe ( gegen die Türken ) auf diese Frage gestoßen.

LG
Malu

Hallo Malu,

Mir geht es lediglich um die Frage, ob die Nato ( nach
bestimmten Regularien ) nur tätig wird, wenn ein
Natomitgliedsstaat von einem Nicht-Natomitgliedsstaat
angegriffen wird oder ob die Nato auch dann tätig werden
würde, wenn ein Natomitgliedsstaat von einem anderen
Natomitgliedsstaat angegriffen werden würde.

Die NATO versteht sich als Verteidigungsbündnis der Staaten
der ‚westlichen Welt‘ und geht davon aus, dass ein Krieg
zwischen diesen Demokratien allein schon durch Staatsform
und Wertegemeinschaft völlig ausgeschlossen ist und für
diesen Fall keine Regelung notwendig ist.

Dazu kommt, dass bis 1990 jedes NATO-Mitglied soviel Angst vor
einer Invasion der Roten Armee hatte, dass man ‚Bruderkriege‘
tunlichst unterlassen hat … ausser in den beiden von dir
genannten orientalischen Despotien, die zwar in der NATO sind
aber beide wohl doch keinen funktionierenden demokratischen
Staat und keine tiefergehende Teilhabe an unseren Werten haben.

Ich bin nur in der Diskussion mit einem Griechen über dessen
Begründung für die enormen griechischen Waffenkäufe ( gegen
die Türken ) auf diese Frage gestoßen.

Der Türkenhass in Griechenland geht soweit, dass selbst die in
Nordwestgriechenland an der jugoslawischen Grenze stehenden
Kampfverbände innenpolitisch (!) mit der Abwehr der Türkei
begründet wurden … *kopfschüttel*

Viele Grüße

Jake

Hallo,

nur am Rande:

Griechenland = orientialische Despotie? Wohl weniger.

Türkei, meinethalben Orient, aber keine Despotie.

Siehe auch:

http://de.wikipedia.org/wiki/Orient

http://de.wikipedia.org/wiki/Despotie

Grüße

godam

Hallo,

In den letzten 200 Jahren hat immer Griechenland die Türkei
angegriffen bzw. die Türkei musste (wie in Zypern) interve-
nieren um einen Genozid durch Griechen an Türken zu stoppen
.

eine Ansicht, mit der die Türken in der Welt allein dastehen.

Man beachte in diesem Zusammenhang auch die zahlreichen UN Resolution hierzu, die völkerrechtlich ja nicht völlig ohne Belang sein dürften.

Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichtsf%C3%A4lschung

S.J.

In einer Diskussion wurde behauptet, Griechenland habe
deswegen so viele Waffen gekauft, um sich vor einem Angriff
der Türkei zu schützen.

Ist auch logisch.

Vielleicht folgendes Gedankenspiel…
Was würden wir tun, wenn wir einen muslimischen Nachbarn hätten, der mind. 7x mehr Bevölkerung und ne mind. 3x so große Armee wie wir und die zweitgrößte in der NATO hätte? Und wenn der Nachbar mit dem Säbel rasselt, deinen Luftraum täglich verletzt und dazu noch Sylt für sich beansprucht?

Wir würden uns schützen wollen.

Servus,

meines Erachtens geht eine Aktion der Nato nur, wenn der „Bündnisfall“ ausgelöst wurde. Dieser ist in Art. 5 geregelt:

Zitat:
„Die Parteien vereinbaren, dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen wird; sie vereinbaren daher, dass im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten. Von jedem bewaffneten Angriff und allen daraufhin getroffenen Gegenmaßnahmen ist unverzüglich dem Sicherheitsrat Mitteilung zu machen. Die Maßnahmen sind einzustellen, sobald der Sicherheitsrat diejenigen Schritte unternommen hat, die notwendig sind, um den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit wiederherzustellen und zu erhalten.“

Der „Bruder-Angriff“ ist hierbei offensichtlich nicht vorgesehen und würde dementsprechend zu Problemen führen einen geschlossenen Einsatz der NATO auf der Seite einer der beiden Kriegsparteien herbeizuführen.

Eine denkbare Ausnahme wäre es - da im Art. 5 von „Angriff auf ein Mitgliedsland“ die Rede ist - bei einem eindeutigen Angreifer, diesen erst aus der NATO auszuschließen und dann den - zu Unrecht - Angegriffenen gemeinsam zu verteidigen.

In der Praxis würde aber jedes Land vermeiden, als eindeutiger Angreifer dazustehen (selbst Nazi-Deutschland brauchte damals die Legende vom polnischen Erstschlag), somit wäre es schwer für die NATO eindeutig Partei zu ergreifen und somit würde ein solcher Konflikt wahrscheinlich zu langen internen Beratungen, vielen Vetos und wenigen Handlungen der NATO-Länder führen.

Gruß,
Sax

Der Türkenhass in Griechenland geht soweit, dass selbst die in
Nordwestgriechenland an der jugoslawischen Grenze stehenden
Kampfverbände innenpolitisch (!) mit der Abwehr der Türkei
begründet wurden … *kopfschüttel*

Also da muss ich doch echt *kopfschüttel* über solche Aussagen.
Jugoslawien gibt es nicht mehr.
Das die Griechen das auch innepolitisch begründen kommt nicht von ungefähr… siehe

http://www.youtube.com/watch?v=i8q63Pu-1Ow

Im Nordwestgriechenland sichert die Armee auch die albanische und die mazedonische (FYROM-)Grenze. Das sind die Grenzen (neben der türkischen) wo die Illegalen nach Griechenland und Europa einreisen. Mittlerweilen sind es schon über eine Million die in Griechenland (in einem Land von zehn Millionen Einwohnern) leben.

Zum „Türkenhass“ der Griechen. Es gibt die Politik und die Menschen.
Die Griechen ware 400 Jahre lang unter türkischer Herrschaft. Das es da nicht freundlich zuging, versteht sich von selber. Und wozu das osmanischer Reich fähig war…

http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_…

Wenn du dich einen muslimischen Nachbarn gegenübersiehst, der mind. 7x mehr Bevölkerung und ne mind. 3x so große Armee hat wie du, ständig mit dem Säbel rasselt, deinen Luftraum täglich verletzt und deine Souverinität in Frage stellt…da könnte niemand ruhig schlafen. Griechenland befindet sich - auch mit den finanziellen Problemen - in einer sehr geschwächten Position.
Und die Türkei wollte schon immer die Macht in der Region.

Wie gesagt es gibt Politik und Menschen.
Den pauschalisierten „Türkenhass“ oder „Griechenhass“ zwischen den Vökern gibt es nicht.