Hallo,
die Beschreibungen eines syrischen Medizinstudenten in Damaskus werfen ein neues Licht über die Verhältnisse in Syrien und die Notwendigkeit einer Kriegsflucht bzw. eines Familiennachzugs:
Wie seine Nachbarschaft aussehe? Der Teenager geht vor die Tür und postet ein Bild aus seiner Straße. Keines der Häuser ist zerstört, der Asphalt ist ohne Löcher. „Ich bin froh darüber, dass nicht jeder Zentimeter des Landes so aussieht, wie es in den Medien gezeigt wird“…
„Ist ein normales Leben für dich dort möglich?“, will ein deutscher Nutzer aus Hamburg wissen. Der Syrer antwortet: „Ich lebe ein Teenager-Leben wie im Himmel.“ Ein paar Sätze weiter schreibt er jedoch: „Der einzige Unterschied ist, dass wir wegen der Bomben in bestimmte Gegenden nicht gehen dürfen.“
Er und seine Freunde seien viel auf Partys unterwegs - das ausgelassene Feiern sei eine Begleiterscheinung des Krieges.*…
Er und seine Familie seien gezwungen worden, ihr Haus zu verlassen und umzuziehen. Die meisten, die versucht hätten, ihr Haus zu verteidigen, seien nun tot. In der Hauptstadt sei der Krieg in manchen Vierteln aushaltbar, während weite Teile des Landes in Trümmern lägen.…
Warum er geblieben sei, will ein anderer wissen. Der junge Mann schreibt, dass er in Damaskus ein relativ gutes Leben habe und kein Flüchtling sein wolle. Er habe eine Privatschule besucht.…
Er persönlich glaube, dass viele Syrer nach dem Krieg wieder in ihre Heimat zurückkehren würden, da sie ihr Land so sehr liebten. Andere würden in Europa bleiben, weil sie sich dort ein besseres Leben erhofften. In einer anderen Antwort schreibt er scherzhaft: „Sorry für all die Flüchtlinge in Deutschland (die Arschlöcher unter ihnen) hahaha.“
Na gut, man darf sich nichts vormachen. Die Rebellen hatten nunmal einen Aufstand begonnen und Bomben fallen tatsächlich. Aber rechtfertigten die Verhältnisse eine vielleicht überdramatisierte Kriegsflucht-, Integrations- und Familiennachzugsdebatte, wie sie in den letzten Jahren stattfand? Zumindest bei den jetzigen Verhältnissen in Syrien?
Hat man vielleicht von den Verhältnissen vor Ort ein eher zu schwarzes Bild gemalt?
Und das ist ausgerechnet eins der Länder, wo man am ehesten von (noch bestehenden) Fluchtgründen ausgegangen wäre.
In anderen Fluchtländern machen wir Urlaub: Tunesien, Marokko.
Was meint Ihr dazu?
Gruß
rakete