Guten Morgen!
Putin ist so ein Tölpel!
Mag sein, interessiert mich aber nur am Rande.
Interessant, da Du ja deutsche Entscheidungsträger rundweg als dumm und tölpelhaft einstufst. Derjenige, der aber ganz offenkundig die Situation in der UKR auf völlig undiplomatischem Wege angeht, der interessiert Dich nicht? Ich finde, dass Putin durchaus mit dem höhergradigen Zerdeppern von Geschirr begonnen hat. Falls man der EU (und den beteiligten Deutschen) vorwerfen könne, aus eigenem politischen Interesse heraus die plötzlich entstandene Lage (Absetzung Janukowitschs) dummdreist genutzt zu haben und damit ein paar Teller zerdeppert zu haben, so hat Putin gleich mal den Geschirrschrank mit einem Baseballschläger malträtiert.
Putins Russland greift keinen Nato-Staat an, bedroht kein Land der EU und ist
an gedeihlichen Wirtschaftsbeziehungen interessiert.
Er agiert aber völkerrechtlich auf zumindest höchst zweifelhafte Art und destabilisiert eine Nachbarregion der EU und der NATO, anstatt sie in Zusammenarbeit mit den anderen zu stabilisieren.
Also alles in bester Ordnung und ich sehe nicht den geringsten
Anlaß für auch nur den leisesten Kommentar von Politikern der
USA. Es gibt auch keinen Anlaß für aufgeregte Reaktionen
unserer Politiker.
Da sehe ich aber genug Gründe für Kommentare und Reaktionen. Wir leben immerhin nicht mehr in der Ära des 19. Jhrh., in der es üblich war, sich zu nehmen was man wollte. Es gibt zudem etwas wie die UN-Charta. Und da sehe ich ebenfalls durchaus zumindest Erklärungsbedarf auf russischer Seite. In der UKR sehe ich aber auch Erklärungsbedarf über die Absetzung des Präsidenten und auch zum Status der Krim (gerade im Hinblick auf deren Selbstbestimmungsrecht).
Es ist eben nicht so einfach, daß Putin der Böse ist und eine vermeintlich :demokratische Entwicklung in der Ukraine verhindert.
Er ist aber auch nicht der Gute, der so eine Entwicklung unterstützt. Ich lehne die grassierende Schwarz-Weiss-Sicht der Mehrheit „des Westens“ ab, kann aber Deine Aufforderung die Ereignisse in der Krim politisch zu ignorieren auch nicht nachvollziehen und schon gar nicht gutheißen.
Vielmehr haben alle in der Ukraine agierenden Parteien in der
Wahl ihrer Mittel Dreck am Stecken, wobei sich die eine Seite
aus Moskau Unterstützung erhofft und die andere Seite
versucht, das westliche Lager für sich zu instrumentalisieren.
Da stimme ich durchaus zu. Wobei es sicher genug Kleinparteien gibt, für die das nicht zutrifft. Nur spielt deren Sicht aktuell offenbar keine Rolle.
Die Amis nehmen die Gelegenheit gerne wahr - immerhin kann man
Herrn Putin eins auswischen - und die eigene Einflußsphäre
vergrößern.
Vor allem kann man einen Keil zwischen RUS und die EU treiben, was beide schwächt. Den die eigentlich überwiegend guten Beziehungen in Eurasien wurden schon immer mit Argwohn (gerade der Republikaner) betrachtet. Andererseits weiss man in der aktuellen US-Adminstration durchaus, dass man auf RUS angewiesen ist, wenn es um Bedeutenderes geht. Dies wären aktuell der Iran und Syrien. Längerfristig auch Nordkorea.
Unsere Damen und Herren stoßen ins gleiche Horn,
wo sie besser die Klappe hielten.
Nein, sie stossen nicht ins gleiche Horn. Es gab gerade von unseren Damen und Herren wiederholte Versuche, die RUS auf diplomatischem Wege zu erreichen und sie „an den Tisch“ zu holen. Aber es gibt auch in der EU die Gegenkräfte (z.B. baltische Länder, Polen, Ungarn), an denen D nicht vorbeikommt. Die EU hält die Tür nach wie vor offen, aber RUS reagiert bislang nicht.
Den Interessen dieses
Landes, seiner Menschen und seiner Wirtschaft dient das alles
nicht. Im Gegenteil wird Sand in ein bis dahin immer runder
laufendes Getriebe aus Wirtschaftsbeziehungen geworfen.
Immer sicher nicht. Aber in den letzten 2 Jahrzehnten überwiegend.
Die Aufgabe von Merkel, Steinmeier & Co. besteht darin,
Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, seinen Nutzen zu mehren
und für stabilen Frieden zu sorgen. Statt diesen Job zu
machen, nehmen sie Partei für eine von mehreren mehr oder
weniger fragwürdigen Gruppierungen in der Ukraine. Es handelt
sich um eine innere Angelegenheit der Ukraine. Es bleibt auch
dann noch eine Angelegenheit der Ukraine, wenn die Bevölkerung
der Krim irgendeine Abstimmung veranstaltet.
Und diese inneren Angelegenheiten haben eine Außenwirkung, die nicht verleugnet werden kann. Es ist einfach nicht möglich, die Vorgänge in der UKR einfach zu ignorieren. Alle umliegenden Länder/Institutionen sind mitbetroffen. Der Kardinalfehler der EU oder der deutschen Regierung war es, die Übergangsregierung in Kiew sofort anzuerkennen, anstatt diese dazu zu zwingen, einen runden Tisch unter Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen in der UKR zu bilden. Unter der „Schirmherrschaft“ der EU und RUS.
Deiner Analyse des inneren Zustands der UKR stimme ich explizit zu.
Eine moralische Berechtigung (…) der Einmischung in
die Angelegenheiten der Ukraine hat allenfalls Putin, seit die
russischsprachige Bevölkerung unter Repressalien zu leiden hat.
Welche Rep. wären das denn?
Zu den Hauptakteuren der ukrainischen Innenpol. stimme ich ebenfalls zu.
Unsere Politiker haben nun nichts Besseres zu tun, sich mit
einigen der Banditenclubs zu solidarisieren. Aber nicht etwa,
weil man erwartet, die Clubs würden der Ukraine nützen,
sondern weil sie sich auf Konfrontationskurs mit Herrn Putin
befinden. Diese Vorgehensweise ist wohl die größtmögliche
Eselei beim Umgang mit der Situation.
Die Politiker (als Teil der EU) haben in Zusammenarbeit und Einklang mit Russland am Vorabend der Absetzung von J. eine Vertragsaushandlung zustande gebracht, die leider vom ukrainischen Parlament in Kiew gebrochen wurde, bevor die Tinte getrocknet war. Dann haben sie den weiter oben erwähnten Kardinalfehler begangen. Und Putin hat leider seinerseits einen Kardinalfehler noch größeren Ausmasses oben draufgesetzt.
Sinnvoll (für alle Beteiligten) wäre die hier skizzierte Konfliktlösung: http://www.cwipperfuerth.de/
Gruß
vdmaster