Gastgeberin veranstaltet Gemetzel unter ihren Gästen, nachdem sie sie mit Wein, der nicht aus der Flasche wollte, ganz gaga gemacht haben. Inspector Jonathan Thornton kommt und findet die Truppe auf dem Küchenboden. Hören wir nun seinen Bericht:
Der Anblick der Leichen war grauenerregend. Sie schwammen in ihrem Blute, das sich durch die Fugen des gefliesten Küchenbodens einen Weg bahnte. Die lagen teils übereinander, hatten die Beine von sich
gestreckt und wirkten, wenn nicht die rote Pfütze gewesen wäre, eher so, als hätten sie sich totgelacht. Mein Sergeant sichtete die Papiere der Toten. Es handelte sich um MrsData und eine gewisse Christa, die noch im
Tode Herrn Aprilfisch ihre einst lachenden Gesichter zugewandt hatten. Alle Leichen waren vollständig bekleidet.
Nur die Bänder von Ann da Cávas Schürze waren offen. Ganz so, als wäre sie soeben in die Küche geeilt und hätte nicht mehr die Zeit gefunden, den Kittel richtig anzulegen. Die gestärkte Schürze hatte ihrer Trägerin zu Lebzeiten stets ein adrettes Aussehen verliehen. Jetzt wirkte auch sie tot und steif wie dieses Kleidungsstück.
Was war passiert? Wurde die arme Frau von dem grausamen Trio in den Tod getrieben? Und wie waren dann die zu Tode gekommen? Wie passte das alles zusammen?
Ich wusste es nicht.
Noch nicht.
Nur so viel sah ich: Vier Menschen weilten nicht mehr unter uns. Und ich, Detective Chief Inspector Jonathan Thornton musste herausfinden, wer dafür die Verantwortung trug.
Ich mochte nicht genauer hinsehen. Selbst nach Jahren der Erfahrung mit grauenhaftesten Verbrechen ist mir der Anblick toter Menschen noch immer zuwider. Gegen Orte, an denen Leichen aufgefunden wurden, empfinde
eine tiefe Abscheu, gegen Unfallfahrzeuge und Mordwaffen ebenso, ja selbst gegen die Verstorbenen selbst. Diese Abneigung wurde oft noch verstärkt, wenn ich die Lebenden bereits gekannt und geschätzt hatte.
Wie zum Beispiel Ann da Cáva. Doch davon später.
Was für eine Unordnung Verstorbene oft noch im Tode anrichteten! Ann hatte anscheinend eine Flasche mit zu Boden gerissen. Dort war sie zerschellt. Die Scherben waren in der gesamten Küche verteilt.
Ich betrachtete das Unglück etwas näher und trat einen Schritt auf die rundliche tote Gestalt zu. Das immer noch volle, brünette Haar umrahmte stets sorgfältig frisiert ihr rundes Gesicht. Jetzt war die Haartracht nicht nur in Auflösung begriffen, sondern merkwürdig dekoriert mit … ?
Vorsichtig kniete ich mich nieder: Das war gar kein Blut! Mein Ekel schlug plötzlich in Interesse um. Ich wedelte mit meiner Hand, um den Geruch der roten Flüssigkeit einzufangen und sah erstaunt auf. Dann stippte dann meinen Finger in die Lache am Boden und kostete.
„Sir!“
Mein neuer Assistent John Strongfellow kreischte vor Entsetzen. Das rote Haar, das den schmächtigen Detective Sergeant üblicherweise wie eine Flamme umloderte, schien nun steif von seinem Kopf abzustehen.
Bevor ich mich ihm zuwandte, wollte ich sicher gehen und tunkte meinen Finger ein zweites Mal ein, um ihn dann zum Mund zu führen. Tatsächlich! Das war sie, diese köstliche dunkle, fruchtigsüße Götterspeise!
„Probieren Sie, Strongfellow“, ermunterte ich meinen Assistenten. „Es ist Red Groosel*.“
„Red was?“
„Red Groosel! Nach einem Rezept von Ann da Cávas Freundin Mabel, die es wiederum von ihrer deutschen Nichte hatte.“ Seltsam war nur, Ann in dieser Köstlichkeit schwimmend vorzufinden. Mabel hütete nämlich das
Rezept wie den Kronschatz.
…
Fortsetzung folgt irgendwann mal. Oder schreibt sie selbst fertig, was ich begrüßen würde
*Red Groosel = rote Götterspeise/Rote Grütze. Thornton kann aber „Rote Grütze“ nicht aussprechen und „Götterspeise“ klingt ihm zu blasphemisch.
[Anmerkung www Team: auf Wunsch von „Plauderei“ in „Lesen und Schreiben“ verschoben]