Der Artikel in der Abendzeitung ist natürlich darauf ausgerichtet, die Message des CSU-Innenministers zu transportieren und zeitgleich gezielt die AfD anzugehen. Der CSU-Innenminister seinerseits will „beweisen“, dass er als Lands"oberbulle" die Kriminalitätsentwicklung im Griff hat. Denn alles andere würde den Alleinherrschaftsanspruch der CSU gefährden. Die Zeiten von 50+ sind vorbei und Koalitionspartner allemal sehr lästig, da es entweder die SPD oder die FW sein müssten. Der Rest ist zu rechts oder zu grünlinks.
Die AfD hingegen trat im Herbst 2013 nicht an, steht mit Werten zwischen 8 und 9% relativ gut da und würde sicher sehr gerne nicht wieder auf 7 abrutschen. Nun haben sie es mit der CSU zu tun, die selbst bereits u.a. das Feld innere Sicherheit stark belegt. Daher wird in populistischer Attitüde kräftig auf die Pauke gehauen und die Lage möglichst negativ dargestellt.
Entscheiden ist doch, was der Bürger als bedrohlich ansieht. Den wird die Steuerstraftat mit 500 Euro Schaden (für die Allgemeinkasse) wenig in Wallung versetzen. Auch die Anzahl u. U. ansteigender Zahlen aufgegriffener Schwarzfahrer oder aufgeflogene Kiffer mit 5g Dope in der Tasche treibt ihn nicht um.
Bei gestohlenem Eigentum wird es für den Bürger schon problematischer. Die eigene, nicht fußgefesselte, aber überraschend abgängige Einkaufstasche aus dem soeben absolvierten Supermarkteinkauf oder der alltägliche Ladendiebstahl sind noch (auf Dauer) unteres Erregungsniveau. Ein Fahrraddiebstahl wird schon schmerzhaft. Ein aufgebrochenes Auto bei fehlendem Versicherungsschutz zur kleinen Katastrophe. Bei Wohnungseinbrüchen geht es direkt ans Leder und die Alarmglocken bimmeln. Auch wenn es nur vermehrt Einbrüche in der Nachbarschaft, bei Verwandten oder Bekannten gibt. Aber richtig angesäuert und auch verunsichert wird er bei Gewaltkriminalität reagieren. Von der einigermaßen gläubwürdigen Garantie, dass wir in Sicherheit leben, profitiert die Gesellschaft insgesamt. Schlägereien, Messerstechereien, Mord und Totschlag sind dem absolut abträglich. Und jede Steigerung ist ein Schritt in Richtung Zusammenbruch der Gesellschaft, in Richtung failed state.
Mit Zahlen der Allgemeinkriminalität zu hantieren, ist IMHO der bewusste Versuch, alles schön in Watte zu packen. Man muss den Zeitraum nur lange genug wählen, um den Eindruck von Ruhe und Ordnung (im sicherheitsrelevanten Sinne) zu verbreiten. Auch die Häufigkeitszahlen hier ins Feld zu bringen sind Ablenkung durch Verwendung einer unbrauchbaren Perspektive, die alles vermischt.
Ich finde, dass es einen enormen Unterschied macht, ob eine (rein hypothetische) Häufigkeitszahl von 4000 Straftaten auf 100.000 Einwohner sich zu 99,9% aus Schwarzfahren und 0,1% Straftaten gegen das Leben speist, oder ob die Gewichtung genau anders herum ist. Ja, ich überspitze bewusst, um den springenden Punkt unmissverständlich darzulegen.
Schaut man sich nun die bay(e)rische PKS 2016 an, so werfe man einen Blick auf Seite 27 im PDF-Reader (S. 25 im Dokument). Die Steigerungsraten in Sachen Gewaltkriminalität 2015/16 dürften für sich selbst sprechen.
Gruß
vdmaster