'Kritik' an Montessoripädagogik?

Hallo zusammen!
Ausgehend von einer Diskussion in einem Pädagogikseminar, die nicht wirklich fruchtbar war, würde ich Euch gerne fragen, ob es Eures Erachtens irgendetwas gibt, was man an Montessoripädagogik bemängeln könnte.
Ich bin beispielsweise in der Luft zerfetzt worden, weil ich allen Ernstes behauptet habe, dass sich diese Art von Pädagogik in der Oberstufe nicht umsetzen lässt. (… beim momentanen Bildungssystem, um politisch korrekt zu sein. :wink:)
Ich muss aber - um ehrlich zu sein - sagen, dass es mich grundsätzlich nervt, wenn alle um mich herum etwas uneingeschränkt toll finden, huldigen, anpreisen usw… ging mir schon bei Harry Potter so. :wink:
Also… hat Montessoripädagogik tatsächlich auch eine „schlechte“ Seite??

Sollte es einen solchen Artikel schon geben, entschulduge ich mich und bitte darum, ignoriert zu werden… :smile:

Grüße
Chrisi

du musst ein halbes genie sein, um das umzusetzen.

ich kenne mich damit nicht aus. ich habe mir nur den wikipedia-artikel durchgelesen und finde, dass das alles ein wenig zu schoen klingt - ein wenig wie die oase in der wueste.
teile davon sind sicher umsetzbar, aber es tut mir leid-ich werde bei aller begeisterung fuer hamlet nie mit freude eine szene von faust in den kopf bekommen. und erst recht nicht faust2.
ein satz bei wiki lautete, „das kind koenne sich seine partner, also gruppenpartner, mit denen es arbeiten will, selbst aussuchen.“ das ist der realitaet fern. du musst mit menschen zurechtkommen, die dir unsympathisch sind.
„das kind koenne sich sogar selbst aussuchen, woran es arbeiten moechte.“ das kann ganz schoen in die hose gehen. das kind muss lernen, auch arbeit zu verrichten, die im ersten moment keine freude macht und sich die freude an der arbeit „hermotivieren“.
„eine umgebung, die dem kind angepasst ist und wo es sich voll entfalten kann“
wo kommen wir da hin??? seit wann passt sich die umgebung dem einzelnen an???was ist das fuer ein bloedsinn.
meines erachtens entweder bei wikipedia falsch ausgedrueckt, ich falsch verstanden oder aber traumwelt wie die oase in der wueste.

klingt stark nach einzelunterricht - und nicht 30mann auf 40 qm.

mfg:smile:
rene

Hallo Christine,

Ohne weiter auf das inhaltliche Konzept einzugehen, denn damit habe ich mich ehlich gesagt noch nicht weiter beschäftigt, möchte ich mal auf den finanziellen Aspekt eingehen: die homepage des Monressori-Kindergartens hier um die Ecke gibt an, dass eine einmalige Gebühr
( auch „einmaliger Baustein“ genannt )von Euro 550.- verlangt wird. Der monatliche Beitrag beträgt Euro 150.- - 186.-.
Das ist im Vergleich zu städtischen bzw kirchlichen Kindergärten teurer. Sollte man auch in Betracht ziehen.

LG Caroline

Nachtrag
da fällt mir noch was ein. Auf der homepage stand auch noch, dass man Mitglied im Montessori Pädagogik eV sein muss. Die Höhe des Mitgliedsbeitrags kann ich dir nicht nennen. War nicht angegeben.

LG Caroline

Hallo Christine,

über diese Schule http://www.montessori-bonn.de/ habe ich mal einen Bericht gesehen.
Es war kein Bericht der nur die positiven Seiten beleuchtete, nur je mehr das Fernsehteam nach negativen Aspekten suchte umso weniger fanden sie.

Auch bei Nachfragen in den weiteren Regelschulen gab es keine negativen Kommentare. Zwar taten sich einige wenige Kinder mit der Umstellung etwas schwer weil die Athmosphäre an normalen Schulen halt „kälter“ ist aber sie überwinden dies meist recht schnell.
Auch wurden Aussagen von ehemaligen Schülern (die Schule besteht seit 1966) mit eingebunden und alle waren durchweg positiv. So positiv das einige die mittlerweile Eltern geworden waren extra in den Einzugsbereich der Schule gezogen sind damit ihre Kinder diese Schulform erhalten können.

Ich selbst habe mal einen Montessori Kindergarten besucht in Husum und war äusserst überrascht wie lebendig aber doch ruhig es in einen solchem Kindergarten zugeht. Wir haben damals auch das Gespräch mit Eltern gesucht die ihre Kinder gerade abholten und auch diese waren sehr angetan, während andere Kinder (Freunde die im normalen Kiga waren) sich am liebsten berieseln ließen und Programm brauchten waren die Montessorikinder viel selbstständiger und Ideenreicher.

Im Gespräch mit der leiterin dieser Einrichtung fragten wir natürlich auch wie es sich denn später mit dem Wechsel zur Schule verhält. Daraufhin bekamen wir die Auskunft das der Rektor selbst sehr begeistert ist von der Selbstständigkeit der Monte-Kinder und feststellte das diese auch eine sehr positive Wirkung auf den Unterricht hatten. Sie fragten mehr und waren interessierter.
Im übrigen hat er seine eigenen Kinder auch in diesem Kiga untergebracht und hatte damals angedacht die Grundschule auch auf die Pädagogik von Montessori umzustellen, ob er es geschafft hat weiß ich allerdings nicht.

Mach dir halt in solchen Einrichtungen selbst ein Bild davon, hätte ich soeine Einrichtung oder Schule hier in meiner Nähe gehabt ich hätte meine Kinder dorthin geschickt.

Schöne Grüße
Andrea

Hi!

Im Gespräch mit der leiterin dieser Einrichtung fragten wir
natürlich auch wie es sich denn später mit dem Wechsel zur
Schule verhält. Daraufhin bekamen wir die Auskunft das der
Rektor selbst sehr begeistert ist von der Selbstständigkeit
der Monte-Kinder und feststellte das diese auch eine sehr
positive Wirkung auf den Unterricht hatten. Sie fragten mehr
und waren interessierter.

Und grade das macht sie zu idealen Mobbing-Opfern. Wobei die Chance dadurch evtl. verringert wird, wenn mehrere Kinder aus dem Montessori Kindergarten auf die selbe Schule und in die selbe Klasse gehen.

Durch diese Erziehung werden sie halt anders, und anders ist für den Umgang mit anderen Kindern schlecht, da tritt Neid auf, und Kinder können unglaublich grausam sein.

Nichts destotrotz empfinde ich die Montesorri Methoden als sehr empfehlenswert, wir haben auch einen solchen Kindergarten in der Nähe von dem was ich gesehen habe fühlen sich die Kinder sehr wohl. Leider gibt es hier nur den einen und die Kinder verteilen sich auf mehrere Schulen und Klassen. Einige von ihnen haben es sehr schwer, dem kann aber vorgebeugt werden indem sie schon früh z.B. Tai Chi oder Karatekurse besuchen (natürlich nicht, damit sie andere verprügeln (darf man nach Ehrenkodex übrigens auch gar nicht), sondern weil es Selbstbewusstsein und Sicherheit aufbaut). Das erscheint mir persönlich in meiner bescheiden subjektiven Meinung eine schön Ergänzung zu dieser Erziehung.

Wie gut sich Montessori Kinder also integrieren hängt auch von dem Umfeld ab. Es ist ein Unterschied ob die Kinder die anderen von Montessori „gewöhnt“ sind oder ob diese eine Rarität sind und somit ausgegrenzt werden können.

lg
Kate

Hallo,

mein Sohn ist in einem Montessori Kindergarten und wir sind sehr
zufrieden. Die Kinder lernen verantwortungsvoll und selbstbewusst zu
handeln, werden wie Menschen und nicht wie „dumme kleine Kinder“
behandelt. Wird ein Material zum Spielen ausgesucht, dann wird es von
dem Kind hinterher auch wieder weggeräumt bevor es etwas Neues
beginnt - das setzt sich zu Hause zu meiner Freude fort und das
Kinderzimmer ist immer wunderbar aufgeräumt! Sie decken selber den
Tisch und waschen hinterher selber ab. Jedes Kind wird als Individuum
betrachtet und einzeln nach Begabung gefördert. Ich zahle dafür nicht
mehr an Kitakosten, als ich es für eine Städtische Kita oder
Kinderladen bezahlen würde. Die Kosten, gehen nach Tabelle vom Senat
und wird ganz normal bezuschusst (nach Einkommen der Eltern).

Ursprünglich ist diese Form der Pädagogik für die Grundschule
gedacht. Die Kinder werden in ihrer natürlichen Negier und Motivation
zu lernen gefördert. Wie es in der Oberstufe aussieht, kann ich
leider nicht sagen - ich sehe durchaus ein Problem in dieser Phase
und die heißt: Pubertät. Alsonsten, kann ich nur sagen, dass ein
selbstbestimmtes Handeln auch für Erwachsene ein positives
Selbstgefühl bewirkt.

Viele Grüße
Chili

Hallo Kate,

sprichst Du hier von den Wechsel von dem Kindergarten in die
Grundschule oder von der Grundschule in die Oberstufe? Die Frage
lautete ja wie sich Montessoripädagogik in der Oberstufe umsetzen
lässt und welche Problematiken dort auftreten können.

Einen körperlichen Ausgleich zu einem eventuellen gesitigen Vorsprung
den Mitschülern gegenüber ist sicher immer gut, aber das ist ja genau
das, worauf bei Montessori besonderen Wert gelegt wird: die Erziehung
zum selbstständigen und selbstbewussten Wesen. Die Tai Chi
praktizierenden Menschen im Frühnebel des Volkparks werden auch immer
belächelt und wenn es um Selbstverteidigung geht ist Judo sicher
effektiver. Thai Chi ist eher meditativ, gilt der Entspannung und
wird ohne Partner praktiziert (mit einem eher symbolisch gedachten
imaginären Gegner).

Viele Grüße

Hallo,

ich sehe da schon einige Kritikpunkte…

  • Der Wechsel von einer Regeleinrichtung in eine Montessorieinrichtung oder anders herum, ist sicherlich sehr schwer für die Kinder.
  • So schön es alles klingt, aber dieses Konzept muss der jetzigen Welt angepasst werden. Heute spielen Internet, TV, Chat und PC-Spiele eine große Rolle bei den Jugendlichen.
  • Das reale Leben ist hart. Ich finde, die M-Pädagogik hört sich sehr nach Sonnenschein an, aber was ist, wenn die Jugendlichen dann zur Uni oder arbeiten gehen (bzw. keine Arbeit finden)?
  • Die Eltern müssen nicht nur hinter diesem Konzept stehen, sondern die Pädagogik auch selbst daheim leben. Das ist bei vielen einfach nicht gegeben. Trotz der enormen Anpassungsfähigkeit von Kindern an die gegebenen Inseln, gehen m.E. die positiven Punkte der M-Pädagogik verloren, wenn sie nur vormittags vermittelt wird.

Das ist jetzt eher meine eigene Kritik und auch noch lange nicht alles. Mehr fällt mir gerade nicht ein…

Gruß
Tato

Hallo,

was genau meinst du mit „Sonnenschein“ Pädagogik?

Viele Grüße

Hallo,

was genau meinst du mit „Sonnenschein“ Pädagogik?

Locker ausgedrückt: „alles ist toll, du bist so stark, du bist so toll, du hast alle Chancen, lerne wann / wo / wie du willst, entdecke die Welt, du kannst immer zu mir kommen…“

Dann kommt der Knall… „vom Chef angemotzt, von den Kollegen gemobbt, man ist arbeitslos, man kann aus xy Gründen nicht erlernen was man möchte, man hat unzählige Vorschriften, man darf ja nichts entdecken sondern nur seinen Job machen…“

Ich gebe zu, das ist sehr schwarz-weiß gedacht und arg übertrieben, dient aber nur zur Verdeutlichung.

Gruß
Tato

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Hallo,

ich verstehe was du meinst, aber ich denke nicht, dass diese Probleme
im Erwachsenenalter mit Montessorierziehung im Kindergartenalter zu
zurückzuführen sind. Die Kleinkinder wollen wissen und lernen und
sich als Persönlichkeit entfalten. In der „normalen“ Erziehung wird
dies (nicht immer) aber oft von unmotivierten und überforderten
Erziehern nicht gewährleistet. Die Kinder sollen sich in eine Gruppe
möglichst unauffällig fügen, damit weniger Arbeit anfällt.
Montessorierzieher haben eine Zusatzausbildung und sind meist
hochmotiviert im Umgang mit den Kindern.
Die heile Welt gibt es nicht und dies wird in einem Monte-
Kindergarten auch nicht vermittelt - auch hier müssen die Kinder
lernen mit mehreren verschiendenen Menschen umzugehen und die
Freiräume des anderen zu respektieren - aber vielleicht ist es ja
gerade das was den anderen Kindern fehlt. Da würde ich aber andersrum
argumentieren. Denn die Monte-Kinder haben etwas gelernt und die
anderen nicht.
In dem Monte-Kindergarten herrschen sehr strikte Regeln, denn nur so
ist diese Form von Erziehung umsetzbar. Du kannst das tun was du
willst (weitestgehend wie lange du willst, feste Zeiten zum Essen,
schlafen und rausgehen gibt es dennoch), und wenn du um Hilfe
bittest, wirst du sie von den Erziehern auch bekommen. Wenn du dich
mit dem Material/Spielzeug nicht mehr beschäftigen möchtest, musst du
es zurückräumen bevor du dir etwas neues aussuchst.

Das Kind lernt dabei, dass es selber Entscheidungen treffen kann und
darf und es lernt auch die Konsequenzen in seinem Tun (alle 1180
Puzzleteile wieder zurückzuräumen, den umgeschütteten Tee selber
aufwischen, den benutzten Teller selber abwaschen usw.

Neid habe ich noch nicht erlebt, auch nicht bei älteren Kindern, die
bereits in der Grundschule sind, auch keine „Kulturschocks“.
Allerdings wäre es eine Überlegung wert, ob es auch anders geht als,
das einer vorne am Lehrerpult steht, etwas vormacht und alle machen
es nach. Kreativität, Selbstbewusstsein, Allgemeinbildung, soziale
Intelligenz und Neugier auf Wissen ist etwas was durchaus gefragt
ist, etwas was glücklich macht und etwas was in dieser Gesellschaft
zunehmend fehlt. Das in Frage zu stellen wäre ein Schritt zurück -
„alle sind gleich (doof), sollen die Klappe halten und tun was der
Lehrer/Arzt/Arbeitgeber sagt, wenn du angemacht wirst, dann hau ihm
eins in die Fresse“ - mit der Lebenseinstellung kann ich nichts
anfangen und distanciere mich auch ausdrücklich davor.

Viele Grüße

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Hallo,

ich verstehe was du meinst, aber ich denke nicht, dass diese
Probleme im Erwachsenenalter mit Montessorierziehung im
Kindergartenalter zurückzuführen sind.

Das denke ich auch nicht. Allerdings hätte dann Bedenken, wenn die M-Pädagogik in der Oberstufe praktiziert wird und sich nicht der Realität anpasst. Ich muss zugeben, dass ich die M-Pädagogik nur von der Theorie her kenne und noch nicht selbst erfahren habe (man kann ja nicht alles kennenlernen). Die Theorie in den Büchern hört sich - wie viele Bücher - recht „verstaubt“ an. Einige Teile findet man gut und sollte/könnte sie auch in der heutigen Zeit umsetzen, andere Teile müssen der Realität angepasst werden.
Wie die Theorie in der Praxis umgesetzt wird hängt natürlich vom Konzept der Einrichtung und von den Erziehern / Lehrern selbst ab.

Gruß
Tato

Chili,

auch unser Sohn besuchte damals ein Montessori-Haus und wir waren davon sehr überzeugt. Er hatte dort eine schöne Zeit und das Personal war dort sehr engagiert. Die Kosten waren nur unwesentlich höher als in einer öffentlichen Anstalt.

Leider gibt es hier keine Schulen, weder Grundschule noch Gymnasium, die diesen Ansatz praktizieren. Für einen selbstbestimmten, freiheitsliebenden Menschen ist das reguläre Schulsystem eine Zumutung. Unser Sohn versäumt keine Gelegenheit, es zu verfluchen, dies, obwohl er ein leistungsfähiger und dank (???) ständigem Druck auch guter Schüler ist.

Ich wüsste nicht, warum die m-Pädagogik generell nicht oberstufentauglich sein sollte. Ich glaube eher, dass man bei Schülern, die schon seit 10 Jahren vom System versaut wurden, vor die Wand rennt. Da hat eine negative Konditionierung stattgefunden: Lernen = Zwang/Fremdbestimmmung/Qual/Langeweile, ergo gleich innerlich Widerstand leisten, sobald etwas nach Lernen riecht …

LG
sine

Hallo,

Montessori mal streng verkürzt heißt v. a. „Hilf mir, es selbst zu tun“ - daran kann nichts falsch sein, weder im Kiga noch in der Uni. Dass hie und da mehr oder weniger Input nötig ist, liegt auf der Hand, aber nirgends sollten Lernende dazu verdammt sein, gedankenlos nachzuäffen.

LG
sine

Hallo Rene,
zwischen Glauben und Wissen liegt ein riesiger Unterschied - genauso
wie in Theorie und Praxis. Jedes Montessorihaus bietet an die
Einrichtung einen halben Tag oder ein Paar Stunden zu beobachten - das
solltest du tun - denn das was du schreibst ist Unfug.

Viele Grüße