Kritik Schulz von Thun

Hallo kann mir jemand ein paar Tipps bezüglich Schulz von Thuns „Miteinander reden1“ geben? Ich arbeite im Zuge einer Ausarbeitung an Fazit und Kritik. Mir geht es hier vor allem um das Problem der Systemtheorie und Handlungstheorie, er scheint doch das eine anzugeben aber das andere zu verwenden. Ich wäre super dankbar wenn jemand mit einigen Argumenten, Ausführungen oder Beispielen dienen könnte.

Danke

Hi Luckydin!

Ein Experte bin ich nicht, aber vielleicht kann ich Dir trotzdem eine Anregung geben:
Ich selbst finde Schulz von Thun sehr aufschlußreich und nützlich. Besonders hinsichtlich der 4 Seiten einer Botschaft…in all ihren dargebrachten Variationen…

Ich weiß nicht, ob Du Psychologie studierst (?)- dann wirst Du auch Rogers, Cohn, Berne, Watzlavic (oder wie er sich auch immer schreibt)… kennen - ansonsten nimm´s als Hinweis.
(Besonders Berne´s „Spiele der Erwachsenen“ ist sehr interessant.)

Meiner Ansicht nach haben alle den gleichen Knackpunkt :
die Handelnden sind alles Menschen! - und je mehr an einer Situation… beteiligt sind, desto mehr Prozesse laufen gleichzeitig ab- beginnend von Sympathie/Antipathie, Verbales, Nonverbales, Direktes, Indirektes…
Und jeder hat im laufe seines Lebens andere Strategien und/oder Abwehrmechanismen entwickelt, um sich zu schützen, zu behaupten, … sich „Positives“ zu verschaffen.
Ein Therapeut/ Gesprächsführer… muss dabei einen guten Überblick haben - natürlich entsprechendes Fachwissen besitzen, dies anwenden!!!sowie(finde ich besonders wichtig:smile:sich selbst kennen, wissen wer er ist…!!!

Er muss in der Lage sein,z.B. zu merken, wann auch bei Ihm aus irgendwelchen Gründen eine Übertragung läuft; er darf nicht der „Über-…“ werden : - wenn man für sich die „Diagnose gestellt“ hat, denkt man mitunter, die eigene eingefallene Lösung sei die Beste und versucht die anderen dorthin zu dirigieren- oder: die Lösung erscheint einem doch so einfach - man wird ungeduldig… weil die anderen es nicht sehen(wollen)… bis zum „Helfersyndrom“
-…o.ä.

Einen Einwand habe ich noch : die Kommunikationstheorien/-Gesprächsführungsth. und entsprechende Therapien setzen den Willen des anderen … voraus, sich darauf einzulassen, sowie meiner Ansicht nach einen gewissen Stand der Allgemeinbildung - sonst kann man ganz schön ins Rudern kommen.

Noch zum System-…:
-wie oben kurz angerissen laufen zum Beispiel in einer Familie viele kommunikativ-ps. Prozesse gleichzeitig ab. Sagen wir, in dieser Familie gibt es ein „schwarzes Schaf“ - z.B. der Sohn mit auffälligem Verhalten, Leistungen sind mehr schlecht als Recht, die Lehrer lassen öfter von sich hören… er stiehlt etwas…
Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, wo die Ursachen liegen könnten- das „Aufdrieseln“ aber so zeitaufwendig und im Endeffekt momentan wenig hilfreich. Auch deshalb wird die Schuldfrage außer Acht gelassen (-außerdem, wenn man jemanden eine Schuld zuweist, ist immer damit zu rechnen, daß er… „dicht macht“
Zurück zur Familie:
Mögliche Diagnose zum System der Familie: die Familie braucht dieses „schwarze Schaf“, um überhaupt noch als „Familie“ existieren zu können. Gemeinsame Aufgabe, die verbindet: Thema „Das schwarze Schaf“- was war heute wieder?, wie kann er nur…, geeignete Sanktionen …finden und durchsetzen,…d.h. gemeinsame Aufgabe ist die Erziehung/ Rettung des Jungen.

Im systemischen Ansatz wird nun nicht das Verhalten … einer Person verändert, sondern es soll das „Miteinander - umgehen aller!!!“, die „Art des Miteinanders“ betrachtet und verändert werden.
I.d.S.(grob zusammengefaßt): jeder steuert seinen Teil an Veränderung der Transaktionen/Bez…innerhalb des Systems bei. Es geht auch in kleinen Schritten lt. dem Motto: was kann jeder zugunsten eines anderen (gleich)ändern, ohne daß er sich dabei „ein Bein ausreißt“.
Selbst wenn ein Mitglied des Systems das Ganze ablehnt, bleibt er als Teil des Systems trotzdem involviert. D.h., wenn sich die anderen verändern/ sie sich im Verhalten zueinander verändern, hat es immer auch Auswirkungen auf den „Streiker“. Ihm obliegt es dann sich zu entscheiden, das Ganze (mitunter stillschweigend) anzunehmen oder sich anders zu entscheiden und entsprechend zu reagieren- … bis zum Verlassen dieses „neuen“ Systems - weil es ihm/ihr… „nichts mehr bringt“.

Genug. Ich hoffe, es war wenigstens etwas Brauchbares dabei.
Frohes Schaffen!
Gruß Roxelane

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