Kritische Umfrage zu QM gesucht

Hallo Leute,

ihr kennt das sich alle: Wenn man einen Maschinenbediener oder einen Lageristen nach ihrer Meinung zu QM fragt, kommt meist nix positives dabei raus. Die Vorarbeiter und Meister sind auch nicht viel besser. Mehraufwand, Bürokratie, Zettelwirtschaft,… sind Standardsprüche.

Oft wird das QMS als Schikane und Kontrolle betrachtet.

Frage:

Gibt es keine Umfrage, die sowas belegt? Ich meine damit etwas konkretes wie „x% der Beschäftigten hält QM für überflüssig“ oder Ähnliches.

Danke

Hallöchen:

Gibt es keine Umfrage, die sowas belegt? Ich meine damit etwas konkretes wie „x% der Beschäftigten hält QM für überflüssig“ oder Ähnliches.

Das hängt doch sehr von der Unternehmenskultur ab.
Meine Assistentin kommt aus GE, und sie sagt, dass dort jeder Angestellte, der QM für überflüssig hält - naja, sagen wir mal - gar nicht angestellt wird.
In solchen Unternehmen werden Deine Wunschzahlen bei etwa 0% liegen.

In anderen Unternehmen („ehemalige deutsche Behörde“) wird QM auch gerne gesehen, allerdings völlig falsch betrieben. Da freut man sich, weil ISO9000 mal wieder 5 Jahre Beschäftigung gewährleistet.

Dann gibt es noch die - leider - breite Masse, die von QM nur „ISO“ und „DIN“ gehört hat und sich den Rest denkt. Bei solchen ist oft die Unternehmensführung entscheidend darüber, was der Durchschnitts-MA über QM denkt:

  • lehnt die Führung QM ab, tun es auch die MA.
  • betreibt die Unternehmensführung QM zum Hinwegtäuschen über schlechte Bilanzen, sind die MA dagegen.
  • zeigt die Führung, dass durch geplante Umsetzung einer QM Strategie einerseits QuickWins entstehen, andererseits der Arbeitsplatz der „qualitäts-gemanageten“ Beschäftigten sicherer wird - dann sind die MA oft begeistert.

Im Change Leadership (MBB Pflichtkurs) wird sehr gerne über die „kritische Masse“ diskutiert und das Beispiel der macaca fuscata (Link: http://www.blueplanetbiomes.org/japanese_macaque.htm ) genommen.

Kurz gesagt: entweder ist ein Betrieb fast einheitlich dafür - oder dagegen: Es hängt davon ab, wie viele den Nutzen sehen, und welchen Einfluss diese mit ihrer „Kartoffel“ (dem QM) ausüben.

Gruss,
Michael

Das hängt doch sehr von der Unternehmenskultur ab.
Meine Assistentin kommt aus GE, und sie sagt, dass dort jeder
Angestellte, der QM für überflüssig hält - naja, sagen wir mal

  • gar nicht angestellt wird.

Vor der GF wird natürlich ständig betont wie wichtig man die ganze Sache sieht und wie toll man es findet. Würde man eine anonyme Umfrage veranstallten, da sähe die sache wohl düster aus.

Wenn ich mich mit den Freunden meines kleinen Bruders unterhalte, alles Arbeiter (Industriemechaniker, Schweißer,…) dann muss ich sagen:
Alle halten QM für eine überflüssige Schikane. Und die kommen aus verschiedenen Betrieben.

Bei sehr vielen Betrieben wurde die DIN EN ISO mit dem Ziel Zertifikat eingeführt. Und dass muss sich doch in irgendwelchen Umfragen wiederspiegeln.

Klar muss ich dir recht geben, dass es auch viele Unternehmen gibt, in denen es gelebt und akzeptiert wird.

Übrigens Danke für das Affenbeispiel

Vor der GF wird natürlich ständig betont wie wichtig man die ganze Sache sieht und wie toll man es findet. Würde man eine anonyme Umfrage veranstallten, da sähe die sache wohl düster aus.

Da gebe ich Dir durchaus Recht.

Alle halten QM für eine überflüssige Schikane. Und die kommen aus verschiedenen Betrieben.

Das, so denke ich, ist oft so. Mit Verweis auf die Affen würde ich sogar sagen, man muß keine große Umfrage machen - es reicht, 2-3 Leute aus verschiedenen „qualitätsgemanagten“ Bereichen am Stammtisch zu fragen was sie über QM denken und man weiß alles.

Bei sehr vielen Betrieben wurde die DIN EN ISO mit dem Ziel Zertifikat eingeführt. Und dass muss sich doch in irgendwelchen Umfragen wiederspiegeln.

Ja, das ist leider die Realität. Wie mein QM-Kollege immer gerne sagt „Mit DIN/ISO hat man genug Papier, um im Notfall nen ganzen Winter lang zu heizen - das ist in den meisten Betrieben das Wichtigste daran“

Statt großartige Umfragen zu machen, kann man sich übrigens schon das Management selbst ansehen: Die Nachricht „Qualität ist uns wichtig“ muß 100% konsistent sein.
Dazu gehört auch, dass das Unternehmen auch hinter der Idee steht, hochqualitative Arbeitskräfte zu haben, deren hochqualitative Arbeit jeden Cent wert ist - und ihnen auch hochqualitative Arbeitsplätze und Führungskräfte zur Verfügung stellt :wink:

Einfach gesagt: Qualität gibt’s nicht für lau. Da muß man auch was rein investieren - selbst wenn das Ziel am Schluß eine verbesserte Marktsitutation (d.h. preis-wertere [!= billigere] Produkte / Dienstleistungen ) ist.
Mitarbeiter müssen gewürdigt, unterstützt und gefördert werden - wenn QM das nicht gewährleistet, kann man es direkt tüten.

Das wären dann so ungefähr die Fragen, die ich stellen würde:
Wie „verkauft“ das Management dem Mitarbeiter den Qualitätsbegriff?
Ist er eine Forderung - oder ein Angebot?
Wie sieht das Returns of Investment aus Mitarbeiter(!) Sicht für QM aus?
Welchen Nutzen zieht der Mitarbeiter daraus, dass er mitspielt?
Welche Informationen erhält der Mitarbeiter über den Ist- und Sollstatus der Qualität seiner Arbeit/ seines Bereichs - und darüber hinaus?

Blah - die ganze Liste kann man im EFQM Excellence Self Assessment nachlesen, aber da schreiben die Manager oft eh nur irgenwelchen Müll rein, den sie selbst nicht glauben würden, wenn sie mal für fünf Cent (was in Managergehältern nicht wirklich viel ist) nachdenken würden.

Gruss,
Michael

Macht eigentlich keinen Sinn.
Hallo Tobi,

was macht eine Umfrage für einen Sinn, bei der gefragt wird, ob man es gut findet, seine Arbeit planmässig gut zu verrichten und das Ergebnis nicht dem Zufall zu überlassen?

ihr kennt das sich alle: Wenn man einen Maschinenbediener oder
einen Lageristen nach ihrer Meinung zu QM fragt, kommt meist
nix positives dabei raus.

Redest du von vor 25 Jahren oder von heute?
Ich hatte schon in mehreren Firmen mit allen möglichen Leuten zu tun, aber was du beschreibst ist mir noch nicht begegnet.
Wenn, wie du schreibst, nix Positives herauskommt, dann drängt sich mir die Frage auf, ob die Leute entweder:

  1. schlichtweg keinen Bock auf ihren Job haben, oder
  2. sich unter QM jemanden vorstellen, der im weisen Kittel daherkommt und ihnen ständig dreinredet.
    Letzteres hat mit QM selbstredend nix zu tun.
    (…)

Oft wird das QMS als Schikane und Kontrolle betrachtet.

Dann handelt es sich nicht um QM, sondern dann läuft was gündlich schief.
QMS und Schikane passen zusammen wie Feuer und Wasser.

Frage:
Gibt es keine Umfrage, die sowas belegt? Ich meine damit etwas
konkretes wie „x% der Beschäftigten hält QM für überflüssig“
oder Ähnliches.

Natürlich nicht.
Wer QM für überflüssig hält, der wird früher oder später vom Markt verschwinden. So einfach ist das.
Was die Leute am Stammtisch und zuhause rausposaunen und wie sie sich am Arbeitsplatz tatsächlich verhalten, sind zweierlei Dinge.

Gruss,
TR

was macht eine Umfrage für einen Sinn, bei der gefragt wird, ob man es gut findet, seine Arbeit planmässig gut zu verrichten und das Ergebnis nicht dem Zufall zu überlassen?

Wenn denn QM so betrieben würde.

Oft läuft es aber eher so:

Management sagt „Ab heute sind wir eine Excellent Company.“ - was in der Praxis dann heißt: doppelt so lange Reports schreiben, ab sofort kein Status Rot mehr melden sondern sich was aus den Fingern saugen, warum es doch nur Gelb ist - und Pinkelpausen von der Arbeitszeit abziehen.

Andere Unternehmen ziehen irgendwelche hahnebüchenen Metriken, und kommen dann zu dem Schluß „Hmm, was der in ner Woche macht, könnte man auch an 2 Tagen machen“ [wenn man 15hr/Tag arbeitet] und dann sagen „Diese Abteilung ist unproduktiv, schmeißen wir mal 50% der Leute raus, dann ist die Verschwendung an Geld im Griff“ und das Mangement glaubt, jetzt wäre man Lean.

Dann gibt es auch die Spezis, die mal was von Six Sigma gehört haben und obgleich meinen, wenn man ein hundertseitiges FMEA und eine achzigseitige Prozesskarte aufgestellt hat, wird automatisch die Qualität der Arbeit besser.

Und da kommt dann mal ein echter QM Experte in so nen Laden und darf sich erstmal anhören, was bisher im Namen seiner Tätigkeit verbockt wurde - hach, sowas kenne ich nur zu gut.

Gruss,
Michael

Hallo TR!

Wer QM für überflüssig hält, der wird früher oder später vom
Markt verschwinden. So einfach ist das.

Er sprach von den Mitarbeitern, nicht vom Management. QMBs sind in den Augen vieler Mitarbeiter diejenigen, die am PC sitzen und Faxen machen. So werden Audits auch oft als Schikane, Qualitätsregelkarten als Plage und Kontrollproben als Blödsinn verstanden. Es wird m.E. noch lange dauern, bis jeder die 9000 so richtig verstanden hat (und nicht nur die QMBs).

Gruß Torsten

Hallo TR!

Wer QM für überflüssig hält, der wird früher oder später vom
Markt verschwinden. So einfach ist das.

Er sprach von den Mitarbeitern, nicht vom Management. QMBs
sind in den Augen vieler Mitarbeiter diejenigen, die am PC
sitzen und Faxen machen.

Es heißt doch so schön:
Was ist der Unterschied zwischen einem QMB und einem Terroristen?

Terroristen haben Sympathisanten!

Moin,
Problem von QM ist nicht die QM selbst, sondern wie sie eingeführt und dann gehandhabt wird.
Das Problem in solchen Situationen ist das, was als organisatorisches Veränderungsmanagement oder Organizational Change Management bezeichnet wird.
Die Einführung von QM bedeutet immer Veränderung, wenn die Veränderung nicht professionell gemanagt wird, dann hat man den Salat.
Wenn du unter diesem Stichwort suchst, wirst du genug Stoff finden.
Mein persönlicher Liebling ist Kotter; Leading Change.
Grüße
Michael

Hallo, Das ganze ist viel einfacher

  1. Wasser läuft üblicherweise nur den Berg herunter
  2. Fisch stinkt am Kopf am meisten
  3. Es steht nicht alles in der Norm was da so gemeint und reininterpretiert wird.
  4. Jedes unternehmen hat die mitarbeiter die es verdient,-eingestellt hat.

Man kann so etwas auch Firmenkultur nennen

Gruss HJT

Gibt es keine Umfrage, die sowas belegt? Ich meine damit etwas konkretes wie „x% der Beschäftigten hält QM für überflüssig“ oder Ähnliches.

Das hängt doch sehr von der Unternehmenskultur ab.
Meine Assistentin kommt aus GE, und sie sagt, dass dort jeder
Angestellte, der QM für überflüssig hält - naja, sagen wir mal

  • gar nicht angestellt wird.
    In solchen Unternehmen werden Deine Wunschzahlen bei etwa 0%
    liegen.

In anderen Unternehmen („ehemalige deutsche Behörde“) wird QM
auch gerne gesehen, allerdings völlig falsch betrieben. Da
freut man sich, weil ISO9000 mal wieder 5 Jahre Beschäftigung
gewährleistet.

Dann gibt es noch die - leider - breite Masse, die von QM nur
„ISO“ und „DIN“ gehört hat und sich den Rest denkt. Bei
solchen ist oft die Unternehmensführung entscheidend darüber,
was der Durchschnitts-MA über QM denkt:

  • lehnt die Führung QM ab, tun es auch die MA.
  • betreibt die Unternehmensführung QM zum Hinwegtäuschen über
    schlechte Bilanzen, sind die MA dagegen.
  • zeigt die Führung, dass durch geplante Umsetzung einer QM
    Strategie einerseits QuickWins entstehen, andererseits der
    Arbeitsplatz der „qualitäts-gemanageten“ Beschäftigten
    sicherer wird - dann sind die MA oft begeistert.

Im Change Leadership (MBB Pflichtkurs) wird sehr gerne über
die „kritische Masse“ diskutiert und das Beispiel der macaca
fuscata (Link:
http://www.blueplanetbiomes.org/japanese_macaque.htm )
genommen.

Kurz gesagt: entweder ist ein Betrieb fast einheitlich dafür -
oder dagegen: Es hängt davon ab, wie viele den Nutzen sehen,
und welchen Einfluss diese mit ihrer „Kartoffel“ (dem QM)
ausüben.

Gruss,
Michael