Krumme Kalibergrößen

Hallo.

Daß man bei englisch/amerikanischer Munition in der metrischen Umrechnung keine runden Werte herausbekommt, sondern Zahlen wie 7.62 oder 12.7, ist nachvollziehbar, da es, je nach dem ob es cm oder mm sind, 3 bzw. 5 mal einem Zoll bzw 1/10 Zoll entspricht.
Wieso aber gibt es die Kaliber, die sowohl nach metrischem als auch nach Zollmaß krumme Werte haben? Dies ist bei vielen englisch/amerikanischen Kalibern, so etwa .223, .308. .357, .577, aber auch dem metrischen Kaliber 7.92 mm der Fall. Wieso diese Kalibergrößen bzw. Angaben? In der Regel stimmen sie nicht einmal.

Grüße
Ostlandreiter

Hallo Ostlandreiter,

das hängt mit der unterschiedlichen Messung desselben in den verschiedenen Ländern ab:
Zum Beispiel ist eine Patrone des Kalibers

7,65 mm lang = 9 mm Parabellum oder 9 mm Luger oder
9 mm Browning kurz oder
.380 Automatic
9 mm Automatic

Für eine genaue Untterrichtung empfehle ich dir:
Pawlas Munitionshandbuch,Nürnberg 1973.

mfg

Frank

.cal
Hallo Ostlandreiter,

abweichende Caliber mutmasslicher gleicher Durchmesser erklären sich aus verschiedenen Gegebenheiten.

Normalerweise ist zuerst die Waffe da und auf diese wird dann das Caliber entwickelt (das richtet sich nach dem mechanischen und Schussverhalten der Waffe). Manchmal indes läuft das auch umgekehrt, d.h. zuerst ist die Patrone da und dann wird die Waffe „drumrum“ entwickelt.

9mm sollten eigentlich exakt 9mm sein - sind es aber nicht (das reicht dann von 8,9mm bis zu 9,6mm).

Bekanntestes Beispiel wäre die sogenannte „Luger“-Pistole (auch 08/15 nach dem Einführungsjahr beim Deutschen Heer, bzw. Entwicklungsstufe (bei Mauser) benannt - später auch „Parabellum“ nach der nun verwendeten Muntion benannt):
Zuerst war da der Borchert Karabiner (ein kurzer Jagdkarabiner als Selbstlader im Caliber 7,65mm Parabellum). Diese Waffe wurde vom Waffeningenieur Luger (Angestellter bei Mauser) zu einer Pistole umfunktioniert, d.h. Lauf gekürzt und Pistolengriff montiert. Diese Waffe wurde bei der Schweizer Armme weiterentwickelt und als „Ordonance Pistole 7,65 Parabellum“ eingeführt. Im WWI zeigte sich, dass das verwendete Caliber zwar über eine enorme Durchschlagkraft verfügte, die sogenannte „Mannstoppwirkung“ aber Wünsche offen lies. Man korrigierte dies, indem der Flaschenhals der 7,65mm Parabellum Patrone abgeschnitten wurde. Nun hatte diese gekürzte Patrone einen Geschossdurchmesser von exakt 9mm = die 9mm Parabellum war „geboren“. Diese Patrone hatte immer noch eine enorme Durchschlagkraft bei erheblicher Mannstoppwirkung. Sie setzte sich weltweit durch und es gibt heute eine Vielzahl von Bezeichnungen für diese Patrone = „9mm Parabellum“, „9mm Luger“, „08/15“ oder „9x19“ (wobei die letztere Zahl die Hülsenlänge in mm angibt) und eine noch grössere Zahl von Waffen aus welchen diese Patrone verschossen wird.

Diese Patrone ist heute weltweit die meistverbreitete Patrone beim Militär.

Aber es gibt auch viele andere 9mm Caliber, welche teilweise aus Halbautomaten, teilweise in Revolvern verschossen werden.

Bei den Pistolen kommen, beispielsweis
9mm Parabellum (auch „9x19“ oder „9mm Luger“)
9mm Bergmann (wesentlich längere Hülse)
9x18 (eine leicht reduzierte Version der 9x19)
9x17
9mm Browning (auch ".380 Auto)
und viele mehr zur Anwendung.

Bei den Revolvern kommen, beispielsweise
.380 S&W (für ältere Smith & Wesson Revolver)
.38 (das Standard 9mm Caliber für Revolver überhaupt)
.38 Special (ebenfalls eine Smith & Wesson Entwicklung)
.357 Magnum (eine Remington Entwicklung)*
und einige Andere zur Anwendung.

*Obwohl es sich bei der „.357 Magnum“ um den exakt gleichen Geschossdurhmesser wie bei der „.38 Special“ handelt, sind es doch zwei gänzlich verschiedene Patronen. Die „.357 Magnum“ wurde entwickelt um den Gasdruckverlust bei der „.38 Special“ zu kompensieren (bei einem Trommelrevolver entweicht immer etwas Gasdruck durch den sogenannten „Trommelspalt“, was zum Leistungsverlust führt). Dazu wurde ein agresiveres Pulver verwendet. Um zu verhindern, dass solche Patronen mit Überladung („Magnum“ ist ein geschützter Begriff der Firma Remington und kennzeichnet Patronen mit agressiver Überladung) aus einer Waffe, designed für die schwächere .38, verschossen werden (schliesslich ist deren Gesmatkostruktion nicht für die stärkere „.357 Magnum“ ausgelegt) wurde die Hülsenlänge einfach verlängert - damit passen diese „.357 Magnum“ einfach nicht mehr in das Patronenlager einer regulären .38 und die Waffe kann nicht mehr bedient werden. Es handelt sich also um eine eingebaute Sicherheit. Andererseits kann man sehr wohl aus einem „.357 Magnum Revolver“ auch Patronen des cal. .38 Special verschiessen und sehr viele Schützen machen das auch (bei Scheibenschiessen ist die Mannstoppwirkung irrelevant und die Waffe hat nicht den brutalen Rückstoss der :357 Magnum (zudem wird das Material der Waffe selbst etwas geschont).

Eine weitere sehr bekannte Patrone mit dem gleichen Phänomen wäre die „.223“, die bekannte N.A.T.O. Patrone, welche aus der „.222 Remington“, einer Jagdpatrone für Rehwild, entstand. Die „.223“ ist agressiver geladen und die Hülse ist minimalst länger. Zwar kann die „.222 Remington“ aus einem Schnellfeuergewehr verschossen werden, indes sind dann Ladehemmungen zu erwarten und das Patronenlager kann „ausgebrannt“ werden.

Im Übrigen bedeutet .380 nicht 38/10 Zoll, sondern 380/1000 Zoll.
Es geht hier in den 1/1000" (Zoll/Inch) Bereich.

1 Zoll = 25,4mm

Eine .38 hat also = 9,652mm Geschossdurchmesser
Eine .357 Magnum hat also = 9,0678mm Geschossdurchmesser

Diese sehr geringen Abweichungen weichen je nach Munitions-Hersteller nochmals voneinander ab. Diese Abweichungen spielen in der Praxis nur eine untergeordnete Rolle. So kann eine .357 Magnum von Remington durchaus von einer .357 Magnum von Norma abweichen. Diese geringen Abweichungen werden dennoch von den Waffen „akzeptiert“ (z.B. Colt Phyton).
9mm sind also nicht zwingend 9mm (messtechnisch).
Auf jeder Waffe ist das zu verwendende Caliber eingeprägt (meist im Lauf oder auf der sogeannten „Hülse“, der Patronenkammer). Daran sollte man sich tunlichst halten!

Zur ursprünglichen Frage:

Wieso aber gibt es die Kaliber, die sowohl nach metrischem als
auch nach Zollmaß krumme Werte haben?

Dies ist „historisch“ und Munitionshersteller bedingt zu erklären.

Ich weiss jetzt nicht, ob diese kleine Einlassung (Wiederlader wissen es bestimmt besser:smile: hilfreich im Sinne der gestellten Frage war, würde micha ber freuen wenn ich zumindest ein klein wenig Licht ins tiefe Dunkel der Handfeuermunition brachte :smile:

Freundliche Grüsse
RS

Ich weiss jetzt nicht, ob diese kleine Einlassung (Wiederlader
wissen es bestimmt besser:smile: hilfreich im Sinne der gestellten
Frage war, würde micha ber freuen wenn ich zumindest ein klein
wenig Licht ins tiefe Dunkel der Handfeuermunition brachte :smile:

Die Frage ist zwar nicht geklärt worden, jedoch war der Artikel dennoch sehr aufschlußreich. So habe ich aus ihm erst erfahren, daß die Bezeichnung Magnum ein Firmenpatent ist. Bisher hatte ich auch die Auskunft, daß die Revolverpatronen mit Magnum im Namen von Smith&Wesson entwickelt worden seien. Was ist mit den anderen Firmen, die den Ausdruck verwenden? Zahlen diese an Remington eine Art Pacht?

Magnum
Hallo Ostlandreiter,

jetzt wird`s vielleicht ein bischen „dünn“, denn das kann ich Dir nur aus vager Erinnerung beantworten.

So habe ich aus ihm erst erfahren, daß die Bezeichnung Magnum ein Firmenpatent ist.

war!
Denn, meinem bescheidenen Kenntnisstand nach, lief dieses „TM“ 20 Jahre nach Erstregistrierung aus. Und diese Erstregistrierung war wohl so um 1953 bzw 1954. Diese „.357 Magnum“ wurde von Remington im Auftrage von Colt entwickelt. Die bastellten damals an so einer Art „Überrevolver“, dem dann daraus folgenden Colt Phyton (der kam wohl 1955 auf den Markt).
Die etwas schwächliche Durchschlagskraft der „.38 Special“ sollte erheblich verbessert werden - die hatten damals die „9mm Parabellum“ als Referenz im Auge. Das hat ja dann auch geklappt. Die „.357 Magnum“ liegt etwas über der „9mm Para“.

Ich bin mir jetzt nicht sicher, aber ich meine, auch heute noch werden ausschliesslich Patronen des Herstellers Remington mit dem Zusatz „Magnum“ geführt. Aber da bin ich mir wirklich nicht sicher.
Ich habe selbst nur eine Smith & Wesson Sigma .380 Auto und eine .45 ACP und eine .44 Remington. Ich verwende Munition der unterschiedlichsten Hersteller aber es sind eben keine Magnum-Ladungen. Andererseits habe ich mit Remington beste Erfahrungen gemacht - die sind halt die Grossmeister:smile: Ich gehe nur einmal im Jahr auf den Schiesstand. Aber ich habe einen Freund in Zürich - der sammelt (hat so um die 50 Eisen aller Art, da sind auch Magnums darunter) - ich frag` ihn bei Gelegenheit mal (wenn ich dann noch dran denke:smile:.

Bisher hatte ich auch die Auskunft, daß die Revolverpatronen
mit Magnum im Namen von Smith&Wesson entwickelt worden seien.

Nein, das war die Firma Remington (eben für den Colt Phyton Revolver).

Was ist mit den anderen Firmen, die den Ausdruck verwenden?

Du meinst jetzt dieses furchtbare Ding im cal. „.44 Magnum“ von Smith & Wesson? Nun, Smith & Wesson war/ist seit den Tagen des wahrhaft gewaltigen „.44 Scoofield“ (ein riesiger Kipplaufrevolver) Trendsetter bei besonders grossen Revolvern - zumal Colt ja pleite gegangen ist. Smith & Wesson hält sich jetzt sehr sehr zurück auf dem Waffensektor - das hat wohl mit der sich ändernden Stimmung in den USA bezüglich Waffenrecht insgesamt zu tun. Die wollen nicht in die „Schusslinie“ geraten und sich zukünftig doch mehr mit Regierungsaufträgen begnügen (Colt ist ja weg gefallen). Auf dem Zivilsektor ist jetzt Ruger die grosse Nummer.

Zahlen diese an Remington eine Art Pacht?

Das weiss ich nicht (s.o.)

Vielleicht konnte ich Dir damit helfen:smile:

Freundliche Grüsse
Anonym

Bisher hatte ich auch die Auskunft, daß die Revolverpatronen
mit Magnum im Namen von Smith&Wesson entwickelt worden seien.

Nein, das war die Firma Remington (eben für den Colt Phyton
Revolver).

Sofern ich richtig gelesen habe, bezieht sich das auf das Kaliber .357 Magnum. Es existieren daneben mit .41 und .44 Magnum noch mindestens zwei weitere Revolverpatronen mit dieser Bezeichnung. Vielelicht waren bei meiner Angabe auch diese gemeint.

Was ist mit den anderen Firmen, die den Ausdruck verwenden?

Du meinst jetzt dieses furchtbare Ding im cal. „.44 Magnum“
von Smith & Wesson?

Die Bezeichnung Magnum haben auch Gewehrpatronen, so etwa .300 Winchester Magnum, .458 Winchester Magnum, .375 Holland & Holland Magnum, .338 Lapua Magnum und viele mehr.

Hallo Ray,

Und was ist hiermit???

COLT’S MANUFACTURING COMPANY LLC
P.O. Box 1868
Hartford, CT,
06144-1868, U.S.A.
Tel: (860) 236-6311
Fax: (860) 244-1442
www.colt.com

Aktuell 15.Januar 2005

Hat dieser Schrottverwerter sich etwa retten können? Verdammt!

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Und was willst DU uns hiermit sagen???..
O.W.T.

Dasselbe wie du mit deinem Beitrag:

Etwas, was nichts mit dem Thema zu tun hat. :smile:))))))))))))))

aktuell (bedingt)
Hallo Frank,

tatsächlich ging die Firma mal wieder pleite.
Und tatsächlich haben die noch einen US-Regierungsauftrag zu erfüllen.
Dafür wurde die Firma massiv, seitens der Regierung, gestützt.
Auf dem Papier gibt es sie also noch und sie produzieren auch noch - für diesen einen Auftrag.

Die URL der Firma funktioniert nur unzulänglich und nur manchmal. Ich weiss nicht weshalb dem so ist.

Hier von der Original-Quelle:

„…November 4, 2002
Colt splits in two companies
Effective November 4, 2002, Colt completed reorganizing its operations into separate military and commercial businesses. As a result Colt Defense LLC was established to conduct the business of manufacturing and selling military products while Colt’s Manufacturing Company, Inc. will continue to manufacture and sell commercial products. The ultimate goal of this reorganization is to better position and equip each business to compete in it’s own marketplace…“

Ansonsten spielen die keine Rolle mehr.
Es wird schwierig mit Ersatzteilen (selbst mit Bedienungsanleitungen).

Zusammenfassung:
Colt ist wieder mal kaputt (nicht zum ersten Mal).
Es gibt zur Zeit gleich zwei Firmen in der Nachfolge (siehe oben).

Ich hoffe diese Information war Dir hilfreich.

Freundliche Grüsse
Anonym

PS: Was aus der Klage gegen Heckler & Koch wurde ist mir nicht bekannt. Weiss jemand was?

Hallo Ray,

also man kann sogar mit denen Telefonieren…:smile:

mfg

Frank

P.S.

Die neue URL benutzen…:smile: