Hallo,
„An einer solchen Nahtstelle befindet sich auch die
Tiefbohrstelle bei Windischeschenbach: am ehemaligen Nordrand
von Afrika, einen Meter neben dem ehemaligen Nordkontinent.“
Hm. Beim Rumgoogeln tauchen dann Bezeichnungen wie Störungen,
Kontaktzonen auf. Gibt es Konkreteres, ob es nun die
Nordgrenze Afrikas ist, die ich bis jetzt im Mittelmeer
vermutete ?
Die heutige Grenze der Afrikanischen Platte liegt zwar im Mittelmeer, das ist aber nicht die gleiche Plattengrenze wie die, die am KTB angebohrt wurde.
Die Plattengrenze die da angebohrt wurde ist im Prinzip die Plattengrenze zwischen den großen Landmassen Laurasia (Nordkontinent, der die heutige Eurasische Platte umfasste) und Gondwana (Südkontinent, der auch das heutige Afrika umfasste). Diese stießen vor mehr als 300 Mio. Jahren zusammen, bildeten den Superkontinent Pangaea und führten zur „Variszischen Gebirgsbildung“, in der z.B. der Bayerische Wald entstand (damals vermutlich noch als Hochgebirge). Pangaea zerbrach dann vor rund 150. Mio Jahren, ein Teil von Gondwana (das sonst heute zu Afrika gehören würde) blieb an der Nahtstelle „hängen“, nämlich die Moldanubische Scholle. Diese umfasste (daher der Name) u.a. grob das ganze Gebiet des heutigen Einzugsgebiets von Moldau und Donau. An dieser Stelle, wo die Moldanubische Scholle an den Nordkontinent stieß, da bohrte man im Rahmen des KTB Programms.
Und kann man diese Plattengrenzen nach Jahrmillionen wirklich
so genau lokalisieren ? (Sorry, Vermesserfrage).
Das hängt vermutlich vom jeweiligen Fall ab, aber oft gibt es an der Oberfläche direkte Spuren davon. Im Fall der KTB liegen Ablagerungen der alten Ozeankruste zwischen den beiden Kontinenten offen bzw oberflächennah. Man kann die Plattengrenze also schon sehr genau lokalisieren. Ob man den Rand jetzt in diesem Fall wirklich auf den Meter genau festmachen kann oder ob der Autor deines Buches da nicht ein bisschen übertrieben hat, da bin ich skeptisch, das spielte für die Bohrung aber auch keine Rolle.
vg,
d.