Hallo und guten Abend,
ich habe folgendes Problem. Ich bin bei GI Group / Amazon am Airport Leipzig beschäftigt. Vor etwa einem Monat ging wohl eine Pfändung beim Arbeitgeber ein. Daraufhin stellte der Arbeitgeber meine monatlichen Gehaltszahlungen ein. Dabei darf der Arbeitgeber ja nur maximal 20% des Gehalts einbehalten wegen der Freigrenze oder? Jedenfalls stehe ich seit dem 15. August ohne Geld da, schiebe Hunger und wurde dadurch schwer krank. Mehrmals lag ich jetzt schon an der Magensonde. Gewichtsverlust von 89 auf 67 kg. Jetzt wurde festgestellt, dass ich einen sogenannten Babybauch habe. Von Rewe gibt es ganz weiches Rosinenbrot, das ich mir dort kaufe. Eine Scheibe pro Mahlzeit ist schon recht viel. Denn nur sehr langsam muss sich der Magen wieder vergrößern. Und jetzt kam zusätzlich die Kündigung zum 30. September. Und das während meiner Krankschreibung bis zum 30. September. Was ist, wenn ich jetzt noch länger ausfalle wegen der Geschichte? Das Arbeitsamt hier in Halberstadt hat den Antrag zum 1. Oktober 2022 aufgenommen. Aber Geld bekomme ich leider nicht. Bitte helft mir mal. Ganz lieben Dank im Voraus.
Hallo,
seit wann bist Du jetzt genau arbeitsunfähig und mit welcher Begründung hat der Arbeitgeber Dein gesamtes Gehalt einbehalten ?.
Ab dem Beginn der Arbeitsunfähigkeit hast Du Anspruch auf Krankengeld, der aber ruht, wenn Arbeitsentgelt gezahlt wird. Ich rate Dir dringend, Dich mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzen, damit die sich wiederum an den Arbeitgeber wenden wird. Da wird der sicher reagieren, denn die Kasse kann sich das Gehalt vom Arbeitgeber bis zur Höhe des gezahlten Krankengeldes wiederholen (Regressanspruch). wenn du über den 30.09 hinaus ununterbrochen weiter arbeitsunfähig sein wirst, zahlt die Krankenkasse auf jeden Fall ab dem 01.10.2022 Krankengeld, wobei aber zu bemerken ist, dass auch Krankengeld pfändbar ist, solange man durch die Pfändung nicht hilfebedürftig im Sinne der Sozialgesetzgebung wird.
Gruss
Czauderna
Hallo Joshua,
so ganz verstehe ich die Geschichte nicht, ich mag das aber jetzt auch nicht detailliert zerpflücken. Wenn ich das richtig verstehe, haben wir hier eine Liste übler Probleme, als da wären
- Gesundheit im Eimer
- keine Kohle
- Job während Krankheit gekündigt
- Schulden
Und in ungefähr dieser Reihenfolge solltest Du die Probleme angehen.
ad 1) hast Du einen tauglichen Arzt? Für mich als kompletten Laien klingt das irgendwie danach, dass Du erstmal ne Reha brauchst um Deinen Magen wieder auf halbwegs „normal“ zu kriegen (und nein: eine Scheibe Rosinenbrot ist keine Mahlzeit!). Falls nicht: such Dir bitte einen guten Arzt, das ist das allerwichtigste.
ad 2) es ist so, dass im reichen Deutschland keiner Hunger leiden muss (und wenn wir das mal weiterspinnen wird über kurz oder lang ein vermutlich vorhandener Vermieter entsprechende Konsequenzen ziehen und dann wird alles nicht besser). Wenn Dein Arbeitgeber Dir nix zahlt dann gibt es immer Möglichkeiten, dass Du zumindest Miete und Essen zahlen kannst. Frag zum Beispiel mal hier nach:
https://www.diakonie-halberstadt.de/unsere-angebote/sozialer-dienst/allgemeine-sozialberatung.html
Die werden nicht alle Deine Probleme auf einmal lösen können, werden Dir aber ggf. doch hier oder da Unterstützung geben können oder Dich an die richtigen Adressen weitervermitteln. Denn
ad 3) Ich hab ja keine Ahnung, aber ich meine gehört zu haben, dass „während Krankheit gekündigt werden“ tendenziell eine für den Arbeitnehmer erfolgversprechende Sache ist. Ob das in Deinem Fall auch so ist oder ob es ggf. Gründe gibt, dass Deine Kündigung okay ist kann nur ein Anwalt verbindlich sagen. Da diese aber gemeinhin Geld kosten (und ich nicht davon ausgehe, dass Du ne Rechtsschutzversicherung hast) wäre auch da eine der obigen Institutionen Ansprechpartner, woher Du da Unterstützung kriegst, die Du nicht bezahlen musst.
ad 4) gut, das packen wir dann an, wenn wir 1) bis 3) gelöst haben 
Bis dahin versuch bitte, erstens nicht noch mehr Schulden anzuhäufen und zweitens heb wenigstens alle Post (Rechnungen, Mahnungen etc.) die so reinflattert auf. Und wenn Du kannst, sprich mit den Leuten denen Du Kohle schuldest, ob sie Dir das ggf. für eine gewisse Zeit stunden.
wink
Jana
Hallo,
das ist leider eine nicht ausrottbare Legende.
Die krankheitsbedingte Kündigung ist eine der häufigsten (erfolgreichen) Kündigungsarten überhaupt.
Allerdings ist der Arbeitgeber durchaus bekannt dafür, es mit Fürsorge- und sonstigen Pflichten nicht allzu ernst zu nehmen, so daß eine Prüfung sinnvoll ist.
Und im Übrigen gibt es auch für Arbeitgerichte
die Möglichkeit, Prozesskostenhilfe zu erhalten.
@Joshua441964
Nur - unabhängig davon, ob die Kündigung berechtigt war - tickt seit Zugang der Kündigung eine Fristenuhr. Die klage muß innerhalb von 3 Wochen eingereicht werden gem. § 4 KSchG
https://www.gesetze-im-internet.de/kschg/__4.html
Allerdings kann die Klage erst mal völlig kostenfrei ohne Begründung eingereicht werden. Das geht auch persönlich vor Ort beim ArbG Magdeburg
mit der Hilfe von Rechtspfleger*innen der dortigen Rechtshilfestelle.
&tschüß
Wolfgang
Also, noch einmal richtig langsam und genau zerlegt erzählen:
Ich arbeite bei GI Group/Amazon am Airport Leipzig. Bei denen kam eine Pfändung an. Daraufhin haben die kurzfristig die Gehaltszahlungen eingestellt. Ich hatte für die nächsten 3 - 4 Wochen kein Geld mehr und daher auch nichts zu essen. Und so kam das dann auch mit der Krankheit. Ich lag quer in der Wohnung, was die Nachbarin mitbekommen hat. Sie hat den Notruf gewählt und ich landete im Krankenhaus wegen Unterernährung. Ich muss mindestens für 2 Stunden im Koma gelegen haben. Und dazu kommt, dass nach den 4 Wochen mein Magen und Darm geschrumpft ist. Sogenannter Babybauch. Und außerdem von 89 auf 67 kg Gewicht verloren. Jetzt bin ich wieder zu Hause. Und aufgrund der Krankheit hat mich die Firma gekündigt. Ist das jetzt deutlich genug?
*Was ich noch sagen wollte: Ganz lieben Dank euch allen für eure sehr guten Beratungen. *
An Jana: Ja das werde ich machen, mich sofort an die Diakonie wenden. Dankeschön.
An Wolfgang: Auch dir danke ich. Ich werde via Diakonie sehen, dass ich am Arbeitsgericht was durchgehauen bekomme.
An Albarracin: Auch ein großes Dankeschön an dir. Ich nehme das an und mache es auch.
Hallo,
leider nicht, aber das macht nichts - du hast ja andere, sinnvolle Ratschläge bekommen, da will ich die Sache nicht unnötig komplizieren. Viel Glück.
Gruß
Czauderna